Full text: St. Ingberter Anzeiger

st. Jugherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert. 
Et Ingberter Anzeiger“ erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗Blatt und Mitiwochs und Samstags mit 
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24. Jahrg. 
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Deutsches Reich. 
Berlin, 4. Juni. Der Arbeiterwahl— 
erein für Offenburg und Umgebung wurde 
uf Grund des Socialistengese ßes vorboten. 
Der aus der Affaire Wohlgemuth bekannte 
zchneider Lutz, welcher aus der Schweiz ausge⸗ 
viesen ist, hat am J. d. M. Abends, das Bundes- 
zebiet bei Delle verlassen. Derselbe hat gleichzeitig 
zie Erklärung abgegeben, daß er nach London 
u gehen gedenke. 
Berlin, 4. —— 3.5— — 
aan der „Post“: „Die Nachricht, das bei der Wiß⸗ 
nann'schen Truppe die Pocken ausgebrochen 
ien, hat etwas beunruhigt, aber es ist doch zu be⸗ 
lenlen, daß man mit dieser —A— von Anfang 
in gerechnet hatte. Die Offiziere und Unter⸗ 
iih der Wiß'mannschen Expedition hatten fich 
ot ihrer Abreise noch einmal impfen lassen und 
za unter den Somalis auf der Reise von Aden nach 
Sansibar die Pocken ausbrachen, sind sicher gleich 
Lorsichtsmaßregeln getroffen worden. Die Pocken 
varen überhaupt von einer leichteren Form, so daß 
nan die Erkrankungen nicht zu ernst nehmen muß; 
er Gesundheitszustand an der Kuste ist nur als ein 
mittelmäßiger zu bezeichnen, auch einige Ofsiziere 
jegen im Lazarett, so daß man bei Zeiten darauf 
bedacht nehmen mußte, für eventuelle Nachschübe zu 
orgen. Einige Offiziere, welche infolge dessen auf⸗ 
zefordert worden find fich für die Expedition vor⸗ 
ubereiten und an dem orientalischen Seminar 
genwaͤrtig die Anfangsgründe des Suaheli studieren, 
echnen darauf, bis spätestens August hinausgehen 
u lonnen. Auch Herr A. Leue wird bis zu diesem 
zeiippunkt wieder nach Afrika zurückgehen, um in den 
Dienst Wißmanns zu treten.“ * 
Verlin, 5. Juni. Der Bundesra terteilte 
seiner heutigen Sitzung den Beschlüssen des 
teichstags zu dem Gesetzentwurf, betreffend die 
ed und Altersversicherung 
me Zustimmung. 
Berlin, 5. Juni. Der SchahvonPersien 
vcd, soweit bis jetzt bekannt, am Sonntag den 
Juni, also am ersten Pfingstfeie rtage, mit seiner 
begleitung nachmittags 6 Uhr in Berlin eintreffen 
ind für die Dauer seines Aufenthaltes am hiesigen 
dof im Schlosse Bellebue Wohnung nehmen Dem 
bernehmen nach dürfte der Schah nur etwa drei 
8 8 sich aufhalten und sodann seine 
Verlin, 5. Juni. Die Brauergesellen 
ʒ Deutschen Reiches werden dem Kaiser am dritten 
hfingsfeiertag durch Veranstaltung eines Festzuges 
nd Ueberreichung einer Adresse in Berlin ihre 
duldigung darbringen. 
Diedanischen Socialdemokraten haben 
wihlosen, an keinem der Poariser interuticauen 
lrdeitercougtesse Theilzunehmen. 
Ausland. 
Bern, 5. Jum. das Großherzogtum Luxem⸗ 
uts hat die Einladung des Bandesrais zur 
mernationalen Arbeiterschutßze Conferenz angenommen. 
Brüffel, 4. Juni. Gerüchtweise verlautetn, 
us Linisterium Beernaker 1 werde zurücktreten. 
Paris, 4 Juni. Carnot traf heute Abend 
Uhr wieder hier ein 
gi Paris K. Jum. Deputirtenkammer. 
schof Frephe Nnellt einen belanglosen Untercntrag 
er spater zuruüchzieht, um sich zu einem —2 
& die Radicalen das Wort zu verschaffenE 
ihnen dor, sie hätten gegen die Botschaft beim 
uan geftimmi, weil ihre Umlerdräcun bei den 
datholiken Deutschlands und Oesterreichs einen 
chlechten Eindruck hervorrufen würde. Pichon 
äußerste Linke) stellt ebenfalls einen Unterantrag, 
den er dann zurückzieht, und erwidert auf eine 
Herausforderung Freppels: Als Bismarck das Mili⸗ 
ärseptenat habe durchdrücken wollen, habe er den 
dapfl zum Bundesgenossen erkoren. Die Kirche habe 
mmer nur Mächten gedient, wie die sei, welche 
gismarck vertrete, folglich seien solche, die vom Vatican 
ibhingen, unbewußt Feinde Frankreichs. (Lebhafter 
Beifall links und im Centrum.) Fortisetzung der 
Beratung Donnerstag. 
Lemberg, 5. Juni. Die russische Behörde 
des Grenzortes Ojcow hat 41 Studen ten aus 
Krakau, welche einen Ausflug dorthin gemacht 
hatten, angeblich „wegen Abfingens patriotischer 
dieder“ verhaftet. 
Venedig, 4. Juni. Der Köoönig und die 
önigin von Griechenlhand trafen heute an 
Bord der Yacht „Amphitrite“ hier ein und setzen 
norgen um 2 Uhr 40 Minuten ihre Reise nach 
Petersburg über Wien fort. — 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
* Si. Ingbert, 6. Juni. Wieder einmal hat 
man Gelegenheit, den Charakter der „St. Ingberter 
Zeitung“ klar zu erkennen. Sie hat es nicht unter⸗ 
assen können, einen Bericht des „St. Ingberter 
Anzeigers“ über die öffentliche Versammlung in 
Sachen der Erbauung einer Protestationskirche, am 
dorletzten Mittwoch, zum Gegenstande ihres gehäsfigen 
Angriffs zu machen. Demselben mangelt es nicht 
m Unwahrheiten und Widersinnigkeiten. Doch 
vollen wir uns nicht auf eine prinzipielle Ent- 
jegnung einlassen. Doch eines müssen wir berühren, 
den Grund jener schönen Auslassungen, welchen die 
„St. Ingb. Ztg.“ selbst angibt. Sie sagtf: 
„Diese übertriebene Verherrlichung urd Anpreis⸗ 
ung der sogenannten Reformation aus dem Munde 
jsenes Herrn würde uns übrigens nicht im Min— 
veflen geniert haben, wenn sie innerhalb der vier 
WBande des Versammlungslokales geblieben wären. 
Aber nachdem der „St. Ingberter Anzeiger“, wahr⸗ 
cheinlich im Interesse des religiösen Friedens, es 
ich nicht hat versagen können, diese Auslassungen 
den hiesigen Katholiken unter die Augen zu halten, 
onnten wir nicht umhin, dagegen Stellung zu 
ꝛehmen. Daß der „St. Ingberter Anzeiger“ diese 
Zelegenheit nicht hat vorübergehen lassen, wenig—⸗ 
tens indirekt den Katholiken eins anzuhängen, kann 
Riemanden wundern, der die Geschichte dieses 
Blattes kennt. Wundern muß man sich nur, daß 
rotzdem dieses Blatt von Katholiken immer noch 
interstützt wird, und geradezu unbegreiflich ist es, 
wenn noch Katholiken dafür plädieren, daß man 
ein solches Blatt als offizielles Organ des katho⸗ 
lischen Kirchenbauvereins beibehält.“ 
Was sollen solche Worte bedenten? Sie sind 
eine nichtswürdige Verdächtigung unseres Blattes, 
welche wir entschieden abweisen müssen. Weil wir 
über eine öffentliche Protestanten ⸗Versammlung 
wahrheitsgetreu berichteten, macht man uns den 
Vorwurf, daß wir den Katholiken eins anhängen 
wollten. Wie bezeichnet man denn bei anständigen 
Leuten dies Gebahren der „St. Ingb. Zig.“? 
Die Antwort mag sich Jeder selbst geben. 
Daß in unseren Spalten Berichte über öffentliche 
Vorgänge, mögen fie nun Sachen berühren, welche sie 
vollen, Aufnahme finden, geht schon daraus hervor, 
aß wir z. B. über die Verhandlungen des lathol. 
dirchenbauvereins schon verschiedene Mittheilungen 
rachten. Wir haben es ets betont und auch be— 
wiesen, daß wir uns in religiösen Fragen nie in 
einen Streit einlassen werden, in der An⸗ 
sicht, daß dies über die Aufgaben eines 
dokalblattes hinausgehe. Wir achten jede Ueber⸗ 
zeugung. Die „St. Ingb. Zig.“ ärgert sich, daß 
der „St. Ingb. Anz.“ auch von Katholiken unter⸗ 
ftützt wird. Sie erklärt dies ja fast unumwunden. 
Der letzte und eigentliche Grund ihrer vorgestrigen 
Ausfälle ist also der krasse Brodneid. 
Wenn man es unternimmt, Anderen am Zeug 
licken zu wollen, muß man sich auch gefallen 
assen, auf eigne schadhafte Stellen aufmerksam ge⸗ 
macht zu werden. 
Wir haben es bisher nicht der Mühe werth 
»rachtet, auf die Manipulationen der „St. Ingb. 
Ztg.“ einzugehen. Unser Bericht am vorletzten 
Mittwoch war ihr gelegen zu einem Angriff, den 
fie in ihrer Bescheidenheit ‚Zur Abwehr“ umtaufte; 
andere Berichte waren ihr aber auch sehr gelegen 
zum Abdruck, und zwar ohne Quellenangabe. Ge⸗ 
wiß eine etwas sonderbare Erscheinung bei unserer 
Gegnerin. 
Was die „St. Ingb. Zig.“ in Verhetzung 
eistet, zeigt fich wieder in beregtem Artikel, wo 
ie von der Befprechung eines Berichtes auf per⸗ 
önliche Verhältnisse zurückkommt. Es ist dies nicht 
das erste Beispiel derart, welches sie liefert. Sie 
ntspringen lediglich der Gehässigkeit und dem Con⸗ 
rurrenzneid, und werden gewiß von Jedermann 
als solche Produkte gewürdigt werden. 
* St. Ingbert, 6. Juni. Gestern Abend 
iind die drei durch die H.H. Thierarzi Birnbaum 
und P. Bernhard auf dem Obermohrerhof bei 
Steinwenden angekauften Zucht stie re für die Ge⸗ 
meinde St. Ingbert hier eingetroffen. Dieselben 
iind noch junge Thiere, prächtige Exemplare der 
Glan⸗Rasse. Ihre Farbe ift gleichmäßig, der Bau 
schön und kräftig. Grad abstehende Hörner und 
heles Maul bemerkt man als besondere Rassekenn⸗ 
jeichen. 
— Landau, 5. Juni. Gestern früh zwischen 
527 Uhr entsprang aus dem Garnisonsge⸗ 
aängnisse in der rothen Kaserne dahier der in Unter⸗ 
uchungshaft gesessene Kanonier Pfirrmann der 
ö. Batterie, aus Pirmasens gebürtig. Derselbe 
kam erst kürzlich von Oberhaus zurück. Gestern 
sollte er im Auditoriate verhört werden und begab 
ch dehufs Anziehen einer besseren Uniform in seine 
Arrestzelle zuruck, von wo er, während die anderen 
gefangenen im Hofe weilten, — vermuthlich durch 
ein Fenster des zweiten Stockes — enifloh. (T.) 
— Hainfeld, 4. Juni. Unter den Kindern 
in hiesiger Gemeinde hat der Keuchhusten so 
sehr um sich gegriffen, daß mit wenigen Ausnahmen 
die gesammte Schuljugend an dem Uebel leidet. 
Die beiden hiesigen Schulen mußten daher auf un⸗ 
destimmte Zeit geschlossen werden. Auch in den 
Nachbarocten Weyer, Nußdorf ꝛc. ist der gefährliche 
dzinderfeind eingekehrt und ist derselbe in letzterem 
Orte so heftig aufgetreten, daß einige Kinder daran 
gestorben sind. Hoffentlich nimmt die Krankheit 
hier einen günstigen Verlauf. 
— Hambach, 4. Juni. Die Kalten⸗ 
brunnerquelle ging um den Preis von 20 000 
Hark endgiltig in den Besitz des Bierbrauereibe- 
itzers Louis Geisel in Neustadt über. Der 
Preis von 10 000 Mti. wurd durch ein Aufgebot 
ver Firma Oehlert erreicht, welche sich in letter 
Stunde ebenfalls als Liebhaberin zeigte. (Nst. 3.) 
Oggersheim, 4. Juni. Bei der heute 
ftattgehabten Heu⸗ und Ohmetgras-Ver⸗