Full text: St. Ingberter Anzeiger

Erneuerung eines Drittels der Generalräte 
auf den 28. Juli an. 
Paris, 28. Juni. Deputirtenkammer. 
Berachung der Panamacanalvorlage. Auf den 
Untrag des Finanzministers Rouvier wird die 
Froͤrterung fur dringlich erklürt. 
Sourignes tritt für einen Gegenantrag ein. 
der fordert, daß Lesseps und der Verwaltungsrath 
die nöthigen 34 Millionen liefern. Von den 1100 
eingezahlien Millionen sei nur von 400 Millionen 
die Verwendung gerechtfertigt. Der Unterschied von 
700 Millionen falle daher dem Verwaltungsrath 
zur Last. Anderseits habe Lesseps anfangs Gründer⸗ 
antheile bezogen, die ihm Jestattet hätten, einen be— 
rächtlichen Gewinn einzuziehen. 
Nachdem der Berichierstatter im Einverständniß 
mit der Regierung den Gegenantrag bekämpft hat, 
wird dieser bei der Abstimmung verworfen. Einen 
veiteren Gegenantrag Jav al s kekampft der Finanz- 
minister Rouvier und betont, um den durch die 
Begenanträge verfolgten Zwed zu erreichen, brauche 
die Kammer nur die Regierungsvorlage zu ver— 
verfen, alsdann seien die Liquidatoren gezudungen, 
ich an die Gerichte zu wenden. Der Regierungs⸗ 
niwurf ziele lediglich auf die Abänderung einer 
Vorlage ab, welche die Kammer bereits genehmigt 
abe. 
Nachdem Javal seinen Antrag zurückgezogen, 
vird der etste Paragraph der Regieruggsvorlage 
nit 393 gegen 56 Stimmen, die übrigen mit 388 
zegen 58 Stimmen genehmigt. 
Wien, 28. Juni. Im Heeres ausschuß 
der ungarischen Delegation begründete der Kriegs⸗ 
minister die Vermehrung der Artillerie um 14 
cchwere Batterieen und erklärte, daß in g ge- 
sorderten Posten die Beschaffung von Kandfen noch 
ucht enthalten sei. Die Tagesordnung wurde ge⸗ 
aehmigt. 
Belgrad, 27. Juni. Wie die „F. 3.“ sich 
melden laͤßt, entsandte die Regierung zwei Reserve⸗ 
hataillone nach Krojujewatz. — Der Minister des 
Aeußern, Gruic, stellie gestern dem hiesigen türkischen 
Besandten eine Note folgenden Inhalts zu: „Herr 
Minister! Ich habe die Ehre, Sie zu benachrichtigen, 
daß ich seitens des Ministers des Innern, Tauschanovic, 
velcher durch den Präfelten von Zatschak telegraphisch 
unterrichtet wird, die Kenntnis erhalte, daß in 
Novibazar die muselmanische Bevölker⸗ 
ung sich in einem Aufstand gegen die dortigen 
Serben erhoben hat. Das für Wiederherstellung 
der Ordnung eingeschrittene Militär wurde zurück- 
geworfen, diele Serben massakriert und arretiert, 
age andere über die Grenze flüchteten. General 
—A 
Sanfibar, 27. Juni. Die Beschlagnahme 
des Dampfers Neera“ fand bei Lamu statt. Die 
Maschine desselben wurde auf Befehl des englischen 
Admirals dienstunfäbig gemacht. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 29. Juni. Wie aus der 
hetr. heutigen Anzeige hervorgeht, findet eine 
Uebung der Feuerwehr St. Ingbert nächsten 
Montag Abend 6 Uhr statt. 
* Wir wollen nicht versäumen, die Interessenten 
an die Versammlung der Innung der Bader, 
Barbiere und Friseure zu erinnern, welche über⸗ 
morgen Vormittag 10 UÜht im Café Becker (J. 
Weirich) dahier abgehalten wird. 
* St. Ingbert, 28. Juni. Nach dem 
Jahresberichte des bayerischen Frauenvereins 
zählt die Pfalz 34 Zweigbereine und zwar Ann⸗ 
weiler, Miiglieder 67, Alsenbrück⸗Langmeil 21, 
Bergzabern 56, Blieskastel 29, Dürkheim 117, 
Fdentoben 161. Frankenthal 242, Freinsheim 49, 
Germersheim 181, Göllheim 110, Grünstadt 101, 
Haßloch 43, Homburg 81, Kaiserslautern 100, 
dirchheimbolanden 150, Kusel 49, Lambrecht 93, 
dandau 357, Landstuhl 51, Lauterecken 27, 
dudwigshafen 175, Neustadt 282, Obermoschel 49, 
Otterberg 81, Pirmasens 196, Rockenhausen 16, 
St. Jugbert 84, Speyer 441, Wachenheim 
61, Waldfischhach 21, Winnweiler 52, Wolf⸗ 
stein 28, Zweibrücken 277. Die Gesammtsumme zer 
Mitglieder beträgt 3798. 
*.- Die nächste Prüfung für den Ein— 
jährig-Freiwilligen⸗Dienst wird im kommen⸗ 
den Herbsi zu Speyer abgehalten und sind Gesuche 
um Zulassung, vorschrifismäßig belegt, bis 1. 
Nugust bei der Prüfungskommission Herren Oberst 
deiem und kgl. Regierungsrath Morhart ein⸗ 
ureichen. 
*— Zu Folge der Bestimmung des Prinz⸗ 
stegenten wird das Central-Landwirth— 
chaftsfest für das Königreich Bayern (zugleich 
dreisfest für Oberbahern) Sonntag, 29. September, 
n München abgehalten werden. Beginn des 
Festes Nachmittags 2 Uhr. Am Montag, 30. 
September, findet die öffentliche Centralversamm— 
ung des landwirthschaftlichen Vereins, Anfang 9 
ihr Morgens, im Vereinslokale, Türkenstraße Nr. 7 
datt. Während des Festes findet auf der There⸗ 
ijenwiese eine Ausstellung der Preisthiere, sowie 
ine Ausstellung von landwirthschaftlichen Maschinen 
ind Geräthen statt. Samstag, 28. Siptember, 
Nachmittags 8 Uhr werden im Hofraum der Be— 
irks⸗Gestüts⸗Inspektion München in Schwabing 
dandgestüts⸗Zuchthengfte vorgeführt. Zur Er— 
eichterung der Theilnehmer werden auch dieses Jahr 
die üblichn Exitrazüge und Fahrpreiser⸗ 
mäßigungen genehmigt. 
APIn Biefingen, hat sich am letzten Sonn⸗ 
ag ein Soldaten-Berein gegründet. Der 
Borstand desselben ist Herr Josef Groh 1.. 
— In Kusel soll die Einweihung der neuen 
ath. Kirche morgen, Sonntag stattfinden. Zwar 
st die feierliche Weihe des Gotteshauses durch den 
Oberhirten der Diözese erst für Monat September 
in Aussicht genommen, da der Gesundheitszustand 
des hochw. Herrn Bischofs zur Zeit dies nicht 
zestattet, allein zur dringend nothwendigen Ingebrauch 
ahme der neuen ang kann die vorläufige Ein— 
weihung nicht umgangen werden. 
—RKaiserslautern, 28. Juni. Für ein 
druppeDenkmal hat bei der Preiskonkur- 
renz Herr Josef Menges von hier, den mit 
2000 M. dotirten ersten Preis errungen. Je nach 
lebereinksmmen wird, wie der Pf. A. beridtet. dem 
Breisträger auch die Ausführung des auf 6000 
M. voranschlagten Denkmals übertragen werden. 
— Der Pfälzische Verschönerungs— 
zerein hält seine diesjährige Generalversammlung 
im 14. Juli zu Neustadt im „Schützenhaus“ ab. 
— Dudenhofen, 26. Juni. (Ein dank⸗ 
arer Schüler.) Äm 21. Juni l. Is. tam Peter 
dolläander von hier, der imJahre 1882 nach Nord⸗ 
merika ausgewandert ist, in seine Heimathsgemeinde 
ils reicher und großer Herr zurüct. Gleich bei 
Ankunft ließ er seinen ehemaligen, jetzt Alterswegen 
uiescierten Lehrer G. Endres zu sich rufen, be⸗ 
zrüßte ihn auf das Freundlichste, dankte ihm für 
ill' die guten Lehren und Unterweisungen, welche 
hm in der Schule zu teil geworden, sodann aber 
juch für die ihm mit Recht erteilten, wohlverdienten 
Züchtigungen. Ferner erklärte er: „Diese meine 
etzige Stellung und guten Verhältnisse habe ich 
neinem vielgeliebten Lehrer zu verdanken. Darum 
iebe Kinder rufe ich euch zu: Seid euern Lehrern 
jehorsam, lernt fleißig, befolget all die guten 
dehren, die ihr von ihnen empfanget, beirübet sie 
nicht, ehret, liebet und danket ihnen so lange ihr 
ebet.“ Als Dank legte er seinem Lehrer ein 20 
Dollarstück in die Hand und hörte nicht auf zu 
itten, bis er es nahm zum ewigen Andenlen. 
— Ueber den schon kurz erwähnten Unfall 
zei den Pionierübungen auf dem Rhein in 
der Nähe von Speyer berichtet der „Pf. K.“ 
ioch folgende Einzelheiten: Eine Compagnie des 
Zataillons hatten je eine Brücke bis nahezu zur 
zälfte des Rheins geschlagen und wurden theil⸗ 
deise die neuen Pontons (preußisches Muster) hier⸗ 
»ei verwendet. Diese Pontons sind gegen die bis⸗ 
jer im Gebrauch befindlichen viel schmäler und 
eichter gebaut. Beim Abbrückey bei der 2. Com⸗ 
‚agnie, Compagniechef Herr Hauptmann Peter, 
öste sich ein überbrückter Ponton los und trieb im 
ztrom fort. Die auf der Brücke desselben befind⸗ 
ichen 8 Mann standen wahrscheinlich auf einer 
Zeite, so daß der Ponton plötzlich sich umlegte 
ind die sämmiliche Mannschaft ins Wosser fiel. 
Die ganze Situation war das Werk eines Augen⸗ 
lickes. Sechs der Pioniere waren des Schwimmens 
undig und suchten das Land zu erreichen, was 
hnen auch gelang, zwei derselben konnten aber nicht 
chwimmen und mußten ertrinken, da die sofort 
zusgesetzten Nachen fie nicht mehr rechtzeitig er- 
eichen konnten. Auch der Ponton füllte sich mit 
Wasser und ging unter. Einer der Verunglückten 
Jjeißt Bruckner und ist bei Nürnberg zu Haus; 
erselbe diente im zweiten Jahr. Der andere, 
Zionier Roos, bei Würzburg daheim, diente im 
ersten Jahr. Aus Anlaß des Unglücksfalles unter- 
lieb die heutige Parademusik des Bataillons, sowie 
ie für Abends auf dem Schwarz'schen Bierkeller 
ingesetzte Dienstmusik. So viel sich bis je 
ehen laßt, kann ein Verschulden an — 
zall Niemand beigemessen werden. 
— Dürkbeim, 28. Juni. Gestern wurden 
zurch das Obstversandt-Geschaft Jean Hauer Ge. 
chwister Wagner) die ersten reifen Aprikosen 
yerschickt. 
— Deidesheim, 27. Juni. Durch Herrn 
Mechaniker Bernatz aus Speyer ist unser Spital 
gebdude mit einer Bade⸗-Einrichtung ver— 
ehen worden, um welche es manches andere Spig 
zeneiden dürfte. Bei gestern erfolgter Uebergade 
onnte denn auch der verehrlicht Spitalvorsiand 
nicht umhin, demselben besten Dank auszusprechen 
Die Einrichiung ist eine comfortable und bequeme, 
nit allen Neuerungen auf diesem Gebiele qaus— 
gestattete. 
— Ludwigshafen. Ueber eine amerikanische 
Millionen-Erbschaft schreibt das „Neue 
Wiener Tageblatt“ in seiner neuesten Nummer 
Ddie Gesellschaft „Harmony“ in Cincinnati, die aus 
nusgewanderten Oesterreichern und Deutschen bestand 
st bis auf drei Mitglieder ausgestorben und hintet⸗ 
äßt deren Erben resp. Rechtsnachfolgern das neite 
Zümmchen von 50 Millionen Dollars. Als Erb⸗ 
chaftsvollstrecker wurde seitens der amerikanischen 
Regierung Herr Hermann Markworth in Cincinnati 
D., seitens der in Oesterreich- Ungarn und Deutsch- 
and lebenden Erben Herr Otto Bilfinget, 
Fabrikdirektor in Ludwigshafen a. Rh., aufge⸗ 
lellt. Bis zur Stunde haben sich nicht weniger 
als 500 Erben gemeldet. Unter diesen befindet sich 
die Familie Vaichtinger in Wien, deren Urgroßvater 
zleichen Namens vor nahezu 200 Jahren nach 
Amecika ausgewandert und zu den Gründern dieser 
Besellschaft zaͤhlte. Auch Frau Aloisia Krinka in 
Rudolfsheim, deren verstorbene Mutter eine ge— 
horene Vaichtinger war, hat schon vor zwei Jahren 
die ihr an dieser Erbschaft zustehenden Rechte 
nachgewiesen. 
— Frankenthal, 27. Juni. Neue Kar— 
doffeln kamen gestern bereits in größeren Mengen 
sier auf den Markt und wurden mit 6 Mark der 
Zentner bezahlt. 
— Frankenthal, 28. Juni. Dem 1. 
Bizepräsidenten des deutschen Reichstages Dr. A. 
Buhl in Deidesheim wurde laut Mitteilung des 
‚„F. T.“ das Komthurkreuz des k. sachfischen 
AlbrechtOrdens verliehen. 
— Frankenthal. Das Reichsbank⸗ Direc⸗ 
orium hat die Errichtung einer Reichsbank⸗Neben ⸗ 
ttelle dahier beschlossen. 
— Großniedesheim, 27. Juni. Der 
hiesige 62jährige Ackerer Karl Würtenberger war 
mit seinem Sohne heute morgen auf der Burger- 
reide mit Mähen beschäftigt. Plötzlich fiel der 
Vater, ohne vorher geklagt zu haben, um und war 
sofort toi. Der so schnell Dahingeschiedene wurde 
dierher verbracht. 
SKirchheimbolanden, 27. Juni. Die 
zroße Glocke auf der Peterskirche hat seit einigen 
Tagen einen ganz eigentümlichen Ton. Die Glocke 
zat auf der Nordseite einen ca. 22 Centimeter 
angen Sprung und trägt an derselben Stelle 
eulliche Spuren von Hammerschlägen. Wie dem 
„Anz.“ erzählt wird, idste sich beim Läuten ge⸗— 
egentlich einer kürzlich stattgefundenen Beerdigung 
ʒec Kloͤppel und fiel herunier. Ein hiesiger Ein— 
vohner soll nun während der Dauer des Zusammen ⸗ 
aulens mit einem Hammer an die Glocke geschlagen 
jaben. Seit dieser Zeit wird der mangelhafte Klano 
der Glocke bemerkt. 
—Als zweite Ehrengabe des pfälzischen 
Schützenbundes zum Verbandsschießen in Wie⸗ 
»aden wurde eine schwere goldene —XX 
zestimmt und bereits an ihren Bestimmungsort ab · 
Jesendet: 
Vermischtes. 
F Elversberg. Es ist seinerzeit schon zur 
Zenntniß gebracht, daß seitens des Ressortministers 
die Einrichtung einer Apotheke hierselbst ge 
rehmigt worden. Herrn Apotheker Treffon in 
Sulzbach ist solche in Auftrag gegeben, und hat derselbe 
zu dem Zweck inmitten des Ories in der Haupistraße 
in Haus gemiethet, worin die baulichen Verander⸗ 
ungen und anderweite Vorbereitungen nunmeht 
schon soweit gediehen sind, daß mit nächster Woche 
die Apotheke eröffnet werden kann. 
FNeunkirchen, 27. Juni. Das Reserve 
dohlenlager auf hiesigem Bahnhofe ist ber⸗ 
Tößert und vldemein angeordnet worden, doß au