Full text: St. Ingberter Anzeiger

zt. Iugherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
St⸗ Jugoerter Anzeigere erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungt Vlatt und Nittwohs und S mii 
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gsg zeile oder deren Raum äg nseraten aus der , bei außerpfalzischen und solchen auf w die ditio 
ari Uusakunft ertheilt, 13 ⸗, Neklamen 80 8. Bei 4maliger —X — nur dreimalige berechnet. eige die Eryedition 
24. Jahrg. 
—A — 
Donnerstag, 11. Juli 1889. 
Deutsches Reich. 
Stuttgart, 10. Juli. Der „Schwäabische 
eiur· veroffentlicht einen Privatbrief aus Kamerun 
en Ende Mai, wonach der Gouverneur v. 
den, der damals ernstlich krank gewesen, zur 
holung drei Monate nach St. Thomo gehe. — 
hon Dr. Zintgraff feblt seit 7 Monaten jede Nach⸗ 
ihi. Einige seiner Leute seien, als Sklaven ver- 
zuft am Wuri angetroffen worden. 
Berlin, 9. Juli. Der Ehekontrakt des 
sronprinzen von Griechenland und der 
ztinzessin Sop hie ist in der verflossenen Woche 
nterferiigt worden. Die Schwester des deutschen 
zaisers erhält eine Mitgift von zwei Millionen Mark, 
delche Summe den Erbanteil der Prinzeffin von ihrem 
erstorbenen Vater bildet. Die Prinzesfin erhält 
doch nur die Nutznießung der Summe und 
tnet von der Kaiserin Friedrich eine Mitgift von 
underttausend Mark, wobei jedoch das Erbrech: der 
zünzession nach ihrer Mutter vollfländig intakt 
eibt. 
Berlin, 10. Juli. Das „Berliner Tage⸗ 
zatt“ meldet über den Inhalt der Note des schwei⸗ 
crischen Bundesraths, welche gestern als Antwort 
uf die deutsche Note vom 26. Juni festgestellt 
orden ist: Der Bundesrath erklärt: Die bekannte 
sulegung, welche der deutsche Reichskanzler dem 
irtilel 2 des deutsch⸗schweizerischen Riederlafsungs⸗ 
ertrages gegeben, widerspreche sowohl den Inten⸗ 
onen der vertragschließenden Parteien, wie der 
bͤher festgehaltenen Niederlassungspraxis. In 
etteff der von deutscher Seite kundgegebenen Ab⸗ 
cht, den Niederlassungs-Vertrag von 1876 zu 
indigen, betont der Bundesrath, daß eine solche 
hündigung kaum zu einer Aenderung des Vertrages 
ihren dürfte, indem die Schweiz auf das Recht 
rdes souveränen Staates, Fremde ohne Papiere 
ufzunehmen, nicht Verzicht leisten könne. Sodann 
ringt der Bundesrath der deutschen Regierung in 
ʒztinnerung, daß diese (die deutsche Regierung) 
uutch den Gesandten v. Bülow an den Bupdesrath 
iner Zeit das Gesuch gestellt habe, er wolle fich 
ei den Kantonen dafür verwenden, daß sie den 
sttilel 2 des Niederlassungs-Vertrages nicht allzu 
igoros anwenden möchten. Endlich kommt die 
Uatwortsnote auf einzelne Punkte des Falles 
bohlgemuth zurück. 
Ausland. 
sopenhagen, 10. Juli. Der Herzog und 
et Etbprinz von Nassau sind heute zum Be⸗ 
uch der königlichen Familie aus Schweden hiet 
ingetroffen. Sie reisen übermorgen nach König- 
ein zurück. 
London, 9. Juli. Das Unterhaus beschloß, 
er Regierungsvorlage gemäß, die Beratung der 
hanagen der königlichen Familie einem Sonder⸗ 
ubschusse zu überweisen. 
Paris, 10. Juii. Der Senatsaqusschuß 
at. Vorprüfung der Frage über Gewährung des 
bahlrechts zu den Handelakammern an Frauen hat 
d gegen die Zulassung von Frauen aus— 
XE 
Petersburg, 10. Juli. Die kaiserliche Yacht 
atewna“ mit dem Zaren und der kaiserlichen 
jamilie an Bord ankerte nach den zuletzt hier ein⸗ 
egangenen Nachrichten vor Abo und sollte von da 
en Curs nach Osten nehmen. — Großfürst Peter 
ditoatajewitsch ist nach Cettinje abgereist, um 
em Fürften und der Fürstin von Montenegro, 
un zulunftigen Schwiegereltern. seine Aufwartung 
en. 
Lkokale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 11. Juli. Das berühmte 
Zangerquartett des Herrn Zapf aus Wies⸗ 
aden, dessen Vortrage hier in der besten Erinnerung 
tehen, beabsichtigt, nächste Woche in dem Hotel 
XX 
joch nicht festgesetzt, doch wird Montag oder Dienstag 
afür bestimmt werden. Gewiß werden alle Musik⸗ 
reunde diese Nachricht mit Freude begrüßen. Bei 
)en bekannten Leistungen des Quartetts kann der 
Zesuch des Konzerts nicht genug empfohlen werden. 
Vor allem möchten wir die verehrlichen Damen 
varauf aufmerksam machen, daß der Charakter der 
Zapf'schen Vorträge ein durchaus würdiger ist, und 
verden wir zu geeigneter Zeit das für bevorstehendes 
donzert aufgestellie Programm veröffentlichen. 
St. Ingbert, 10. Juli. Wie regel⸗ 
näßig die letzten Sonntage durch Schlägereien der 
erschiedensten Art hier gefeiert wurden, so sollte 
nuch der letzt verflossene Sonntag ohne Blutver⸗ 
zießen nicht abgehen. Als nämlich schon Mitter⸗ 
aacht vorüber war, begegneten sich auf der Straße 
wischen St. Ingbert und Rentrisch der Dienst- 
necht Christian Berndt von Niedersimten, zur Zeit 
hzier in Diensten, und der ledige Schmelzarbeiter 
Johann Zimmer von Rentrisch, beide auf dem 
Heimweg begriffen, und auf den von Berndt, der 
als streilsüchtiger Mensch gilt, veranlaßten Wort⸗ 
wechsel fiel dieser in solch roher und bestialischer 
Weise mit einem Prügel und einer Schippe 
iber den Zimmer her, daß dieser sehr 
chwer verletzt längere Zeit bewußtlos liegen blieb 
ind sich jetzt noch in gleichem Zustande in dem 
Spilale dahier befindet. Der Thäter Berndt wurde 
jeute Abend don der Gendarmerie dahier verhaftet 
und in Nr. Sicher gebracht. 
*-Der bereits erwähnte Erlaß betr. Theil⸗ 
nahme der Postexpeditoren auf Dienst⸗ 
bertrag am Pensionsfonds lautet: „Post- 
xXpeditoren auf Dienstvertrag ohne bürgerlichen 
Nebenerwerb mit einem fixirten Jahresbezug von 
1362 oder 1932 Mk. wird im Fall Wohlver⸗ 
haltens auf Ansuchen die Zulassung zur Theil— 
rahme am Pensionsfonds für das statutsmäßige 
Personal der kgl. Verkehrsanstalten gewährt, wenn 
zieselben zu der Zeit, zu welcher ihnen eine Ex⸗ 
zedition mit dem vorbezeichneten festen Bezug über⸗ 
ragen wird, das 40. Lebensjahr noch nicht über⸗ 
chritten haben.“ 
*— (Fur Viehzüchter und Metzger.) 
Unfangs Juni kamen im Bezirk Pirmasens zwei 
Milzbrandfälle vor, der eine in Winzeln, der andere 
in Steinalben; beide werden ein gerichtliches Nach⸗ 
piel haben, da die betreffenden Thiere, als man 
ie krank bezw. todt fand, schon verkauft waren 
ersteres an zwei Pirmasenser Metzger, letzteres an 
inen solchen aus Kaiserslautern) und nun weder 
zdie Käufer noch die Verkäufer den Verlust, der 
zurch eine den Kauf nicht rückgängig machende 
drapkheit entstanden, tragen wollen. Die „Pirm. 
Ztg.“ erinnert bei der Gelegenheit an einen ähn⸗ 
ichen Rechtsfall, der vor mehreren Jahren dort 
zorkam. In erfter und zweiter Instanz gewann 
damals der Viehzüchter, die höchste Instanz aber 
Jerwarf dies Urtheil und erließ eine Entscheidung 
vonach der Metzger den Verlust erleiden müsse, 
'alls er das betreffende Thier überhaupt gekauft 
Jabe, dagegen verliere der Verkäufer die Kaufsumme, 
venn das Thier nach dem Gewichte abgegeben 
vorden sei. Es läßt sich darnach schon der Aus— 
ang obiger Prozesse erkennen. Zum Schlusse dieser 
Zeilen seien Viehzüchter darauf aufmerksam gemacht, 
aß gerade in jetziger heißer Jahreszeit nach Fest⸗ 
tellung von Milzbrand besondere Sorgfalt beim 
Begraden des gefallenen Viehes am Plaze ist, 
jauptsachlich find auch die Mücken abzuwehren, da 
ie gar ieicht die Krankheitsstoffe auf andere Thiere 
ibertragen. 
— Der Pfalz⸗Saarb rücker Bezirks⸗Verein 
des Vereins de utscher Ingenieure wird am 
Zonntag, 21. Juli, einen Ausflug mit Damen 
rach Münster aSt. und der Ebernburg unter- 
iehmen. Vormittags 9 Uhr findet nach der Pf. 
Bzt. Begrüßung am Bahnhof Münster asSt. statt, 
ann Spaziergang nach dem Huttenthal und Früh⸗ 
tück daselbst. Hierauf Besuch des Rheingrafensseins; 
stücweg durch das Huttenthal nach der Ebernburg. 
im 1 Uhr wird ein gemeinschaftliches Mittagsessen 
uuf der Ebernburg die Theilnehmer vereinigen und 
im 4 Uhr geht es nach Münster alSt., wo die 
kurkapelle konzertirt. 
— Der Stadtrath von Zweibrücken beschloß 
ie Auflösung des bisher dort bestehenden Mägde— 
nereins und Vereinigung desselben mit der allge- 
neinen Krankenkasse. Ferner wurde bestimmt, daß 
n Krankheitsfällen die Magde nicht verpflicht sein 
ollen, den Kafssenarzt zu Rath zu ziehen, sondern 
zaß es ihnen frei stehe, von den übrigen fünf hie⸗ 
igen Aerzten sich einen zu wählen. Diese erhalten 
ierfür eine Entschädigung von je 100 Mk. 
— Pirmasens. Vor einiger Zeit erwarb 
zei einer Versteigerung ein Oekonom von Fehrbach 
i. a. einen halben Morgen Land um 9 Mti. Als 
r von seinem neuen Eigenthum Besitz ergreifen 
vollte, war dasselbe nicht aufzufinden, so daß er 
die Hilfe eines Geometers in Auspruch nehmen 
nußte. Wegen Entschadigungsforderung über dem 
Zebauer des Stückes, ein Oekonom von Höh— 
röschen, entgangene Kreszenz kam es zum 
BZrozeß, der am k. Amisgerichte dahier entschieden 
burde. Darnach hat der Oekonom von Höhfröschen 
zas Land abzutreten und die Kosten — etwa 100 
Mark — zu bezahlen. (P. A.) 
— Wegen Sterbfalles findet die Postboten⸗ 
Bersammlung, bezw. Rechnungsablegung der Po st- 
zotenwitlwen-Unterstützungskasse der 
Pfalz am 11. August in Kaiserslautern statt. 
— Landau, 10. Juli. Vom 15. bis 20. 
». Mis. finden im Bereiche der IV. Divifion 
wei taktische Uebungsreisen statt. Die 
ine bei der 7. Brigade wird unter der Leitung 
zes Herrn Oberst Grauvogel, die zweite bei der 
3. Brigade unter derjenigen des Herrn Oberst 
Schraudenbach stehen. Letztere Uebungsreise 
vird sich, nach dem „Tgbl“, auf die Umgebung 
von Landau, Kandel und Bergzabern erstrecken. 
— Landau. Die als Unterofficiere zu einer 
zwöchentlichen Uebung hier eingezogen, jetzt wieder 
ntlassenen Resere⸗Officiers⸗Aspiranten wurden 
nit Ausnahme von zwei sämmtlich zu Vicefeldwebeln 
efordert. Die Qualification zum Secondelieutenant 
nussen sich dieselben nach der neuen Heerordnung in 
iner zweiten 8wöchentlichen Uebung (als Vicefeld⸗ 
vebel) erwerben, während seither eine 8wöcheniliche 
debung (4 Wochen als Unterofficier, 4 Wochen als 
Bicefeldwebel) genügte. Den nicht Befoörderten steht 
es frei, in einer nochmaligen 8wöchentlichen Uebung 
ich die Qualifikation zum Vicefeldwebel zu er— 
verben. 
— Goͤtlingen. Der interimistische Schul⸗ 
erweser der kathol. Lehrerstelle von Siebeldingen, 
derr August Arnold, wurde vvom 1, Juli an