Full text: St. Ingberter Anzeiger

ahren, im Schuhmann'schen Saale hier statt und 
führe hn uber 40 Personen besucht. Erbffaet wurde 
durch den 1. Staatsanwalt Herrn Hepaner, 
dit rsich über Ziel und Zwack des Vereins ver— 
wiger ud dessen Notwendigkeit darthat. Die 
een den Gefangenen gehe es gut, sei nicht 
Fine unsägliche Fülle von Jammer und 
—2* uns entgegen, wenn ein Mann im un— 
eindic seh. binzehe. ieh und negh 
* Kerkerstrafe entlassen, den Existenzkampf zu 
8 habe, da dürfe er nicht zurückgestoßen wer⸗ 
n, sondern dem Reuigen müsse Hilfe gebracht 
Nden. Redner erwähnte dann, daß schon im 
sehre 1880 ein Hilfsverein der Rhein. Gefängniß- 
uschaft hier bestanden habe. Es sei noch ein 
* dieses Vereins im Betrag von 900 Mk. 
aden der dem jetzt gründenden Verein zur 
Fafguag gestellt sei. Rechne man dazu die Bei⸗ 
rage, so seien Mittel genug vorhanden, die Zweacke 
Verems zu fördern. Die Versammlung erklärte 
h mit der Gründung dieses so edle Zwece ver— 
Ahenden Vereines einderstanden. 
Der Saarbrücker⸗St. Johanner 
Heflügelzucht-Bere,iin wird im Monat 
Spiember d. J, in Saarbrücken im alten Kasino— 
arten eine Ausstellung von Geflügel u. s. w. ver⸗ 
inftalten. 
ain In den Hopdezregnn des 93 
ichts Saarbrücken wurde am 27. djs. 
* die Firma „Saarbrücker Dampfkessel⸗ 
chmiede Jos. Poensgen“ mit dem Sitze zu Gof—⸗ 
Tutaine und als deren Inhaber der Ingenieur 
woseph Poensgen daselbst. 
ubs den Arbeitern billigere Fahrgelegenheit 
uuf den Eisenbahnen zu verschaffen, hat der preu— 
hische Minister v. Maydach weitere Preiber⸗ 
Jaßigung angeordnet. Vom 1. Juni ab soll 
zarnach auf allen Stationen, wo 80 oder mehr 
Arbeiter die Arbeiterfahrkarten benutzen, nur 1Pfg. 
ur den Kilometer berechnet werden gegen früher 
iuß Pfg. Ferner haben die Stationsvorstände die 
ẽrmächtigung erhalten, den Arbeiter bei besonderen 
Anlössen, wie Erkrankungen, eingetretenen Familien⸗ 
reiguissen u. s. w. mit jedem Zuge, wenn der— 
Abe auch keine vierte Klasse fuhrt, nach seinem 
Wohn⸗ oder Arbeitsort führen zu lassen. 
FTrier, 26. Mai. Zwei hiesige Knaben im 
ulter von 8 Jahren machten sich aus dem hohlen 
Stengel des großen oder gefleckten Schierlings, 
velcher jetzt uͤberall in üppiger Blüthe an Wasser⸗ 
ruben, Teichen, überhaupt an feuchten, schattigen 
Ztellen wuchert, sogenannte Pusteröhre, und brachten 
ieselben mii dem Munde in Berührung. Es trat 
tatke Entzundung der Ober⸗ und Unterlippe, ver— 
vunden mit Anschwellung des Gesichts und starkes 
dopfweh ein, so daß Gegenmittel in Anwendung 
edracht werden mußten. Eltern können ihre Kinder 
aicht genug vor dieser gefährlichen einheimischen 
nn e da durch dieselbe schon oft der 
od herheigeführt wurde. 
fKoblenz. Gegen das Tabakrauchen 
ugendlicher Personen richtet sich neuer—⸗ 
ings wieder die Aufmerksamkeit der Aufsichtsbe⸗ 
jörden. Vor eiwa zehn Jahcen war die Frage be⸗ 
ceits angeregt, aber lediglich vem Gesichtspunkte 
des allgemeinen Verkehrs⸗Interesses aus beurtheilt 
und dahin entschieden worden, daß ein Bedürfniß 
zum Erlaß polizeilicher Vorschriften nicht vorliege. 
Reuerdings aber ist die gesundheitliche Seite der 
Frage in den Vordergrund getreten, und wenn 
man aus der sorgfältigen Sammlung der ein⸗ 
chlägigen Polizeiverordnungen einen Schluß ziehen 
darf, so dürften allgemeine Bestimmungen gegen 
das Rauchen jugendlicher Personen zu erwarten 
ein. Derartige Verbote bestehen bereits u. a. in 
)en Regierungsbezirken Koblenz und Düsseldorf, 
wo jungen Leuten unter 16 Jahren das Rauchen 
auf der Straße oder in öffentlichen Lolalen unter— 
agt ist und Zuwiderhandlungen mit Geldbuße und 
daft geahndet werden; ebenso werden diejenigen 
bestraft, welche solchen jugendlichen Personen zum 
Iwecke des Tabakrauchens Vorschub leisten. 
fStuttgart, 27. Mai. In nächster Nähe 
J Stadt Oberndorf wurde gestern Nacht ein le— 
ere Arbeiter mit aufgeschlitztem Bauche gefunden. 
er Thäter ist ermittelt und verhaftet. 
fZum Tode des verdienstvollen Lehrers Mar 
koppenstätter schreibt man aus Lehrerkreisen: 
n. beteiligte sich schon 1848 an einer Lehrerber⸗ 
ammlung in München, wo er in den Ausschuß 
ar Besoldungsverhältnisse gewählt wurde; er war 
citgründer des bayer. Volisschullehrerbereinz und 
vertrat seinen Bezirk auf den Hauptversammlungen 
in Nürnberg, Augsburg, Würzburg. Vom Haupt⸗ 
ausschusse wurde er, damals 2. Kreisvorstand in 
Oberbayern, aach Heiß' Rücktriit am 27. Dez. 
1874 zum provisorischen und von der Delegierten⸗ 
»ersammiung in Ka iserslautern 1875 zum 
definitiven 1J. Vereinsbvorstand gewählt. Seit 1885 
war er auch Mitglied des ständigen Ausschusses 
der all,emeinen deutschen Lehrerversammlung. Möge 
dem um die baherische Lehrerschaft so verdienten 
Manne die Erde leicht sein. 
F Oldenburg. Unser Infanterie-Rgiment 
war in voriger Woche ausmarschirt, um compagnie⸗ 
weise Ueburgen abzuhalten. Als gegen die Mutags- 
zeit eine Pause im Exercieren eintrat, lagerten sich 
die Soldaten auf dem Terrain auf platter Erde. 
Die 2. Compagnie hatte sich in einem die Haide 
umschtießenden Graben und am Wall niedergelafsen 
und die Gewehre zusammengestellt. Dieselben waren 
mit sog. Platzpatronen geladen. Einer der Sol⸗ 
daten machte sich nun mit dem Gewehre zu schaffen, 
antersuchte die Magazine und machte Zulbersuche. 
Dadurch waren die Waffen aus ihrer früheren 
festen Stellung herausgekommen und plötzlich fällt 
ein Gewehr zu Boden und entladet sich. Der Lauf 
war direkt auf die im Graben lagernden Soldaten 
gerichtet, und der Schuß traf einen Soldaten. Die 
Zatrone schlug durch den Helm und drang in den 
dinterkopf. Mit einem lauten Aufschrei sank der 
ödtlich Getroffene zusammen. Nach einer Viertel⸗ 
tunde war der Todeskampf beendet, und der Soldat 
hauchte in den Armen eines Officiers seinen Geist 
aus. 
Lübeck, 26. Mai. Ein großer Hafenbrand 
ischerte 3 große Waarenlagerschuppen im russischen 
Hafen ein. Im Lagerhause befand sich die Zoll⸗ 
aiederlage mit circa 3000 Ballen Bremer Baum— 
volle, sowie Flachs und Stückgütermassen zur Ver— 
chiffung nach Rußland aus allen Theilen Deuisch- 
ands. Der Gesammischaden beträgt mindestens 
wei Millionen Mark. Die in der Nähe liegenden 
Dampfer wurden rechtzeitig gerettet. Das Feuer⸗ 
meer war grandios. 
7*Die Ahnen Wrangels. Als Vapo 
Wrangel — so erzählt Pätzold in seinem jetzt er⸗ 
chienenen Buche: „Blücher⸗ und Wrangelanekdo- 
en“ — noch als commandirender General in 
S5tettin stand, ließ er den dortigen Maler Most zu 
ich kommen und beauftragte ihn, ihm fuür seinen 
Speisesaal einige Ahnen seines Geschlechtes zu 
nalen. Der Maler erkundigte sich, ob der General 
uniicht einige kleine Porträts besäße, die ihm bei der 
Aufnahme als Vorbild dienen könnten. — „Das 
st nicht nöthig“, meinte Wrangel in seiner bekann⸗ 
ien klassischen „Orthographie“, „machen Sie nur 
einige Aehnlichkeiten mit mich und ziehen Sie se 
porschriftsmäßig an. Persönlich hat se ja doch 
Riemand gekannt!“ 
FWie sieht Crispi aus? Die Beant— 
wortung dieser Frage dürfte auch für Nichtpolitiker 
von Interesse sein. Crispi ist seinen Jahren ange— 
nessen noch sehr rüstig, wenn auch sein Scheitel 
schneeig ist. Er gebraucht weder Brille, noch hat 
ein Gehör von der früheren Schärfe etwas ver— 
oren. Er ist von mittlerer Größe, schlanker Figur, 
pricht sehr ruhig, ohne das geringste Anzeigen 
jon Nervosität. Sein Gesicht ist glatt rasiert bis 
nuf einen grauen Schnurrbart, den er kurz abge— 
chnitten nach Art der älteren preußischen Generäle 
rägt. Er wird im künftigen Oltober sein 70. 
debensjahr vollenden. 
F Gerstörter Aberglaube.) Bis hoch 
in unser Jahrhundert herrschte duf der Insel Wight 
der Volksglaube, daß der Herrscher Großbritanniens 
ein Recht auf die Krone verliere, sobald er eine 
Kacht auf der Insel zubringe. König Georg IV. 
jatte, wie dem „Sprudel“ mitgetheilt wird, ohne 
eine Absicht diesem Glauben Vorschub geleistet, 
inndem er bei seinem Besuch auf der Insel immer 
stachts auf sein Schiff zurückkehrte, und die Königin 
Biktoria mußte auch im Beginn ihrer Regierung 
ei ihrem Aufenthalt auf Wight dem Volksaber— 
zlauben Rechnung tragen, bis der Prinzregent sie 
»ewog, die Mythe durch die That zu zerstören. 
Als Königin Viktoria das erste mal auf der Insel 
elbst übernachtete, erhob sich ein Sturm in vielen 
Journalen. 
F Wien, 28. Mai. In Pilsen und Umgeb— 
ang machen sich in Arbeiterkreisen Regungen be— 
nerkbar, die Vorbereitungen zu Arbeitseinstellunger 
efürchten lassen. 
Dienstesnachrichten. 
Erledigte kathol. Pfarreien: Pfarrei Helter s— 
berg. Amts- und Dekanatsbezirkes Pirmasens. 
Fassionsmäßiges Einkommen: Gesammtreinertrag 
604 Mtk. 22 Pfa.; hierzu kommt ein Staatszu- 
schuß von 1396 Mk. 81 Pfg.; Endtermin: 23. 
Juni 1889; Pfarrei Mer zalben, Amts. und 
Detanatsbezirkes Pirmasens. Fassionsmäßiges Ein— 
kommen: Gesammitteinertrag 893 Mk. 21 Pfa.; 
hierzu kommt ein Staatszuschuß von 1447 Mk. 
53 Pfg. Endtermin: 22. Juni 1889; Paarrei 
Birkenhördt, Amts- und Dekanatsdezirkes 
Bergzabern. Fassionsmäßiges Einkommen; Ge— 
ammtreinertrag 813 Mk. 12 Pfg.; hierzu kommt 
ein Staatszuschuß von 1238 Mk. 87 Pfg. End⸗ 
termin: 22. Juni 1889. 
Schulverweser Julius Rudolph in Virmasens 
ist vom 1. Juni ab als Schulverweser nach Ernst⸗ 
weiler berufen. 
Lehrer Menhorn in Maßweiler ist als Lehrer 
tür Ludwigswinkel hoher k. Regierung in Vorschlag 
gebracht. 
Famtliennachrichten. 
Gestorben: In Kaiserslautern Margaretha 
Rebmann, geb. Welsch., in Lambsheim Philpp 
dudwig Tartter, 75 J. a., in Heuchelheim Elisa⸗ 
hetha Held, aeb. Heilmann, 53 J. a., 
Neueste Nachrichten. 
Würzburg, 28. Mai. Das Militär— 
bezirktsgericht hat den Hauptmann Wein 
des 18, Infanterie⸗Regiments von dret Verbrechen 
des Mißbrauchs der Dienstgewalt und einem Ver⸗ 
gehen der Beleidigung freigesprochen. Die 
Verhandlung fand aus dienstlichen Rücksichten unter 
Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. 
London, 29. Mai, morgens. Das Un ter⸗ 
haus hat gestern den Antrag Robertsons auf 
Reduktion des Gehaltes des Lords Salisbury ver⸗ 
worfen. Im Laufe der Debatte erklärte Fergusson, 
obgleich Lord Lytton bei Eröffnung der Pariser 
Ausstellung abwesend war, sei England keiner 
Verschwörung zur Beleidigung Frankreichs beige- 
treten; letzteres verstehe vollkommen die Stellung 
Englands, dessen Beziehungen zu Frankreich unge⸗ 
trübt seien. (S. 3.) 
Paris, 29. Mai. Das Zuchipolizeigericht 
verurteilte gestern den Attentäter Perrienn zu vier 
Monaten Gefängniß. 
Wien, 28. Mai. Die Nachricht über die 
Absendung von in den herzlichsten Ausdrücken ab⸗ 
gefaßten, aus Berlin datierten Briefen des 
deutschen Kaisers und des Königs Humbert an 
den Kaiser Franz Josef wird hier bestätigt. Das 
„Fremdenblatt“, Organ des Grafen Kalnocki, nennt 
die Gerüchte, daß bei der Berliner Monarchen- 
Zusammenkunft ein Vertrag mit Ausschließung 
Desterreichs geplant worden sei, kindische Maärchen. 
Für die Redaktion verantwortlich F. X Demeß 
Versteigerungs-und Submissions⸗ 
Anzeigen. 
Am Dienstag den 4. Juni nachmittags wird 
zu Mimdach das Wobnhaus der Eheleute Konr. 
Brill, mit Scheuer, Stallung und Brennhaus ver⸗ 
steigert. 
Nr. 347 des praktischen Wochenblattes für 
alle Hausfrauen „Fürs Haus“ Wierteljährlich 
nur 1 Mark) enthält: 
Wochenspruch: 
Sei Deiner Welt so viel Du kannst — ein Engel; 
So wird sie Dir trotz aller ihrer Mängel, 
So viel sie kann — ein Himmel sein. 
Rogate. (Gedicht.) Ein Pantoffelheld. Vierzehn 
Tage in Paris. Die Kerbschnittschnitzerei. (Schluß.) 
Arabesken. Frau N. N. empfängt heut nicht. Die 
Dichterin von „Jesus meine Zuversicht.“ (Erzähl- 
ung.) Meierinnen in Finnland. Spaziergänge mit 
praktischem Nutzen. Diät für Magenleidende. 
Schmerzen in den Ballen. Amtliche Totenliste von 
Impfmorden in England. Pflege der Myrten. 
Pflege der Orangen. Borax zur Wäsche. Schwefel 
und Schwefelsäure. Brandmalerei. Preßhefe längere 
Zeit aufzubewahren. Kresse. Verschiedene Nudel— 
peisen. Einfacher Küchenzettel. Räthsel. Auflösung 
des Räthsels in Nr. 344. Neue Dichterstimmen. 
Fernsprecher. Echo. Briefkasten der Schriftleitung 
Fürs kleine Volk, Anzeigen.