Full text: St. Ingberter Anzeiger

bis Juni 1889. Redner gedachte darin zunächst 
des verstorbenen Kaisers Friedrich III. sowie auch 
unseres Kaiser Wilhelm II., der durch die jüngsten 
Maßnahmen sich als Arbeiterfreund voll und ganz 
bewiesen habe. Ferner weihte Berichterstatter dem 
im verflossenen Vereinsjahr dahingeschiedenen eifrigen 
Forderer und Mitbegruͤnder der deutschen Gewerk— 
dereine, Franz Dunker, Worte treuen Gedächtnisses. 
Weiter gab er ein Bild über die Verhältnisse des 
hiesigen Ortsvereins vnd betonte u. a. daß der 
Mitgliederstand am Schlusse des Jahres 1888 etwas 
gesunken, jedoch bis heute (1889) wieder auf 65 
angewachsen sei. Redner ermahnte die Mitglieder, 
die Versammlungen recht fleißig besuchen zu wollen 
und an den Bestrebungen der Organisation des 
Bewerkvereins fest zu halten., dessen Wahlspruch laute: 
„Schutz und Schirm den Bedrängten in allen Notlagen 
des Lebens.“ (Ztg.) 
— Pirmasens, 22. Juli. Die gestern 
stattgehabte Generalversammlung des Krieger⸗ und 
Veteranenvereins war sehr zahlreich besucht. Die⸗ 
selbe beschäftigte sich nur mit der Theilnahme an 
der Einweihung des bayerischen Kriegerdenkmals in 
Wörth. Der 1. Vorstand des Vereins, Herr 8. 
Gilardone, erklärie es für eine Ehrensache des 
Vereins, bei der Feier zahlreich vertreten zu sein. 
Der Umstand, daß der Fesitag auf einen Dienstag 
falle, dürfe die Theilnahme um so weniger hindern, 
als ja Viele oft am Montag die Arbeit aus weit 
weniger wichtigem Grunde aufgeben, diesmal müsse 
man der guten Sache wegen den Dienstag opfern. 
Die Versammlung beschloß denn auch die Be— 
theiligung und meldeten sich vorerst etwa 50 Mit— 
glieder zur Mitfahrt, wozu noch die Spielleute 
kommen, welche auf Vereinskosten befördert wigen 
— Heltersberg, 21. Juli. Wie schön und 
üppig heuer die Kornfelder auh in unserem Holz⸗ 
lande stehen, zeigt ein Kornacker des Schreiner⸗ 
meisters Weißmann dahier. Auf diesem Acker hat 
das Korn durchgehends eine Länge von 2*2 Meter 
und die Aehren, die sehr schön mit kräftigen Kernen 
ausgebildet, sind alle 19 -22 Eim. lang. Es ist 
dies eine große Seltenheit für unsere Gegend. 
— In Erlenbrunn brannte am Freitag 
Morgen das Wohnhaus und Nebengebäude des 
Ackerers Wendel aus. Das Feuer soll im Nach— 
barhause entstanden sein. W. hat versichert. 
— Landau, 20. Juli. Die bereits im vorigen 
Jahre einmal ausgeschriebenen Arbeiten zum Ab⸗— 
bruch der Bastion d'Asfeld gelangen jetzt wirklich 
zur Ausführung. Bekanntlich wurden an diesem 
Festungswerke früher umfassende Sprengübungen 
seitens der Germersheimer Pioniere ausgeführt, welche 
zwar den erwarteten Erfolg nicht hatten, aber doch 
dazu beitrugen, dem Werke ein recht häßliches 
Aeußere zu verleihen. 
— Landau, 22. Juli. Der erst kürzlich er— 
wähnte Ausreißer August Pfirrmann aus Pir⸗ 
masens, Kanonier der 5. Batterie II. Feld-Artillerie- 
Regiments dahier, ist, wie das „Tgbl.“ meldet, 
gestern Nacht zum zweiten Male aus seiner Arrest⸗ 
gelle Ausgebrochen. Derselbe hing die beiden 
Thüren an seiner Arrestzelle im zweiten Stockwerke 
aus, stieg durch das Flurfenster und ließ sich am 
Blitzableiter hinab. Bis jetzt ist der Flüchtling 
noch nicht wieder eingefangen. 
— Aus der Pfalz. Dem Winzer Balthasar 
Wagner von Rhodt wurden ungefähr 15 Rebstöcke 
in dessen Wingert abgeschnitten und auf sonstige 
Weise beschädigt; dem Thäter soll man auf der 
Spur sein. — In Altdorf brach in dem Wohn⸗ 
hause des Ackerers Konrad Gauweiler II. Feuer 
aus, das jedoch bald wieder gelöscht wurde, so daß 
der Schaden nur ca. 200 Mark beträgt. 
— Edenkoben, 20. Juli. Heute Vor—⸗ 
mittag gegen 12310 Uhr wurde der noch nicht 40 
Jahre alte hiesige Bahnhofportier Mahlmeister, 
nachdem er noch eine Viertelstunde zuvor bei seiner 
Familie war, im Kohlenkeller des Bahnhofgebäudes 
erhängt aufgefunden. Was den Unglücklichen, der 
Frau und drei Kinder hinterläßt, zu diesem ver⸗ 
weifelten Schritte getrieben, ist völlig unaufgeklärt. 
— Germersheim. Die zu Ende Juli und 
Anfang August auf dem Rhein zwischen Germers⸗ 
heim und Mannheim von dreußischen, bayerischen, 
württembergischen und badischen Pionieren in Ge⸗ 
meinschaft mit einander unterrommen werdenden 
großen PontonierUebungen sind dazu an⸗ 
gethan, auch in technischer Beziehung großes 
Interesse beanspruchen zu koͤnnen, da das Feld⸗ 
Brücken⸗Material der preußischen und bayerischen 
Pioniere in vielfacher Beziehung und zwar haupt⸗tigt, als sie, von einem Schlaganfall getroffen 
sachlich in der Größe und Beschaffenheit des wich⸗ jammenstürzte und augenblicklich todt war ju 
ligsten Theiles, der Pontons, von einander abweicht. — Freinsheim. Das Animo im Wein 
Anf dem Froßen, rasch dahinstürmenden Kheinstrome geschäft bleibt ein andauernd lebhaftes. 18860 
wird es sich zeigen, welches der beiden Systeme. und 1887er sind zur Zeit hauptsächlich geftag 
die beide ihre besonderen Vortheile und Vorzüge Insbesondere ist es ersterer, der immer noch d 
haben, sich als das vortheilhafteste erweist. Ver- fetig sich bessernder Tendenz verlangt wird. Ja 
uchsweise hatten unsere Pionier-Bataillone bei den Preise für den 1888er bewegen sich pro Fude 
zroßen Uebungen auf der Donau im Herbst 1888 1000 Litey) um die M. 350. Am 14. d 5 
chon preußische Pontons in Benützung genommen, vurde ein Kauf von 26 Fudern dieses Weines 
sielten diese aber auf der damals hoch gehenden, »erfeck und mit M. 400 pro Fuder (im Siun 
ißenden Donau nicht allen Anforderungen gewachsen. M. 480) bezahlt. 
Es werden also demnach bei'm Nebeneinander und — Weisenheim a. S. Herr Gastwirth 
Miteinander⸗Arbeiten der beiden Systeme wichtige Frz. Kullmann von hier, der dieser Tage du 
5rfahrungen zu Tage treten und gesammelt werden. Tafé Otto in Frankenthal um 70,000 Mt. erwatb 
die Flußberhältnisse auf der zur Uebung bestimmten verkaufte seine hiesige Wirthschaft um 30,000 Mi 
Strecte find theilweise sehr schwierig und bieten mit an Herrn Hch. Höfle von hier. (Pf. 3) 
den verschiedenen großen und kleinen Inseln ein sehr — Weisenheim a. S. Die Ernte der 
abwechselungsfähiges Uebungsfeld. Von den bahe- Neunwochenkartoffeln hat dahier hereits 
rischen Pionier . Bataillonen werden sich 4Compag- feit einigen Tagen begonnen. Dieselbe fällt zu⸗ 
nieen an den Uebungen betheiligen und wird diesen riedenstellerd nach Qualitat und Quantilät aus 
der Sectionschef von der Inspection des Ingenieur· Es ist auch eine Wohlthat, wenn das „Brod der 
orps und der Festungen, Generalmajor Popp beie Urmen,“ „die mehligen Vaterlandsvertheidiger 
vohnen. In der Zeit vom 31. Juli mit 3. August jut gerathen. In sonnenreichen Jahren ist in 
verden täglich an drei Stellen zwischen Germers- dieser Hinsicht nur Gutes zu erwarten. Viele Pro— 
deim und der Rheinschanzen-Insel, am 8. August duzenten setzen ihrer Neunwochenkartoffeln haupt— 
ain drei Stellen dieser Insel selbst, am 6. August ächlich in die alte Barbarossastadt Kaiserslautern 
an drei Stellen bei Rheinhausen, am 8. August ab, andere wieder in die Städte und Dörfer der 
an je einer Stelle oberhalb und unterhalb Speyer NRachbarschaft. Nur ist den Verkäufern der Preis 
und am 9. August an drei Stellen der Angelwaid- hei Beginn der Ernte verhältnißmäßig zu niedrig. 
Insel unterhalb Speyer, 8 bis 6 Kilometer von — Kleinkarlbach, 19. Juli. Der Ackerer 
diesem entfernt, Brückenschläge mit Feld-Pontons Jakob Speckert hatte heute Nachmittag das Miß⸗ 
borgenommen werden. Die Oberleitung dieser seschick, unter seinen mit Gerste beladenen Wagen 
debungen wird in Philippsburg, der ehemaligen u kommen, wobei ihm zwei Räder über beide 
und vielumworbenen Reichsfestung, Aufenthalt teine gingen. Nach Aussage des Arztes ist es 
nehmen. J G. A.) wor kern Knochenbruch, wohl aber sind nichi un⸗ 
— Neustadt, 22. Juli. (Besitzwechsel) Die hedeutende Löcher in das Fleisch gedrückt, was 
jerrlich gelegene Villa des Herrn Bankier Rudolf ehr schmerzhaft ist und eine geraume Zeit zur 
Dacqu dahier, große Besizung mit Park und Zeilung bedarf. Diese Familie ist wirklich von 
Bartenanlagen, nebst dazu gehörigem größeren äünfällen heimgesucht, im verflossenen Winter ver⸗ 
Wingertcomplex, ging heute durch Verkauf an oren sie, wie der „Kchb. A.“ mittheilt, nachein⸗ 
herrn John J. Decker aus Newyork über. — Ver- under zwei erwachsene Kinder, welche an der Dyph⸗ 
mittelt durch Leopold Mayer II., Commissionsgeschäft ritis gestorben sind. 
dahier. (B3tg.) — Dirmstein, im Juli. (Die französischen 
— Speyer. An Stelle des verstorbeneen Mordbrenner von 1689.) Den Mitteilungen 
Zerrn Ludwig Heydenreich ist als Pfleger des ines Freundes, der sich schon viel mit der Chronik 
Jermanischen Nationalmufseums in Nürnderg für diesiger Gemeinde beschäftigt hat, verdankt das 
Speyer Herr Rentner W. Baur getreten. F. T.“ nachstehenden, wohl allgemein interessieren⸗ 
— Speyer, 22. Juli. Eine heftige dhen Auszug aus derselben: „Anno 1689, nadh 
Feuersbrunß zerslörte heute Nacht die Steiner- ast dreimonatlicher Belagerung wurde unsere alte 
sche Mühle an der Dudenhoferstraße von Grund Umtsstadt Durmstein eingenommen und niederge⸗ 
nus. Nur die Umfassungsmauern stehen noch. Die zrannt. Das Scheusal, der französische Hauptmann 
döscharbeiten mußten sich auf Schutz des nachbar- duchambs, der im Laufe des Jahres Freinsheim 
ichen Anwesens von Haid, früher (Disque Wwe.) grauenvoll zerstört hatte — zog Ende August des 
„eschränken. Ueber die Ursache ist nichts bekannt. Jahres 1689 vor die Alifeste Durmstein und 
Es sollen nicht alle Inwohner verlichert haben. sng, da man seinem Rufe zur Uebergabe fich 
(Pf. Vet.) nichi bereitfinden ließ, eine regelrechte Belage⸗ 
— Ludwigshafen, 20. Juli. Bezüglich rung derselben an. Mittel- und Unter-Durmstein 
zes Signalements der am 17. d. M. dahier ge⸗ ielen gar bald in seine Hände und wurden 
Andeten Leiche wird mitgetheilt, daß die das Winlerqartier für seine Horden. Ober⸗Durmstein 
Personalien des Geländeten festgestellt werden aber, weil gar feste, widerstand länger; doch durch 
onnten. Es ist die Leiche des Kohlenträgers J. den Verrath eines braben Bürgers — sein Rame 
Bittmann aus Oppau, welcher am Samstag llfüͤr immer vergessen sein — wurde am AUller⸗ 
Abend aus einem Kohlenschiff in den Rhein ge⸗ geiligentage desselaen Jahres die starke Feste ge 
allen und ertrunken sein soll. 33 ommen, wobei der größie Teil der Besatzung um⸗ 
— Ludwigshafen, 20. Juli. Die Firma kam. Scheinbar friedlich setzte sich der Feind in 
5. Schuckert u. Co. in Nürnberg bezw. deren die Amisstadt, die nur wenig gelitten hatte, fest; 
Vertreter in Mannheim ist eben damit beschäftigt, doch brandschatzen, rauben, plündern, schänden 
die Leitung füt elektrisches Licht auf dem vat tagliches Friedenshandwerk. Als Duchambs 
Bahnhof dahier einzurichten. Ein großer Theil nichts mehr erpressen konnte und seine Hortden 
der Leitung ist schon fertig, indessen werden noch gach Mehr drängien, wurden nach nochmaliget 
nehrere Wochen draufgehen, bis der umfangreiche Plünderung am 7. Dezember 1689 Ober⸗Durm⸗ 
ichtspendende Apparat in Funktion tritt. (G. A.) siein an allen Ecken und Enden in Brand ge⸗ 
— Ludwigshafen, 22. Juli. Den pfälz. deckt. Drei Tage und drei Nächte dauerte der 
Turnern, welche das Münchener Turnfest bes Brand, mit grinsendem Hohnlachen hielt die ent⸗ 
uchen und hierzu den am Freitag Abend nach nenschte Rotte dabei ein Jubelfest — ein Jubelfest 
Muͤnchen abgehenden Extrazug, benützen, wird hier dei dem 360 Frauen, Maechen und Kinder Leben, 
eitens der Turnbereine eine Ovation, bereitet. Thre und Unschuld einbüßten. — Am 10. Dezem⸗ 
Die auswärtigen Turner werden hiec am Freitag ber 1689 war von der alten Amisstadt Durmtein 
Ibend 6 Uhr am Bahnhof empfangen und mit uur noch ein rauchender Trümmerhaufen übrig 
Musik nach dem „Storchen“ geleitet, wo die Stadt- die Einwohnerschaft, welche nicht schon bei der Be⸗ 
sapelle zu Ehren derselben Konzert gibt. agerung und Niederbrennung das Leben eingehüßt 
Fudwigshafen, 220 Jun. m Diens- saille, war nach allen Enden derstreut, war geflüchtet. 
jag den 6. August wird ein Extrazug von Straß⸗ im das nackte Leben zu retten.“ 
zurg nach Köln über Weißenburg⸗Münster am — Grünstadti, 22. Juli. Gestern Abend 
Ztein abgelassen. wurde der 22 Jahre alte Schreibgehilfe Jean Weiß 
— Frankenthal, 20. Juli. Sicherem Ver⸗ m der Wirtschaft von Fink in Dirmstein nach kurzem 
nehmen nach wurde Herr Amtsrichter Dercum Wortwechsel von zwei Großkarlbacher Burschen. 
„on hier zum Oberamtsrichter in Waldmohr er- Brüder, Ph. und K. Luttenberger, lebensgefaͤhrlich 
nannt. gdestochen. Die Thäter wurden heute Nacht von 
— Frankenthal, 21. Juli. Gestern war der Gensdarmerie verhaftet. Ph. vuttenberger be⸗ 
die Frau eines Arbeiters mit ihrer Frisur beschaäf- indet sich z. Z. in Militär⸗Ernte⸗Urlaub.