Full text: St. Ingberter Anzeiger

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halte ihren in den Häusern oben rechts von der 
Filguterpedition wohnenden Kunden Milch gebracht 
und zog mit ihrem Wagen die dort abschüssige 
Fiktoriastraße wieder hinunter. Ziehen brauchte 
ie zwar nicht; der Wagen rollte von selbst. Auf 
er Hälfte des Weges angekommen fiel es dem 
Madchen ein, sich ein Vergnügen zu bereiten; es 
ezte sich auf das Wägelchen und im Hui gings 
en Berg hinunter. Das ging famos, aber — die 
zteuerung fehlte. Und so fuhr denn der Wagen 
nit solcher Wucht gegen einen Laternenpfabhl, daß 
erselbe abbrach, waäͤhrend gleichzeitig das Mädchen 
ist in die Luft und dann auf die Erde flog. Den 
Ansamen Unglücksplatz umstanden bald viele Men— 
hen. Arbeiter aus der Gasfabrik wurden ge⸗ 
ufen, um das ausströmende Gas zu verschließen; 
ie Schöne aber war tief betrübt über das 
dlimme Ende ihrer kurzen Lustfahrt. 
(S. J. S. A.) 
In Saarb rücen beabsichtigt man einen 
Jweigherein des „Evangelischen Bundes“ 
u gründen, zu welchem Behufe eine Versammluug 
das Cafe Schuhmann auf den Abend des 21. 
ss. Monats einberufen ist. Hierbei wird Hr. 
zfarrer Kremers ⸗Kirchenbollenbach 
einen Vortrag über „Dr. Martin Luther und 
Ignaz v. Loyola, der Stifter des Jesuitenordens“ halten. 
FStraßburg, 13. Jan. Von lultur⸗ 
istorischem Interesse, schreibt die N. A. Zig. 
zöchte gerade unter heutigen Verhältnifsen auch 
ar weitere Kreise der Jahresbericht der israe⸗ 
tischen Gewerbeschule zu Straßburg 
E. sein. Diese seit 62 Jahren bestehende An— 
ilt verfolgt den Zweck, unter den hülfsbedürftigen 
raeliten des Unter-Elsaß die Verbreitung der 
andarbeit zu fördern und die jungen Leute zu 
chtigen Handwerkern heranzubilden. Die Zahl 
der Schüler betrug im abgelaufenen Geschäftsjahre 
30. Im Laufe des Jahres wurden 22 Schüler 
u aufgenommen, von denen 8 das Schneider-, 
das Tapezier-— 3 das Lithographen-,, 2 das 
ioldschmiede- und je J das Buchdrucker⸗, Spengler-, 
Idhaner⸗, Buchbinder ·, Photographen⸗ und Maler- 
ewerbe erwählten. Die Jahres⸗Ausgaben der 
»nstalt beliefen sih auf rund 17875 M. Das 
zermögen derselben besteht ans dem Anstaltsge⸗ 
cude (einer Stiftung) und den verzinslich ange—⸗ 
egten unveräußerlichen Kapitalien im Betrage von 
4479 M. 
FIn Straßburg wurden im verflossenen 
Jdahre von der Polizei 67 Milchfälschungen 
ermittelt. Die Fäalschungen geschahen, wie fesige⸗ 
stellt, ausschließlich durch Beimischung von Wasser. 
hei der chemischen Untersuchung wurde in 15 
ällen 1 bis 7 Prozent und in 61 Fällen 8 bis 
36 Prozent Wasserzusatz ermittelt. Bei den ersteren 
vaurden die Betreffenden verwarnt, in den letzteren 
Fällen zur gerichtlichen Bestrafung angezeigt. Die 
tkannten Strafen bestanden in Geldbußen von 8 
bis 40 Mk., wozu die verhältnißmäßig beträcht⸗ 
* Gerichtskosten kommen. In 2 Fallen wurde 
Haft bezw. Gefängnißstrafe von je 14 Tagen 
srkannt. Im allgemeinen war die Zahl der er⸗ 
mittelten Milchfälschungen im Jahre 1888 erheb- 
ich geringer als in den Vorjahren. Hervorzuheben 
t, daß nicht nur Personen, welche die Milch von 
genen Kühen zu Markte brachten, sondern auch 
Siederverkäufer vor dem Gericht gestraft wurden, 
veil es auch ihnen jetzt mögllch ist, fich von der 
Zeschaffenheit der Milch durch den leicht zu hand⸗ 
abenden Lactodensimeter Kenntnis zu verschaffen. 
7 Worms, 14. Jan. Die große Wurst 
st von dem patcioischen Metzger H. in der Haardt⸗ 
jasse zur Vertheilung gelangt. Es kam nämlich 
gestern der erste bayrische Soldat in der Pickel⸗ 
haube in den Laden, und der Meztzger löste sein 
Versprechen, demselben sich erkenntüich zu zeigen, 
so, daß er außer der Wurst dem Soldat — es 
war ein Uuteroffizier — auch noch Geld gab und 
ihn zu einem Abendessen in den „Europgdischen 
Hof“ einlud. Die Soldaten werden nun wohl 
statt des Abendgebets seufzen: „Ach wenn es doch 
nur lauter solch' patriotische Metzger gübe!“ 
Wuürzbdurg, 15. Jan. Heute Nacht ist 
bei einem Zimmerbrand in der Saalgasse der 
Metzgermeister Hellmuth verbranni. 
FEin ergenartiges Denkmal wird 
den beiden dahingeschiedenen Kaisern in der prote- 
stantischen Haupttirche zu Nördlingen errichtet 
werden. Der Maler Peofessor Wanderer ist be⸗ 
uftragt worden, den Entwurf fuür eines großes 
dirchenfenster auszuführen, das dem Andenken an 
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taiser Wilhelm J. und Kaiser Friedrich V. ge- 
vidmet sein soll. Für die Kosten des Fensters ist 
die ansehnliche Summe von 7000 Mt. ausge- 
worfen. 
Aus Munchen wird der „A. A.“ geschrie⸗ 
hen: Die Mittheilung der „Frkf. Ztg.,“ daß in— 
Bayern 320 Ortschaften, welche bis jetzt noch keine 
Telegraphen⸗- oder Telephonstation be— 
itzen, demnächst die Telephan⸗Einrichtung erhalten 
ollen, bedarf der Richtigstellung. Die vom letzten 
dandtag genehmigten Mittel zur Neueinrichtung 
von Telegraphen- und Telephonstationen sind 
nahezu erschöpfit und erstrecken sich keinesfalls 
auf so viele Stationen. Es handelt sich also 
eventuell nur um ein Projekt oder eine Vorlage für 
die nächste Finanzperiode; es dürfte dann allerdings 
'aum daran zu zweifeln sein, daß eine diesbezügliche 
Vorlage genehmigt würde. 
Was die Konkurrenz zu Wege 
zringt. In Dessauer Blättern befindet sich das 
Inserat eines Friseurgeschäfts, durch welches der 
Inhaber bekannt gibt, daß einmal Rasiren und 
ein Glas Bier 20 Pfg., einmal Haarschneiden und 
ein Glas Bier 30 Pfg. und einmal Fristren und 
lGlas Bier 40 Pf. kostet. Daß man beim Ra—⸗ 
iren gleichzeitig mit einem Glas Bier erquickt wird, 
ist gewiß eine Wohlthat, welche man in keinem 
anderen Orte findet. 
4 Eine absonderliche Aufscqrift 
trug, wie man schreibt, eine kürzlich bei der Post⸗ 
anstalt eines märkischen Städtchens eingegangene 
Postkarte, die eine Jagdeinladung enthielt. Der 
kEmpfänger war in folgender Weise bezeich jet: 
„An meinen Freund. Er ist der Dickste und 
Schlauste in ganz K.“ Die Bestellung hatte 
den gewünschten Erfolg. Der Empfänger wurde 
in dem Ortsschulzen ermittelt. 
F Lübetd, 14. Jan. Der Dampfer ,Ginebra“ 
don Rußland, nach Lübeck mit Spiritus und 
Espenholz für binnenländische Bestellung fahrend, 
ist unterwegs mit Mann und Maus untergegangen. 
Die Leichen von 18 Mann der Besatzung und des 
apitän Grach sowie die Spritfässer wurden an 
der Küste von Gothland angeschwemmt. 
FVon einer drohenden Invasion 
auf dem deutschen Arbeitsmarkt wird 
mus Flensburg gemeldet. Dort ist vor kurzem 
rin großer Formerstreik ausgebrochen, der zur Sperre 
)er dortigen Schiffswerft und Eisenhütten führte. 
Die Werft hat zwar ihre Arbeiten wieder aufge⸗ 
nommen, es fehlt aber an Formern und Metall 
arbeiterr. Jetzt denkt man allen Ernstes daran, 
hinesische Metallarbeiter und Former heranzuziehen. 
Thinesische Unterhändler waren in Flensburg an⸗ 
vesend und Verhandlungen sind im Gange, um 
„die genügsamsten und anstelligsten aller Lohnsklaven, 
die chinesischen Kulis“, nach Deutschland, zunächst 
aach Flensburg, zu importieren. Die Arbeitskraft 
dieser Leute soll um ein Drittel billiger angeboten 
ein, als die deutsche. So stehen wir vor dem 
Anfang einer chinesischen Einwanderung via Ame⸗ 
rika nach Deutschland. (27) 
FReichsgerichts-Erkenntnisse. Der 
Transport gesundheitsschädlicher Nahrungsmittel zur 
Berkaufsstelle ist, nach einem Urtheil des Reichsge⸗ 
richts, an sich noch kein aus 8 12 3. 1 des Nah⸗ 
rungsmittelgesetzes zu bestrafendes vollendetes In⸗ 
derkehrbringen derselben. — Die Uebermittelung 
»eleidigender Aeußerungen vom Beleidiger an den 
Beleigten, mit dem Bewußtsein des Ueberbringers, 
daß seine Mittheilung zum Zweikampf führen muß, 
tann, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, die 
Bestrafung des Ueberdringers wegen absichtlicher 
Anreizung zum Zweikampf aus 8 210 St.G.B. 
ur Folge haben. 
F Paris, 12 Jan. Vorgestern starb in 
einem Hotel zu Nevers der millionenreiche Besitzer 
nehrerer Gasfabriken Augusst Genin, ein kunst⸗ 
inniger Sammler von alten Möbeln und Münzen. 
Henin, der im Rufe eines Sonderlings stand, be— 
tätigte denselben durch sein Testament, in welchem 
er jedem der 86 französischen Departements eine 
Rente von tausend Franken vermachte. Die An⸗ 
eile, welche auf die „annectirten Depar⸗ 
ements Elsaß und Lothringen“ ent— 
allen, werden dem Kriegsministerium zum An— 
'auf von Waffen überlassen, bis dieselben wieder 
an Frankreich zurückkehren.“ Die Präfecten haben 
die Maires ihres Departements einberufen, welche 
drei Städte von mindestens 4000 und höchstens 
20 000 Einwohnern bezeichnen werden, denen die 
Fahresrente von 1000 Franken der Reihe nach zu— 
fällt. Seine Sammlungen vermachte Genin den 
Stadten Biarritz und Grenoble, seine zwei Schlösser 
den Armen und seinen Großneffen und Urgroß- 
neffen 17500 Franken anf die Person. Die Ver⸗ 
wandten haben das Recht, die zwei Schlösser bin⸗ 
nen zehn Jahren um 125 000 bezw. 80000 
Franken käuflich zu erwerben. 
Dienstesnachrichten. 
Herr Pfarrer Graf in Bann wurde zum 
Definitor des Landkapitels Homburg ernannt. 
Famiienua αν. 
Gestorben in Ludwigshafen Fr. Katharina Frank 
geb. Kuhn; ebendort Crescentia Koller, 17 J. a.; 
in Dürkheim Karl Zimmermann, 46 J. a., in Pir- 
masens Frau Salomea Gaubatz, geb. Mertz, 64 
J. a; in Kaiserslausern Frau Katharina Hackh, 
geb. Schwehm, 321 J. a; in Winnweiler Elisa⸗ 
bethal Eyrisch, geb. Fuchs. in Zweibrlicken, Ferdinand 
dn Privatier 67 J a. und Johann Mirschberger 
58 J. a. 
red 
nebꝛe Necchrichten. 
Speyer, 15. Jan. Das „Kreisamisblatt“ 
veröffentlicht die Lisse de Vertrauensmän- 
ner, welche in den einzelnen Kantonen aufgestellt 
worden find, um bei Regelung der Versicherungs- 
gebühren der land⸗ und forstwirthschaftlichen Be⸗ 
rufsgenofsenschaften der Pfalz mitzuwirken. Die 
Zahl diefer Vertrauensmänner in der Pfalz beträgt 
83 mit eben so vielen Stellbertretern. Die Bürger⸗ 
meister sind angewiesen, die Namen dieser Ver⸗ 
trauensmänner und ihrer Stellvertreter möglichst 
bdekannt zu machen. 
Müͤnchen, 15. Jan. Kriegsminister v. 
Heinleth leidet an einem Herzübel, zu dem 
sich asthmatische Anfälle gesellt haben. Hierdurch 
ist der Kranke genotigt, manche Stunde der Nacht 
im Bette sitzend zuzubringen. 
Bückeburg, 15. Jan. Se. Maj. der Kaiser 
traf, vom Fürsten, dem Erbprinzen, den Prinzen 
Otto und Adolf, sowie den Spitzen der Militär⸗ 
und Zivilbehörden der Provinz empfangen, heute 
Abend hier ein. Nach herzlicher Begrüßung er— 
folgte die Fahrt nach dem Schlosse durch die fest⸗ 
lich illuminierte Stadt. Bei dem Galadiner toastete 
der Fürst auf den Kaiser, ihm für seinen Besuch 
dankend. Der Kaiser erwiedernd dankte für den 
herzlichen Empfang und sagte, er verehre den 
Fürsten als einen der ältesten und treuesten Freunde 
ind Kameraden seines Großbaters; er bitte den 
Fürsten ihm dieselbe Gesinnung zu bewahren. 
Abends fand ein glänzender Fackelzug statt, bei 
welchem nach der „S. Ztg.“ der Oberbürgermeister 
ein brausend erwidertes Hoch auf den Kaiser ausbrachte. 
Hirschberg (Schlesien), 15. Jan. Ein 
schreckliches Verdrechen wird die verdiente Sühne 
iinden. Das Schwurgericht verurtheilte heute die 
kheleute Krebs aus Ruhbank zum Tode. Die 
Frau hatte ihrem Kinde von 16 Wochen die Nahrung 
intzogen und es nach und nach absterben lassen. 
Der Mann hatte die herzlose Frau hierzu angestiftet. 
rür die Redaktisn derantreartlich F. X. Demesß 
Unenthehrliche Lektüre! 
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Probenummer 
von dem 
Verlag des Echo (. B. 8chorer 
Berlin S.WV 
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