Full text: St. Ingberter Anzeiger

ohne Werihangabe und Geldbriefe im Ortsbestellbe⸗ 
irk wie seither 50 Pfg., wenn nur die Paketadresse, 
Ablieferungsschein oder Nachnahmebrief zugestellt 
wird, 25 Pig., dagegen im Landbeßellbezirl heträgt 
iese Gebühr im erfien Fall 90 Pfg. (either 1 
Mi. 50 Pig.) und im zweiten Falle 60 Pfgs. 
sseither 75 Pfg.) — Bei Paketsendungen im Ver⸗ 
ehr mit den andern deutschen Postgebieten ist diese 
Bebühr im Ortsbestellbezirk ebenfalls dieselbe ge⸗ 
hlieben, dagegen im Landbestellbezirk zu derselben 
Taxe wie in Bayern ermäßigt worden. — Die 
Finziehung von Geldbeträgen durch Nachnahme ist 
»on 150 Mk. auf 400 Mk. erhöht. 
*— Das kgl. bayerische Staatsministerium des 
Innern hat neuerdings die Anordnung erlassen, 
daß die Impfärzte dem allenfallsigen Vor- 
kommen von Hauterkrankungen bei Impflingen ihre 
Aufmeiksamkeit zuzuwenden und über diesen Aus— 
schlag den Bezirksärzten alsbald Anzeige zu er⸗ 
zatten haben. Letztere haben sodann den kgl. 
Zreisregierungen Bericht zu erstatten. 
— Lautzkirchen, 9. Mai. Inhalilich einer 
Mitteilung der pfälzischen Eisenbahn⸗Direktion wird 
an den Sonn⸗ und Feiertagen der seit 1. Januar 
. J. von St. Ingbert nach Zweibrücken fahrende 
Büterzug 371 hier halten und Personen befördern. 
Diese Reueinrichtung geschah auf Grund eines 
Gesuches von Seite des Pferchthalwirtes Hrn. 
Groͤh. Der betr. Zug, welcher also an So in⸗ und 
Feiertagen eine Personenbeforderung hat, bietet 
sür die Besucher des romantischen Pferch-⸗ 
hales u. a eine sehr große Annehmlich⸗ 
keit, de den Besuchern nun vergönnt ist, bis 
gegen 7 Uhr im Pferchthale bleiben zu können. 
gei dieser Gelegenheit sei erwähnt, daß seitens 
zustehender Behörde ein Gesuch eingereicht wird, 
des Inhaltes, es möge oben erwähnter Zug auch 
aim 22. ds. Mis. halten, wo in St. Ingbert 
die diesjährige Lehrerkonferenz siattfindet, 
damit die Lehrer aus dem unteren Bliesthal einen 
besseren Anschluß an den Saargemünderzug und 
nicht in Blieskastel so lange zu warten haben. 
. 3.) 
— Aus dem Positbestell bezirk Wall— 
halben. Die am 1. Mai neueröffnete Postlinie 
Wallhalben ⸗Landstuhl erfreut sich einer starken Per⸗ 
onenbenutzung, der Beweis, wie nothwendig diese 
Einrichtung war. Was die Werthsachen, Briefe 
anbelangt, so sind wir um zwei Tage früher im 
Besitz derselben als vorher. Die Beantwortung 
zines in der Frühe abgesandten Briefes kann jetzt 
fast aus der ganzen Pfalz des Abends schon wie- 
der eintreffen. Dieser Vortheil ist nicht hoch genug 
mzuschlagen. Allgemein geklagt wird nur, daß die 
Post so früh abgeht, da man in *4 Stunden be⸗ 
juem nach Landstuhl fährt, und daß das Fahrgeld 
der ganzen Strecke etwas zu hoch ist (1 Mk. 5 
Pfg.) Zu dieser Klage gibt Anlaß, daß es nach 
Zweibrücken, das 31 Kilometer weiter ist als 
Landstuhl, nur 1 Mk. kostet. Eine gleichartige 
Regelung wäre hier am Platze. 
— Kaiserslautern, 8. Mai. Eine Un⸗ 
vorsichtigkeit beging ein Arbeiter einer hiesigen 
Fabrik dadurch, daß er, als er von einem Knaben 
oei der Arbeit gestört und geneckt wurde, um den⸗ 
selben zu verscheuchen', mit einem eisernen In— 
strumente gegen das Fenster stieß, an dem der 
Znabe außen stand, wodurch die Scheibe zerbrach 
und dem letzteren Splitter ins Auge geriethen, die 
die Sehkraft desselben zerstörten. Er wurde heute 
sierfür mit 20 M. Geldstrafe bedacht, auch durfte 
eine Civilklage nicht ausbleiben. 
- Pirmasens, 9. Mai. Der jugendliche 
Musiker H. Diehl in Feankfurt a. M., ein ge⸗ 
»orener Pirmasenser, der auch schon hier Konzerte 
eranstaltete, ist als Konzertmeister für das städt. 
Drchester nach Aachen berufen worden. — (Unfall.) 
Hestern Nachmittag machten sich in der Horebstraße 
mehrere kleine Schuljungen im unbewachten Spiel 
das unheilvolle Vergnügen, mit Steinen, zu 
verfen, wobei ohne Absicht die 11jährige Louise 
Seim am Leib getroffen und so schwer verletzt 
wurde, daß fie jetzt in bedenklichem Zustande dar⸗ 
niederliegt. (3tg.) 
— In Landau nahm die Kellnerin einer 
dortigen Wirthschaft Gift zu sich, um ihrem 
deben gewaltsam ein Ende zu bereiten. Zwei 
schleunigst hinzugezogene Aerzte verschrieben Gegen⸗ 
nittel, so daß Aussicht vorhanden ist, das Mädchen 
am Leben zu erhalten. Liebeskummer soll dieselbe 
u dieser verzweifelten That getrieben haben. 
— Der Stadtrath von Landau) hat 
in seiner letzten Sitzung zur Deckung der Kosten 
ür die vorjährige Kollektivausstellung der Pfalz in 
München den Beirag von 100 M. bewilligt. 
— Knsringen. Ein trauriges Nachspiel 
ieferte am Montag Abend unser diesjähriges Kirch ˖ 
veihfest. Der in nüchternem Zustande sehr ruhige 
Ickeret Andreas Wind von hier stand in stark an⸗ 
etrunkenem Zustande unter der Thür des Tanz- 
aales von Heupel, den Tänzern zusehend, ohne 
ich eine Bemerkung über irgend jemand zu schulden 
ommen zu lassen. Unvermuthet aber bekam er 
inen Stoß, und im Nu ftürzie er kopfüber die 
echs Treppen hohe Stiege hinab in den Hof auf 
inen kantigen Gegenstand, entweder an Stein oder 
Fisen des Geländers an der Haustreppe und erhielt 
adurch am Hinterkopf eine 6 em tiefe und 2 em 
reite Wunde. Bewußtlos wurde er auf einer 
zahre nach Hause getragen. Zum Gluück war ge⸗ 
ade der Arzi Herr Sutter gegenwärtig, der die 
Vunde reinigte und verband. Es wurde festgestellt, 
aß der Schneidergeselle Karl QOuintus aus Rohr ⸗ 
ach, hier in Arbeit stehend, derjenige sei, der den 
inglücklichen Stoß führte. Derselbe soll auch seine 
That bedingungsweife zugestanden haben. Daß 
iber der Zusiand des Verletzten nicht ungefährlich 
st, beweist das, daß der Thäter auf eingetroffenes 
Telegramm der kgl. Staatsbehörde verhaftet und 
instweilen hinter Schloß und Riegel gebracht 
vurde, worüber er jedoch keine traurige Miene 
nachte. Die gerichtliche Verhandlung wird ihm 
ielleicht eine andere — 
— Herr Professor und Bildhauer Ph. Perron 
nus München, welcher bekanntlich die Herstellung 
nes in Edenkoben zu errichtenden Denkmäls 
veiland Sr. Maj. König Ludwigs 1. übernommen, 
var diese Woche zur Besichtigung des Aufstellungs⸗ 
latzes (Marktplatz) dort anwesend. 
— Haardi, 9. Mai. Der Firma S. Eber 
Peinhandlung dahier, kam laut „Nst. Zig.“ nach⸗ 
tehendes Schreiben zu: „In Anbetracht der von 
Ihnen für Se. kgl. Hoheit den Prinzen Arnulf 
ron Bayern ausgeführten mehrfachen Weinliefer 
ingen, weiche in jeder Hinsicht die vollste Zu⸗ 
riedenheit erlangten, haben Seine Konigliche Hoheit 
uus Höchsteigener Initiative geruht, Ihnen als 
LInerkennung den Titel: „Hoflieferant Seiner 
döniglichen Hoheit des Prinzen Arnulf von 
zayern“ huldvollst zu verleihen.“ gez. Freiherr von 
Bumppenberg, Adjutant. 
— Dürkheim, 9. Mai. (XII. General⸗ 
Bersammlung des „Pfälzischen Jagdschutz— 
Zereins.“) Die Versammlung findet, wie bereits 
rwähnt, am Sonntag, den 26. d. M., Mittags 
12 Uhr, im Saale der Lese⸗Gesellschaft in Deides 
seim statt: Tagesordnung: 1) Rechenschaftsbericht 
ind Rechnungsablage für 188889, 2) Besprechung 
von Vereins⸗Angelegenheiten, 3) Wahl des Aus— 
chusses und Ortes der nächsten Generalversamm⸗ 
ung. — Nach Schluß der Versammlung gemein- 
ames Mittagessen (Gedeck zu Mark 4), wozu die 
eehrten Herrn Theilnehmer siqh rechtzeitig bei Frau 
dieber, neues Casino in Deidesheim, mittelst Post⸗ 
arte anmelden wollen. (A.) 
— Edigheim, 8. Mai. Der öSö*khiffer 
Martin Fischer von hier, der gestern ein an einem 
stachen ziehendes Pferd auf den Sporen am Rhein 
urückführen wollte, gerieth dabei in die Tiefe, in 
velcher er sofort verschwvand. Nachmittags gegen 
2 Uhr fand man die Leiche des Verunglückten, wie 
das L. T. meldet, völlig aufrecht stehend fast an 
her gleichen Stelle, an welcher er in das Wasser 
iel. Der Ertrunkene war 22 Jahre alt und ledig. 
— Ludwigshafen a. Rh. 8. Mai. 
Bestern verunglückte in der badischen Anilin- und 
szodafabrik der Arbeiter Georg Kuntzmann, auf dem 
demshof wohnend, dadurch, daß er zwischen die 
Zuffer eines geladenen Kohlenwagens gerieth und 
eine schwere Verletzung erlitt. Der Unglücksfall ist 
im so bedauerlicher, als Kuntzmann in ärmlichen 
Verhältnissen lebt und dessen Frau in aller Kürze 
hrer Entbindung entgegensieht. 
— Ludwigshafen. Bei dem Weihefeste 
er Prinz ⸗ Regenten⸗Fahne für die pfälzischen Krieger⸗ 
Vereine wurde Polizei-Commissär Hatzfeld dahier 
um Fahnenjunker erwählt. 
— Der Kutscher Buchheit in Ludwigs⸗ 
dafen, welcher das Kind des Fabritarbeiters 
Deck auf dem Rollesweg vorige Woche überfuhr, 
st aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Ob 
ziese Freilassung mit dem Ergebniß der Untersuch⸗ 
ung in Zusammenhang stehtz entzieht fich vorlauf 
dec Oeffentlichkeit. g 
— Lin allgemein wichtiges Urtheil fallte m 
etzter Sitzung die Strafkammer des kql. Lant 
gerichts Fraukent hal. Franz Flörchinger, 95 
Jahre alt, Fabrikarbeiter in Ludwigshafen, —2 
zuf dem Hemshof Haus und Garten. Letzlet 
der früher mit einem Bretterzaun abgeschlossen war 
zallt nach dem Alignement vollständig in da 
Straßenterrain, ebenso noch ein Stück des Hauset 
Hor einigen Jahren kam Floͤrchinger mit einen 
Lachharn überein, letzterem gegen eine jahrlich 
Miethe von 830 Mt. den Durchgang durch sein 
Figenthum zu gestatten, und beseitigte, um dies zu 
rmoöglichen, ein Stück des Lattenzaunes (etwa 1 
Metet breit). Nun will der Nachbar nicht mehr 
ahlen, worauf Floörchinger das Loch wieder * 
aagelte, infolge dessen er wegen Uebertretung der 
Zaupolizelordnung angeklagt, vom Schöffengericht 
zudwigshafen aber frei gesprochen wurde. Auf 
zerufung des kgl. Amtsanwalts hob die Straftkam 
ner dieses Erkenntniß auf, verurtheilte Flörchinger 
u einer Geldstrafe von 1 Mark und gab der Po⸗ 
izeibehörde die Befugniß, das fragliche Stückchen 
des Gartenzaunes wieder beseitigen zu lassen. Nach 
dvem Enteignungsgesetz sei eben alles, wa 
in der Baulinie stehe, erbarmungslos dem Verfall 
reisgegeben; Reparatur oder Erneuerung einer 
Imfriedigung oder dergleichen sei nicht statihaft. 
— Ramsen, 8. Mai. Vor einiget Zeit 
ourdey dem Maurer Joh. Best II. aus einer 
dachstube verschiedene Schinken und Seitenstück 
ines Schweines sowie Würste mittels Einsteigens 
jestohlen durch unkekannte Thäter. Vorige Woche 
vurde durch das Gericht eine Ortsbesichtigung ab⸗ 
jehalten. Gestern nun erhielt der Bestohlene Nach—⸗ 
icht, daß die Schinken und das Fleisch in einem 
ꝛerfallenen Stollen im Walde bei Imsbach gefunden 
ind die Thaäter Gebrüder Hupp von Imsbach, 
jerade als sie im Begriffe waren, Fleisch in dem 
Stollen zu holen, entdeckt worden seien. Hierorts 
st man allgemein erfreut über die Entdeckung der 
diebe, damit doch der Verdacht von der hiesigen 
kinwohnerschaft genommen ist. Ndpf. Bz) 
— Die Vorbereitungen zu der am Pfingsdienstag 
tattfindenden Enthüllung des Hutten⸗-Sid. 
ngen-Denkmals auf der Ebernburg sind in 
jollem Gange, und die verschiedenen Festausschüsse 
zefinden sich in eifriger Thätigkeit, um die Feier 
zu einer möglichst glanzvollen und großartigen zu 
gestalten. Der von der bekannten Firma Gebrüder 
holzmann in Frankfurt a. M. aus Odenwaldgranit 
jergestellte Sockel befindet ßich bereits auf dem 
denkmalplatze, welcher um 10 Meter nach der 
Bergseite hin erweitert worden ist. Sobald die 
Aufstellung des Sockels beendigt ist, werden die 
n der Gießerei Lauchhammer inzwischen vollendeten 
Figuren hierher gebracht und aufgerichtet. Als 
VBorfeier wird dem Enthüllungsfeste am Pfingst⸗ 
nontage die Aufführung des Bungert'schen Hutten⸗ 
Sickingen⸗Festspiels in der eigens dazu erbauten 
Festspielhalle vorausgehen; dasselbe wird in der 
restwoche verschiedentlich wiederholt werden. 
Vermischtes. 
Friedrichsthal, 9. Mai. Laut Bekannt 
machung des Knappschaftsvorstandes zu Saarbrücken 
sind die knappschaftsärztlichen Funktionen im Kur⸗ 
sprengel Elversberg an Stelle des ausscheiden- 
den Herren Dr. v. Treskow dem practischen Arzt 
Herrn Arthur Gutsche übertragen worden. 
F MalstattBurbach, 9. Mai. Gegen— 
wartig ist man mit der Legung von Telegraphen⸗ 
leitungen für die hiesige Feuerwehr beschäftigt, 
um den etwaigen Ausdruch eines Feuers von der 
auf dem Burgermeisteramie befindlichen Centtal⸗ 
station per Telegraph weiter melden zu koͤnnen. 
Metz, 9. Mai. Zu dem Fonds fur das 
dem Kaiser Wilhelm J. in Metz zu errichtende 
Denkmal wurden vom kaiserlichen Staitbaltet 
10 000 Mk. bewilligt. 
f Auf der Gemarkung Ueberroth-Nie 
derhofen bei Tholey wurde kürzlich ein junget 
Ackerknecht in dem Augenblick, wo er Schutz gegen 
zas Unwetter unter einem Baum suchen wollte, 
dom Blitze erschlagen. 
Wäürzburg, 8. Mal. (Ein pfälzisch 
bayerischer Franzose.) Gestern stand ein 
alter Soldat, der 18 Jahre in französischen Dien- 
en war und sogar in diesem Jahr eine Franzöfin 
um Traualtar führen wollte, also ein fast natuta⸗ 
ifierter Franzose, in der Person des Soldaten 
weiter Klasse des 8. Infanterie-Regiments Franz