Full text: St. Ingberter Anzeiger

Ae anfstängl, welches von seinem 
—— wurde, durch und konnte von 
Reiter nicht mehr bewältigt werden. Mit einer 
n Schnelligkeit rannte es unter dem Wach⸗ 
* an die Wand, stürzte und war sofort todt, 
end der Bursche mit dem Schreck davon kam⸗ 
Hen schatzt den Verlust des edlen Thieres auf 
voo Mt. 
Mainz, 8. Juli. Preisausschreiben.) 
ver Verein Concordia“ mit dem Sitz in Mainz 
AM cinen Preis von 1000 Mark für eine als 
Fitfaden bei dem Haushaltungsunterricht der Mad⸗ 
sen aus den armeren Klassen wie zur Selbstbe⸗ 
ehrung geeignete Schrift ausgesetzt. Die haupt⸗ 
schlich zu berüdßchtigenden Punkte find: 1) All⸗ 
emeine Grundprinzipien füüc einen geordneten und 
harsamen Haushalt; 2) Wohnungsverhältnisse; 3) 
aleidung und Wasche; 4) Nahrung; 5) die wich⸗ 
alen Regeln fur die Pflege der Kranken und 
Suclinge. Als Endtermin für die Einsendung 
Zonlurrenzschriften gilt der 1. Oktober 1889. 
deter die nüheren Bestimmungen ertheilt das Bureau 
Vereins zu Mainz, Breidenbacherstraße 13, 
nuslunft. (Rh. K.) 
Eigenthümlicher Streitfall. In 
Schwabach hat das Gemeindekollegium den vom 
Ragistrate verlangten Kredit zur Bezahlung der 
lebetjchreitungen bei dem Bau des Thurmes der 
hospitalkirche vorerst verweigert. Jetzt hat nun ein 
chtsanwalt im Auftrage von fünf Gewerbsmeistern 
—— 
Mt. vom Magistrate verlangt, worauf der Magistra: 
veschloß, er seĩ gerne zur Zahlung der Schuld bereit, 
vwenn das Gemeindekollegium die Mittel hierzu de⸗ 
willigte. Sollte aber das Gemeindekollegium diese 
Miuel nicht bewilligen, so werde dasselbe ersucht, 
1000 Mk. zur Bestreitung der Prozeßkosten zu be⸗ 
vwilligen. 
fMuünchen, 9. Juli. Die Aufräumungs⸗ 
ibeiten bei Roermoos find vollendet. Die Unter⸗ 
uchung erstreckt sich auf den flüchtigen Hilfsweichen⸗ 
delier Seidl, den diensthabenden Stationsbeamten, 
welcher die Controle der Weichenstellung versäumt 
hat, sowie den Führer der ersten Lokomotive, welcher 
die Signalscheibe der falschgestellten Weiche zu spät 
wahrgenommen haben soll. Die Besserung der 
Verwundeten schreitet fort, sodaß außer den neun 
bigherigen Todesfällen weitere nicht wahrschein- 
üch sind. 
fUEGmerikanische Turner) Man schreibt 
us München: Das deuische Turnfest dahier 
werden ungefähr 500 Deutsche aus Amerika, 
worunter zahlreiche Bahern, besuchen. Dieselben 
reisen zusammen, haben sich bereits eingeschifft und 
enützen einen eigenen Dampfer vom Norddeutschen 
dlogyd. Unter der Turnerschaar befinden sich 120 
Mann aus St. Louis mit den besten Turnern. 
der Dampfer bleibt bis zur Rückfahrt in Bremen 
iegen. Die Amerikaner unternehmen zuvor eine 
Keise nach Berlin und Frankfurt und kommen von 
dott hierhetr. Beim Turnfest wird sich einer der 
delten Turner aus Milwankee betheiligen. 
f Bremen. Zur Flottenparade bei 
Spithead, England, welche am 3. August zu 
eͤhren des Kaisers Wilhelm veranstaltet wird, be⸗ 
üdsichtigt der „Norddeutsche Lloyd“ eine Excursion 
mittelst des Schnelldampfers „Saale“ zu veran⸗ 
nalten, auf welchem den Theilnehmern Gelegenheit 
leboten wird, das großartige Schauspiel aus näch- 
er Nähe zu beobachten. Der Preis für einen 
blatz auf dem auf das bequemste ausgestatteten 
—XV 
voller Beköstigung, ohne Gefränke. Die Kabinen 
ind größtentheils zu 4 Betten eingerichtet. Fur 
ine Kabine zu 3 Betten sind M. 750, für eine 
dabine zu 2 Betten M. 600 zu entrichten. Die 
Abfahrt von Bremen findet am 1. August Morgens 
nittelst Exirazuges zu einer näher bekannt zu 
Jebenden Stunde statt. Die Rückkehr erfolgt nach 
vollsändiger Beendigung der Parade und wird der 
dampfer voraussichtiich am 53. August wieder in 
Hremerhaven eintreffen. Die Rückbesörderung nach 
dremen erfolgt ebenfalls mittelst Extrazug. 
f(in seltsames Testament) wurde 
mlängst im Hamburger Rathhaus veröffentlicht. 
der verstorbene Adolf Friedrich Haussen verfügt, 
aaß sein ganzes Vermögen belegt und von den 
X an Verwandte, die er namhaft macht, ver— 
chiedene lebenslängliche Renten ausgezahlt werden 
ollen. Das Capiual soll belegt werden, bis der 
zzie Nutznießer der Zinsen verstotben sein wird. 
Die nicht verwendeten Zinsen sollen zum Capital 
geschlagen werden. Nach dem Tod des letzten Nutz- 
nießers der Zinsen soll das Capital zur Erbauung 
eines Stifts derwendet werden. In diesem Stift 
sollen einzelne Leute, sowie ganze Familien, welche 
sich in bedrängter Lage befinden, gegen eine kleine 
Miethevergütung aufgenommen werden, aber immer 
nur auf ein oder höchstens zwei Jahre, gegen acht- 
tägige Kündigung. Ferner setzt der Erblasser ein 
Capital aus, dessen Zinsen einem Freund lebens⸗ 
änglich ausgezahlt werden sollen, unter der Be— 
dingung, daß derselbe alljährlich ein Festbankett, im 
dreise seiner Familie und Bekannten veranstaltet. 
um sich zu amüsiren und sich des Verstorbenen 
zu erinnern. Testamentsvollstrecker hat er nicht 
ernannt; dafür aber ersucht er den hohen Senat, 
daß derselbe aus seiner Mitte einige Mitglieder 
ernenne, welche für die Ordnung seines Nachlasses 
und Gründung der vorerwähnten Stiftung Sorge 
ragen sollen. 
F Zusstark gegähnt. In die kgl. chirurgische 
Poliklinik zu Berlin kam vor einigen Tagen ein 
unges Mädchen, dem ein seltenes Unglück zuge— 
toßen war. Das Mädchen haite nämlich das Be⸗ 
dürfniß zum Gähnen verspürt und diesem Natur⸗ 
jerlangen in so kräftiger Weise Ausdruck gegeben, 
daß es sich dabei den Unterkiefer verrenkte. Man 
erkannte das kleine Unglück an dem Offenstehen 
des Mundes, den das Mädchen beim besten Willen 
nicht schließen konnte. Um das Unglück wieder gut 
zu machen, faßte Dr. Bramann mit einem vorge⸗ 
schriebenen Griff den Unterkliefer, es gab einen 
stuck, einen Schrei und unter allgemeiner Heiterkeit 
herließ die Wiedergenesene den Hörsaal. Hier er⸗ 
eignete es sich auch vor einiger Zeit, daß sich 
Jemand das kleine Unglück zuzog, als er der an 
ihn gerichteten Aufforderung, den Mund zu öffnen, 
in etwas zu energischer Weise nachkam. Hyrtl, 
ver berühmte Wiener Anutom, erzählt in seinem 
dehrbuch von einer Frau, die sich den Unterkiefer 
ausrenkte, weil sie eine groß gerathene Birne durch⸗ 
nus im Ganzen in den Mund stecken wollte. 
F Königsbergei. Pr., 8. Juli. In der 
ergangenen Nacht brannte der Frohmann'sche 
Flachsspeicher am Pregel zum zweiten Male 
nnerhalb 14 Tagen. Drei angrenzende Häuser 
Jeriethen mit in Brand, und ist der angerichtete 
—chaden ein großer. Auch der englische Dampfer 
„Tortona“ wurde vom Feuer ergriffen, jedoch ge- 
rettet. — Eine Berliner Korrespondenz verbreitet 
folgende telegraphische Meldung aus Königsberg i. 
Pr: Die tolossalen Gebäude und Speicher der 
Frohmann'schen Hanf- und Flachshandlung, Klapper · 
wiese 17 belegen, stehen seit heute Nacht gegen 
10 Uhr in vollen Flammen. Von den Gebäuden 
und Vorräthen ist nichts zu retten; das Feuer soll 
durch Selbstentzundung entstanden sein. Die 
massiven Speicher sind vor drei Jahren schon ein⸗ 
mal niedergebrannt. 
f Großes Brandunglück. Der westliche 
Theil der Stadt Köping wurde am Donnerstag 
durch eine Feuersbrunst zerstört. Ungefähr 150 
däuser sind abgebrannt. 
Graz, 8. Juli. Die Kohlenbergar—⸗ 
beiter der Alpinen Montangesellschaft in See⸗ 
zraben Gbersteiermark) fordern Lohnechöhung 
ind achtstündige Schicht. Gegen hundert Arbeiter 
zogen heute vor das Werkshaus und ließen durch 
eine Deputation ihre Wünsche darlegen. Die Direk⸗ 
ion bewilligte sofort eine 10prozentige Lohnerhöh- 
ung, erklärte jedoch, auf eine achtstündige Schicht 
nicht eingehen zu können. Ausschreitungen find 
naicht vorgefallen. 
Wien, 8. Juli. Ein Lottogewinnsi 
don seit Bestehen des Kleinen Lottos noch nich 
dagewesener Höhe bildet das Wiener Tagesereigniß. 
TFin Unbekannter setzte am Samstag in drei Wiener 
dottokollecturen auf füunf Nummern in 10 Spielen, 
»ie Spielreihe zu 10 Gulden. Der Gewinnst wird 
1800fach ausbezahlt, somit beträgt der Gesammt⸗ 
zeroinn 480 000 Gulden. 
Bei dem Aushebungsgeschäft in 
Frankreich müssen sonderbare Dinge passieren. 
So erzählt die „Schles. Ztg.“ nach französischen 
Blättern die folgende Geschichte: Die aus Offizieren, 
Aerzten und Beamten bestehende Aushebungsbehörde 
des Departements Gironde ist unter Vorsitz des 
Präfekten im Ktantonsort Etauliers in Thätigkeit. 
der Oberarzt hat eben einen stark und blühend 
uussehenden Burschen untersucht und verkündet: 
Deiean, diensttauglich!“ — „Herr Doktor“, fragt 
der Praͤfeklt den Arzt, „haben Sie die Brust des 
Mannes untersucht? Hier ist ein arztliches Zeugniß. 
nach welchem er mit Herzbeutelwassersucht behaftet 
ist.“ — ‚Davon zabe ich nichts bemerkt.“ — 
Bitte, untersuchen Sie ihn nochmals; ich glaube, 
der Männ muß zurückgestellt werden.“ — „Dienst⸗ 
auglich!“ wiederholte der Arzt nach nochmaliger 
Antersuchung. Der Präfekt ist sehr unzufrieden, 
chöpft aber neuen Muth, als der Feldwebel ruft: 
„Zu klein!“ — „Was, zu klein? Nach meinem 
Augenmaß hat der Mann noch mehrere Centimeter 
iber das Maß. Sehen Sie nach, Feldwebell“ 
ruft hier der zur Aushebungs⸗Kommission gehörende 
Major. Der Feldwebel mißt nochmals: „Richtig. 
ch hatte mich geirrt; vier Centimeter übers Maß.“ 
Das Schicksal Dejeans scheint entschieden. Doch 
der Präfekt betont, die Aushebungsbehörde habe 
sich für die Zurückstellung Dejeans entschidden und 
könne ihren Beschluß nicht ändern, obwohl derselbe 
zurch den Irrthum des Feldwebels enistanden sei. 
Die Behörde stimmt schweigend ihrem allmächtigen 
Bocsitzenden zu. Aber warum die Hartnäckigkeit 
des Präfekten, den jungen Dejean von der Dienst⸗ 
pflicht zu befreien? Der Vater desselben ist Maire 
einer bedeutenden Gemeinde, dabei wohlhabend und 
einflußreich, ohne bestimmte politische Färbung. 
Um ihn fuür die republikanische Partei zu gewinnen, 
befreit der Präfekt seinen Sohn vom Wehrdienst, 
damit beide tüchtig bei den bevorstehenden Wahlen 
für den republikanischen Kandidaten wirken können. 
Der schnellste Eisenbahnzug in Eng⸗ 
and ist jetzt der neueingerichtele Eilzug zwischen 
dondon, Edinburg und Aberdeen. Dieser Zug legt 
die fast 540 englische Meilen betragende Strecke 
wischen London und Aberdeen in 12 Stunden 50 
Minuten zurück. 
F Aienna chrichten. 
Gestorben: In Frankenthal Katharina Bleib— 
rey; in Kaiserslautern Philipp Edinger, 19 J. 
u.; ebendaselbst Elisabetha Ebelshäuser, geb. Klein. 
— 2 
»reeste Nachrichten. 
Saarbrücken, 10. Juli. Bei der Grube 
Heinitz (Dechen) find gestern 400 Mann a b⸗ 
gelegt worden, welche sich der neuen Arbeits⸗ 
ordnung nicht fügen wollten. — Die gestrige Ver- 
ammlung der Bergleute in Bildstock stellte nach 
der „S. Z.“ folgende Beschwerden auf, welche fie 
in gesetzlicher Weise geltend machen wollen. Hoͤhere 
Zöhne werden für Pferdeknechte und Schlepper 
verlangt; Bauprämien sollen auf Bergmannshäuser 
in den Gruben benachbarten Ortschaften gewährt 
werden; die wegen des Streiks etwa abgelegten 
Bergleute sollen wieder in alle Rechte eingesetzt 
werden und dürfen bei Verteilung der Bauprämien 
nicht übergangen werden; die wegen Absendung 
einer Deputation und Zurücksendung der Arbeits— 
ordnung abgelegten Bergleute von Dechen sollen 
wieder anfahren dürfen; die neunstündige Schicht 
toll auf allen Gruben eingeführt werden und an 
Zahltag⸗ Samstagen soll die Ein- und Ausfahrt 
acht Stunden dauern, so daß die Leute um 1 Uhr 
abreisen können. Von einem allgemeinen Streik 
ist abgesehen. 
Bergen, 10. Juli. Kaiser Wilhelim 
nachte vorgestern eine Rundfahrt durch den hiefigen 
Hafen, stattete dem englischen Admiralsschiffe 
„Northumberland“' einen Besuch ab. Gestern Morgen 
9 Uhr verließ der „Hohenzollern“ den Hafen 
anter dem Salut der norwegischen und britischen 
Schiffe, während die Musikkapellen die deutsche 
Nationalhymne spielten; der Kaiser stand auf der 
—XEV 
Bern, 9. Juli. Der Bundesrath hat 
heute die Antwort auf die letzte deutsche 
Note betreffs den deutsch-⸗schweizerischen Conflict, 
festgestellt, ferner wurde, laut „Fr. J.“ beschlossen, 
in dem Bundes ⸗Blatt deuisch und französisch alle 
in Betreff des Conflicts gewechselten Noten, also 
die schweizerischen und die deutschen, zu veröffent⸗ 
lichen. 
Fur die Redaktion verantwortlich F. X. Demetz. 
Verfsteige ungs und Submissions⸗ 
Anzeigen. 
Auf dem Web sweilerhof bei Homburg 
wird am 19. Juli nächsthin eine große Zucht- 
viehversteigerung (40 Stüch) abgehalten 
werden.