Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
er „St⸗ Jugberter Ingeiger erjcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2 mal wöbchentlich mit Unterhaltungs⸗Blau und Mittwochs und Samftags mit
saftrirten Beilagen. as Blatt loftet dierteljahrlich 1.M 60 9 einschließlich Tragerlohn; durch die Voßft dezogen 1 78 -, einschließlich 420 3 Zuftellungsgebuhr. Die
nruckungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgi bei Inseraien aus der Pfalz 10 , bei außerpfälzischen und solchen auf welche die Erpedition
Anskunft ertheilt, I3 4. Neklamen 80 . Bei 4maliger Ginrücung wird nur dreimalige berechnet.
—
WTA.
Mittwoch, 17. Juli 1889.
224. Jahrg.
Deutsches Reich.
Muünchen, 15. Juli. Heute Mittag geht
imn Kurier an Se. kgl. Hoheit den Prinz⸗Re⸗—
enten nach Wildenwarth ab.
Berlin, 15. Juli. Die „Nat.⸗Zig.“ schreibt:
Oa Rußland fich an der Berner Konferenz
ur internationalen Arbeiterschutz nicht betheiligt
ind die Mitwirkung des deutschen Reiches vor⸗
aufig nicht zu erwarten ist, scheint man sich auch
n Bern von der Nowendigkeit einer Verschiebung
der Konferenz überzeugt zu haben.“ Durch den
lufschub würde es übrigens auch ermöglicht wer⸗
jen, die Vereinigten Staaten von Nordamerika
ur Theiln ahme einzuladen.
Berlin, 16. Juli. Wie der „Reichsanz.“
nittheilt, erfreut sich der Kaiser fortgesetzt des
»esten Wohlseins. Nachdem die Yacht „Hohen⸗
ollern“ Sonntag früh in Drontheim eingetroffen
var, besuchte der Kaiser Abends die Domkirche
ind stattete gelegentlich einer Spazierfahrt dem
eutschen Consul einen Besuch ab. Nach Erledigung
er Post gedachte er am Montag die Reise gegen
Nittag nach Bodoe fortzusetzen, wo die Ankunft
eute zu erwarten steht. Das Wetter ist schön.
Berlin, 16. Juli. Staatssekreiär Graf
zismarck ist heute früh nach Berlin zurückgekehrt
nnd hat die Geschäfte wieder übernommen. Er
nird voraussichtlich ais zur Abreise nach England
ier verweilen. Unterstaatssekretär Graf Berchem,
ꝛer ihn während seiner Abwesenheit vertreten, be—⸗
iebt sich auf kurze Zeit in Urlaub nach Thüringen.
-Lord Lytton, der englische Botschafter in
zaris, soll demnächst, wie hier in diplomatischen
zreisen derlautet, aus Gesundheitsrücksichten zurück⸗
zeten wollen. Als Nachfolger ist zunächst der hie⸗
ge englische Botschafter, Sir Eduard Malet, in
lussicht genommen. Da derselbe aber hier ebenso
eliebt, als schwer zu ersetzen ist, so dürfte wohl
ord Dufferin zum englischen Botschafter in
aris ernannt werden.
Berlin, 16. Juli. Hierher gelangte Privat-
nesdungen über das Befinden des erkrankten Er b⸗
roßherzogs von Baden lauten leider nicht
o günstig, als es allseitig erhofft und ersehnt wird.
die Kaiserin-Großmutter hat gebeten, daß ihr täg⸗
ich mehrere Male über den Stand der Krankbaät
ach Coblenz beri tet werde.
RKattbor, 16. Juli. Die vom Kaiser für
ie Bezirke des Oberbergamts Breslau befohlene
intersuchung der Beschwerden der Berge
ente hat heute unter Vorsitz des Oberbergrathes
Uthous im oberschlesischen Grübendistrikt begonnen.
Auslaͤnd.
Drontheim, 15. Juli. Kaiser Wilhelm
geftern früh gegen 6 Uhr im besten Wohlsein
ei prachtvollem Wetter vor Drontheim angelangt.
n 923 Uhr Vormittags hielt der Kaiser eine
ldusterung der Schiffsmannschaft und um 10 uhr
etsonlich den Gotlesdienst ab. Abends um 7 ühr
egab sich der Kaiser ans Land; derselbe wurvde
n der Bevölkerung sympathisch begrüßt. Der
daiser besichtigte eingehend den Dom und nahm
mdann den Thee beim Consul Jenfen ein. Heu—
tsolgle nach Abfertigung eines Couriers die Wiler
ehrt nach Bodoe. Von da geht die Fahrt nach
Nammerfest und dem Nordcap.
London, 16 Juln. Das Oberhaus
ahm in driiter Lesung die Vorlage an, durch
lhe die Manchester⸗Sheffield. und Lincoinshire
hentahngesellschaft zur Errichtung einer Dam-
kerlimise zwischen Great. Grimsbede ünd
dßent, Amsterdam. Bremerhafen, Stettin, Danzig
tiga, Schweden-Norwegen und Dänemark ermäch⸗
igt wird.
Amsterdam, 16. Juli. Hier geht das Ge⸗
rücht, im Befinden des Königs sei eine wesent⸗
iche Verschlimmerung eingetreten.
Paris, 16. Juli. Der Kriegsminister de
Freycinet hat über den Oberst Bincent
ine Arreststrafe von 30 Tagen verhängt,
vegen Verbreitung von Nachrichten in Zeitungen
ohne Ermächtigung.
Paris, 16. Juli. Siadoux, Dibisions⸗
nspektor der Polizeipräfektur, der am Sonntag
iuf dem Eintrachtsplatze Dienst hatte, ist abge-
etzt worden, weil er den Polizeikommissar Cloͤmet
zei dessen Versuch, Déroulode zu verhaften, nicht
jsenügend unterstüßt hatte. — Heute Abend 6 Uhr
vurde Boulanger, Dillon und Rochefort
ner Anklagebeschluß der Anklagekammer und die
Unklageschrift des Generalstaatsanwaltes zugestellt,
ind zwar in den Wohnungen der Angeklagten.
den Tag der Ladung wird der Senatspräsident
ezeichnen. Boulanger ist angeklagt des Anschlags
egen die Sicherheit des Staates und der Verun—
reuung von Staatsgeldern. Dem „Temps“ zufolge
ührt die Anklageschrift aus, daß die Verschwörung
um Attentat geworden sei durch Handlungen, die
sicht beendigt, aber trotzdem thatsächlich ausgeführt
vorden seien. Es lägen chiffrirte Telegramme vor,
ie man mit Hilfe eines Schlüssels, der gegen das
ende der Untersuchung aufgefunden worden sei,
ntziffert habe, und diese bewiesen, daß der Marsch
jegen das Elysée am Tage der letzten Präsidenten⸗
vahl thatsächlich organisirt war und daß Bou—
anger nur das Wahlergebniß abgewartet habe.
Außer den Telegrammen, die er mit den vornehm⸗
ichsten Veranstaltern ausgetauscht, bezeugten das
einige höhere Offiziere, die dem General ihre Bei—
ilfe zugefichert gehabt hätten. Die Veruntreu—
ingen hätten sich teils auf Lieferungen für die
Irmee, teils auf den Verbrauch von Geldern des
driegsministeriums zu persönlichen Zwecken bezogen.
SZo habe Boulanger unter anderem die Aktien des
„Cercle militaire“ aus der Ministerialkasse bezablt.
die Aktien aber für sich behalten.
Nom, 16. Juli. Dem Vernehmen nach
vird der Marquis Gualterio zum Marine⸗
Attaché bei der italienischen Botschaft in Berlin
ernannt werden.
Gasiein, 15. Juli. Kaiserin Elisa—
deth ist heute Nachmitiag 3814 Uhr im besten
Wohlsein hier angekommen.
Wien, 16. Juli. Der Kaiser Franz Jo—
'eph ist heute Morgen wohlbehalten in Gastein
ingetroffen und vom Publikum mit becgeisterten
hochrufen begrüßt worden.
Wien, 16. Juli. Es steht fest, daß der
ussische Gesandte in Bukarest, Hitrowo, im
derbst einen höheren Posten erhält. — Die Pforte
jat in Altserbien 22 Bataillone Nizams (etwa
3000 Mann) mit Artillerie zusammengezogen.
Graz, 15. Juli. Die Streikbewegung
n Seegraben scheint einen ernsten Charakter
mzunehmen, obwohl thätliche Ausschreitungen bis
etzt nicht vorgekommen sind. Heute früh ist ein
Bataillon Infanterie dorthin abgegangen. Im
doflach⸗Vaitsberger Rebier streikt die Belegschaft aller
Schachte mit Ausnahme dreier. Auch die Arbeiter
er Eisenwerke haben die Arbeit niedergelegt. Vier
Fompagqnieen Infanterie sind dorthin entsandt woradus
hier geschlossen wird, daß die Haltung der Arbeiter
besorgniserregend ist.
Gragz, 16. Juli. Der Kohlenarbeiter—
au Sstand ist im Gebiete am Voiisberg allgemein.
Auch das Eisenwerk Pichling der Alpinen Montan⸗
gesellschaft stellte die Arbeit ein. Der Agitator
Dr. Adler ist in Voitsberg eingetroffen; er er⸗
mahnte die Arbeiter, welche rothe Abzeichen tragen,
zur Ausdauer. Die entlafsenen Arbeiter von Leoben
ommen massenhaft nach Voitsberg. Auch in der
Papierfabrik zu Voitsberg begehren die Arbeiter
eine Lohnerhöhung. Eine Arbeiterversammlung in
Orsenthal verlief ergebnißlos. Der Direktor Koef—
acher von der Eisenbahn⸗ und Kohlengewerkschaft
rklärte, daß die Gesellschaft eine 20prozentige Lohn⸗
rhöhung (1 Gulden 20 Kreuzer für Hauer, 1
Bulden für Förderer bewillige, Bisher war nur
eine 12prozentige Lohnerhöhung in Aussicht geftellt
worden. Die Masse der Arbeiter wies das An—⸗
zJebot unter lautem Protest zurück; sie fordern 1
Bulden 50 Kreuzer für die Hauer, 1 Gulden 30
Kreuzer für die Förderer und 2 Gulden für Sonn⸗
tagsarbeit.
Konstantinopel, 16. Juli. Der Ex⸗
könig Milan von Serbien wird in der näch—⸗
sten Woche nach Belgrad abreisen. Die Reise ist
mit dem Regenten Ristitsch seit einigen Wochen
vereinbart und dient nur der Regelung persönlicher
Angelegenheiten des Königs. In politischen Kreisen
hält man sie nicht für belangreich in Bezug auf
die allgemeine Lage.
Rokale und pfälzische Nachrichten.
* St. Ingbert, 17. Juli. Vorgesfern haben
die Gerichts ferien begonnen, während derer nur
die früher schon bezeichneten Sachen bei den Ge⸗
richten zur Verhandlung kommen.
*— Der von Ludwigshafen abgehende
Sonderzug zum Turnfest in München fährt
am Freitag den 26. Juli um 8 Uhr abends ab
aund hält an nachstehenden Stationen: Mannheim,
Heidelberg, Bruchsal und Mühlacker; ferner findet
je ein halbstündiger Aufenthalt in Stuttgart und
Ulm statt; Ankunft in München Samstag Vormit⸗
ag um 9 Uhr. Die Fahrt kostet ab Ludwigshafen
2. Kl. 21.70 Mk. und 3. Kl. 14 Mtk.
*St. Ingbert, 17. Juli. Seit gestern
jerrscht wieder Regenwetter. Wir haben den rich⸗
richtigen Regenwind, aus Südwest. Hoffentlich
tellen sich bald wieder schöne Tage ein, damit die
etzt nothwendig einzubringende Ernte nicht so großen
Schaden leidet. Für Gartengemüse und Kartoffeln
st allerdings ein wenig Regen sehr förderlich.
O Aus Breitfurt, 185. Juli, schreibi man
uins: Herr Wilhelm August Reiß, Lehrer in
Rockenhausen ist laut eines heute bei mir eingelau-
enen Briefes aus Rockenhausen, datiert vom 13.
Juli 1889 gestorben. Er war vom Mai 1870
bis September 1887, also über 17 Jahre Lehrer in
Breitfurt, Kanton Hornbach und es wird die Nach⸗
richt von seinem Ableben bei allen Lehrern und
auch in andern Kreisen unseres Bezirks mit Bedauern
dernommen werden. — Reiß, Lehrerssohn aus
Kockenhausen, wurde im Herbste 1859 also var
30 Jahren aus dem Schullehrerseminar Kaisers⸗
autern entlassen, dann Schulverweser in Kaulbach,
dehrer in Frankelbach und zuletzt in seiner Vater⸗
adt Rockenhausen.
— Zweibrücken. Ein Bauersmann, welcher
»orige Woche mit seinem Sohn vom Acker nach
dause ging, entdeckte, wie die „Z.“ bderichtet, an
»inem Apfelbaum einen „Schwarm“ angeklebt. In