Abreise nach Deutschland die Papiere, welche sie
hloßstellen könnten, verbrennen.
Wien, 18. Juli. Rach den nunmehr ge⸗
troffenen Dispositionen reist Kaiser Franz Josef
am 10. August mit grobem Gefolge nach Berlin
ab, kommt in Dresden am 11. August Vormittags
an, besucht den König von Sachsen und reist um
2 Uhr nach Berlin weiter, wo er um 4 Uhr an⸗
kommt. Der Aufenthalt in Berlin ist auf vier
Tage festgesetzt. Am 15. August reist der Kaiser
Aber Pafsau zurück nach Ischl.
Gragz, 19. Juli. Der Gemeinderath von
deoben beschloß einstimmig in einer vertraulichen
Sitzung, die Gemeindevorstehung solle ˖ den Bezirks⸗
hauptmann und den Statthalter telegraphisch er⸗
suchen, die Abschiebung der ausständischen
Arbeiter einzustellen, da der Gemeinde⸗
ausschuß vergeblich nach einer gesetzlichen Grundlage
für solchen Vorgang suche, denselben auch nicht
durch die bisherige Haltung der Arbeiter veranlaßi
finden könne.
Grag, 19. Juli. Der Ausstand in Voits⸗
berg ist beendet. Die Arbeit wurde überall
wieder aufgenommen. Der Statthalter antwortete
der Gemeindevotstehung von Leoben, die Statt⸗
hdalterei werde über die Recurse gegen die Ab⸗
schiebung der ausständischen Arbeiter fallweise ent⸗
scheiden. Die Stadtgemeinde sei zu einer Ein⸗
mischung nicht befugt.
Petersburg, 19. Juli. Der Zar hat,
wie man aus zuverlässiger Quelle hört, seit seiner
Rücktehr aus den finnischen Schären zu mehreren
Personen seiner Umgebung die Absicht geäußert,
schon auf der Hinfahrt nach Dänemark eine Zu—
fammenkunft mit dem deutschen Kaiser
zu veranstalten. Er soll nur Bedenken gegen eine
Fahrt nach Berlin hegen, vielmehr wünschen, daß
die Begegnung an einem Küstenplatze stattfinde,
bezw. erfolgen mͤge. Man nimmt hier an, daß
schon in der nächsten Zeit von hier eine amiliche
Ankündigung des Besuchs nach Berlin abgehen
dürfte. Die Zusammenkunft dürfte eiwa am 20.
ader 21. August stattfinden.
Eokale und pfaälzische Nachrichten.
sSt. Jugbert, 20. Juli. Uasere Leser seien
hiermit nochmals auf den so selten gebotenen Ge⸗
nuß eines Instrumentalkonzerts aufmerksam
gemacht, der uns heute Abend durch die Pro—⸗
duktionen der Wiener Damenkapelle im Hotel
Siutzmann dahier bevorsteht.
* Auch an dieser Sielle sei daran erinnert.
daß die Ziehung der Rothen Kreuz⸗
Lotterie an dem 15. Oktober dis. Js. statt⸗
finden wird und sei bezüglich derer auf die heutige
einschlägige Bekanntmachung im Anzeigetheil dieses
Blattes hingewiesen.
*- Die diesjahrige Approbationsprüf—
ung der Bader wird am 30. d. M. in der
Ktteis⸗Kranken ⸗ und Pflegeanstalt zu Franken-
thal abgehalten werden. Badergehilfen, welche
fich derselben unterziehen wollen, haben sich
an dem genannten Tag, Vormittags 8 Uhr, in
der Kreis⸗Kranken⸗ und Pflegeanstalt vorzußellen
und hierbei die in 8 27 der Allerhöchsten Ver-
ordnung vom 24. Juni 1884, die Verhältnisse der
Bader betreffend. vorgeschriebenen Zeugnisse beizu⸗
hringen.
*— Nachstehender Entscheid des Reichs ver⸗
sicherung s-Amts verdient besondere Beach⸗
tung. Einen Flößer fiel beim Los—
machen des Flosses die Mützze in das Wasser;
gleich darauf entkleidete sich einer von den anderen
auf demselben Floß beschäftigten Flößern, sprang
in das Wasser. schwamm der Mütze nach, um die⸗
selbe wieder herbeizuschaffen, und ertrank dabei.
Das Reichs⸗Versicherungsamt hat durch Rekurs⸗
entscheidung vom 20. Mai 1889 (Pr. 725) in
diesem Todesfall einen Betriebsunfall erkannt. Der
ertrunkene Flößer ist einer Gefahr erlegen, die ihn
auf dem Floße in stets gleicher Weise umgab, und
die gerade die eigenthümliche Gefährlichkeit des
Flößerei-⸗ und Schifffahrts⸗Betriebes ausmacht.
Daß diese Gefahr zu seinem Schaden wirksam
werden konnte, hat er freilich, indem er ins Wasser
sprang, selbstthätig bewirkt. Aber was ihn dazu
trieb, nämlich die der Sorge für den Betrieb selbsi
gleichzuachtende kameradschaftliche Gesinnung, welche
durch das dem Betrieb eigentümliche langwährende,
euge Beisammenleben der Floͤßer noch gesteigert
jein mochte, fußt wiederum im Grunde auf dem
Betrieb (vergleiche Entscheidung 604, Amiliche
Nachrichten des R⸗V.⸗A. 1888. Seite 327. vor⸗
letzter Absatz.) Letzterer erscheint, mithin in dop-
pelter Beziehung für den Uanfall ursächlich, und
die beklagte Binneaschifffahrts⸗Berufsgenossenschaft
hat für die Folgen diesen Unfalls einzutreten.
*— Die Tage neigen sich abwärts, die
Sonne hat den Höhepunkt überschritten. Die täg⸗
iche Abnahme ist zwar noch nicht fühlbar, sie be⸗
rägt jetzt nur anderthalb Minuten; gegen Ende
des Juli geht aber schon täglich 3 Minuten früher
die Sonne unter. Bis zum 20. Juli verharrt
jene Dämmerung, die nicht ganz Nacht werden läßt;
jom 21. Juli an ist aber auch da die Grenze; die
Mitternachtsstunde hüllt sich immer mehr in das
rächtliche Dunkel. Um 22. Juli beginnen die
dundstage: die Sonne tritt in das Zeichen des
zöwen; bis zum 23. August steht der Sixtus
Hundsstern, von dem die Tage ihren Namen haben)
am Firmament. Das in den letzten Tagen so
fühle, feuchte Wetter muß fich noch sehr ändern,
wenn es in den Hundstagen so sein soll, wie es
die Winzer und die Ernteeinholer wünschen.
— Dem StandesamtKirkel-⸗Neuhäusel
wurde eine Belobung von seite des kgl. Oberstaats⸗
mwaltes für Führung der Standesregister zuteil
ind der Gemeinderat bewilligte dem Gemeinde⸗
chreiber Georg Stemmler, der fich mit der
Redaltion der Alten befaßt hatte, eine Gratifilation
yon 50 M.
— In Blieskastel tritt gegenwärtig eine
hartnäckige Krankheit auf, nämlich Scharlach und
dalsbräune. 18 Kinder, sämmtlich unter 10 Jahren,
egen daran krank; und es war leider bereits ein
Todesfall zu verzeichnen. — Ein junger israelitischer
dandelsmann, Namens Lion J., ist seit 8 Tagen
purlos von hier verschwunden. Alle Nachforschungen
zlieben bis jetzt ohne Erfolg. (Pf. M.)
— Der Liederkranz“ Zweibrücken
eiert am 4. August dss. Jahres sein Stiftungs⸗
und Fahnenweihfest, wobei außer den Gesammtchören
noch 13 Einzelchöre von Zweibrücker und auswär⸗
igen Vereinen vorgetragen werden. — Naͤchsten
Donnerstag den 25. dss. Mis. wir d in Zwei⸗—
brücken ein Viebmarkt abgehalten.
— Der Radfahrerverein Homburg (Pfalz)
zeranstaltet, wie neulich kurz mitgetheilt, am Sonn⸗
ag den 11. August 1889 sein V. Velociped—
Wettfahren für Herrenfahrer“ Anmeldungen
zjum Wettfahren sind spätestens unbedingt bis
Dienstag den 6. August, Mittags 12 Uhr, unter
Beischluß der Einsätze, sowie Nennung der Farben
anter Benützung eines Meldebogens an den Schrift⸗
ührer des Comités, Herrn Friedrich Ruppenthal,
einzusenden. Derselbe ertheilt auch jede erwünschte
Auskunft. Nennungen, die ohne Beischluß der
Einsätze erfolgen, werden nicht berücksichtigt.
— Pirmasens, 19. Juli. Straßen⸗Raub.
Beftern Vormittag wurde wieder einmal einem
inde auf der Straße ein Zweimarkstück abgenommen.
Es geschah dies in der Schäfergasse und verdächtig
ist ein etwa 17jähriger Stromer, der mit einer
kleinen Bande von Altersgenossen gemeinsame Sache
macht. Bis jetzt wurde der Schlingel noch nicht
uuigefunden.
— Pirmasens, 19. Juli. Herrn Heinrich
diehl ist seitens der k. Kreisregierung die Anlage
iner Zentralstelle für elbektrische Beleuchtung
genehmigt worden.
— Pirmasens, 19. Juli. Herr Lehrer
Walter von Waldfischbach, der bekanntlich als
S„chulverweser nach Pirmasens gewählt wurde,
nachte den Turnlehrerkurs in München mit, nach
essen Beendigung er in den hies. Schuldienst ein⸗
reten wollte. Leider ist der Genannte von einem
chweren Unfall betroffen worden, indem er am
SZamstag gelegentlich einer Uebung so unglücklich
iel, daß er dabei einen Beinbruch erlitt, zu dessen
deilung nach Aussage des Prof. Dr. Nußbaum
vobl 50 — 60 Tage erforderlich sein werden, so
daß der Verunglückte nan den Lehrkurs nicht beenden
ind die Prüfung nicht mitmachen kann. Der be—⸗
zauerliche Unfall verhindert Herrn Walter auch, am
deutschen Turnfest theilzunehmen. (A.)
— Kaiserslautern, 19. Juli. Vier
hiesige Ortskrankenkassen waren gestern
don Aufsichtswegen zu einer Versammlung einge⸗
aden. In letzterer erklärte man sich auf Anfrage
zon Herrn Adjunkt König, einstimmig für Einig⸗
ung der 6 Krankenkassen der Stadt. — Der
„Sängerbund“ erhielt zu seinem 28jähcigen
Jubiläumsfest von Fräulein Elise Schuck eine
rrachtvolle goldgestickte Fahnenschleife gewidmet.
— Landau. Der L. A.“ schreiht: Das
Hhandels ⸗ und Gewerbe⸗Gremium hier
krhebungen behufs ee — —d
phonverkehrs in hiesiger Stadt. Da —*
der Handelskammer angestrebt wird, ein nde
pfälzisches Telephonnetz in der Weise — **
daß auch an allen bedeutenderen Nebenbeten
nsbesondere in Dörfern, welche in der Zeit
Tabak⸗ und Weinernte dem Handel raschen vi
kehr wünschenswerth erscheinen lassen, den —
Fernsprechstationen errichtet werden, so durfte 3
für solche Geschäftsleute und Private der Anschluß
Interesse bieten, welche im lokalen Verkehr dag
selbe nicht für lohnend genug erachten, um anzu-
chließen. Wir bemerken übrigens, daß der Tile
honverkehr, wo er eingeführt ist, sich sehr rasch
ꝛeinem absoluten Bedürfniß entwickelt und kam
nan dort häufig hören, die Annehmlichkeiten des
Telephons sind im Hause ebensowenig zu em—
hzehren wie jene der Wasserleitung.
— Landau 18. Juli. Gestern Nachmittag
vurden dem penfionirten Wallmeister Heren Hoff⸗
nann, während er im Garten bei seiner Wohnung
in der Fortstraße arbeitete, aus einer verschlossenen
Commode 85 M. von einem vermuthlich im Haus
hekannten Thäter entwendet.
— Weingarten, 18. Juli. Ein Vorgang
der wohl seines Gleichen suchen dürfte, spielte sic
im Montag in unserer Gemeinde ab. Ein Brauf.
»aar hatte sich dah'er trauen lassen. Mehrere
dochzeitsgäste von Freisbach sowie der Bräutigam
von Schifferstadt kamen mit Chaisen hierher. Gegen
7 Uhr Abends löfle fich die Gesellschaft auf, jog
es aber vor, mit der Eisenbahn heimzufahren, ohne⸗
den Kutschern etwas davon mitzutheilen. Diese
wvarteten bis Dienstag Vormittag, wo sie erst er⸗
tuhren, daß sie hintergangen sind.
— Neustadt, 19. Juli. Aus zuverlässiger
Zuelle schöpfen wir die Nachricht, daß der berühmte
Wiener Capellmeiste Eduard Strauß, von
der Hygiene-Ausstellung in Berlin kommend, im
nächsten Monat hier mit seiner gesammten Capelle
rin Concert geben wird. (Ztig.)
— Busenberg, 18. Juli. Ein 18jähr.
Junge von hier hat sich vor acht Tagen nach
zinem Streit mit seinen Eltern von zu Hause ent⸗
ernt und seitdem fehlt jede Spur über seinen
Verbleib.
— Ruppertsberg, 18. Juli. Es wird
zier vielfach uber das Ueberhandnehmen der
Lapins in unserer Gemarkung geklagt und sind
s gerade die besten Weinbergslagen, wie Hofftücd
c., in welchen diese ungemein schadlichen Thiere
hr Vernichtungswerk treiben. Ganze Stöcke, be⸗
onders an jung angelegten Weinbergen, ja sogar
ast ganze Felder wurden in Mitleidenschaft ge⸗
ogen und wenn nicht baldigst Abhilfe geschaffen
wvird, erwächst den Betroffenen ein unberechenbarer
Schaden. Wie diese Thiere in oben bexeichnete
Lagen gekommen sind, läßt sich nicht bestimmt an⸗
zeben. doch ist nach der „N. Bzt.“ anzunchmen.
zaß sie dorthin verpflanzt wurden.
— Aus allen Weinorten der Pfalz wird be⸗
richtet, daß es gefaͤrbte Trauben giebt. In Röders⸗
zeim hat man sogar im Weinberg des Hrn. B.
Wahl schon vollständig reife Trauben gefunden
— Hatzenbuhl, 18. Juli. Besonders schön
miwickeln sich hier in diesem Jahr die Tabal ⸗
aflanzungeu. Seit Jahren war der Bestand nicht
nehr so üppig wie in dem heurigen, fand man
och dieser Tage ein Blatt von circa 83 CEtm.
Breite und 60 Tim. Länge. Gewiß eine Seltenheit
— Ludwigshafen, 19. Juli. Die Per⸗
onalien einer gestern früh bei der Rheinüberfahrt
ahier gelandeten Leiche eines Mannnes konnten
noch nicht fesigesiellt werden. Die Vermuthung, daß
die Leiche mit dem vermißten Maurer Waldmann
bon Rheingönheim identisch sei, erwies fich als
falsch, da die Geschwister des Waldmann bestimmt
rklarben, daß die bon ihnen besichtigte Leiche nicht
dieienige ihres Bruders sei.
glrchheimbolanden, 19. Juli. S.
—AOO——
Winwe des vor kurzem überfahrenen Bahnwärters
Philipp Reinig aus seiner Privatkasse eine Unter⸗
tützung von 80 Mtk. durch das Burgermeisteram
Zicchheimbolanden zukommen zu lassen. (A.)
Ein eigenthumliches Mißgeschick be—
gegnete Herrn Jacob Anhaußer von Man n w eiler.
Sinem Knecht gingen wadreijahrige Pferde durqh
ind lam das eine derarr zu Fau, daß es todt auf
zem Platz blieb. Eine Stunde zuvor hätte der
Figenihümer für beide Thiere. wenn er zu einem