Full text: St. Ingberter Anzeiger

— Der Kriegerverein in Landau 
will sich eine Fahne anschaffen, deren er bisher 
entbehrte, und appellirt in dortigen Blättern an 
die Unterstützungswilligkeit der Einwohner. 
— Der Gemeinderath von Roth hat als 
Beitrag dieser Gemeinde zu dem in Edenkoben zu 
errichtenden Ludwigs-Denkmal einen Beitrag aus 
der Gemeindekafse von 25 Mk. bewilligt. 
— Hainfeld. Laut Bekanntmachung mit⸗ 
tels Ortssschelle sind die Rebssticher jeden Tag 
zur Vernichtung einzusammeln. Dieses Insict tritt 
gJeuer in einigen Gewannen so stark auf, daß es 
fast großeren Schaden verursacht als der Frost. 
Sitzen doch oft 4 bis 6G Reosticher an einem Auge 
und 10 bis 12 an einem Stocke sind nicht selten! 
Hier hilft nur sofortiges, allgemeines Ablesen dieses 
Ungeziefers, das den zarten Trieb ansticht, der dann 
derwellt. Die Gefahr des Rebstichers liegt in seiner 
Ungenügsamkeit, da sie von einem Tried zum an⸗ 
dern gehen. 
— Der Gemeinderath von Mußbach hat 
in seiner Sitzung von Samstag für die noch nicht 
uniformirten Mannschaften der hiesigen Feuerwehr 
einen weiteren Kredit von 400 Mark zur An⸗ 
schaffung von Mützen bewilligt; es sollen dieselben 
demnächst für die betr. Mannschaften beschafft 
werden. 
— Speyer, 13. Mai. Zum Gedächnisse 
an die Zerstörung unserer Stadt vor 200 Jahren 
wird am 3. Juni nächsthin eine Gedenkfeier mit 
Gottesdienst, Schulfeier ꝛc. statifinden. Die Bürger⸗ 
schaft wird an dem Erinnerungstage die Geschäfte 
schließen. (3. 3.) 
— Speyer. Unsere hiesige Lieder tafel 
beschloß in ihrer jüngsten Versammlung, am 1. 
Juni eine größere Sängerfahrt nach der Schweiz zu 
machen. Als Ziel wurde Luzern bestimmt. 
— Leistadt, 11. Mai. Ein 15 Jahce 
alter Musikerlehrling von Grethen, welcher auch 
gleichzeitig das Barbirergeschäft dahier erlernen 
will, spielte während seiner Mußestunde mit einem 
scharfgeladenen Revolver seines Herrn und Meisters, 
schien aber mit dem Ding nicht recht vertraut zu 
sein, kam der Klappe so nahe — die Entladung 
erfolgte und ging dem Bedauernswerthen mitten 
durch die rechte Hand, so daß dieser Vorwitz von 
bleibendem Nachtheil sein duürfte. (N. Bzt.) 
— Ludwigshafen, 13. Mai. Der 
Prozeß der Wittwe des verlebten, beim Böoller⸗ 
schießen während der Sedanfeier vor zwei Jahren 
verunglückten städtischen Nachtwächters und Laternen⸗ 
anzünders Hammersdorf beschäftigt gegen- 
wärtig die Herren Richter in Frankenthal. Heute 
sind in dieser Prozeßsache hiefige Herren als 
Zeugen nach Frankenthal geladen. Die Wittwe 
Hammersdorf wollte von der Stadt für den Ver⸗ 
lust ihres Mannes — außer der ihr bewilligten 
Penston — entschädigt sein. Der Stadtrath hat 
dieses Gesuch seiner Zeit abgelehnt. 
— Frankenthal. Bei der gestern den 
—RVD 
ber⸗Prüfung für die Pfalz nehmen iheil die 
Herren: 1) Emanuel Kern aus Gleisweiler, 2) 
August Trautmann aus Osterbrücken, 3) Friedrich 
Dudlet aus Hambach, 4) Josef Kollmannsberger 
aus Börrstadt, 5) Karl Fehl aus Oberotterbach, 
6) Johann Egidus Christmann aus Hambach, 7) 
Johann Schuff aus Macenbach, 8) Johann Weber 
nus Kindsbach, 9) Georg Philipp Stoll aus Ilbes- 
jeim, 10) Karl Ludwig Benedum aus Landau, 
11) Herrm. Gerau aus Berghausen, 12) Jak. 
Kempter aus Landstuhl, 18) Jak. Koch aus Schwe⸗ 
genheim. 14) Wilh. Heg aus Schweigen, 15) 
Anton Walter aus Edenkoben, 16) Friedrich Jo⸗ 
hann Heelein aus Edenkoben, 17) Hermann Rab 
aus Germersheim, 18) Herrmann Krauthauer aus 
Edenkoben. Am Donnerstag findet im Stadthaus⸗ 
saale öffentliche Schöffengerichtssitzung und am 
Freitag öffentliche Zivilsitzung statt. 
— Gruünstadt, 10. Mai. Gestern Mit⸗ 
tag ereignete sich dahier ein bedauerlicher Unglücks— 
fall. Der Sohn des Kutschers Adam Setzer war 
mit einem Wagen Dung, bespannt mit 8 Pferden, 
auf den hiefigen Berg gefahren. Unglücklicherweise 
rutschte Setzer aus, lam unter die Räder und der 
schwer beladene Wagen ging ihm gerade übers 
Bein. Der Bedauernswerthe ist schwer zerquetfcht 
und wird wohl mehrere Wochen bis zu seiner 
Wiederherstellung das Bett hüten müssen. 
G. 3) 
— Kirchheimbolanden, 18. Mai. Be⸗ 
kanntlich hat der Hochw. Herr Domprobst Dauscher 
der katholischen Kirche seiner Vaterstadt eine größere 
18 Zentner schwere 6⸗Glocke nebst schmiedeisernem 
Blockenstuhl zum Geschenk gemacht. Diesen Anlaß 
der Verbesserung des Geläutes benutzte, wie die 
„Nopf. Bztg.“ mittheilt, Herr Franz Joseph Pil⸗ 
zram in Mainz, der durch hochherzige Schenkungen 
uim seinen Geburtsort sich schon sehr verdient ge— 
nacht, um eine weitere Glocke zu stiften. Dieselbe 
oll, dem Andenken seiner verfiorbenen Schwester 
jeweiht, den Namen „Anna“ füͤhren, den Ton cis 
anschlagen und etwa 28 Zentner schwer werden. 
Damit die kathol. Kultusgemeinde Kirchheimbolan⸗ 
den, welche mit Umlagen stark belastet ist, in keiner 
Weise in Anspruch genommen wird, hat Herr Pil⸗ 
zram auch jene Kosten übernommen, welche durch 
zie Construction des nun größeren Glockenstuhles 
weiterhin erwachsen. 
— Zu Mitgliedern des Kreismedizinal⸗- 
russchusses für die Pfalz wurden auf die 
Dauer von vier Jahren ernannt: Anstaltsdierektor 
Medizinalrat Dr. W. Zöller in Frankenthal; Land- 
gerichtsarzt Dr. K. Chandon in Kaiserslautern; 
Zezirksarzt a. D. Dr. Reisch in Neustadt a. H. 
Bezirksarzt Dr. Theodor Leupold in Speyer 
dceistierarzt Friedrich Groß in Speyer und Apo⸗ 
heker Karl Bernbeck in Ludwigshafen. 
— Aus der Pfalz. Nachrichten über Ver⸗ 
jeerungen, welche die in den letzten Tagen nieder⸗ 
gegangenen Gewitter angerichtet haben, treffen aus 
illen Ecken und Enden der Pfalz ein. Unsere Land⸗ 
virthe müßen wir deshalb immer und immer wie⸗ 
ser mahnen: Versichert euere Feldfrüchte! 
Vermischtes. 
fHeinitz. Die älteste Frau in unserer Ge⸗ 
neinde, die bisher noch sehr rüstige Wittwe des 
rxxekutors H. J. Michels, geb. Schlotßz, ist am letz⸗ 
en Freitag im Alter von 90 Jahren gestorben, 
iefbetrauert von ihren Angehörigen. 
F Kohlhof, 183. Mai. Heute Morgen gegen 
Uhr machte ein noch junger Bergmann aus dem 
henachbarten pfälzischen Dorfe Ludwigsthal, Vater 
don vier kleinen Kindern, in einem Anfalle von 
Beistesumnachtung einen Selbstmordversuch mittels 
Frhängens. Nachdem derselbe schon gestern Abend 
inter Vorzeigen eines Strickes in öffentlicher Ge⸗ 
ellschaft sein trauriges Vorhaben kundgethan, wurde 
er von mehreren Leuten während der Nacht bewacht. 
hegen Morgen äußerte er den Wunsch, einen Spa⸗ 
ierganz nach Bexbach machen zu wollen. Vorsichts⸗ 
salber ließ man ihn nicht allein gehen. Jedoch 
ntkam er unbemerkt aus einer Wirthschaft daselbst. 
aufte sich in einem Laden einen Strick und ein 
salbes Pfund Seife und lief eiligst Ludwigsthal 
u. Seine Begleiter verfolgten ihn so schnell sie 
onnten, verloren aber im Walde seine Spur und 
rafen ihn erst wieder, als er in der Nähe von 
zudwigsthal sein Vorhaben vollführt. Die gekaufte 
Zeife hatte er dazu benützt, um den neuen, rauhen 
Strik schlüpfriger zu machen. Da der Bedauerns- 
verte noch Lebenszeichen von sich gab, schnitt man 
hn eiligst ab, schaffte ihn nach Hause und holte 
inen Arzt, dessen Bemühungen es gelang, den 
halbtodten außer Lebensgefahr zu bringen. 
(S.Bl. 3.) 
F Forbach. Der Stadtrat von Forbach hai 
»ie Errichtung eine Wasserleitung auf 
tädtische Kosten abgelehnt und dieselbe einer zu 
ründenden Aktiengesellschaft überlassen. Der Herr 
dommerzienrat J. B. Adt hat sein früher ge— 
jebenes Versprechen, 15000 Mk. zur Durchtreibung 
ines Stollens durch den zwischen Etzlingen und 
Delpul (Forbach) liegenden Berg geben zu wollen, 
rneuert. Die Stadwerwaltung will die gleiche 
Summe zuschießen und sich an dem Unternehmen 
noch weiter durch Ankauf von Alktien betheiligen 
fAchtfacher Raubmörder. Der Raub— 
moͤrder Dauga, der, wie wir s. Z berichteten, in 
der kleinen Grenzstadt Pont-à Moufson acht 
Personen ermordet und beraubt hat und dem noch 
nehrere andere Mordthaten zur Last liegen, wurde 
zereits oöfters von dem Untersuchungsrichier in Pont⸗ 
i⸗Mousson vernommen, verlegt sich aber auf's hart⸗ 
näckigste Leugnen. Er verweigert sogar die An⸗ 
aahme eines Vertheidigers, da er seiner Meinung 
zach gar nicht verurtheilt werden dürfe, weil man 
hm nichts nachweisen könne. Sehr ungehalten ist 
her hartgesottene Sunder über die Presse, die sich 
o sehr mit ihm beschaäftigt. „Die Zeitungen hätten 
Besseres und Wichtigeres zu ihun, als sich mit ihm 
u befassen“, meint er. Interessant und bezeichnend 
st der Sitreit zwischen Nanch und Pont-a-Mousson 
iber den Ort der Hinrichtung im Falle der Ver— 
urtheilung des Mörders. Nancy behaupteted 
Gesetz gemäß als Kreishauptstadt das Anrecht * 
auf zu haben, während andererseits Ponae 
son sich diese Ehre nicht nehmen lassen will, on 
dort der Haupischauplatz seiner verbrecherisfden vahe 
tigkeit gewesen. n 
. Fünf Dice. Vor einigen Tagen saße 
cünf Burger in Frankfurt a. M. beim Wein & 
heschlossen, spazieren zu fahren. Die fuͤnf Diden 
zwei Fabrikanten, zwei Rentiers und ein 84 
reisender, hielten eine Droschke an und trugen 
Begehr vor. Der Kutscher sah sich vom —*— 
Boce herab die fünf an und erklärte si h auch zu 
Fahrt bereit, zuvor wollte er aber einen Schein 
uͤber das Gewicht der Herren haben. Dieselben 
traten in eine offene Waagstelle und ließen fich 
wiegen. Der eine wog 280 Pfund, der anden 
265, der dritte 240, der vierte 236 und der fünfte 
210, in Summa 1231 Pfund. „Meine Herren⸗ 
sagte der Kutscher, „alle Ehr vor Ihne, nehme Se 
sich en Pritschewage zum Spaziernfahre, awer kan 
Landauer.“ Sprach's und fuhr davon. 
FHeiteres aus ernster Zeit. Unter 
dieser Ueberschrift erzühlt die „Essener Ztge 
nachfolgende Begebenheit: Wenn man beim Lefen 
der Zeitungen in dieser traurigen Zeit eine sorgen⸗ 
volle Miene nicht los werden kann, so wird doch 
der nachstehende verbürgte Vorgang das Gegenteil 
bewirken. Ein etwas ängstlicher Arbeiter auf einer 
der in der Umgegend von Gelsenkirchen belegenen 
Zechen war im Begriff, von der Schicht nach 
Zause zu gehen. Den ersten Anrempelungen feind 
ucher Genossen war er glücklich entkommen, als 
seine Frau ihm mit dem Kinderwagen entgegen⸗ 
am. Die besorgte Gattin hatte in der Nähe ihrer 
Wohnung Wahrnehmungen gemacht, die befürchten 
ließen, ihr Mann könnte angefallen werden und 
war in ihrer Angst auf den reizenden Gedanken 
gekommen, ihren Gemahl im verdeckten Wagen nach 
dause zu fahren. An einer Stelle, die eine 
Zeobachtung nicht ermöglichte, sprang der Mann 
en den etwas großen Kinderwagen, das Verded 
wurde in die Höhe gezogen, die Vorhänge herunter 
gelassen, die etwas gekrümmten Beine mit der 
Decke zugedeckt und fort kutschierte die Mutter mis 
ihrem alten „Baby“ nach ihrer Wohnung. „Doch 
mit des Geschickes Mächten ist kein ew'ger Bund 
zu flechten.“ Um der Menschenansammlung auszu⸗ 
weichen, mußte die Kutsche eine scharfe Wendung 
machen. Der Wagen slürzte um und der lostbare 
Inhalt fiel auf die Straße. Schnell aber hatten 
zie bösen Genossen die Situation begriffen und 
prügelten nun den Aengstlichen weidlich durch. 
F Fulda, 18. Mai. Sämmtliche berittenen 
Bendartmen der 11. Brigade sind auf Mini— 
sterialbefehl nach Dortmund abgegangen. 
. Die „Freie Vereinigung bayerischer 
Verireter der angewandien Chemie“ hält 
ihre 8. Jahres⸗Versammlung am 31. 
d. M. und 1. Juni in Würzburg ab. Die 
Tagesordnung weist 15 Punkte auf, von denen 
besonders das Referat des Vorstandes der land⸗ 
wirthschaftlichen Versuchsstation in Speyer, Dr. 
dalenke, „uͤber den Phosphorsäure ; Gehalt der 
staturweine und über Bestimmungsmethoden der⸗ 
elben“ zu erwähnen ist. Nach Erledigung der 
Arbeit am zweiten Tage auf Einladung der Stadt 
Würzburg Weinptobe. 
Die neunzehnte allgemeine Pastoral— 
Zdonferenz evangel.⸗lütherischer Geistlicher 
Bayerns findet zu Nurnberg den 19. und 20. 
Juni statt. 
Augsburg. (28. allgemeine deutsche 
Lehrer⸗Versammlun g.) Programm: Mon 
tag, 10. Juni, Nachmittags: Versammlung des 
Gefommt⸗Ausschusseßz; Abends: Im Saalbau der 
Besellschaft ‚Schießgraben“: Vorbersammlung; von 
Abends 8 Uhr ab gibt der Bezirkslehrerverein Augs⸗ 
durg seinen Gästen einen festlichen Begrüßungsabend. 
Dienstag, Vormitlags: Erste Hauptversammlung, 
Nachmittags: Festmahl; Abends: Festvorstellung 
im Stadliheater. Miltwoch, Vormitlags: Neben⸗ 
versammlungen und zweite Hauptversammlung; 
Nachmittags: Vorführung eines Bildes des Tur⸗ 
nens in hiesigen Volks- und Mittelschulen; Abends: 
Broßes Abendfest im Stadigarten. Donnerstag 
13. Juni, Vormitags: Dritte Hauptversammlung: 
Nachmittags: Waldfest. 
F München, 12. Mai. Unter der Leitunt 
des Majorz Reumaher werden von der nächster 
Woche an von Offizieren Höhenmessunge 
in der Oberpfalz und in Niederbahern, dann unten