Full text: St. Ingberter Anzeiger

Amtliches Organ des königl. Amisgerichts St. Ingbert. 
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1149. Mittwoch, 22. Mai 1889. 
24. Jahrg 
Deutsches Reich. 
München, 21. Mai. Der Trauerzug 
ut der Leiche der Königin-Matter, setzie 
ch, begünftigt von herrlichem Wetter, Punct1 
Uhr von der Residenz aus in Bewegung durch die 
nit Trauerfahnen geschmückten Straßen, deren 
aternen mit Flor verhängt waren und brannten. 
die Bevölkerung hielt in Scharen die Straßen 
ind Plätze besetzt. Der Zug langte um 2 Uhr 
30 Minuten an der Theatiner⸗Hofkirche an. Der 
eichenwagen war mit herrlichen Kränzen und 
iner Königskrone geschmück. Demselben schritt 
unächst der Prinzregent, dann Erzherzog Friedrich 
jon Oesterreich und Prinz Friedrich Leopold von 
ßreußen, Prinz Ludwig von Bayern, Prinz Fried⸗ 
ich August von Sachsen und Prinz Wilhelm von 
Büurttemberg, Prinz Rupprecht von Bayern und 
„ie Prinzen Heinrich und Wilhelm von Hessen. 
ßrinz Leopold von Bayern und Herzog Albrecht 
»on Württemberg, der Herzog v. Leuchtenberg, 
brinz Arnulph von Bayern, der Erbprinz von 
Unhalt und der Prinz Ernst von Meiningen. 
Zodann folgten die Mitglieder des bayerischen 
zönigs- und Herzogshauses, sowie die Vertreter 
er fremden Fürstlichkeiten, darunter Graf Per— 
jon her für die Kaiserin-Großmutter Augusta und 
garon v⸗ Ompteda für die Kaiserin Friedrich, 
erner die Kronbeamten, Staatsminister u. s. w. 
Karlsruhe, 20. Mai. König Humbert 
raf heute Abend 10 Uhr 20 Minuten auf dem 
Mühlburgthor⸗Bahnhofe ein. Es fand jedoch keiner⸗ 
ei Empfang statt und erfolgte nach kurzem Aufent⸗ 
halt die Weiterreise. Eine zahlreiche Menschen⸗ 
ienge begleitete die Abfahrt des Monarchen mit 
Jochrufen. 
Fraukfurt a. M., 21. Mai. Der Extra⸗ 
ug mit König Humbert traf um 12,50 Uhr 
nachts in Sachsenhausen ein. Besonderer Empfang 
anterblieb, nur der italienische Consul war da. 
daiserin Friedrich ließ ein großes Bouquet 
in Margarethenblumen mit Schleifen in den italie⸗ 
nischen Farben überreichen. Nach Maschinenwechsel 
rfolgte die Weiterfahrt um 1 Uhr. 
Aachen, 20. Mai. Die streikenden Ar⸗ 
eiter der Grube „Nordstern“ veclangen die 
)Nrabsetzung der Arbeitszeit auf acht Stunden ein⸗ 
chließlich Ein⸗ und Ausfuhr, sodann einen Schicht⸗ 
ohn für Hauer pro Tag von 813 Mark oder4 
hark im Geding, für Schlepper eine Lohnerhöhung 
on 20 Procent, ferner bei begründeter Versäumniß 
er Schicht eine Herabsetzung der Strafe auf 20 
zfennige. Die Grubenberwaltung will jedoch nur 
nit den bisher nicht ausständigen Arbeitern ver— 
andeln. 
Chemnitz, 21. Mai. Die Versammlung 
er Lugau⸗Oels ni tzer Bergleute verlief sach- 
ich und ruhig. Der Vorsitzende des Bergbauver⸗ 
ins gab eine entgegenkommende Erklärung ab, be⸗ 
eichnete aber von vornherein einen Theil der For⸗ 
erungen als unerfüllbar. Der Amtshaupimann 
rlannte die besonnene Haltung der Bergleute an, 
varnte vor Ausschreitungen und erklärte sich bereit, 
vermitteln. — In Zwickau fand heute eben⸗ 
ills eine Versammlung behufs Verständigung statt, 
m welcher der Minister v. Nostitz-Wallwiß, die 
pitzen der Behörden, die Grubenbesitzer und das 
rbeitercentralcomite theilnahmen. 
Berlin, 20. Mai. In Londoner Hof— 
zuen gilt es, der „Kreuzzig.“ zufolge, für sicher, 
Kaißer Wilhelm, begleitet von einem 
Rinwader der deuftschen Flotte gin 2. ohder 3 
August bei der Insel Wight ankommen und daß 
ine Flottenschau an einem jener Tage dortselbst 
ibgehalten werden wird. 
Dem Bundesrat ist der Entwurf einer Decla⸗ 
ation zum Artikel 3 der internationalen Reblause 
onvention zugegangen. Da der schweizerischr 
zundesrat als Termin für das Inkrafttreten de— 
Ddeclaration den 1. Juli 1889 in Vorschlag ge⸗ 
racht hat, so ist dem Bundesrat thunlichste Be— 
chleunigung anheimgestellt, um dem Reichstag noch 
n gegenwärtiger Tagung eine entsprechende Vorlage 
u unterbreiten. 
Das Reichsversicherungsamt wifft 
Borbereitungen zur Neuwahl an Stelle der am 
. Oltober 1889 zum ersten Male ausscheidenden 
von den Berufsgenossenschaftsvorständen und den 
Vertretern der versicherten Arbeiter gewählten 
richtständigen Mitglieder des Reichsversicherungsamtes. 
Der Präfident des Reichsvbersicherungsamtes, 
Bödicker, ist in Anerkennung seiner Verdienste 
im die Ausgestaliung und Durchführung der social⸗ 
»olitischen Gesetzgebung zum Ehrendoctor der philo⸗ 
ophischen Fakultät der Univerfität Leipzig ernannt 
vorden. 
Berlin, 21. Mai. Reichstag. Der 
sKeichssstag erklärte die Wahl Hennebergs-Gotha mit 
188 gegen 182 Simmen für giltig und nahm 
»en Paragraphen 1 der Alters⸗ und Invali⸗ 
»enversicherungsvorlage unter Ablehnung 
es Antrags Witte auf Ausschließung der Hand- 
ungsgehilfen und Lehrlinge mit einigen redactionel⸗ 
en Aenderungen Buhlls an, genehmigte die Para⸗ 
srapben 2 bis 5 und sirich 6. Die Beratungen 
iber Paragraph 7 wurden einstweilen ausgesetzt, 8 
nit einem Antrag Buhl, wonach Naturalleistungen 
nur mit Zustimmung der Rentenempfänger zulässig 
ind und die Bestimmungen des Paragraphs auf 
and⸗ und forstwirtschaftliche Arkeiter zu beschränken 
ind, mit 195 gegen 133 Stimmen angenommen. 
Fortsetzung morgen 11 Uhr. 
Berlin, 21. Mai. Der König und der 
dronprinz von Italien sind heute Vormittag 
10 Uhr 40 Min. hier eingetroffen, vom Kaiser 
ind allen Prinzen, der Reichskanzlei, den Minisiern 
ind der Generalität am Bahnhofe empfangen und 
jerzlichst begrüßt. Der Kaiser und der König um— 
uimten und küßten sich wiederholt; an der Seite 
nes Kaisers fuhr darauf der Konig in feierlichem 
zuge durch die prachtvoll geschmückte Triumph- 
traße, wo Truppen Spalier bildeten, nach dem 
Schloß. Eine dichtgedrängte Menschenmasse be⸗ 
e die Monarchen ununterbrochen durch jubelnde 
urufe. 
Berlin, 21. Mai. Neben der Annahme, 
zaß der für den Reichstag noch in Ausficht gesiellte 
dachtragsetat eine Forderung zum Zwecke 
er Uebernahme der Landesverwaltung von der 
Reu⸗Guinea-Compagnie auf das Reich 
nnthält, läuft eine andere her, wonach eine weitere 
Beldforderung für die Wißmann⸗-Exbedition 
Jeabfichtigt sei. 
Berlin, 21. Mai. Das Emin⸗Pascha⸗ 
Tomite sprach in seiner gestrigen Sitzung ein- 
fimmig dem geschäftsführenden Ausschuß seine volle 
zustimmung zu den bisherigen Maßnahmen, sowie 
zie Hoffnung aus, das patriotische durch freiwillige 
Beiträge aus der Mitte der Nation in's Leben ge⸗ 
ufene Pridatunternehmen werde einen glüclichen 
Fortgang nehmen. 
Breslau, 21. Mai. Die „Schlesische Zeit⸗ 
meldet; In den Kohlenwerken von Got— 
tesberg ist die Arbeit gestern vollständig wieder 
zufgenommen. Aus Königshütte wird gemeldet: 
stachdem eine weitere Erhöhung der Löhne der 
Bergleute der Steinkohlengrube „König“ um 15 
Brocent statigefunden hat, find 70 Procent der! 
Bergleute zur Arbeit zurückgekehrt. 
Auslaud. 
London, 21. Mai. Das Unterhau⸗ 
nahm den Gesetzentwurf, betreffend die Ver mehr— 
ung der Flotte, in dritter Lesung mit 188. 
gegen 101 Stimmen an. 
Brüssel, 20. Mai. Die heutige Rede det 
Staatsanwalts Monser in dem Hochverrats- 
prozeß läßt eine Freisprechung der Haupi- 
ingeklagten voraussehen. Die Anklage wegen Com⸗ 
zlotts ist ganzlich fallen gelassen worden. 
Brüssel, 20. Mai. Nach Meldung aus 
Zeraing brach heute in den Kohlengruben von 
Marihaye ein teilweiser Aussstand aus 
Basel, 21. Mai. Alle schweizerischen Bahn⸗ 
joͤfe, durch welche der Zug mit König Hum— 
zert durchfuhr, waren auf. das prächtigste ge⸗— 
chmückt. In Basel auf dem Centralbahnhof 
vegrüßte den König der Militärattache an der ita— 
ienischen Botschaft in Berlin, auf dem badischen 
Bahnhof im Namen des Großherzogs der Oberst- 
ammerherr Freiherr v. Gemmingen. 
Bern, 21. Mai. Zwischen König Humbert, 
Minister Crispi und den schweizerischen Bundesräten 
am in Göschenen auch die Simplonfrage 
ur Sprache. Es ergab sich, daß Italien wünscht, 
zie bezügliche internationale Conferenz möge in 
stom tagen. 
San Francisco, 21. Mai. Capitän Far⸗ 
suhar von dem aus Samoa hier eingetroffenen 
Rocton“ berichtet, Tamasese und Mataaf«é 
jätten, in Erwartung der don der Berliner 9— 
erenz zu fassenden Beschlüsse, ihre Krieger beur— 
aubt. Infolge des den Ernten durch den Jin 
om 15. März zugefügten Schadens herrsche Hun— 
— 
erley habe deshalb die Regierung um die Ermäch⸗ 
igung ersucht, Nahrungsmittel an die Eingeborenen 
gertbeilen zu dürfen. 
Lokale und pfelzische Nachrichten. 
* St. Inabert, 22. Mai. Bei Beginr 
»er heißen Jahreszeit wird daran gemahnt, 
odte Thiere nicht frei herumliegen zu lassen, 
ondern diese zu vergraben. Stechfliegen und 
Schnacken legen ihre Eier in Aas und können 
zas Leichengisft auf Menschen übertragen. Auch 
indere Fliegen können eine Infection bewirken, 
venn sie sich auf wunde Stellen setzen. Je größer 
der Thiercadaver, desto größer ist die Gefahr der 
Ansteckung. 
*— Die Direktion des Bayerischen Gewerbe 
nuseums macht ein Preisausschreiben der 
dönig Ludwigs Vreisstiftung für das Jahr 1888 
ind 1889 bekannt. Als Preisaufgabe ist die 
„dekorative Ausschmückung der Wande und der 
Decke eines Speisezimmers“ destimmt, in deutscher' 
der italienischer Rengaissance, wobei zu berugfiche 
igen, daß die Wandfläschen mit Ausnahme der 
Fensternischen, mit bemaltem Gobelinstoff bezogen 
jein sollen. 
Ausgesetzt sind zwei Preise, nämlich: 
300 Mark 
ür die von den Preisrichtern als preiswerth be— 
ichnete Detailausführung einer für dieses Speise- 
numer hassenden Gobelinmalerei