Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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224. Jahrg. 
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Samstag, 20. Juli 1889. 
Politische Uebersicht. 
Die Reichstags⸗Ersatzwahl für den 
wahlkreis Metz Stadt und Land ist aunmehr, wie 
schon gemeldet, da der bei den letzten Wahlen als 
Feger aus der Urne hervorgegangene Kaufmann 
danque die Annahme des Mandates abgelehnt hat, 
uf den 24. Juli ausgeschrieben. Der Ausfall 
asellen ist schwer vorherzusagen und wird mit 
iUgemeiner Spannung erwartet. Der „Messin“, 
as in einheimischen Kreisen einigermaßen tonan⸗ 
jebende Blatt, das auch zu Lanique nahe Be—⸗ 
jehungen hat, hält die Situation für äußerst 
chwierig in Betracht des Tages der Wahl in der 
HZoche und bei voller Ernte, der Kürze der Zeit, 
am sich nach einem neuen Candidaten umzusehen, 
ind der Verwirrung, in welcher sich die Geister 
zefinden. Der „Messin“ giebt sogar die Möglich⸗ 
leit zu, daß die Pofition ohne Kampf einem Ein⸗ 
ewanderten anheimfallen könnte; ein Einheimischer 
vürde sich gewiß mit einer noch geringeren Anzahl 
Stimmen, als Herr Lanique begnügen müssen. 
deider vermißt man auf der Seite der Altdeutschen 
sowohl als der Lothringer eine zielbewußte Stellung⸗ 
nahme zu der Frage. 
* Das Ergebniß der Untersuchung der für 
die Beschwerden der Bergleute in Rheinland und 
Westfalen niedergesetzten Commissionen war bisher, 
nach einer Mitteilung der „Nat.⸗Zig.“ ein wesent⸗ 
lich negatives. Es liegt nahe, anzunehmen, daß 
zie Bekanntmachung des „Reichs⸗Anzeigers“, wonach 
eder Bergmann, der eine Beschwerde bis jetzt ein⸗ 
gegeben hat, auf Wunsch protokollarisch vernommen 
werden soll, mit diesem Resultate zusammenhängt. 
Inzwischen haben, wie die „Koͤln. Volksztg.“ erfährt, 
zor der faatlichen Untersuchungscommisston in Bochum 
Geheimrat Gamp) die vernommenen Delegirten 
uch die Wuünsche der Arbeiter bezüglich der Sonn⸗ 
agsarbeit vorgetragen. Dieselbe sei gänzlich zu ver⸗ 
zieten und bei ganz dringender Sonntagsarbeeit 
ie angefangene Schicht für voll zu rechnen. Ebenso 
nüsse die Annahme der fremden Ardeiter, welche 
aich nicht als Bergleute legitimieren, ganz untersagt 
werden. Es sei dem einheimischen Bergmann durch 
solche fremde Glemente eine schwere Concurrenz 
—XV 
remden Arbeiter die Schuld. Weiter sei der Erlaß 
ꝛines Gesetzes aöthig, wonach Jeder, welcher die 
hergmännische Arbeit betreiben wolle, erst ein Jahr 
Lehrhauer bei einem erfahrenen Hauer sein müsse. 
Im Ganzen bezeichneten die Delegierten die Ein⸗ 
führung solcher Zustände, wie fie zur Zeit des alten 
derggesetzes bestanden, als wünschenswert. 
* Ueber die Frage der Verschärfung der 
eutscheschweizerischen Grenzkontrole erhaͤlt die 
58 Post“ folgenden beachtenswerthen Be⸗— 
uuicht: 
„Die deutsche Reichsregierung hat gar keine 
Anordnungen über verschärfte Grenzkontrolierung 
tlassen. Es ist dies ledigiich Sache der bayer⸗ 
schen und württembergischen Verwaltungen ge⸗ 
wesen, weil über Lindau und Friedrichshafen der 
Schmuggel zollpflichtiger Gegenstände und ver⸗ 
otener Schriften ziemlich lebhaft war. Zudem be—⸗ 
indet sich in Lindau feit einiger Zeit ein neuer 
öherer Zollbeamtexr, der etwas schärfer als früher 
nie aus der Schweiz kommenden Reisenden be⸗ 
wbachten läßt, dies jedoch nur, soweit der 8 81 
us Vereinszollgesezes die Handhabe bietel. An 
dadischen Grenzorten ist noch keinerlei schär— 
eat Controlierung der Reisenden weder in polizei⸗ 
icher Hinsicht noch bezüglich der Zollmaßregeln an⸗ 
jeordnet. Aus diesem Umstande geht schon klar 
zervor, daß jene in Friedrichshafen und Lindau 
jetroffenen Anordnungen nicht von der Reichs⸗ 
regierung ausgehen können. Dagegen schreibt man 
aus Karlsruhe: Die Nachricht, daß die verschärften 
Zollmaßnahmen an der schweizerischen Grenze 
ediglich aus Anordnungen der Einzelregierungen 
herborgegangen sei, kann bei den gleichzeitigen 
Meldungen hierüber kaum zatreffend sein. Speciell 
ür die badischen Behörden halten wir sie ent⸗ 
chieden für unzutreffend. Wenn jetzt gemeldet 
wird, daß diese Verschärfungen wieder außer Ach! 
gelaffen werden, so mögen dafür besondere Gründe 
naßgedend sein, deren Beurtheilung fich ohne 
nähere Anhaltspunkte nicht empfiehlt, wenigstens so 
ange die beiderseitige Erregung noch fortdauert. 
* NUeber den Gesundheiszustand des Königs 
Wilhelm III. von Holland sind wieder sehr 
angünstige Gerüchte im Umlauf, welche eine aber— 
malige Krisis ais wahrscheinlich erscheinen lassen. 
Wenn der Rückfall im Befinden des Kranken an— 
dauert, dann kann die Sache genau so werden, 
wie sie im Monat März war. Die Regierung 
kennt natürlich den Zustand des Monarchen ganz 
genau, will aber begreiflicherweise nicht einen neuen 
Zersuch der Einsetzung einer Regentichaft wagen, 
nachdem der erste Versuchßeinen so verblüffenden 
Abschluß gefunden hat. Im Großherzogthum 
duxemburg werden die Dinge auf Schloß Loo 
vieder aufmerksam verfolgt. Wie es, nach dem 
„Fit. J.“ heißt, sieht der Erbprinz Wilheln von 
stassau, welcher sich im Großherzogtum bereite 
diele Sympathien erworben hat, im Begriffe, ein 
großes Gut in Luxemburg anzukaufen, um im 
dande bleiben zu köͤnnen. Auch soll der luxem— 
zurgische Staatsminister, Dr. Eyschen, welcher in 
Angelegenheit dee Brauntweingemeinschaft nach 
Berlin reift, bei dieser Gelegenheit mit dem auf 
Schweden heimgekehrten Herzog Adolf von Nassau 
eine Zusammenkunft haben. 
* Der schweizerische Oundesrath hat, wie mit 
zetheilt, an die Ministerien der auswärtigen An— 
Jelegenheiten derjenigen Staaten, welchen eine Ein— 
adung betreffend die Eonferenz für Arbei⸗ 
terschutz, zugestellt worden ist, ein Rundschreiben 
gerichtet, in welchem er vorschlägt, die Conferenz 
zis zum nächsten Frühling zu vertagen, damit der 
Bundesrath das in Aussicht gestellte detaillierte 
ßrogramm vor Zusammoöntritt der Conferenz 
ammtlichen Teilnehmern unterbreiten könne. Bis 
jer haben die Regierungen der Niederlande, Bel⸗ 
giens, Portugals, Oeßerreich⸗ Ungarns, Frankreichs, 
Zuremburgs, Italiens und Großbritanniens ihr 
Theilnahme an dem internationalen Congreß für 
Arbriterschutz, welcher für den September dieses 
Jahres in Bern in Aussicht genommen war, zu⸗ 
gesagt. Dagegen haben sich Dänemark, Deutsch- 
and, Schweden und Norwegen, sowie Spanien 
noch nicht geaußert. Der Bundesrath gedenkt nun, 
laut neuerer Meldung, den Regierungen vor 
dem Zusammentritt der Conferenz ein detail⸗ 
liertes Programm, welches als Basis für die 
Verhandlungen zu dienen hätte, zum Studium zu 
interbreiten. 
Munchen, 18. Juli. Sr. kgl. Hoheit der 
PrinzKegent ist von Schloß Wildenwart 
heute Abend halb 9 Uhr zurüchgekehrt. Kommen⸗ 
den Sonntag Nachmittag wird Se. k. Hoh. der 
Prinze Regent sich zur Eröffnung auf den Festplat 
des VII. Deutschen Tuenfestes begeben. 9J 
Berlin, 18. Juli. Der württembergische 
Ministerprasident, Freiherr v. Mittnacht, hat den 
Schwarzen Adler⸗Orden erhalten. 
Berkin, 19. Juli. Dem Vernehmen nach 
wendet unsere Admiralität neuerdings dem See⸗ 
nachrichtenwesen ihre besondere Aufmerlsamkeit 
zu und beabsichtigt, dasselbe erheblich zu erweitern 
und sorgfaltiger auszubilden als bisher. 
Berlin, 19. Juli. Zufolge einer Meldung 
der „Kreuzzeitung“ ist das für den Kaiser von 
Rußland bestimmte lebensgroße Oelporträt des 
Zaisers Wilhelm am Dienstag Abend nach 
Gatschina abgegangen. 
Ratibor, 19. Juli. Die Fabrikanten in 
Jägerdorf entließen ungefähr 1200 Aus— 
ssändische, die bis gestern die Arbeit nicht auf⸗ 
denommen hatten. Verstärkte Militärmacht ist aufge⸗ 
hboten. An der preußischen Grenze sind besondere 
Sicherheitsmaßregeln getroffen. 
Ausland. 
London, 19. Juli. Nach einer amtlichen 
Meldung wird Graf Fife gelegentlich der Ver—⸗ 
mählung mit der Prinzessin Luise Wales zum 
Herzog ernannt werden. — Bei der Berathung der 
Ausstattungsfrage vor dem Ausschuß des Unterhauses 
nahm die Regierung unter dem Vorbehalt den von 
den Fuͤhrern der Oppofition gemachten Vorschlag 
an, nach welchem die Apanagen des Prinzen 
von Wales um 40000 Lstrl. jährlich vermehrt 
werden sollen, anstatt eine besondere Dotation für 
jedes seiner Kinder auszusetzen. Die Frage der 
Ausstaitung anderer Enkelktinder der Königin bleibt 
noch unerledigt. Wie verlautet, wird die Oppo— 
sition dieselbe gänzlich verweigern. 
London, 19. Juli. Unterhaus. Auf eine 
Anfrage erklärte Fergasson, ein Vorgehen der Re⸗ 
gierung in dem übrigens unwahrscheinlichen Falle 
eines Krieges zwischen Frankreich und Italien würde 
zweifelsohne wie alle anderen Fragen der Politil 
durch die alsdann zu berückhsichtigenden besonderen 
Umstände und Interessen Englands enischieden 
werden. Die Regierung habe keinerlei Verpflichtung 
und Abkommen eingegangen. 
Bruͤssel, 19. Juli. Der Herzog von Urse! 
erkennt die Echtheit der veröffentlichten Geheimbe⸗ 
richte mit Ausnahme desjenigen an, in welchem 
von deutschen Lockspitzeln die Rede ist. 
Paris, 19. Juli. Der deuische Boischafter, 
Graf Münster, reist heute in Urlaud nach 
London ab. — Der Gemeinderath giebt heute 
den Abgeordneten zu den beiden Sozialist en⸗ 
kongressen einen Ehrenwein. Die Marxisten 
schwankten lange, ehe sie die Einladung annahmen, 
da der Vorstand des Pariser Stadtraths fich aus 
Possibilisten zusammensetzt. Der Marxistenkongreß 
hat die Frage, durch welche“ Mittel und Wege die 
fozialistischen Bestrebungen zu verwirklichen seien, 
noch nicht behandelt. Die heutige Morgensitzung 
leitete der deutsche Sozialdemokrat v. Volmar. Der 
Schwede Palgrem gab eine schriftliche Uebersicht 
AUber die Verbreitung des Socialismus in Sweden 
und der franzoͤsische Deputirte Ferroul sprach gegen 
den Parlamentarismus. Volmar machte den Vor⸗ 
qlag, die deutschen Sozialisten möchten vor ihrer 
xces RMerch. 
Karlsruhe, 19. Juli. Der Erbgroßher— 
zog hatte gestern ein etwas höheres Fieber infolge 
der Ausbreitung der Entzündung der Luftwröhre in 
den Bronchien. Heute ist die Temperatur des 
Zranken ebenso hoch wie gestern. 
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