Full text: St. Ingberter Anzeiger

von Herrn Karl Raquet um den Preis von 310 
Mark ersteigert. (Pf. A.) 
— pirrmasens, 25. Mai. Nach einer 
Bekanntmachung des Burgermeister Amtes wurde 
in den Gemeinden Merzalben und Erlen⸗ 
bach die Schafräude festgestellt; in den übrigen 
Gemeinden wurden die Schafe für gesund befunden 
und durch das k. Bezirksamt alle getroffenen Maß · 
regeln aufgehoben. 
pirmasens, 258. Mai. Herr L. Ga⸗ 
briel hat es unternommen, hier eine Baugesell⸗ 
schaft in's Leben zu rufen, und gibt zu dem 
Zwecke eine Liste herum, in welche bis jetzt 28 
Ramen von Kapitalisten eingezeichnet sind, welche 
geneigt find, sich an der Ausfuhrung des Projektes 
Ju betheiligen. Sobdald die Zahl derselden auf 
50 gestiegen ist, wird in der Sache eine Versamm- 
lung statifinden, in welcher Vorstand, Verwaltungs⸗ 
und Aufsichtsrath gewählt und die Statuten festge- 
setzt werden sollen. Die Abficht besteht, nach ein⸗ 
heitlichem Plan auf einem zuerwerbenden Gelände 
inen oder mehreie Blöcke von Häusern zu errich- 
ten und diese den Bau⸗ und Bodenerwerbskosten ent⸗ 
sprechend zu vermie: hen, (Termine biszu9 9 Jahren stati⸗ 
Jaft) oder auf monatliche oder jahrliche Absschlags⸗ 
zahlung zu verlaufen. Ein Verkauf soll jedoch vor 
der Amortisation nicht stattfinden. (Zig.) 
— pPirmasens, 27. Mai. Die 47jährige 
Ehefrau von Valentin Günther, Dankelsbachstraße 
wohnhaft, geborene Magdalena Knell, hat sich 
gestern Nachmittag in der Kuüche ihrer Wohnung 
durch Erhängen das Leben genommen. Heute 
Morgens war bereits eine landgerichtliche Kommission 
zur Fesistellung des Thatbestandes hier. Ueber die 
ürsache dieser bedauernswerthen That ist Bestimmtes 
nicht bekannt, doch dürfte eine geistige Störung 
umso eher als Veranlassung anzunehmen sein, als 
fich schon zwei Brüder der Verlebten ebenfalls selbst 
das Leben nahmen. (A.) 
—Nunschweiler, 25. Mai. Auch hier 
ist unter den Ardeitern des Gemeindestraßenbaues 
ein Streik ausgebrochen. Die Arbeiter ver- 
weigerten bei einem Tagiohn von M. 1.70 die 
Forisetzung der Arbeit. Der sofort zusammenbe- 
rufene Gemeinderath bewilligte jedoch nach kurzer 
Debatte die Forderungen der Arbeiter — 2 M. 
Taglohn — worauf die Arbeit wieder aufgenommen 
wurde. Der Streik dauerte nur vom Morgen bis 
zum Nachmittag. 
— Eppenbrunn, 26. Mai. Die vom 
Jl. Juli ab dahier ins Leben tretende kal. Poste x- 
pediition wurde Herrn Lehrer Philipp Dauscher 
daselbst übertragen. 
Wie die „P. Z.“ erfährt, wird Herr Gast⸗ 
wirth Hauck Posihalter werden. 
— TJandau, 27. Mai. Gestern wurde durch 
die Kandeler Gendarmerie ein preußischer Deserteur 
hier eingebracht. Derselbe soll bereits seit dreizehn 
Jahren von seinem Regiment desertirt sein. 
— Landau, 27. Mai. Zur Feier der 
Fahnenweihe des hiefigen Kriegervereins ist der 7. 
Juli bestimmt in Aussicht genommen und nur ganz 
besondere Ereignisse könnten eine Verschiebung ver⸗ 
anlassen. 
— Landau, 27. Mai. Die Versuche zur 
Herbeiführung einer Vereinigung des Turn⸗ 
bereins mit dem Turnerbund Vater Jahn 
haben zu keinem endgiltigen Ergebniß geführt. Am 
Freitag fand eine gemeinschaftliche Sitzung der 
deiderseitigen Turnräthe statt, wobei man sich nach 
laͤngerer Debatte darüber einigte, daß der Turner⸗ 
hund im Turnverein aufgehen sollte, daß jedoch 
der Titel des letzteren Vereines durch den Zusatz 
Vereinigte Turnerschaft Vater Jahn“ eine Erwei⸗ 
lerung erfahren sollte. Dieser Vorschlag stieß jedoch 
in der am Samstag abgehaltenen Generalversamm⸗ 
lung des Turnvereins auf entschiedenen Widerstand 
und schließlich wurde der bezugliche Antrag auch 
mit starker Mehrheit abgelehnt, so daß die Ver⸗ 
einigungsfrage vorläufig in der Schwebe bleibt. 
— Neustadt, 27. Mai. In der gestrigen 
Generalversammlung des Pfälzischen Rennvereins 
wurde beschlossen, das diesjährige Pferderen⸗ 
nen in Haßloch, welches am Christihimmel⸗ 
fahrtstag abgehalten werden sollte, wegen eingetre- 
jenet Landestrauer auf Sonntaa, den 830. Juni 
zu verschieben. 
— Aus der Pfalz. Dieser Tage fand zu 
Neustadt eine Ausschußfitzung des Pfälzischen 
Verschönerungs-Vereins statt. Es wurde 
u. A. beschlossen, die diesjährige General Versamm⸗ 
sung am 14Jali in Neustadt abzuhalten. Ferner 
am zur Mittheilung, daß Fürst von Löwenstein— 
Wertheim⸗Rosenberg und Fürst von Löwenstein⸗ 
Wertheim⸗Freudenberg je 150 M. für Erhaltung 
der Burgruine Scharfeneck, gelegen bei Gleisweiler, 
sespendet haben. — Anträge wegen event. Unter- 
iuützungen seitens des Vereins möge man bis Ende 
Juli dem ersten Vorstande, Freiherrn v. Gienanth 
en. zu Hochheim, übergeben. 
— Bonder Mittelhaardt, Ende Mai— 
Ansere diesjährigen großen Frühjahrs-Wein— 
ructionen verliefen in flottester Weise und wur⸗ 
ꝛen meist Preise angelegt, welche den Eigner⸗ 
Schätzungswerth vielfach um sehr Bedeutendes uüber⸗ 
tiegen. Feinste Sachen wurden u. A. für Rech— 
—ER 
Firmen des Rheingaues, sowie in Frankfurt a. M., 
Mainz ꝛtc., außerdem vornehmlich auch für Amerita 
rsteigert. Aber auch unsere pfalzischen Wein:Groß 
janduungen ließen es sich nicht entg.hen, diverse 
rẽ ĩTelperlen zu erwerben, von welch' Ersteren z. B. 
zie Firma Gebrüder Eckel in Deidesheim und S. 
kber in Haardt erwähnt seien. — Wie der Weinbau, 
'd nimmt gleich erfreulicherweise auch die Schaum⸗ 
veinfabrikalion der Pfalz eine stetig mehr hervor⸗ 
agende Stellung ein, besonders gegenüber dem 
remdländischen Weitbewerbe. Beispielsweise ver⸗ 
mstaltete kürzlich die altrenommirte Schaumwein—⸗ 
dellerei und Wein⸗Großhandlung Gebrüder Kempf 
Zoflieferanten in Neustadt, eine eingehende Probe 
hrer vortrefflichen Schaumweine. Es betheiligten 
ich competente Beurtheiler an derselben und traten 
dabei Mousseur der Champagne und anderer Häuser 
in Concurrenz. Das unparteiische Resultat dieser 
Probe war, daß sich die Schaumweine erwähnter 
Firma nicht blos würdig besten Marken gleichstellen 
sönnen, sondern bezüglich Güte und vornehmlich 
Preiswürdigkeit noch zu übertreffen vermögen. 
Est. 3.) 
— Lehrer⸗Jubiläum. Dem Vernehmen 
nach beabsichtigen die im Jahre 1864 aus dew 
Seminare zu Speher entlassenen Lehrer ihr 25- 
ahriges Jubilaum gemeinsam in Neustadt zu feiern, 
vpozu auch deren Ober⸗ und Unterkurs Einladung 
erhalten sollen. 
— Deidesheim, 26. Mai. General⸗ 
bersammlung des Pfälz. Jagdschutz⸗ 
pereins in dem Lokale der Lesehalle. Eröffnet 
wurde die Sitzung durch Hrn. W. Schellhorn- 
Wallbillich von Forst. Aus dem hierauf seitens 
desselben erstatteten Rechenschaftsbericht pro 188889 
zing hervor, daß der Verein ca. 500 Mitglieder 
sählt. Daran knüpfte der Herr Vorsitzende das 
krsuchen, daß Jeder in seinem Kreise für Gewinn- 
ung neuer Mitglieder Sorge tragen möge, damit 
der Verein in seinen Zielen immer mehr gefördert 
verde und sich über die ganze Pfalz verbreite. Die 
cFinnahmen (incl. Saldo aus 188788) bezifferten 
sich auf Mk. 3282.31, denen eine Ausgabe von 
Mk. 1145.15 gegenübersteht, mithin Ueberschuß 
Mt. 2187. 16. Voranschlag pro 1889/90 Mark 
3837, 16. Dem Berichte über die Thätigkeit des 
Bereinsausschusses entnehmen wir nach dem „D. 
A.“ u. A., daß im abgelaufenen Vereinsjahre 
Brotokollanten⸗Prämien im Betrage von Mk. 10 
his 100, insgesammt Ml. 710, bewilligt wurden. 
— Herr Forstmeister Hofhere⸗Neustadt referirte nun⸗ 
mehr über einen Antrag der vorjährigen General- 
Versammlung, betreffend Verabfolgung von Mo⸗ 
aats⸗oderWochen⸗-Jagdkarten furr fremde 
Jagdpächter. Eine diesbezügliche Umfrage bei an⸗ 
deren ähnliche Zwecke verfolgenden Vereinen im 
ꝛechtsrheinishen Bayern ⁊c. hat jedoch ergeben, daß 
14 Vereine gegen und nur vier für Abgabe solcher 
darten sich ausgesprochen haben. 
Zu Punkt 2 der Tages Ordnung, Besprechung 
don Vereins⸗Angelegenheiten, nahm 
zunächst Herr Forstmeister Hofherr das Wort, um 
allen Vereinsmitgliedern den „Deutschen Jäger“ 
fficielles Organ der pfälzisch-bayerischen Jagdschutz 
Vereine ꝛc., warm zu empfehlen. 
Im Weiteren wurde der Ausschuß beauftragt, 
cegelmäßige Mittheilungen über die Schon⸗ 
»ezw. Hege-Zeit der verschiedenen Wildgat⸗ 
ungen in den gelesensten pfälzischen Blättern zu 
nachen. 
Herr Baron Eug. v. Gienanth sprach hierauf 
über die Eintragung der Hunde in das deutsche 
hunde · Stammbuch, welcher Vortrag sich zu einer 
ingehenden Belehtung über Hundezuch ꝛc. gestal- 
ete und deshalb besonders beifällig von der Vec— 
ammlung aufgenommen wurde. 
Bezüalich Frmäßigung der HundeTrans. 
porttosten auf den pfälzischen Bahnen — fur 
den Hund ist mitunter mehr als für den Jager 
selbst zu bezahlen! — wird der Ausschuß deauf. 
jragt, weitere Schritte hei lobl. Eisenbahndirektion 
zu thun, um ähnliche Transportsatze wie bei den 
Nachbarbahnen zu erzielen. 
Naͤchstes Fruͤhjahr findet eine Prüfungs. 
sduche mit Hundeschau statt. 
Der seitherige Vereins⸗Ausschuß wurde durch 
Ucclamation wiedergewählt und als Ort der näch. 
sten General-Versammlung Kaisers— 
faqutern bestimmt. 
— Ludwigshafen, 27. Mai. Der 10 
Jahre alte Knabe des Fabrikarbeiters Joh. Koob 
ʒer bereits doriges Jahr zu verschiedenen Molen 
seinen Eltern entlaufen war, hat sich abermals zu 
dause entfernt, ohne daß es den Eltern gelungen 
—AV 
zu ermitteln. Derselbe war beim Weggehen mit 
brauner Jacke, dunkler Hose und Hut getkleidet 
harfuß. Wer etwas über den Verbleib des Jungen 
weiß, wird ersucht die Eltern hievon in Kenntniß 
zu setzen. — Zwei Maälzer in einer hiesigen Malz- 
jabrik bearbeiteten vorgestern Nachmittags einen 
—XIDD 
das Aufstehen vergaß. Da die Verletzungen bedenk⸗ 
icher Art sind, wurden dem „G. A.“ zufolge die 
Thäter vorläufig verhaftet. 
— Diebstahl. In einem größeren Gasthöf 
in Ludwigshafen ist am Sonntag einem Gaste 
bon einem Kellner,. Namens Aug. Wagner, ein 
50⸗Markschein entwendet worden. Der Dieb gelangte 
zur Haft. 
— Frankenthal, 26. Mai. An dem 
heutigen ersten Uebungsmarsch der freiwilligen Sa⸗ 
nitäts⸗Kolonne nach der Petersau und 
Bonau betheiligten sich die Mitglieder in großer 
Anzahl. Nachdem die Uebungen vorbei, wurde im 
schattigen Hain gecastet. Trotz aller Anstrengung 
wurde bleine Muͤdigkeit verspurt. Die Kolonne 
wird während des Sommers von Zeit zu Zeit der⸗ 
artige Märsche veranstalten um den Mitgliedern 
Gelegenheit zu geben, sich an die Strapazen größerer 
Fußtouren zu gewöhnen. (T.) 
— Aus der Pfalz. Mit Recht wurde schon 
vor einiger Zeit die Ueberzeugung ausgesprtochen, 
daß die Berichte über den Forstschaden in den Wein⸗ 
hergen wie gewöhnlich übertrieben seien. Jetzt meldet 
ein Blatt der Vorderpfalz, daß die Herbstaussichten 
zünstig sind und der Schaden durch Herbste oder 
Winterfroste sich als zu unbedeutend herausgestellt 
abe, als daß man überhaupt davon sprechen könnte. 
Vermischtes. 
4 Ueber den Ausstand im Saar⸗Revier 
lonnie die „S. Z.“ gestern folgendes in Erfahrung 
zringen: Vollzählig angefahren: Ensdorf, Louisen⸗ 
hal, Puüttlingen, Von der Hydt, Dudweiler, 
Famphausen und Kreuzgräben, Sulzbach 80, Alten- 
vald 96, Heinitz 793, Friedrichsthal 50, Maybach 
200, Dechen sehr wenige, Reden etwas mehr wie 
Zamstag. Neustreiken in Kohlwald ungefäht 200 
und auf König 240. 
— Die gesiern erwähnte Abandexunmg der 
Arbeitsordnung für die kgl. Gruben im 
Saargebiet lautet nach einer Veröffentlichung durch 
die Bergwerksdirektion Saarbrücken folgendermaßen: 
„Art. J. Die Arbeitsschicht, einschließlich der Zeit 
des Ein⸗ und Ausfahrens, dauert nicht länger als 
10 Stunden. An Samstagen und Montagen wird 
zür die auswärtigen Bergleute auf die Essenbahn⸗ 
üge Rucksicht genommen. — Art. 2. Die An— 
egung der Bergmannskinder findet bei genügend 
vorperlicher Einiwicklung in der Reihenfolge der 
Anmeldungen siatt. Nuͤr im Falle besonderer Be⸗ 
zürftigkeit der Eltern sollen Ausnahmen hiervon 
zemacht werden. Beschwerden über etwaige Bebor⸗ 
jugungen sind bei der Berginspektion anzubringen. 
Art. 8. Urlaub wird ertheilt: auf einen Tag 
von dem Abteilungssteiger, auf längere Zeit bis 
ju einem Monate don dem Obersteiger, und über 
einen Monat hinaus von der Berginspektion. — 
Art. 4. Das Versdumen von nur einer Schicht 
in unverschuldeten Notfällen soll bei gehöriger Ent⸗ 
schuldigung niemals gestraft werden. — Art. 5. Bei 
der Versteigerung der Gedingearbeiten soll stets von 
Normalgedingen ausgegangen werden. Zu niedrig 
von einzelnen Kameradschaflen übernommene Ge— 
zinge sollen nicht genehmigt werden. Die Normal⸗ 
gedinge werden von der Berginspektion von Zeit 
u Zeit auf ihre Angemessenheit geprüft und 
nöͤthigenfalls anderweitig festgestellt. Die gewöhn— 
ichen Gedinne (Moralßsdedinge) muüssen spätestens