Full text: St. Ingberter Anzeiger

wohlthätig. Was dem Einzelstehenden schwer faͤllt 
oder gar unmoglich wird, geschieht leicht mit ver— 
rinten Kräften. 
*Sit. Ingbert, 3. Juli. Im hinteren 
Sälchen des „Englischen Garten“ zu Kai— 
serslautern tagten am Sonntag von Vor— 
mitiag 11 Uhr ab die Einnehmer der 
Pfalz. Der Vorfitzende, Herr Einnehmer 
Acker von hier, begrüßte die Anwesen⸗ 
den und erflattete dann den Rechenschafts⸗ 
bericht. Im Uebrigen trug die Versammlung den 
Charalter einer collegialen Zusammenkunft. Um 
152 Uhr vereinigten sich die Herren zu einem ge⸗ 
meinschaftlichen Mittagstisch im Hotel Karlsberg 
*— Am 1. dss. Mis. wurde bekanntlich in 
München der 13. Abgeordnetentag des bayen. 
Veteranen-⸗,, Krieger- und Kampfge— 
nossenbundes erdffnet. Dem dabei erstatteten 
Rechenschaflsbericht ist zu entnehmen, daß fich die 
Einnahmen für 1888 auf 96,051 Mtk. 47 Pf., 
die Ausgaben auf 90,733 Mtk. 17 Pf. gegenüber 
29,635 Mk. 4 Pf., bezw. 27,384 Mt. 27 Pf. 
in 1887 beliefen, so daß ein Kassenbestand von 
5318 Mk. 30 Pf. im heurigen Jahre verdbleibt, 
Den Hauptpunkt der Ausgaben bilden die Unter- 
stützungen mit 23,202 Mt. gegenüber 21,006 Mtk. 
in 1887. 63,859 Mk. wurden zum Ankauf von 
Werthpapieren verwendet. Die Einnahmen der 
Veteranen⸗ Wittwen- und Waisenkasse beliefen sich 
auf 52830 Mk. 51 Pf., die Ausgaben auf 4051 
Mk., das Gesammtvermögen hat die Höhe von 
59,579 Mk. 51 Pf. erreicht, von welcher Summe 
58.,400 Mk. verzinslich angelegt find. Der Dis⸗ 
positionsfonds schließt mit 2769 Mi. 109 Ppf. in 
Einnahmen und 2608 Mk. 5 Pf. in Ausgaben 
ab; das Vermögen des Dispositionsfonds beläuf⸗ 
sich auf 9161 Mk. 14 Pf. Das Gesammtver- 
mögen des Bundes beträgt 404,249 Mk. 11 Pf 
Der Bundesdenkmalsfonds hat ein Vermögen von 
30,839 Mk. 38 Pf. 
*— Die schon längst projektirte Einführung der 
Gasbeleuchtung in den Personenzügen der 
Pfälzischen Eisenbahnen ist zur That⸗ 
sache geworden. Wie der „L. G. A.“ meldet, sind 
bereits mehrere Züge mit dieser Gasbeleuchtung 
eingerichtet. 
*— Die mitteleuropäisch Fahrplankon⸗ 
ferenz, welche letzter Tage in Interlaken ver- 
sammelt gewesen, hat beschlossen, es seien alle die⸗ 
jenigen Züge, welche eine höhere Leistung, als die 
gewöhnlichen Personenzüge aufweisen, in Zukunft 
einheitlich als „Schnellzüge“ zu bezeichnen. Die 
Benennung Post⸗, Kurier-, Eil⸗, Expreßzüge usw. 
werden damit wegfallen. Einzig der Orient⸗Expreß⸗ 
zug behält den Namen Expreßzug, weil diese Be—⸗ 
zeichnung vertragsmäßig geregelt ist. Die Bahnen 
werden zukünftig sonst nur noch Güter⸗. Versoneu— 
und Schnellzüge haben. 
— Von der Blies, 1. Juli. Bekanntlich 
werden in unserer Gegend viele und verschiedene 
Sorten Weiden gepflanzt und teils im Handel 
verschleißt, teils anderweitig verarbeitet. Eine 
Nachfrage nach ihnen besteht aber immer, so daß, 
um den Bedarf zu decken, auch von auswärts Wei⸗ 
den bezogen werden müssen, weil durch die lebhafte 
Korbfabrikation in unserm Distrikte eine namhafte 
Weidenmenge erforderlich ist. Man hat daher auch 
die Wahrnehmung gemacht, daß eine Preiserhöhung 
zu verzeichnen ist, indem der Zentner Weiden un⸗ 
gefähr um 18 —20 6 aufgeschlagen hat. Eine 
Ermäßigung desselben dürfte nicht zu erwarten 
sein, da die Weidenpflanzung in diesem Jahre etwas 
zurückblieb. (Zw. 3.) 
KuWalsheim, 1. Juli. Gestern Nachmittag 
hielt der landwirthschaftliche Bezirks— 
verein Zweibrücken unter dem Vorsitze des 
derrn Kirchenschaffners Arnold in dem hiefigen 
Dillmann'schen Saale eine Versammlung ab 
die ziemlich gut, hauptsächlich von Landwirthen 
aus den umliegenden Gemeinden, besucht war. 
Herr Kreiskulturingenieur Dr, Eser hielt einen Vor⸗ 
lrag über Kleebau und Herr Wanderlehrer Fischer 
liber künstlichen Dünger. Beide Vorträge waren 
nach Form und Inhalt ganz vortrefflich und mußte 
nur bedauert werden, daß zur eingehenden und 
detaillirten Besprechung der Fülle von Belehrung, 
welche in denselben geboten wurde, die Zeit nicht 
nicht ausreichte. Auch diese Versammlung lieferte 
den Beweis, daß die Thäligkeit des landwirth⸗ 
schaftlichen Vereins eine segensreiche ist und daß 
die Belehrungen, welche derselbe aus der Praxis 
heraus dem Landwirthe giebt. Letzteren bei treuer 
Befolgung derselben in den Stand seßzt, seinem 
Boden bessern und größere Ernteerträge abzuringen 
und seine Lage, die ja in unserer Zeit eine sehr 
chwierige ist, zu verbessern. Zu beklagen ist nur 
daß in unserer Gegend es noch ziemlich Viele giebt, 
welche den Bestrebungen dieses gerade zur Forder⸗ 
ung der Landwirthschaft gegründeten und so fleißig 
und unermüdlich arbeitenden Vereines mißtrauisch 
zegenüberstehen. Hoffentlich wird die Zahl derer 
welche die aufklärenden Winke und Weisungen des 
Vereins praktisch bethätigen und dadurch den bester 
und überzeugendsten Beweis der Richtigkeit und 
Heilsamkeit derselben liefern, immer größer, und 
so das noch vorhandene Mißtrauen beseitigt. Wieder⸗ 
holt wurde in der Versammlung betont, daß heut⸗ 
zutage zu einem erfolgreichen landwirthschaftlichen 
Betriebe nicht blos Fleiß und Sparsamkeit erforder⸗ 
lich sind, sondern auch Aufklärung und Belehrung 
über die Art und Weise, wie und über die Mittel, 
durch welche der Landmann die ihm zu Gebote 
tehenden Erwerbsquellen besser und reichlicher aus 
nützen kann, und die Erfahrung besiätigt, daß der 
andwirthschaftliche Verein seine Aufgabe und seinen 
Zweck bisher in der schönsten und gesegnetsten 
Weise erfüllte. Darum, Mitbürger, weg mit Euren 
in jeder Beziehung unbegründeten Vorurtheilen 
lretet dem Vereine bei, beachtet seine Mahnungen, 
— so weit es Euren Verhältnissen entspricht — 
Ihr habt davon den Nutzen! 
— Im Dorfe Mittelbach bei Zweibrücken 
ereignete sich ein beklagenswerther Unfall. Ein ver 
Jeiratheter Mann war mit Abernten von Kirschen 
zeschäftigt. Derselbe fiel vom Baum und zwar so 
inglücklich, daß er sofort eine Leiche war. 
— Pirmasens, 2. Juli. Gestern war der 
erste Montag im Monat; wer aber nicht hier 
anwesend war, wie es nach unserer Meinung die 
aeue Vorschrift verlangt, ist der Herr Bezirks- 
feldwebel aus Zweibrücken und so mußten denn 
die zur Meldung auf dewm Bürgermeisteramte er⸗ 
schienenen Reservisten u. s. w. wieder abziehen, 
ohne etwas ausgerichtet zu haben, was für die 
jetzt an drängender Arbeit befindlichen Bauersleute 
nicht gerade angenehm war. Das Ausfallen des 
Meldetages scheint darin seinen Grund zu haben, 
daß in letzter Woche die Ober-Ersatz Kommission 
hier war, und wäre an sich nicht so schlimm, wenn 
»en Leuten vorher Mittheilung gemacht worden 
väre, so daß sie nicht nöthig gehabt hätten, sich 
einen Tag verloren gehen zu lassen. Man würde 
»em Haupimeldeamt dankbar sein, wenn es für 
Bermeidung solcher Fälle sorgen wollte. — Gestern 
var der königl. Bauamtmann Herr Stempel aus 
aiserslautern in Sachen des neu zu errichtenden 
Postgebäudes hier anwesend. Die neue Pof 
soll durch ein Geleise mit dem Bahnhof verbunden 
verden, damit die Bahnpostwagen von den Post 
radumlichkeiten aus abgefertigt werden können. Fernet 
erhält das Haus — ein Monumentalbau — einen 
20 Meter langen, gedeckten Vorplatz für die Pagket⸗ 
Aufgabe; 8 Packetschalter und 6 Brief- und son⸗ 
stige Schalter sind vorgesehen, sowie ein Telephon⸗ 
thurm, welcher auf 500 Drähte berechnet ist. (Ztg.) 
— Landau. Am Montag Nachmittag 4 Uhr 
yerließ die hiesige Artillerie die Gar— 
nison, um sich mittelst Extrazuges nach Ulm zu 
begeben. Von dort aus, wo sich das Regiment 
vereinigt, geht es zu Fuß nach dem Lager Lechfeld, 
um an den dortselbst am 6. Juli beginnenden 
groͤßeren Schieß-Uebungen theilzunehmen, welche 
bis zum 1. August dauern. Vom 1. bis 25. 
August wird unsere 2. Feld-Abtheilung auf dem 
Lechfelde zu verbleiben haben, um ihr den Ruück⸗ 
narsch in ihr Standquartier und den Marsch zu 
en Herbstmanövern in's jenseitige Bayern zu er⸗ 
paren, da dieselbe an den bei Neumarkt in der 
Oberpfalz stattfindenen Herbstmandbern theilzu—⸗ 
nehmen hat und zu diesem Behufe am 26. Auquff 
ins Manöverfeld abrückt. 
— Flomersheim, 1. Juli. Die Ernte 
in Neunwochen-Kartoffeln hat bereits be⸗ 
gonnen und heute wurde durch Herrn Daniel Fromm 
aus Frankenthal der erste Eisenbahnwagen voll 
dieser hier anerkannt vorzüglich wachsenden Frucht 
verfrachtet. Die Ernte scheint eine reichliche werden 
zu wollen, doch erscheint der Preis von Mk. 8.— 
ber 100 Ko. zu jetziger Jahreszeit etwas billig 
Die in Frankenthal heute zur Verladung gekommenen 
Kartoffeln waren ausschließlich hiesiges Wachsthum 
und durch Herrn Makler Weil aus Eppstein auf⸗ 
ragsweise aufgekauft worden. (FIr. T.) 
— Mundenbeim, 1. Juli. Das Pferd 
des Adam Som mer ist in Rohrbach hei Heid 
berg angehalten und seinem rechtmaßigen d er 
thumer dereits zugestellt worden. Der din 
Kellexr ging flüchtig und befindet sich noch 9 
freiem Fuß. 
— Ludwigshafen, 2. Juli. Der Schiffe 
sief ländete gestern Nachmittag im Rhein bein 
„Mundenheimer Brückchen“* die Leiche des Pionier⸗ 
Adam Ros, welcher vorige Woche in Spihet mi 
einem Kameraden ertrunken isi. — 
— Ludwigshafen, 2. Juli. Ein lebens— 
müdes Mädchen von hier, die 18 Jahre alie 
ledige Dienstmagd Elis. Gerber, suchte gestern Abend 
gegen 7 Uhr dadurch ihrem „jammervollen Dasein 
ein gewaltsames Ende zu bereiten, daß sie in der 
Nähe der Ueberfahrtsstelle am inneren Hafen in das 
Wasser sprang. Doch ist der Selbstmordcandidain 
ihr Vorhaben nicht ganz gelungen, denn der Be⸗ 
dienstete eines nebenan liegenden Schiffes, der den 
Borgang bemerkte, holte sie sofort wieder heraus 
Doffentlich hat nun das Bad etwas abkühlend auf 
ihr erregtes Gemüth gewirkt. Zwar weigerte fich 
die gehörig Durchnäßte, nach der elterlichen Wohnung 
zu gehen, weshalt sie vorerst auf die Polizei sistirt 
vurde, doch soll sie sich spater eines Besseren be— 
sonnen haben und in das elterliche Haus zurückge⸗ 
kehrt sein. (Pf. K.) 
— Ludwigshafen. Im Monat Juni 
abhin sind hier zugezogen 686 Personen, wegge. 
zogen 634 Personen, Zunahme 52 Personen. Ddie 
Standesbücher weisen auf: Geburten 112, Sterbe- 
älle 77, Zunahme 35, Gesammtzunahme 87 Per— 
sonen. Stand am 1. Juni 1889 26,522, am J. 
Juli 1889 26,609 Personen. 
— Aus der Pfalz. Das 28ijaährige Amts⸗ 
jubiläum als Bürcgermeister feierte am Samstag 
herr M. Hund in Venningen. Aus diesenm 
Anlaß wurden ihm von der Gemeinde hetzlich 
Ooationen dargebracht und hübsche Geschenke überreicht. 
— Kirchheimbolanden, 2. Juli. Heut⸗ 
Mittag zwischen 12 und 1 Uhr werden in der 
Glockengießerei des Herrn Andreas Hamm in Fran— 
tenthal die Glocken für die katholische Kirche ge⸗ 
gossen und sind mehrere Herren der katholischen 
Gemeinde dorthin gereist, um diesem Acte beizu— 
wohnen. 
Verriischts. 
F Sonderzug zum Niederwald. Am 
Sonntag den 7. Juli d. J., wird bei gutem Wetter 
ein Sonderzug mit 2. und 3. Wagenklasse zu er⸗ 
mäßigten Fahrpreisen von Saarbrücken nad 
Bingerbrück abgelassen, der um 5 Uhr 22 Min 
früh von Saarbrücken ahfährt, auf den Stationer 
Dudweiler, Sulzbach, Friedrichsthal, Reden, Neun— 
kirchen, Otiweiler, St. Wendel, Türkismühle, Birken⸗ 
feld, Oberstein, Kirn, Sobernheim, Staudernheim 
Münster a. St., Bad und Stadt Kreuznach haäl' 
und um 8 Uhr 56 Min. vormittags in Bingerbrüe 
eintrifft. Die Rückfahrt erfolgt um 7 Uhr 20 Min 
nachmittags von Bingerbrück, die Ankunft in Saar 
brücken um 10 Uhr 52 Min. abends. Die Fahr 
preisermäßigung besteht darin, daß alle Theilnehmer 
an diesem Zuge, sofern fie von den Stationen 
Saarbrücken bis Kirn einschließlich Fahrkarten nach 
Münster a. St. und weiter lösen, für die Hin⸗ und 
Rückfahrt nur den Betrag einer einfachen Fahrkart⸗ 
zu bezahlen haben. Diese auf der Rückseite mit den 
Schwarzstempel versehenen Fahrkarten müssen aud 
zur Rückfahrt mit dem bezeichneten Sonderzuge be 
nutzt werden, berechtigen also zu andern Zugen 
hesonders zu dem Schnellzuge 829 ab Bingerbrüe 
um 6 Uhr 55 Min. nicht. Dagegen wird gestattet. 
daß die nach dem Rhein fahrenden Reisenden mil 
einem Personenzuge von Bingerbrück nach Kreuznach 
oder Münster a. St. vorausfahren und dort au 
den Sonderzug übergehen. 
FMetz, 2. Juli. Das nunmehr in Kraft ge 
tretene Gesetz über die Geschaäftssprache der 
gerichtlichen Behörden, nach welchem die 
Notare die deutsche Sprache anwenden müssen, hat 
fur Metz eine um so größere Bedeutung, als grade 
hier mit wenigen Ausnahmen nur aiteinheimischt 
Hotare vorhanden find, die fast ausschließlich fich 
der franzoösischen Sprache bedienien. Es wäre sehr 
zu wünschen, wenn auch aus den Miethe und 
Pachtvertraͤgen die franzosische Sprache einmal ent · 
fernt würde. 
F Nachsten Sonntag den 7. Juli findet in 
Worret's Etablissement in Worms die 16. Wander⸗ 
bersammlung des Verbands südwestdeutsche 
Kabelsberger Stendaqraphen statt. womi