Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
der ‚St, Jugberter ——5 erscheint täglich mit Audnahme der Sonn- und Feiertage · 3wal wochentlich mit Unterhaltungs · VBllau und Mitiwochs und Samftags mit
ssitrirten Beilagen. as Blait koßset dierteljahrlich 14 60 einjchließlich Tragerlohn; durch die Poft bezogen 1 475 4 einschließlig 20 ⸗ Zustellungsgebuhr. Die
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Audtunsi eriheill, 1b 8, Neklamen 80 . Lei 4maliger Einrüdung wird nur dreimalige berechnet.
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Deutsches Reich.
Metz, 15. Juli. Die neue Wahl eines Ab⸗
rordneten zum Reichstag für die Stadt und
ndtreis Metz ist auf den 24. Juli angesetzt
vorden.
Konstang, 15. Juli. Nach der „Konstanzer
zig.“ sind die an der badisch⸗schweizerischen Grenze
esroffenen Zollmaßregeln nur vorübergehend
Ind stehen in keinerlei Zusammenhang mit dem
zeuisch-schweizerischen Streitfall. Es handelt fich
im die Einschmuggelung sozialdemokratischer, in
dondon gedruckter, über St. Gallen und die Boden⸗
rehafen vertriebener Schriften. — Die Ankunft
)es Großherzogs auf der Mainau ist wieder ver⸗
hoben, weil der Erbgroßherzog erkrankt ist.
Efsen, 15. Juli. Bei der gestern in Bochum
aitgehabten Versammlung von Bergar—
eilern, welche Delegirte aus den Bezirken Dort⸗
nund, Essen, Bochum und Gelsenkirchen besuchten,
wurde einstimmig beschlossen, die in der Delegirten⸗
hersammlung vom 19. Mai festgesetzte zweimonat⸗
iche Frist zur Regelung der Wunsche und Forder⸗
igen der Bergleute auf unbestimmte Zeit zu ver⸗
aͤngern.
geordneten) zugezogen seien. Liebknecht führte aus,
ie deutschen Sozialisten hätten mit großen
—chwierigkeiten zu iampfen gehabt, um die Abge-
xdneten zum Congreß zu bestimmen. Letztere seien
zurch eine Kreisliste, die in den Fadriken die
Runde gemacht, bezeichnet worden. Die Arbeiter⸗
epölkerung Deutschlands und Frankreichs hätte
ich hier vereinigt, es sei ein Bündnisvertrag, den
ie abgeschlossen, dessen Nachwirkung man in der
janzen Welt spüren würde.
Paris, 14. Juli. Heute Vormittag fand vor
»em Standbild der Stadt Straßburg auf dem
Fintrachtsplatze die von den Boulangisten ver⸗
instalteie Rundgebung statt. Den Teilnehmern
var von dem anwesenden Polizeicommissar jede
kede und Aeußerung ausdrückliv untersagt worden,
leichwohl schrie Déeroulede, den die boulangistischen
Depuͤtirten uͤnd eine große Menschenmenge umringte:
Es lebe der General!“ Der Polizeicommissar
wollte infolge dessen Déͤroulede verhaften, der aber
Widerstand leisteie und erklärte, die Verhaftung sei
ingesetzlich. Als der Polizeicommifsar darauf Dorou⸗
ède am Arme ergriff, stürzte sich die umstehende
Menge auf den Polizeicommissar und entriß ihm
einen Gefangenen, der sofort einen Wagen bestieg
ind davon führ. Der Polizeicommissar wurde durch
die herdeigeeilien Polizeibeamten aus den Händen
er Menge befreit. — Die von der Anklagekammer
uufgestellte Anklage gegen Boulanger, Rosche⸗
'ort'und Dillonñ ist in allen Puncten aufrecht
rhalten und dem Senatsgerichte überwiesen
vorden.
Marseille, 14. Juli. Heute früh fand zwischen
dem Secretär des opportunistischen Blattes „Petit
Provencal“ Pierotti und dem Secretar des bou⸗
sangistischen Ausschusses Belz ein Duell statt, bei
welchem Pierotti getötet wurde.
Wien, 15. Juli. Die Regentschaft in Ser⸗
hien übermittelte am Freitag an Simitsch ein
Schreiben für den Zaren, worin fie mit
den unterwürfigsten Ausdrücken für die Entsendung
Persianis dankt, ihre Ergebenheit und die tiefste
krlenntlichkeit der ganzen Nation versichert. — Man
pricht von einem Meinungsaustausch der Mächte
ber die gemeinsamen Maßregeln behufs
der Ueberzeugung der unruhigen Kretenser, daß
Furopa eine drohendeFriedensstoͤrung nicht dulden wird.
New⸗York, 15. Juli. Nach einer dem
„Herald' aus Washington zugegangenen Depesche
Jeißt es dort in offiziellen und diplomatischen
reisen gerüchtweise, daß Staatssekretär
Blaine“ aus Gesundheitsrücksichten seine Ent⸗
assung genommen und im September zurücktreten
verde.
Tokale und pfalzische Rachrichten.
Si. Ingbert, 16. Juli. Das gestern
Abend im Hotel Stutzmann stattgefundene Kon⸗
sert des“ Vokal-Künstler-Ouartetts
Gesellschaft Zapf) aus Wiesbaden hat die allge⸗
nein hochgespannten Erwartungen vollständig be⸗
riedigt, ja übertroffen. Man muß wiiklich sagen.
das find geborene Künstler, die da sangen. Mit
jen besten Stimmmitteln begabt haben die Herren
ieses Quarteits es zu einer Reinheit und Korrektheit
)er Vorträge gebracht, welche den Horer entzückt
stach ungezwungenstem Ansatz fließen die Toöͤne
ald in rascherem bald in getragenerem Tempo,
voch stets in schönstem Einklang dahin. Ernste und
Jeitere Weisen finden durch die Gesellschaft Zapf
leich guten Vortrag, dessen Ausdruck immer der im
Text begründeten Stimmung angebaßt erscheint.
Jeder, der dem gesirigen Konzert dahier anwohnte,
vird sich mit Genuß der Lieder „Auf ihrem Grab“
ind „s Fensterln“ erinnern, die nur des Gegen⸗
atzes halber hier erwähnt seien. Es sind dies
Hoͤlkslieder und fie charakterisiren zugleich die Be⸗
trebungen des in Rede sltehenden Quartetts des
derrn Zapf. Das Volklied, diese Offenbarungen
—
Schichten zutragen und überall Verständniß dafur
u wecken, ist wohl ein Verdienst, welches man
derrn Zapf zuerkennen kann. Jeder Zuhörer eines
einer Konzerle wird dies bestätigen, und auch
eslern hat es sich gezeigt, denn jede Nummer des
Zrogramms und der Einlagen wecten den stürmischen
Zeisall der Anwesenden. Leider war die Zahl der
Ldetzieren dem gebotenen Kunsigenuß nicht sehr ent⸗
prechend, was man sowohl in Hinficht darauf, daß
id Mancher diesen Genuß sich entgehen ließ, als
auch in Hinsicht auf den geringen finanziellen
Frfolg für die Veranstalter des Konzerts sehr
bedauern muß.
*St. Ingbert, 16. Jal. Bei der vor—
gestern in Irheim abgehaltenen Versammlung
der Feuerwehren des Bezirks wurde als Ort
der nächsten Versammlung Ensheim gewählt.
Diplome für 15jahrige Dienstzeit bei der Feuerwehr
erhielten außer den früher erwähnten Mannschaften
der Feuerwehr des hiesigen Eisenwerks u. A. auch
auzßz Ensheim: Peter Bubel, Johann Grub,
Andreas Fisselbrand und Andreas Bubel; aus
aus Eschringen: Karl Gtub; aus Nieder—⸗
würzbach: Mathias Krämer, Peter Weiland,
Jakob Heimmerling, Friedrich Wendel, Johann
Bieg, Adam Lauter, Baptist Schwarz, Jobhann
MNuller, Georg Post, Georg Litzenburger und Peter
Bingert.
*— Der Sterbkassaverein der bayer.
Polizeimannschaft hat im Monat Juni 4
Mitglieder durch Tod, 1 Mitglied durch freiwilligen
Austritt, 1 durch Ausschluß verloren; neu beige⸗
reten sind 6 Milglieder, sodaß der Verein Ende
Juni 1253 Mitglieder zählt. An die Relikten
der verstorbenen Mitglieder wurden 1254, 1255,
i252 und 1253, in Summa 5014 M. bezahlt
und zwar ohne das Stammlapital angreifen zu
müssen. Die Einnahmen bezifferten sich Ende
Juni auf 66,288 M.. die Ausgaben 58.620 M.,
assabestand 7667 M.
»— Reichsgerichts⸗Erkenntniß. Pfändet
der Gerichtsvollzieher bei der Zwangsvollstrecung
Sachen, welche als unentbehrliche gesetzlich der
pfändung nicht unterworfen sind, in dem Irrthum,
daß diese Sachen dem Schuldner nicht unentbehr⸗
lich und deshalb pfandbar sind, so entbehrt nach
einem Urtheil des Reichsgerichts deshalb nicht seine
Amishandlung des Charakters der Rechtmäßigkeit.
Der dadurch geschädigte Schuldner hat dagegen nur
das Recht der Beschwerde an das Vollstreckungs
gericht, aber weder darf er dem Gerichtsvollzieher
—E
setzen, noch die gepfändeten Sachen eigenmächtig
der Verstrickung entziehen.
Ensheim, 15. Juli. Eine sehr dankens⸗
werte Einrichtung ist in letzter Zeit in der Fabrik der
Herren Gebr. Adt getroffen worden. Es wird
dämlich in den 4 Uhr⸗-Pausen Bier ausgeschenkt,
womit dem Branntwein⸗Genuß in der wirkungs-
bollsten Weise gesteuert werden dürfte. (Zw. 3.)
— Zweibrücen, 14. Juli. Unfall.)
Bestern Nachmittag fiel ein junges Mädchen, vor⸗
Wergehend mit Waͤschen beschäftigt, in den Bleicher—
Ausland.
London, 14. Juli. Boulanger präsidirte
esern im Alexandrapalast einem Bankett seiner
harteigänger, bei dem Rochefort, Dillon, Naquei
ind Laisant anwesend waren. Der General verlaß
t. „Fr. Ztg.“ eine lange Ansprache voll von
Angriffen gegen die Minister und bezeichnete die
hm gemachteun Vorwürfe persoönlicher Diktatur und
imner Herstellung der Monarchie als unsinnige.
der Versuch, dem französischen Volke ohne seint
Zzustimmung eine monarchische Regierung aufzu⸗
wingen, wäre das Signal zum Bürgerlrieg, dem
allgemein augenblicklich Folge geleistet werden
würde. Boulanger schloß mit einem Dank an die
Regierung und das Volk Englands für die freund⸗
liche Aufnahme und trank auf die Gesundheit der
doönigin.
Paris, 15. Juli. Zur Revolutions⸗
er fanden gestern Abend in allen Stadtvier⸗
eln Festlichkeilen statt, welche ohne jede Stoͤrung
etliefn. An den Fenstern des Burtaus der
hatriotenliga waren Transparente, Boulanger dar⸗
iellend, angebracht; die vorüberziehende Volks-
menge begrüßte diese Transparente mit Zischen
bfeifen und höhnischen Rufen.
Paris, 15. Juli. Die „France“ schreibt.
Iin St. Julien (Ober-⸗Savoyen) saßen in einem
darbbesuchten Cafs fünf Personen, die sich laut
meder deutschen Sprache unterhielten. Zwei
cchweizer Milchhändler, die deutsch verstanden, be—
aichteten den Inhalt der Unterhaltung jener dem
Wirth. Dieser verständigte alsbald einen Gen—
darmen, welcher die Deutschredenden verhaftete.
Nan durchsuchte sie und fand bei ihnen Plaͤne der
Zrenze zwischen der Schweiz und dem Departement
dbersaooyen.
Paris, 15. Juli. Gestern wurde hier der
aternationale Arbeiterkongreß (Maxi—
len) eröffnet. Lafarque belobte in seiner Ansprache
die deutschen Sozialisten, weil fie nach dem Jahre
1870 dem Fursien Bismardk im Reichstage den
drieg erklärt häitten. Liebknecht übersetzie diese
Vorle seinen Landsleuten, die sie mit begeistertem
Beifall aufnahmen. In der heutigen Sizzung
vurde festgestellt, daß den 80 Pariser Vertretern
108 aus der Provinz und 180 aus dem Aus—
ande (darunter 82 deutsche mit 11 Reichstagsab—