Full text: St. Ingberter Anzeiger

hoben wegen Unterschlagung. Er hatte am 6. 
März bei der Hecendalheimer Ziegelhütte eine 
Pferdedecke gefunden, welche dem Holzhändler Gg. 
Wannemacher in Ommersheim gehoͤrte. Er behielt 
die Decke in Gebrauch und verkaufte sie nach einiger 
Zeit. Geständig und überführt, lautet das Er- 
enntiniß gegen ihn unter Annahme mildernder 
Amstände auf 12 Mk. Geldbuße ev. 3 Tage Gef. 
sammt den Kosten. 4. Die Verhandlung gegen 
den rechtskräftig geladenen, aber nicht erschienenen 
Ad. M..s von Kirchenarnbach wegen Wider- 
dands wird auf unbestimmte Zeit vertagt und 
gegen den Angeklagten Haftbefehl erlassen. 
5. Wegen vorsätzlicher gemieinschaftlich be⸗ 
zangener Körperverletzung eines Bergmannes 
Jos. Sch.. n aus Elversberg sind geladen die 
Bergleute Nik. R.. g., 21 J. a., aus Elversberg 
und Pt. M..eu., 22 J. a. aus Spiesen. Am 
letzten 7. April, befanden sich die Genannien in 
der Wirthschaft von Jos. Jost dahier. Als die 
beiden Angeklagien mit einem Dritten das Zim— 
ner verlassen wollten, wurde letzterer von Sch..n 
aufgefordert, noch dazubleiben. Hierdurch entspann 
äch ein kurzer Wortwechsel, und schlugen die An⸗ 
geklagten den Sch.en mit der Hand ins Gesicht 
und außerdem versetzte ihm Nik. R.. g einen Schlag 
mit einem sog. Bleistock auf den Kopf, wodurch 
der Mißhandelte 7 Tage arbeitsunfähig wurde. 
Unter Annahme mildernder Umstände wird Nik. 
R..g deshalb in eine Gefängnißstrafe von 83 
Wochen und Pt. M..eu in ene solche von 5 
Tagen genommen; die Kosten des Verfahrens 
tragen sie solidarisch, zudem noch jeder die Kosten 
der Strafvollstreckung. 6. Der letzte heutige Fall 
war ein sehr verwickelter und juristise sehr inte⸗ 
cessanter. Die Anklage richtet sich gegen den 30— 
ährigen Ackerer Jak. L.. g aus Webenheim auf 
Pferdediebstahl. Durch die Verhandlung wurde 
iolgender Thatbestand festgestellt: Am 28. No 
dember vor. Is. schlossen der Fuhrmann Nik. Ochs 
hier und der Schwager des heute Beschuldigten, 
Ramens Lindinger aus Webenheim, in der Schwei⸗ 
zer'schen Wirthschaft in St. Ingbert einen 
Tausch, demzufolge der letztere dem ersten für 
dessen braunes Pferd einen Fuchs geben sollte, 
Der Fuhrmann Ochs hatte aber den Fuchsen noch 
gar nicht gesehen. Gegen Mittag desselben Tages 
brachten dann Lindinger und sein Schwager dem 
Fuhrmann den Fuchsen in den Stall und nahmen 
den Braunen mit. Der Fuchs war aber am 19. 
Nov. schon an den Pferdemetzger Aug. Hager ver- 
lauft gewesen und hatte Lindinger am Vormittag 
des 28. den Kaufpreis erhalten, nachdem er sagte, 
das Pferd stehe im Beck'schen Stalle. Am Nach- 
mittag kam dann der Angeklagte in Abwesenheit 
des Ochs zu dessen Ehefrau und wollte den Fuchsen 
vieder haben. Da die Frau hierauf nicht einging, 
zenützte er eine günstige Gelegenheit, das Pferd 
aus dem Stall zu holen und trotz des Widerspruchs 
der Ehefcau Ochs davonzuführen. Er hat sich 
hierdurch des unrechtmäßigen Aneignens einer 
remden Sache schuldig gemacht. Wie der Hr. Amts-⸗ 
anwalt des Näheren ausführte, war nach den 
Rechtsvorschriften der gutgläubdige Käufer Ochs 
—XLE 
hager; sondern diesem steht nur ein Schadeneisatz- 
mnsprnch auf zivilrechtlichem Wege zu. Das Gericht 
iegte deshalb dem Ueberführten eine Strafe von 
10 Tagen Gef. nebst sämmtlichen Kosten auf. 
*— Bei der jetzt beginnenden Reisezeit dürfte 
es angezeigt sein, über das wichtige Möbel des 
seisekoffers einige Winke zu geben. Vor 
allen Dingen soll derselbe dauerhaft gearbeitet sein, 
leine schlechte Fabrikarbeit, und ist desonders auf 
ein gutes Schloß acht zu geben. Man sehe ferner 
nuf ein auffälliges Aeußere, um ihn leicht zwischen 
anderen Gepäckstücken herausfinden zu können, auch 
cann man ihn nachträglich streifenweise mit Farben 
bestreichen lassen. Von Wichtigkeit kann es werden, 
venn man seinen Namen und Wohnort auf den 
toffer aufzeichnet; auch ist es zweckmäßig, für 
etwaige Vorausfetzungen gummirte Etiketts oder 
tartonblätter zum Anknüpfen bei sich zu führen. 
Zur Verpackung leichterer Sachen ist häufig ein Reise⸗ 
korb vorzuziehen, der inwendig mit Wachsleinwand 
zu füttern ist, und den man, wenn er Wäsche, 
Kleider usw. aufnehmen soll, die nicht gedrückt werden 
dürfen, mittels hölzerner, in den Ecken angebrachter 
Leisten und darüber gelegter Bretter in einzelne 
Etagen abteilen kann. Da den Vorhängeschlössern 
nicht immer zu trauen ist, thut man gut, zwei derbe 
siemen um den Korb zu schnallen. die aber in den 
doden eingeschraubt werden müssen, um ihr Ab⸗ 
gleiten beim Transport zu verhüten. 
*— Der Post botenwitwenverein,Kasse 
der Pfalz“ hält am 14. Juli k. Mis. seine dies⸗ 
zahrige Generalversammlung mit Rechnungsablage 
in Kaiserslautern ab. Auf Ansuchen des Vorstandes, 
Postboten Karl Butterfaß in Grünstadt die 
jeit Jahren fstets bewilligte Fahrtaxermäßig⸗ 
ung auch heuer zu bewilligen. wurde nicht ge—⸗ 
aehmigt. 
*Aus der diesjährigen Erhebung des Ver⸗ 
ins deutscher Eisen und Stahl-Indu⸗ 
trieller über die Lohnverhaltnisse der Arbeitet 
rhesllt nach dem Frankf⸗ Journ.“ daß von 222 
Werken, auf welche die Enquete sich ausdehnte, 
ine Steigerung an Lohnzahlungen um die be⸗ 
eutende Summe von Mi. 17968080 bewirkt 
vurde, was einem Mehrberdienst des Arbeiters um 
Mt. 28,80 seit Jahresfrist gleichshommt. An ge— 
etzlichen Leistungen zugunsten der Arbeiter wurden 
on den 222 Werken in 1888 Mtk. 3194 250 
Mk. 16,95 pro 1Arbeiter) gezahlt, an freiwilligen 
zeistungen zuhlten 160 Werke der Eisenindustrie 
ind des Maschinenbaues außerdem Mk. 33283 683 
Mk. 18,98 pro 1 Arbeiter.) Für 68 Altienge⸗ 
ellschaften berechneten sich die gesamten Leistungen 
ür derartige Wohlfahrtszwecke zu 17,65 pCt. der 
in die Aktionäre gezahlten Gesammtdividenden. 
Zei den im Privatbesitz befindlichen Werken, deren 
dapitalrenten nicht bekannt find, dürften diese 
zeistungen einen gleich hohen Anteil von der 
Berzinsung des Anlage- und Betriebskapitals dar⸗ 
tellen. 
— Pirmasens, 25. Juni. In der gestern 
Nittag 5 Uhr unter dem Vorsitze des Herrn Bürger⸗ 
neisters stattgehabten Bürgerversammlung 
and der Beschluß des Stadtrathes, zu dem für 
ie Grunderwerbungskosten zum Bahnbau Bieber- 
nuhle⸗Kaiserslautern aufzunehmenden Annuitäten- 
Unlehen (von zusammen 130,000 Mark) jährlich 
nus der Stadtkasse 1500 Mtk. zu bewilligen, ein⸗ 
timmige Annahme. Es hatten sich nur 10 Herren 
eingefunden, was die „P. Z.“ als Beweis ansieht, 
aß wohl Niemand eine Ablehnung für möglich 
jsehalten. — (Besitzwechsel.) Herr Eisenhändler 
7. A. Neumüller hat sein Haus in der Haupt- 
raße um 16,000 Mtk. an Herrn Korbwaaren⸗ 
jändler Kaspar Moster verkauft. 
— Wiederum, am 23. ds. ist Wald fisch⸗ 
sach von schrecklichem Wetter heimgesucht worden. 
Inter wolkenbruchartigem Regen fielen Schlossen 
n der Dicke von Tauben-Eiern und so massenhaft, 
aß dieselben an manchen Stellen fußhoch lagen. 
Ddie Früchte im Felde liegen wie zusammengewalzt 
a und sind in vielen Aeckern ganz zerschlagen. 
luch fluthete das Wasser wieder in gleicher Menge 
die beim vorigen Gewitter durch den Ort und hat 
amentlich wieder den oberen Theil des Ortes 
Wälschgasse) stark überschwmmt und beschädigt. 
die Gärten sind nun zum zweiten Male gänzlich 
erfluthet und von einer Pflanze ist in denselben 
eine Spur mehr zu sehen. Alles ist bedeckt mit 
Sand, Schlamm und Geröll. Schon beim vorigen 
Bewitter hatte das Wasser im Heltersberger Thale 
ine solche Gewalt, daß der Weiher an der unteren 
Jentzer'schen Sägemühle los brach, unter die Muühle 
)rang und den ganzen Boden zerriß und ausspülte, 
o daß die Mühle schon damals vom Einsturze be— 
»roht war. Diesmal nun wurde dieses vervoll⸗ 
tändigt. Das Wasser drang abermals unter die 
Nühle und brachte den oberen Theil derselben zum 
rinsturze. Herr Jentzer soll einen Schaden von 
iber 1000 Mk. haben. Zum Glücke war das 
neiste Heu im Thale gegen Heltersberg zu Hause, 
onst waͤre gewiß Alles mit fortgeschwemmt worden. 
Die schönen Hoffaungen, die wir von unseren 
Feldern und Wiesen hegten, sind nun vollständig 
ernichtet. Alle Mühe ist nun verloren. Leider 
saben nur Wenige ihre Feldfrüchte versichert und 
Hiele koͤnnen für ihren großen Schaden keine Ver⸗ 
ütung erhalten. 
— Kaiserslautern, 25. Juni. Schwer 
erletzt wurde gestern Abend gegen 939 Uhr aus 
Inlaß eines Streithandels der in der Schneider⸗ 
sraße wohnende Fuhrwerksbesitzer Fr. Singer. 
derselbe kam, nach der „Vzt.“, mit dem bei ihm 
ur Miethe wohnenden Schuhmacher Einmahl in 
Wortwechsel, weil Singer einen Wagen zu dicht 
in dessen Fenster geschoben haben sollte und aus 
em Wortwechsel kam es zu Thätlichkeiten, wobei 
zinmahl mit einem Schusterkneip seinem Gegner 
nen schweren Stich in den Kopf versetzte, wodurch 
eine Schlagader in der Schläfe durchschnitten wurde 
und eine fich nach der Wange hinziehende klaffende 
Wunde entstand. Singer wurde durch Bluwerinß 
bewußtlos und obgleich sofort ärztliche Hilfe bę 
Anspruch genommen wurde, ist Lebensgefahr nich 
ausgeschlossen. Einmahl wurde noch geitern Abend 
in Haft genommen. 
— Kusel, 24. Juni. Auf der Vorder— 
ammlung des Genosfenschaftstages 
purde, nach der „Pf. Pr.“, von Herrn Böhm. 
daiserslautern ein Hauptbericht über die vorge· 
rommenen Revifionen erstattet, nach welchem die 
beitrittsserklärungen oft in mangelhafter 
Weise erfolgen, weit auf die ursprünglichen Sig 
äten hingewiesen wird, obschon diese mittletweile 
erändert wurden. Er wünscht einheitliche Regelung 
zieser Sache, feiner darüber, ob der Beitrittset 
lärung der Witiwe der Todestag ihres Mannes 
»der der Tag des Eintritts beizufsetzen ist. Das 
Fintrittsgeld von 10 Mk., das einige Ver— 
ine haben, dunkt ihm zu hoch. Auch hier wünscht 
er eine einheitliche Regelung. Die Mitgliederlisten 
eien besser zu führen. Er wünscht ferner genauere 
Zusammenstellungen der Kredit⸗ und Bürgschafta— 
isten der Mitglieder, um genau zu übersehen, wie 
soch die Zahlungsfähigkeit derselben reicht. Et 
vünscht strenge und genaue Prüfung aller Ver—⸗ 
zältnisse durch den Revisor. Ferner wuünscht er 
inheitliche Bürgschaftsscheine für die pfalzischen 
ꝛreditgenossenschaften. Einheitliches Verfahren 
vünscht er auch bei Kredit⸗Hypotheken, 
vo ein Notar den Satz aufnehme, daß der kredi— 
ierte Betrag jederzeit bereit zu halten sei, während 
zer andere diesen Zusatz nicht aufnehme. Ferner 
vunscht Redner strengere Instruktionen für den 
Aufsichtsrath, genauere Inventuren, genaue An⸗ 
zJaben des Stimm⸗ Verhältnisses bei Wahlproiokollen. 
kr bezeichnet bei Uebergabe von Werthpopieren 
ummtliche Pfandverträge als nothwendig. Wider⸗ 
pruchsvosl ist nach seinen Erfahrungen auch das 
Berfahren bei Kündigung von Pfandver—⸗ 
trägen. Er hält mit Rücksicht auf den schwanken⸗ 
den Wert der Effekten einen Effelten⸗Reserve⸗Fond 
sür nothwendig. Genaue Spezifizierung der Papiere, 
n welchen die Vereinsgelder angelegt seien, würde 
einen Ausführungen zufolge das Vertrauen der 
Mitglieder vermehren. Bei entwickelten Vereinen 
vürde er lieber Wahl des Vorstandes auf unbe- 
timmte Zeit mit Kündigung sehen. Das Be— 
seihen von Stamm- Anteilen greift er 
charf an. Nach dem neuen Gesetz werde dies in 
zukunft ja nicht meht geschehen dürfen. Die Gee 
iofsenschaftsblätter würden zu wenig beachtet. Bei 
einem Verein hat Redner Sola-Wechsel ohne 
Zräsentation gefunden. Er ist der Ansicht, daß 
»er Wechsel votgezeigt werden müsse. Rednet 
vünscht die Ausdehnung der Revision auf die 
Aktiengesellschaft. 
— Landau, 25. Juni. Gestern wurden die 
zeim 18. Inf.⸗Regt. zu einer 28tagigen Uebung 
ingeruckt gewesenen Reserveoffiriere wieder 
ntlassen. 
— Landau, 25. Juni. Dem gestern vom 
Eilb.“ erwähnten Vorfall liegt doch ein Verbrechen 
zu Grunde. Die heute früh vorgenommene Section 
hat ergeben, daß der Lazarethgehilfenlehrling Schil⸗ 
inger erstochen wurde. Der Tbäter ist bereits ver⸗ 
Jaftet. 
— Die am letzten Sonntag in Landausab⸗ 
jehaltene Hauptversammlung des Kreisfischerei⸗ 
Vereins der Pfalz war gut besucht; sie wurde durch 
den Vorstand Regierungsrath Spaeth von Sdeier 
im 11 Uhr eröffnet, worauf durch den Selreiät 
ind Rechner der Jahresbericht und die Rechnungs 
iblage pro 1888 erstattet wurden. Die Einnahmen 
zetragen 20604 Mk. 88 Pf. und die Ausgaben 
2111 Mi. 25 Pf. Die Mehrausgaben betragen 
16 Mt. 37 Pf. Bei der Gewerbebank Speiet 
ind 2054 Mi. 50 Pf. Depofiten verzinslich an⸗ 
zelegt. Das Budget wurde hierauf berathen und 
olgende außerordentl. Pofitionen u. a. bewilligt: 
Fischotter⸗Praͤmien 200 Mk.; Reiher⸗Prämien 50 
Mkt.z Anzeigeprämien 100 Vik.; für Errichtung 
bezw. Erweiterung u. s. w. der Forellen⸗Weihet 
in Kaltenbach 1000 Mk. für Anschaffung von 
drebs⸗ und Forellenbrut behufs Einsetzung in die 
Moosalb, Rodalb, Steinalb, den Salzdach und 
Schwarzbach wurden 200 Mtk. bewilligt. Die 
Neuwahl des Vereinsausschusses geschah durch Zutuß 
imnd es wurden, der ‚Zw. 3.“ zufolge, sammtliche 
Mitglieder, mit Ausnahme des Herrn Bürgermeister⸗ 
Sudentauch in Sondetabeim. velcher wegen Krank⸗