Thiérache Ruhestörungen stattgefunden haben sollen.
30 Arbeiter Faßbender's, darunter 24 Franzosen,
hütten unter dem Rufe: „Es lebe Preußen! Hoch
Faßbender!“ die Straßen durchzogen und ein
Wirthshausschild „Zur Revanche“ herunterzureißen
bersucht. Die Kundgebung habe unter Genehmig-
ung des Burgermeisters und unter Betheiligung der
Feuerwehr stattgefunden; die französische dreifarbige
Fahne sei dabei in den Straßenschmutz gezogen
worden. Die Feuerwehrleute seien bereits abgesetzt.
Das Blatt verlangt dieselbe Maßregel gegen den
Bürgermeister.
Sosia, 14. Jan. Bei dem gestrigen Reu
jahrs empfange der Behörden eiwiderte Prinz
Ferdinand auf die Glückwünsche der Geistlich—
keit, er habe dem orthodoxen Klerus der bulgarischen
Kirche, deren ergebener Sohn er sei, steis Schutz
gewährt und hoffe, daß die guten Beziehungen
zwischen Kirche und Regierung auch ferner andauern
würden. Abends fand ein Diner bei dem Prinzen
statt. Anläßlich des Neujahrsfestes wurden zwischen
dem Prinzen Ferdinand, dem König von Serbien
und dem Fürsten von Montenegro Glückwünsche
ousgetauscht.
Lorcle und pfalde Nachrichten.
*St. Ingbert, 16. Jan. Ein reges Ver⸗
einsleben herrscht in der Gesellschaft „Harmo—
nise“, das bewies auch die gestern Abend veran-
staltete Theaterunterhaltung. Nachdem schon ge⸗
fällige Klaviervorträge eine lebhaftere Stim⸗
mung erzeugten, wurde das komische Duett Mo⸗
derne Dienstboten“ mit Sicherheit und Erfolg zum
Vortrage gebracht. Einige Damen erfreuten die
Gesellschaft durch ihren schoͤnen Gesang. Das Lust—
spiel „Gift“, welches sodann von Mitgliedern der
Harmonie aufgeführt wurde, war schon an sich ge⸗
eignet, die Stunden angenehm zu kürzen und er⸗
füllte diesen Zweck um so besser, als die Spielenden
mit ihren Rollen durchaus vertraut waren und die
koͤstlichen Scenen des Stückes mit Verständniß
vorführten. So konnte es nicht fehlen, daß die
Anwesenden immer mehr von heiteren Gefühlen
ergriffen wurden, welche schließlich bei dem jüngeren
Teile der Gesellschaft durch ein flottes Tänz⸗
hen zum Ausdruck gelangten.
* Wir machen hiermit die Militärpflich—
tigen aufmerksam auf die heutige Bekanntmachung
des löbl. Bürgermeisteramts, wonach diejenigen aus
den Altersklassen von 1867, 1868 und 1869
lüber deren Diensipflicht noch nicht entschieden ist,
sich sofort zur Stammrolle anzumelden haben.
*— Justiznachricht. Nach dem vom
Justizministerium veröffentlichten Verzeichniß der
Rechtsanwälte in Bayern nach dem Stande vom
1. Januar l. J. gibt es in Bagern 452 Rechts⸗
anwälte; hievon treffen auf den Oberlandesgerichts⸗
bezirk München 191, Zweibrücken 45, O.
G. B. Bamberg 77, O. G. B. Nurnberg 80,
O. G. B. Augsburg 60.
*-Ein Correspondent der „Zw. Zig.“ aus
Blieskastel regt die tägliche Ausgabe von
Arbeiterbillets in unserrr Gegend an. Um Be—
trügereien zu entgehen, gibt die Bahn solche an
einzelnen Stationen nur Montags und Samstagẽ
aus. Wenn man bedenkt, daß manche Bergleute
und Hüttenarbeiter an Wochentagen um 10,5 11
oder 12 Uhr Morgens schon Schicht haben, alst
ganz gut Zeit hätten, noch einige Stunden in Hassel,
Niederwürzbach, Blieskastel ꝛc. nach ihren Familien
und ihren Verhältnifsen sehen zu koͤnnen, wenn
nicht das theuere Fahrbillet wäre, dann sieht sich
die Sache ganz anders an. Nach des Correspondenten
Ansicht ließe sich vielleicht die Angelegenheit dahin ord⸗
nen, wenn den Bergleuten ⁊c. entweder von dem kgl.
Bergamte oder der Direktion der Eisenbahn xc.
sogen. Legitimationskarten in die Hände
gegeben würden, die sie dann einfach bei einem
zu löͤsenden Billete vorzuzeigen hätten. Auf diese
Weise dürfte solchen Betrügereien, wie sie vorge⸗
kommen sein sollen, doch ein gewaltiger Damm ent⸗
gegengesetzt werden.
*-— Ueber die Zuldässigkeit von Gewichtsbe—
zeichnungen u. s. w. nach dem 1. Januar 1889
herrschen vielfach Zweifel. Noch zulässig über den
J. Januar hinaus im öͤffentlichen Verkehr und nach
Artikel 5 der Uebergangsbestimmungen dom 30.
Dezember 1884 bis zum 31. Dezember 1886 nach⸗
aichungsfähig sind: A. Gewichisstücke, welche mit
einer oder zweien der folgenden Bezeichnungen
versehen sind: Centner, Zentner, Ctr., Z. Zoll-
Pfund, P., Pf. K. C., D. G. M.:; Delagramm.
33., ZCtr., Z3Pf.; ferner: B. Gewichtsstücke, auf
ZRenen neben einer der zulässischen Bezeichnungen
»as Zehn⸗ und Hundertfache ihres Gewichts ange—
jseben ist. Insbesondere sind nach dem 1. Januar
1889 verkehrsfähig: bombenförmige Gewichte zu
100 und 50 Pfund, Gewichtsstücke zu 20, 10,
t1, 2, 1 und /2 Pfund u. s. w. Zu bemerken ist,
daß Gewichte mit der Bezeichnung „280 Gramm“
aicht im Verkehr geduldet werden. Gewichte dieser
Schwere müssen mit “2 „Pfund“ bezeichnet sein.
— Homburg, 14. Jan. Der St. Elisa—
bethenvberein Homburg beschloß in seiner letzten
Haupiversammlung derartige Satzungen, daß der
Berein als ein „anerkannter Verein“ bestehen und
Eigentum erwerben kann. Der Verein zählt nach
der „Pf. V.⸗Z.“ üher 800 Mitglieder.
— In Hornbach, ereignete sich neulich
eiwas Merkwürdiges. Ein kleines Mädchen wurde
mit drei Mark zum Einkaufen geschickt; unterwegẽ
rutschte ihm der Strumpf, es wollte ihn binden
nahm, um sich die Hände frei zu machen, die drei
Markstücke in den Mund und — verschluckte sie.
Ratürlich großer Jammer, aber am anderen Tage
auch desto gröͤßere Freude, als die verschluckten
Silberlinge auf denkbar natürlichstem Wege wieder
ans Tageslicht befördert wurden. Da nun vom
Helde der Ausspruch des römischen Kaisers: „Non
olet“ noch immer seine Geltung hat, so endet das
Beschichtchen mit allseitigem Wohlgefallen.
— Kaiserslautern, 15. Jan. Ein
aͤberraschendes Reujahrsgeschenl) Wie die Vzt.
erführt, sandte Graf Waldersee, der jetzige
Chef des großen Generalstabes in Berlin, dem
Herrn Bürgermeister Hohle zu Neujahr seine
Photographie mit der Dedikation: „In Erinner⸗
ung der angenehmen in Kaiserslautern verlebten
Tage!*
— Kaiserslautern. Im Jahre 1888
nahmen fich dahier 9 Personen das Leben, wor
runter 6 männliche, 3 weibliche; 4 davon hatten
sich erhängt, 3 ertränkt und 2 erschossen.
— Aus der Pfalz, 14. Jan. Der pfäl⸗
zische Lehrerderein sprach schon vor zwei⸗
undeinhalb Jahren von der Verlegung des nächsten
Lehrertages auf 1890 (er wäre 1889 fällig) um
mit dem Lehrertage zugleich die 25jährige Jubel-
feier des Vereins zu begehen. In der gestrigen
Ausschußsitzung wurde der Zw. Z. zufolge diesem
damals geäußerten Wunsche entsprechend beschlosser
und Kaiserslautern als Festort gewählt
da daselbst auch die Gründung des Vereins stattfand
— Eine beachtenswerthe Verhandlung begann
vorgestern vor dem Landgerichte Kaiserslautern
gegen die Angeklagten Jakob Stahl, 44 J. alt,
»on Dansenberg, Franz Sigrist, 38 J. alt, Wirth
»on Kaiserslautern und Adam Christmann, 33 J
ilt. Am 27. Dez. v. J. hat der Angeklagte Stahl
auf seinem Jagdrevier einen Hasen angeschossen
der sich bis in den Staatswald hineinschleppte.
Von seinem Hunde wurde der Hase apportirt und
teckte Stahl hierauf denselben dem Christmann in
einen Sack, worauf ihn der Mitangeklagte Sigrisfl
nach Hause brachte. Der Staatsanwalt beantrag
jegen Stahl wegen Jagdvergehens 1 Tag Ge—
angniß, gegen den Mitangeklagten Sigrist wegen
dehlerei zwei Tage Gefaäͤngniß und gegen Christ⸗
nann wegen Beihülfe ebenfalls einen Tag Gefängniß.
Das Urtheil ist vom Gerichtshof bis über acht
Tage vertagt.
— Pirmasens, 15. Jan. In gestriger
geheimer Sitzung des Stadtrathes wurde aus über
oͤO Bewerbern, von denen 3 zur engeren Wahl ge⸗
tellt waren, Herr Gottlob Erpelht, zur Zeit
Baumeister in Saargemünnd mit allen gegen
2 Stimmen, die auf einen hiesigen und einen
Mannheimer Bewerber fielen, zum Stadtbau—
meister unserer Stadt gewählt. Dem Gewähl-
ten stehen sowohl in Bezug auf Hoch- wie auf
Tiefbauten die besten Zeugnisse zuc Seite, er ist
gegenwärtig an der lothr. Kreisirrenstalt angestellt.
Dit Rücksicht auf den jetzigen Rang des Genannten
vurde die hiesige seitherige Bauschaffnerstelle in eine
Baumeisterstelle umgewandelt, doch erleiden des halb
die Gehaltsbezüge keine Aenderung. (A.)
— Der Militaär⸗Verein Pirmasens be—
chloß den Geburtstag Sr. Maj. des Kaiser Wil-
helms V. am 27. d. M. zu feiern.
— Dahn. Vergangene Woche war das Unter⸗
uchungsgericht von Zweibrücken in Fischbach,
uim über eine dortselbst in der Neujahrsnacht vor⸗
gekommene Explosion eine Untersuchung vorzu
rehmen. Von den drei Burschen, die bei diesem
Unglücksfall gräßliche Brandwunden erhielten und
die voraussichtlich gezwungen find (wenn sie mit
dem Leben davon kommen sollten) den Winter
über das Bett zu hüten, find zwei nicht im Stande,
allein zu essen und mussen daher gleich kleinen
dilfsbedürftigen Kindern behandelt werden.
(P. A.)
— Rheinzabern, 14. Jan. In heutiger
Gemeinderathssitzung wurde Herr Lehrer Wolf
bon hier einstimmig als Lehrer der oberen Mäd⸗
henschule und Herr Lehrer Lut witz y als Lehrer
der Mittelschule gewählt und hoher kgl. Regierung
in Vorschlag gebracht.
— Mußbach, 14. Jan. Nachdem am
Samstag Abend der gewefene Schuhmacher und
Milchhändler Johannes Weilbrenner von
seinem Scheuergebälk auf den Kopf fiel, so daß
er heute noch bewußtlos daliegt und sein Zustand
ein sehr besorgnißerregender ist, passirte heute ein
weiterer Unglücksfall, indem der Winzer und
Brunnenaufseher Adam Thomas im Ordenswald
beim Stammholzaufladen einen doppelten Beinbruch
erlitt. (A. 3.)
— Die Orte Alsheim, Asfenheim und
dochdocf, bisher dem Postbeftellbezirk von Dann⸗
stadt zugehörig, find ab 16. d. Mts. jenem von
Bohll zugetheilt.
— In Oberlustadt, ist die Maul⸗ und
lauenseuche ansgebrochen und sind bereits
die Zuchtbullen in Mitleidenschaft gezogen.
— Dürkheim, 15. Jan. Bei gestriger
eeee ze ersteigerte Herr
ohlenhändler Rud. Bart das an der alten
Mannheimer Straße dahier gelegene Wohnhaus
des verlebten G. Bart jun. um M. 183,250. Das
am Römerplatz gelegene Wohnhaus der Erben
Joh. Ph. Bart ersteigerte Herr Bierbraner Heinr.
Bart um M. 16,800. (A.)
— Ludwigshafen, 15. Jan. Zu Mit-
gliedern des Kreismedizinalausschusses
zür die Pfalz wurden auf die Dauer von
dier Jahren ernannt: Anstalts⸗Direktor Medizinal-
rath Dr. W. Zoeller in Frankenihal, Landgerichts⸗
arzt Dr. K. Chandon in Kaiserslautern; Bezirks⸗
arzt a. D. Dr. J. Reisch in Neustadt a. H.; Be⸗
irks ⸗ Arzt Dr. Theod. Leupoldt in Speyer; Kreis⸗
hierarzt Friedr. Grotz in Speyer und Apotheker
arl Bernbeck in Ludwigshafen. (G. A.)
— Flomersheim, 13. Jan. Der in der
Neujahrsnacht durch einen Schuß am Auge verletzte
Arbeiter Heinrich Schaich besindet sich in Mann—
heim (nicht in Heidelberg, wie früher gemeldet) in
augenärztlicher Behandlung und ist das verletzte
Auge derart, daß Schaich voraussichtlich in etwa
14 Tagen geheilt die Klinik wird verlassen können.
(Fr. T.)
— Roxheim, 14. Jan. Einem großern
Bedürfnis wurde durch Gründung eines — Jung
gesellenvereins abgeholfen und zählt derselbe bis
setzt 24 solcher männlichen Personen, die des
schwachen Geschlechtes zu entbehren vermeinen
Aufnahme in den seltenen Verein finden nur solche,
die über 30 Jahre zählen. Ob der Verein zu
oder abnimmt, kommt auf die Standhaftigkeit der
jetzigen Vereinsgründer an.
— Geschrotenes Malz aus außerbaye—
rischen Orten darf in die Pfalz nur dann ein
geführt werden, wenn dasselbe von einer im Voraus
zu beschaffenden, von der Aufschlag⸗Einnehmerei
des Empfangsortes ausgestellten Einfuhr⸗Polette be⸗
eitet ist. Fehlt dieses Document, so ist die
Sendung von der pfälzischen Eingangsstation der
nächster. k. Aufschlag-Einnehmerei behufs weiterer
Behandlung anzumelden, bezw. wenn die Aufschlag⸗
Finnehmerei in einem Stationsort der Transvort⸗
route sich befindet, zuzuführen. —
Vermischtes.
F Elversberg, 185. Jan. Wie bekannt so,
vird, wird Herr Kapellmeister Wittig die Freund- wa
lichkeit haben, mit seiner gesamten Kapelle am ihr
ünftigen Sonntag den 20. d. M., nachmittags Ho
hon halb 4 Uhr ab, allhier ein großes Concert sto
zuum Besten des evangelischen Kirchbau-mnin
sond s zu geben. Das Concert wird in dem
chönen, geräumigen, erst neuerdings wieder ver—
größerten Saale des Herrn Jakobs stattfinden
Das Eintrittsgeld ift für die Person auf nur 50
pf. festgesetzt, ohne übrigens der Mildthätigkeit
Schranken zu setzen.
7 Eine anfangs lustige, dann aber gefähr—
liche Fahrt machte gestern gegen Abend in
5ft. Iobaonn ein Milchmödchen. Die Schöne
ß
de·
si⸗
we⸗
cuft
Hie