Full text: St. Ingberter Anzeiger

gt. Iugherter Amziger. 
Amtliches Oraan des königl. Amtsgerichts St. Inabert. 
— B— 
er „St⸗ Ingberter Auzeiger erscheint taglich mit Ausnahme der Sonn- umd Felertage. 2wal wochentlich mit Unterhaltungẽ ⸗ Vlatt und Mittwocht und Samftagt mi 
Nstrirten Beilagen. 55 Blait koffet dierteljahrlich 14 60 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 14 78 einschlieklig 40 Zustellungsgebuhr. Die 
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Annfi Abrin i . eetianen 30 3. Belsameliger Ginrndung wird nur dreimaliae berechnet. 
FA8. 
Freitag, 28. Juni 1889. 
27. Jahrg. 
Deutsches Reich. 
Baden⸗Baden, 27. Juni. Die Kaiserin 
großmutter August a hat sich heute Mittag zu 
angerem Aufenthalt nach Coblenz begeben. 
Stuttgart, 26. Juni. Das Gartenfest 
uf der Wilhelma nahm in Gegenwart der aller- 
wochsten Herrschaften einen sehr animierten Verlauf. 
der Kaiser und die Kaiserin reisten kurz nach 
uhr nach Sigmaringen; auch der König von 
Zachsen und die Mehrzahl der übrigen Fürstlich⸗ 
eiten sind wieder abgereist. 
Sigmaringen, 26. Juni. Der Kaiser 
ind die Kaiserin sind heute Abend 10 Uhr von 
zwitgart hier eingetroffen und wurden von sümt⸗ 
ichen Furstlichkeiten auf dem Bahnhofe empfangen. 
die Stadt ist prächtig illuminiert, der Jubel des 
golkes groß. 
Sigmaringen, 27. Juni. Heute Vormit⸗ 
ag 41 Ahr fand die standesamtliche Trauung 
et Erbprinzen und der Prinzessin Maria 
Fheresia von Bourbon in Gegenwart des 
taiserpaares durch den Hausminister v. Wedell statt. 
zierauf setzte sich der großartige Brautzug nach der 
Ztadipfarrkirche in Bewegung. Um 113 Uhr 
purde die kirchliche Trauung durch den Benedictiner⸗ 
Frzeht Wolter aus Beuron mit einer wirkungsvollen 
Unrede vollzogen. — Der Kaiser brachte bei 
jer Prunktafel einen Trinkspruch auf das Braut- 
nar aus. Der Fürst von Hohenzollern dankte 
m Namen der Familie für das Erscheinen des 
taiserpaares. 
Berlin, 26. Juni. Die Rede des Kaisers 
rranz Josef hat in Ungarn aufklärend in Be— 
ug auf das Bundesverhältniß Oesterreichs zu 
deutschland gewirkt, nachdem dort in letzter Zeit 
herüchte über ein angebliches deutsch⸗italien isches 
Separatabkommen verbreitet worden waren. en 
»er „Nat.⸗Ztg.“ aber gemeldet wird, daßman 
n der ungarischen Delegation auf die Anerkenn⸗ 
ing des Prinzen Ferdinand von Koburg seitens 
Aesterreichs dringen werde, so braucht wohl kaum 
iuf das Bedenkliche einer solchen Initiative hinge⸗ 
diesen zu werden, um es zweifellos erscheinen zu 
assen, daß Graf Kalnocky sich jeder Provokation 
tußlands durch die magharischen Heißsporne mit 
einem ganzen Einflufse widersetzen werde. 
Berlin, 26. Juni. Dem Bundesrathe 
steine Denkschrift des Reich Sversicherung s— 
uamts vom 17. d. M. nebst Anlage mit dem 
Anheimstellen zugegangen, gemäß 8 46 Absatz 2 
xs Unfallversicherungs-Gesetzes vom 6. Juli 1884 
iber die Bildung von fünf Schiedsgerichten für 
ie norddeutsche Textil-Berufsgenossenschaft in 
tisenach. Gera, Hannober, Koitbus und Berlin 
jeschluß zu fassen. 
Berlin, 26. Juni. Der „Reichsanzeiger“ 
xeröffentlicht das Gesetz betreffend die Gebrech— 
ichkeits- und Altersversicherung, das— 
elbe datirt vom 22. Juni, ferner auf Grund des 
Besetz es über die Rechtsverhalinifse der deutschen 
Schutzgebiete eine daiserliche Verordnung betreffend 
en Eigentumserwerb und die dingliche Belast⸗ 
eng der Grundstücke im Schutzgehiete der Mar- 
dallinseln. 
Berlin, 27. Juni. Die „Norddeutsche All- 
jemeine Zeitung“ bringt heute den zweiten Artikel 
iber die gegen Deutschland gerichtete socialrevo— 
utionare Thätigkeit der auf Grund des 
Socialistengesetzes aus Deutschland ausgewiesenen 
ind gegenwärtig in der Schweiz weilenden So— 
Jaldemokraten 
Berlin, 27. Juni. Der „Norddeutschen All⸗ 
jemeinen Zeitung“ wird aus Kiel telegraphirt: Der 
Zaiser trifft an Montag, morgens 8 Uhr, hier 
in. Ein officieller Empfang findet nicht statt. 
An Bord S. M. Yacht „Hohenzollern“ wird der 
aiser der Segelregatta der Marine und um 5 
Uhr nachmittags der Verteilung der Preise bei— 
vohnen, alsdann die Reise nach Norwegen antreten. 
5. M. Aviso „Greif“ wird behufs Herstellung 
der Posiverbindung die kaiserliche Yacht begleiten. 
Berlin, 27. Juni. Der Kaiser hat dem 
apanischen Minister des Innern, General⸗ 
jeutenani Grafen Jamagata, den Rothen Adler⸗ 
—QRWe 
Der „Post“ zufolge wollte gestern Bou— 
fanger durch einen Bevollmächtigten in Paris 
an der Kasse des Kriegsministeriums 10 500 Francs 
allige Pension erheben lassen, jedoch wurde die 
lius;zahlung verweigert. 
Ausland. 
London, 27. Juni. Der Staaissecretär des 
leußern, Marquis von Salisbur y, hat Spullers 
Zumutung, die Umwandlung der ägyptischen Schuld 
jon der Festsetzungsfrist fur die Räumung abhängig 
u machen, abgelehnt. Heute schließen sich alle 
Morgenoͤläitter den Angriffen der „Times“ gegen 
S„puller an. Der „Daily Telegraph“, bemerkt daß 
Spuller vergebens hoffe, durch den Ausbruch einer 
Detze gegen England die franzosische äußere Politik, 
velche in Tonking Schiffbruch gelitten habe, wieder 
heliebt zu machen. Uebrigens werden sich die 
xnglander, welche die Rücksendung Sakvilles ruhig 
singenommen haben, wenig aus Spullers Nasen⸗ 
tüber machen. „Standard“ nennt Spuller selbst⸗ 
üchtig, chnisch, unaufrichtig. 
Bruüfsel, 27. Juni. In der Kammer legte 
er Finanzminister Beernaert heute den Gesetzent— 
wurf vor, welcher die Regierung ermächtigt, sich 
nuf dem Wege der Zeichnung am Bau einer Eisen⸗ 
hahn am Congo zu beteiligen; desgleichen auch, 
ꝛinen Gesetzentwurf, durch welchen das Abkommen 
mit einer deutschen Gesellschaft genehmigt wird 
ehufs Einrichtung einer de ut scheen Dampf— 
vifflinie nach Australien mit Antwerben als An— 
aufshafen. 
Bern, 26. Juni. Der Ständerat er— 
nächtigte den Bundesrat ebenfalls ohne Discussion 
instimmig zur baldmöglichsten Einführung des 
leinkalibrigen Gewehrs und zur Aufnahme der 
röthigen Anleihe. 
Bern, 27. Juni. Der Ständerat hat 
»em Be'rchlusse des Nationalrates betreffend die 
Wiedereinrichtung einer ständigen Stelle eines ei d⸗ 
zenössichenGeneralanwaltis einstimmig 
ugestimmt, mit dem Zusatze, daß die Ueber- 
—X— 
ein solle. 
Rom, 26. Juni. Die „Riforma“ bespricht 
zie Erklärungen Kalnok y's und sagt, dieselben 
vürden allgemein einen guten Eindruck hervorrufen. 
dalnoky zeige den aufrichtigen Wunsch, den Frieden 
zu erhalten, er halte fich von jeder Uebertreibung 
ern. Was Italien anbetreffe, so könne dasselbe 
zon den Erklärungen befriedigt sein. Hinfsichtlich 
der kleineren Balkanstaaten habe Kalnoky gesprochen, 
wie es die wärmsten Freunde der Unabhängigkeit 
und Freiheit der Völker thun würden. 
Rom, 26. Juni. Im Senat unterwarf 
Admiral Bon die Amtsführung des Ministers 
Brin betr. des Zustandes der italienischen 
Parine einer scharfen Beurtbeilung., Er erzählte. 
ʒer Minister lasse jedes Schiff, das er bauen lafse, 
on der Presse übermäßig loben und verbiete den 
ffizieren, uüber Dienstangelegenheiten zu sprechen. 
deduer warnte daher davor, daß man die italien⸗ 
sche Marine für vollendet halte, und forderte zum 
Mißtrauen den Gerüchten gegenüber auf, welche 
Ider die Mängel der französischen Marine ausge- 
prengt würden. Dies geschehe lediglich in der 
übsicht, Italien von weiteren Verbesserungen abzu⸗ 
allen. Später nahm Marineminister Brin das 
Wort, um die einzelnen gegen ihn gerichteten 
Vorwurfe abzuweisen. Es fehlt jedoch nicht an 
Stimmen, welche Brins Siellung für erschüttert 
zalten. 
Wien, 26. Juni. Im Heeresausschuß der 
ungarischen Delegation erwiederte der Kriegs⸗ 
minister auf eine Anfrage bezüglich der Erhöhung 
des Rekrutencontingents, außer einer Vermehrung 
vei der Artillerie, dem Eisenbahn⸗ und Telegraphen- 
egimente werde keine Ethöhung des Heerescontingents 
intreten. Das im Gefetze vorgesehene größere 
Fontingent werde nur im Notfalle in Anspruch 
dgenommen werden.“ 
Belgrad, 26. Juni. Der König ist in 
Begleitung der Regenten Protisch und Belimarko⸗ 
xitich sowie sämmtlicher Minister in Kruschewatz 
ingetroffen. Die Stadt ist festlich geschmückt und 
von Festtheilnehmern überfüllt. 
Kairo, 27. Juni. Njumi, der Chef der 
Derwische, ist mit eine bedeutenden Macht 
n Gemai, 20 Meilen südlich von Wadi Halfa, 
angekommen. Er scheint die Absicht zu haben. weiter 
nach Norden vorzurücken. 
Sanfsibar, 27. Juni. Nach einer Meldung 
des Bureaus Reuter ist der Dampfer „Neera“ 
nit der Mannschaft eines von der englischen Kriegs⸗ 
schaluppe „Mariner“ weggenommenen 
Schiffes hier angekommen. Die Einzelheiten über 
die Wegnahme sind noch nicht bekannt. 
Tofale und pfaͤlzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 28. Juni. In einer gestern 
Jebrachten Nachricht war bemerkt, daß auf der 
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Irheim 7 Mann der Feuerwehr des hiesigen 
Fisenwerkes für 18jährige Dienstzeit Ehren- 
Diplome erhalten sollen. Unsere Leser wird es 
interessiren die Namen Derjenigen vom Feuerwehr⸗ 
korps des Eisenwerkes zu erfahren, welche eine 
olche Dienstzeit bei der Feuerwehr schon hinter 
ich haben. Wir lassen dieselben nachstehend fol⸗ 
zen. Es sind die H.H.: 1. Johann Buchheit, 
Schmied, (Kommandani), 2. Andreas Kopp, Lehm— 
ormer (Spritzenmeister), 8. Johann Theobald, 
Maurermeister (Schlauchführer), 4. Peter Selgrad, 
Schlosser (Spritzenmeister), 8. Johann Jungfleisch, 
Schmied (Steiger), 6. Joseph Morlo, Schmelzar— 
heiier (Steiger) und 7. Johann Becker, Schmelz- 
arbeiter (Sleiger). Bis zum 24. November djs. 
Is. werden es 25 Jahre, daß die beiden Erstge— 
nannten, J. Buchheit und A. Kopp, der Feuer⸗ 
wehr des Eisenwerkes angehören. 
*— St. Ingbert, 28. Juni. Ueber die 
Angst vor Gewittern schreibt Dr. Zimmer⸗ 
mann in seinem Weck „Naturkräfte und Natur- 
esetze“ u. a.: Die Gewitterfurcht ist eine thörichte, 
wenn sie auch, wenigstens bei sehr zartnervigen 
Personen. sehr zu entschuldigen ist, da der betdu— 
zende Schlag, der einem niederfahrenden Blitze 
'olgt, auch ganz kräftige Personen erschüttern mag. 
Daß der Blitz tödten könne, ist allerdings wahr; 
rher dies bat er mit jedem fallenden Dachziege!