Full text: St. Ingberter Anzeiger

kalt sind oft so rasch, besonders gegen Abend, daß 
es ein Gebot der Selbsterhaltung ist, fich vorzusehen. 
An die Vorstände der Turnvereine richten wir die 
Bitte, die Turner, welche das Fest besuchen, anzu⸗ 
halten, stets ein warmes Kleidungsstück mitzuführen, 
da die leichten Turnanzüge sür das Münchener 
Klima nichts weniger als zureichend sind. Fast 
alle Erkrankungen, die den Fremden in München 
treffen, sind darauf zurückzuführen, daß die nötige 
Vorsicht nach dieser Seite hin außer acht gelassen 
wird. 
*— (Zum Forstschutze) erläßt das Bezirks⸗ 
amt München II. folgende Bekanntmachung: „Bei 
Güterzertrümmerungen werden oft der Holzzucht 
zugewendete Grundftücke von den Güterzertrümmerern 
nach erfolgter Holzfällung möglichst rasch und manch« 
mal anscheinend billig verkauft. Es geschieht dies, 
um der Verpflichtung zur Wiederaufforstung los zu 
werden und diese Verpflichtung auf den Käufer, 
der hiervon zumeist keine Ahnung hat, abzuwälzen. 
Diese Verpflichtung obliegt eben dem jeweiligen 
Eigenthümer des betreffenden Grundstückes und ist 
es wiederholt zur amtlichen Kenntniß gekommen, 
daß minder bemittelte Landleute u. s. w. in der 
Meinung, einen günstigen Kauf zu machen, solche 
abgetriebene Waldtheile gekauft haben, ohne zu be⸗ 
denken, daß sie damit die Verpflichtung übernehmen, 
diese Waldblößen wieder aufzuforsten. Zur Aus- 
führung dieser Kulturen muß dann den Käufern, 
die sich solche Grundstücke aufschwätzen lassen, von 
der Forstpolizeibehörde eine angemessene Frist bestimmt 
werden. Wird diese Frist nicht eingehalten, so hat 
das Amisgericht neben der verwirlten Strafe zu 
perordnen, daß die Ausführung der Kulturen auf 
Kosten der Säumigen durch das Forstamt zu be—⸗ 
wirlen ist, so daß die betreffenden außer den ihnen 
erwachsenen oft nicht unbedeutenden Kosten auch 
noch in Strafe kommen. Es ergeht daher an die 
sämmtlichen Bürgermeister des Amtsbezirkes die 
Aufforderung, ihre Gemeindeangehörigen auf das 
Eingehendste hierüber zu belehren, dieselben vor 
unbedachten Käufen dieser Art dringend zu warnen 
und darauf aufmerksam zu machen, daß sie sich, 
wenn sie solche Grundstücke roden, d. h. zu Feld 
oder Wiese umwandeln wollen, zuvor darüber zu 
bergewissern haben, ob fie die forstpolizeiliche Ge⸗ 
nehmigung hiezu auch wirklich ergalten. 
*— Die an Stelle des Waffenrockes zur Be⸗ 
kleidung der Landwehr 2. Aufgebotes 
und des Landsturmes bestimmten Blousen (Litewken) 
find nach der „A. Abdztg.“ nun auch in der 
dayer. Armee eingeführt und schon bei einzelnen. 
Abtheilungen und Kommandostellen für den Haus— 
gebrauch abgegeden; der Preis ist mit 10 Mk 
normirt. Das joppenartig gefertigse Kleidungsstück, 
rückwärts mit einer Zugschnur versehen, besteht aus 
blauem Tuche, hat eine Reihe von 6 schwarzbeinernen 
verdeckten Knoͤpfen, rothen Stehkragen und Achsel⸗ 
klappen ohne Nummern, aber keinen farbigen Vor⸗ 
stoß; die Auszeichnung der Unteroffiziere besteht in 
einer um den Kragen laufenden weißblauen Borte 
bon Kameelgarn, bei den Sergeanten und Feld⸗ 
webeln ohne Knopf; die Aermel sind weit und 
ohne Aufschläge. 
*— Der Verbandstag des bayer. Bader- 
und Friseurverbandes findet am 16. 
September in Würzburg statt. Dem bayer. Ver⸗ 
bande gehören z. Z. etwa 800 Mitglieder an. 
* Das lIgl. Siaatsministerium des Innern 
hat zur Verhütung jeder unndthigen Qual bei der 
Viehschlachtung nach jüdischem Ritus 
entsprechende Bestimmungen erlassen. 
— Zweibrücken, 24. Juli. Durch den 
hiesfigen Verein gegen Hausbettel wur— 
den im 2. Quartal dieses Jahres an 313 durch⸗ 
reisende Handwerksburschen 285 Abendessen mit 
Nachtlager und Frühstück und 28 Mittagessen ver⸗ 
abreicht. 834 Indibiduen wurden wegen ungenügen⸗ 
der Legitimationspapiere und wegen Mangels an 
Arbeitsausweis abgewiesen. Von den 3183 unter⸗ 
ftützten Handwerksburschen kamen 109 aus Preußen, 
94 aus Bayern, 38 aus Baden, 22 aus Württem⸗ 
berg, 16 aus Hessen, 7 aus Oesterreich, 7 aus 
Elsaß⸗Lothringen, 5 aus der Schweiz und 2 aus 
Danemark. 
— Zweibrücken, 25. Juli. Auf dem 
heutigen Viehmarkt wurden verkauft: 50 Kuhe 
und Rinder um die Gesamtsumme von 105016 M. 
50 Pfg. Nachster Viehmarkt am Donnerstag den 
8. August. (31ig.) 
— Die 3. Session des Schwurgerichts 
der Pfalz bei dem koͤniglichen Landgericht Zwe i⸗ 
»rücken für das Jahr 1889 beginnt Montag, 16. 
September nächsthin. Als Vorsitzender wurde Herr 
Oberlandesgerichtsrat v. Jan aufgestellt. 
— Wörschweiler, 25. Juli. GBuben⸗ 
ttreich.) Zwischen hier und Gutenbrunnen wurden 
jetzthin an den jungen Obstbäumen, welche 
neben dem Straßengraben vom Distrikte gepflanzt 
wurden, die Bänder von ruchloser Hand abge— 
schnitten, womit die Pflanzen an den Pfahl 
zebunden waren. Von dem Thäter hat man bis 
setzt keine Spur. Ausgeübt wurde dieses an unge⸗ 
fähr 25 Bäumchen. 
— In Oberauerbach schlug der Blitz in 
zie Scheuer des Philipp Hofer und zündete. Es 
hrannten Scheuer und Wohnhaus vollständig nieder 
— In der Stallung des Ackerers Heinrich Hoff 
mann in Großbundenbach, ist die Maul« 
und Klauenseuche ausgebrochen und daher 
das betroffene Gehöfte unter Sperre gestellt. 
— Gersbach, 24. Juli. Von einem schweren 
Unglück wurde gestern Abend der hiesige Ackerer 
Heinrich Adam Weber betroffen. Derselbe fuhr 
aämlich gegen 6 Uhr vom „Schach“ mit zwei jun—⸗ 
zen Pferden mit Klee heimwärts. Plötzlich wucden 
ziese scheu und sprangen in rasender Eile der 
„Apfeldell“ zu, dem steilen Bergabhange gegenüber 
der Pirmasenser „Strecke.“ Der Besitzer des Fuhr⸗ 
werks stürzte vom Wagen herunter und erlitt an 
dem linken Beine unterhalb des Knies einen doppelten 
Bruch. Sein altester Sohn Ferdinand von 12 
Jahren kam unverletzt vom Wagen, der kleine 
August von 5 Jahren hingegen blieb sitzen und 
am auch glücklich davon. Das eine Pferd hatte 
ich während der Flucht aus dem Geschirre losge⸗ 
rissen, das andere aber lag verwickelt an dem 
Wagen in der Apfeldell. Der Verunglückte wurde 
aach Hause gebracht und baldigst in ärztliche Be⸗ 
sjandlung genommen. Genannte Familie ist umso⸗ 
nehr zu beklagen, da fie, wie der „P. A.“ 
nitteilt, leider, schon so oft schwer heimgesucht wor⸗ 
den ist. 
— Kaiserslautern, 25. Juli. GBesitz⸗ 
vechsel) Die Stadtgemeinde Kaiserslautern 
ersteigerte gestern zwecks Durchführung des Aligne⸗ 
nents einige Grundstücke der Erben des verstorbenen 
dudwig Roschel um 8200 Mk. und Fuhrmann 
Joh. Henrich von denselben Erben einen Acker im 
Brubenthälchen um 650 Mk. (Pf. A.) 
— Die diesjährige ordentliche Generalver— 
'ammlung der Volkspartei der Pfalz findet, 
rach dem „Pf. K.“, am Sonntag, den 28. Juli, 
zu Winnweiler im Saal des Herrn Karl Win⸗ 
kelmann statt. Tagesordnung: 1) Rechenschafts⸗ 
bericht; 2) Neuwahl des Vorstandes; 3) Die dies⸗ 
ährige Generalversammlung der deutschen Volks⸗ 
partei in Kaiserslautern. 
— Landau, 25. Juli. Am morgigen Tage 
rücken beim 18. Inf.Rgt. 157 ehemals Ein⸗ 
ährig-Freiwillige, und zwar 78 beim 2. 
Bataillon in Zweibrücken und 84 bei den beiden 
(J. und 3.) diesigen Bataillonen, zu einer acht⸗ 
wöchigen Uebung cin. Gleichfalls morgen rücken 
hier auch 12 Vizefeldwebel der Reserve und Land⸗ 
wehr ebenfalls zu einer achtwöchigen Uebang behufs 
ihrer weiteren Ausbildung zum Reserveoffizier ein. 
Sämmtliche Einberufene machen das Manöver mit 
und werden alsdann am 19. September mit den 
don der stehenden Truppe zur Reserve und in 
Disposition gehenden Mannschaften 3 
(L. T. 
— Maikammer, 25. Juli Anläßlich der 
im kommenden Sonntag in Insheim statt⸗ 
indenden Bezirksbersammlung für den Feuerwehr⸗ 
zezirk Landau⸗Edenkoben werden an den Güterzug 
Rr. 710 Personenwagen angehängt zur Befoͤrder⸗ 
ing der Feuerwehrleute und der Delegirten und 
st die Fahrzeit wie folgt festgesetzt: Maikammer 
ib 11 Uhr 38 Min., Edenkoben 12,10, Edes⸗ 
jeim 12,89, Knöringen 12,60, Landau 1,45, 
Insheim an 2 Uhr 2 Min. Uniformirte oder mit 
Dienstmütze versehene Feuerwehrleute genießen 50 00 
Fahrtaxermäßigung. 
— Edenkoben. Zur Warnung der 
ßZeschäftsleute diene folgender Vorfall: Ein 
iemlich sauber gekleideter junger Mann miethete 
ich vorige Woche in einer hiesigen Wirthschaft ein 
ind gab an, er sei in einer hiesigen Fabrik be⸗ 
chäftigt. Nachdem sfich derselbe einige Tage die 
dost hatte verabreichen lassen, verschwand er, ohne 
eine Zeche zu bereinigen und hieß sogar noch einen 
Schirm mitgehen. Wie sich herausstellte, hat er 
jier gar nicht gearbeitet, sondern sich nur so 
herumgetrieben, ohne daß Jemand sei 
erfahren hat. feinen Nemen 
— Die der „Ggt.“ entnommene Notiz d 
der schleppenden Besörderung der Postsen duhnen 
nach Gommersheim wird jetzt als —8 
kenntniß der Verhältnisse beruhend bezeichnel u⸗ 
— Bionier⸗Uebungen bei Speye 
Dem Vernehmen nach beabsichtigt die Fuͤm— h 
F. Disch in Mainz zu den vom 80. Jul * 
inck. 9. August zwischen Germersheim und Spe 
tattfindenden großen Pionier-Uebungen, um & 
Publikum Gelegenheit zu bieten, diese sehr im 
ten militärischen Uebungen mit ansehen zu onn 
läglich vvn Mannheim aus mit einem dieser 
zenannten Firma gehörigen Salondampfer diese 
Strecke zu befahren. 
— Speyer. Dem germanischen Mu— 
seum in Nuͤrnberg ist, wie der „Sp. Ztg.“ bog 
dort geschrieben wird, ein sehr bemerkenswerter An— 
kauf gelungen, indem die berühmte Waffen. 
sammlung des österreichischen Fürsten Sulkoweh 
um 200 000 Mark in den Besitz des Museums 
AÄberging. Sachberständige wollen den Wert dieser 
Sammlung auf mindestens das Fünffache des An— 
kaufspreises schätzen. 
— Speyer, 24. Juli. Die hiesige Lehrer— 
bildungs-Anstalt begeht, wie schon berichtet 
mit Schluß des diesjährigen Schuljahres, kümfugen 
Montag, den 29. d. Is., das Fest des 80jährigen 
Bestehens. Die Anstalt wurde am 4. Novbemdet 
1859 als damaliges katholisches Schullehrer ⸗Seminat 
'ns Leben gerufen. Nach dem Programm findet 
Morgens 8 Uhr im Dom feieclicher Gottesdienst 
uind um 10 Uhr im Musiksaal der Anstalt die 
Festfeier statt. Durch den Inspektor der Anstalt, 
Herrn Dr. Geistbeck, wurde dem diesjährigen Jahres⸗ 
bericht eine Festschrift beigegeben, die auch im Buch⸗ 
handel erscheinen wird. 
— Dürkheim, 25. Juli. Bei gestriger Jagd⸗ 
Verpachtung (Hardenburger Staatswald nebsi 
dimburg⸗ Dürkheimer Walddistrict „Raubwald?) 
wurden als Pachtpreis Mark 650 erzielt (früher 
Mark 200). Steigerer ist Herr Jakob Goebels, 
Bauunternehmer in Ludwigshafen. Pachtdauer 15 
Jahre. (A.) 
— Die Pfälzische Hypothekenbank 
in Ludwigshafen a. Rh., welche bisher 15 
pCt. auf das Capital von 6,000,000 M. einge⸗ 
zahlt hatte, ruft weitere 13 pCt. zum 10. October 
d J. ein. (K.) 
— Frankenthal, 24. Juli. Das Fundaimnent 
für das Kriegerdenkmal bekommt eme Tiefe 
von 5 Meter, es kommt demnach ein bedeutendes 
Gewicht darauf zu stehen. 
— Ein origineller Vorfall bildet m 
sKirchheimbolanden das Stadtgespräch Als 
der Besitzer eines hiesigen Gasthauses über Arbeiter⸗ 
nangel klagte, erboten sich zwei wohlsituirte Stamm⸗ 
jäste, den Holzvorrath des Wirthes klein zu machen. 
Der Wirth nahm das Anerbieten an und sofort 
degaben fich die beiden, in reiferen Jahren stehen⸗ 
den Herren an's Werk. Fleißig handhabten sie Säge 
und Axt und innerhalb weniger Stunden war die 
Arbeit unter dem Beifall der belustigten Zuschauer 
jethan. Nun hieß es aber noch das Holz unter 
Dach schaffen. Auch dafür fanden sich Hände, und 
ogar zarte und schöne Hände. Fünf hier zur 
dur weilende Damen, darunter vier junge Ameri⸗ 
anerinnen, trugen die Scheite in Koͤrben zum 
dolzspeichet. Der Wirth zahlte für das Klein⸗ 
nachen 11 Mark und für Wegtragen des Holzes 
7 Mark, welche Beträge von der heiteren Arbeiter⸗ 
Besellschaft für die hiesigen Armen und unbemittelten 
Zranken beftimmt wurden. Nach der saueren Arbeit 
war eine Stärkung dringend nöthig, welche den 
Arbeitern und Arbeiterinnen in Form eines feinen 
Mahles von einem dritten Stammgaste gespendes 
wurde. 
— Ueber Bergbauunternehmunge— 
in der Pfalz schreibt man: Den mehrjährigen der⸗ 
ꝛinten Beinühungen und Arbeiten des Herrn Landes— 
Jeologen Grebe in Trier und des Herrn Beig⸗ 
ngenieur Louis Rosenthal in Mittelberbach ist e⸗ 
zelungen, den unzweifelhaften Nachweis zu fuͤhren, 
daß die Saarkohlenablagerung sich unter den 
Schichten des Rothliegenden in die angrenzende 
baherische Pfalz in der Richtung von Sudwest nach 
Rordoft auf wesentlich weitere Entfernung fortgeseht, 
uis man disher angenommen haile. Fach 
männer haben die Richtigkeit der von, den 
genannten Herren gemachten Angaben erkannt. 
Auf Grund dessen hat sich das Consortium.