Full text: St. Ingberter Anzeiger

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ʒt. Iugherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
de St⸗ Ingberter —— erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn-⸗ und FSeiertage. 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗Blatt und Mittwochz und Eamstags mit 
5 ———— 
p nug armondzeile oder deren Raum agt bei Inseraien aus der Pfalz 10 erpfalzischen und solchen auf welche die ditio 
rü Auskunft ertheilt, 153 , Neklamen 30 4. Bei 4maliger rd nie vreimauüge derechnet. o redinon 
V Ta. 
Deutsches Reich. 
Koln, 27. Juli. Der „Koln. Zig.“ zufolge 
egleitet Graf Waldersee den Kaiser nicht nach 
zngland. 
on Inchen, 27. Juli. Mit Ueberführung der 
erbüchen Reste Lato ur d' Auvergne's, des 
eissen Grenadiers von Frankreich“, aus ihrer seit⸗ 
erigen Ruhestätte bei Oberhausen, unweit der kleinen 
*ladt Neuburg in Bayern, ist von der französischen 
degierung der Präfekt des Doubs-Departements, 
—X 
teten. Herr Graux nimmt den Weg über München, 
im der bayerischen Regierung den Dank der Repu⸗ 
lik für die dem Andenken des verstorbenen fran— 
dischen Helden zugedachten militärischen Honneurs 
bzustatten. 
Berlin, 27. Juli. Die „Vossische Zeitung“ 
rt aus Antwerpen, daß Kaiser Wilhelm 
m 31. d. Mts. auf der Fahrt nach England dort 
mlegen, vom König Leopold begrüßt werden und 
inige Stunden dort verweilen wird. Eine Parade 
indet nicht statt, dagegen ist ein Schiffsaufzug zu 
zhten des Kaisers geplant. Die Deutschen Ant⸗ 
veipens haben die Ueberreichung eines Ehrengeschenks 
in den Kaiser beschlossen. 
Nach einem Bericht des ‚Newyork Herald“ sitzt 
or. Peters mit 60 Mann in Witu fest und 
ann nicht weiter vordringen. 
Wilhelmshafen, 27. Juli. Der Kaiser 
mauf der Yacht „Hohenzollern“ heute Vormittag 
q9u Uhr bei herrlichstem Wetter wohlbehalten auf 
er hiesigen Reedeeingetroffen. Sämiliche Schiffe 
er Geschwader und die Salutbatterie feuerten den 
caisersalut ab. Die Kaiser Yacht umfuhr das Ge⸗ 
wader und dampfte gegen 11 Uhr in die neue 
afeneinfahrt ein. Am Nord⸗-Quai derselben hatten 
je Abordnungen samtlicher Marineteile und die 
pielleute Aufstellung genommen, welche bei prä⸗ 
ntiettem Gewehr drei Hurrahs ausbrachten. Die 
iach Tausenden zählende Menschenmenge war in 
röhlichster Festsisimmung. Der Kaiser dankte von 
er Commandobrücke auf das huldvollste für die 
im dargebrachte begeisterte Begrüßung. „Hohen⸗ 
ollern“ dampfte in der Mittagsstunde auf die Bau— 
erft und wurde gegenüber der Maschinen- und 
zauwerkstätte festgelege, woselbst ein Podium errichtet 
— DDD— 
eobsichtigt, heute Abend an dem im Officierscasino 
aufindenden Stabsofficiersessen keilzunehmen. — 
MNittels allhöchster Cabinetsordre vom heutigen Tage 
tt der Chef der Manöverflotte, Contreadmiral bv. 
tall, zum Viceadmiral befördert worden. 
Posen, 27. Juli. Die Verhandlungen 
wischen dem Erzbischoff Dinder und der preuß⸗ 
ichen Regierung sind sicherem Vernehmen nach 
hzt so weit gediehen, daß schon für die nächste Zeit 
as Eintreffen der königlichen Genehmigung zur 
ndecrbftnung des Priesterseminars zu erwarten 
eht. 
Ausland. 
London, 25. Juli. Heute Mittag fand in 
Krivatkapelle im Buckinghampalast in Anwesen⸗ 
a der Königin und der anderen Mitglieder des 
niglichen Hauses, des Königs von Griechenland, 
es Kronprinzen von Dänemark und des Großher— 
oge von Hessen, die Hochzeit der ältesten 
lochter des Prinzen d. Wales mit dem Grafen 
fife stalt. Die Feier ist programmmäßig ver— 
uren. 
Die Koönigin verlieh dem Grafen Fife die Würde 
Montag, 29. Juli 1889. 
224. Jahrg. 
eines Marquis und Herzogs, unter dem Titel Mar⸗ 
ruis von Macduff, Herzog von Fife. 
Paris, 27. Juli. Die angekündigten Ent⸗ 
züllungen Rocheforts bringen nur roman⸗ 
jafte Geschichten und die Behauptung, daß die Poli- 
ei sich große Mühe gegeben, um nachzuweisen, daß 
der hingerichtete Mörder Campi der Bruder Bou⸗ 
angers sei. Uebrigeas geht aus ihnen hervor, daß 
ich unter der Geheimpolizei boulangistische Agenten 
jefinden müssen. 
Rom, 27. Juli. Die „Agencia Siefani“ 
neldet: Der in Coni verhaftete französische 
Dfficier heißt Frangois de Grand-Maison und 
ist Lieutenant im 24. Chasseurbataillon. Der Offi⸗ 
cier wurde der Juftizbehörde überwiesen und wird 
mit gebührender Rücksicht bewacht. 
Graz, 27. Juli. In Hrastnigg und 
Trifail verharren die Ausständiichen bei 
hren Forderungen, während die Gewerkschaften nur 
3—10 Prozent Lohnerhöhung in Aussicht stellen. 
In Hrastnigg wurden Sprengmittel und das Pulver 
in zwei Magazinen zusammengetragen. Alle Wirte 
vurden aufgefordert, um 9 Uhr abends zu schließen, 
einen Schnaps auszuschünken und den Arbeitern 
nichts zu borgen. In Trifail sind keine Excesse 
orgekommen, in Hrastinigg aber 8 Ausständische 
erhaftet. F 
Rotale und pfälzische Nachrichten. 
St. Ingbert, 29. Juli. Die gestern 
ibgehaltene Generalbersammlung des Kranken⸗ 
unterstützungs- und Sterbekassever⸗ 
»ins war, wie unter obwaltenden Verhältnissen zu 
rwarten, schwach besucht. Die Sitzung wurde durch den 
.Vorstand Hr. L. Weirich eröffnet, und erstattete hierauf 
zer Kassier Hr. Karl Becker Bericht über Stand des 
hereins und der Kasse. Demnach betrog die Mit⸗ 
zliederzahl am 1. Januar 1889 ordentliche 131, 
uußerordentliche 25, Unterstützer 4, zusammen 160. 
lufgenommen wurden im letzten halben Jahr 3 
rdentliche und 1 außerordentliches Mitglied; von 
»en ordentlichen Mitgliedern ist 1 gestorben, 1J ward 
nus dem Verein ausgeschlossen, 1 Mitglied verlor 
oegen Nichtbezahlung seiner Beiträge seine Rechte 
in die Kasse, außerdem ist 1 Unterstützer aus dem 
Zerein ausgetreien. Somit hat sich die Gesammt⸗ 
ahl von 160 Mitgliedern nicht verändert. Das 
germögen des Vereins stellte sich am 1. Januar 
»ss. Jahres auf 1077 Mtk. 95 Pfg. Der jetzige 
5tand weist auf: a baar in der Kasse 70 Mt. 558 
3fg., b hinterlegt beim Vorschußverein 631 Mk. 
0. Pfg. e Zinsen 10 Mk.; das Vermögen ist 
ilso auf 712 Mk. 15 Pfg., das heißt um 365 
Mk. 80 Pfg. zurückgegangen. Dies erklärt sich 
araus, daß im verflossenen Halbjahr vom Verein 
336 Mk. 55 Pfg. an Unterstützungen verausgabt 
vurden, während im ganzen vorigen Jahre nur 
542 Mk. 51 Pfg. für Unterstützungen ausgegeben 
varen. Sterbegelder bezahlte der Vecein vom 1. 
Jjanuar bis 1 Juli dss. J. im Betrage von 80 Mk. 
für 1 Mann und 2 Frauen.) Man ersieht daraus 
zie wohlthätige Wirksamkeit des Vereins, dem wir 
eine wachsende Unterstützung wünschen. 
* St. Ingbert, 29. Juli. An alle Mit⸗ 
zliedervereine der pfälz. Kampfgenossenschaft ist durch 
Fircular seitens des Verbands-Ausschusses Einladung 
ergangen zur Enthüllung des bayer. Landes⸗ 
dentmalsin Wörth. Den sämtlichen Mitgliedern 
on Militärvereinen in der Pfalz werden von allen 
„tationen der Pfalz Billete 3. Klasse mit freier 
tückfahrt nach Sulz u. W. im Elsaß bewilligt. 
zekanntlich geht am 6. August ein Extrazug von 
Neustadt a. H. nach Sulz, zu dem der Anschluß 
jon hier aus nur mit dem ersten Schnellzug Zwei⸗ 
zrücken⸗Landau, mit 3. Klasse, in letzterer Station 
u erreichen ist. Der hiesige Kriegerverein 
zeschloß in gestriger Generalversammlung jedoch den 
Beg über Saarbrücken⸗Saargemünd⸗ Reichshofen zu 
vählen“ Die Stunde Weges von Reichshofen bis 
um Denkmal soll auf Leiterwagen zurückgelegt 
verden. Zur Einzeichnung der Beteiliger an der 
Fahrt cirkulirt eine Liste bei den Vereinsmitgliedern. 
Auf der Rückfahrt, welche erst am 7. August beab⸗ 
ichtigt wird, werden die hiesigen Krieger sich dann 
ie vomantisch gelegene Festung Bitsch ansehen. Zu 
inem andern Gegenstande übergehend, beschloß die 
Zeneralbersammlung des Kriegervereins am kommen⸗ 
»en Sonntag, 4. August im Becker'sen Garten 
F. Franh) dahier ein großes Gatenfest mit Konzert⸗ 
Musik und Gesangsvorträgen abzuhalten. — In 
Frage der Beteiligung des hiesigen Land wehr⸗ 
»ereins bei der Enthüllungsfeier in Wörth findet 
seute Abend um 8 Uhr in der Kaiserschen Wirt⸗ 
chaft in der Kohlenstraße Sitzung des Ausschusses 
jenannten Vereins statt. Vorausfichtlich wird man 
sich im Landwehrberein für die Fahrt nach Landau 
und Benützung des Exltrazuges von da bis Sulz 
ntscheiden. 
* Der gestrige Extrazug nach Neustadti für Be⸗ 
ucher der Katholikenversammlung hatte von hier 
zus neun vollbesetzte Wagen. Die Theilnehmer 
rekrutirten sich von hier und umliegenden Ortschaften, 
ils Schnappach, Ensheim ꝛc. ꝛc. 
*æ St. Ingbert, 29. Juli. Das „Me—⸗ 
hanische Theater Morieur“, welches vor⸗ 
jestern und gestern hier Vorstellungen gab, erfreut 
ich eines großen Erfolges. Die Zahl der Be— 
ucher war namentlich gestern Abend eine so große, 
daß alle Plätze besetzt waren. Solche Leistungen 
n der Mechanik, wie fie hier geboten werden, sind 
zewundernswerth und verdienen alle Aufmerksam⸗ 
eit des Publikums. In dem elegant ausgestatteten 
nit sehr guter Gasbeleuchtung versehenen Gebäude, 
inter den Klängen einer guten Musik, ist es ein 
doppelter Genuß den prächtigen Vorführungen zu 
'olgen. Malerei und Mechanik haben hier vereint 
Vortreffliches erzeugt. Ganze Gruppen von Figuren, 
jerrliche Landschaften bieten sich dem erstaunten 
Zlicke dar. Menschen und Thiere erscheinen in 
jollkommen natürlicher Bewegung und auch die 
erschiedenen hoͤrbaren Stimmen erkennt man kaum 
ils künstlich hervorgebracht. Dabei ist reiche Ab⸗ 
vechselung. Eine große Heiterkeit rief gestern 
Abend beim Publikum die kostliche Szene in dem 
Farneval auf dem Eise hervor, in welcher ein 
»eritabler Schornsteinfeger mit Schneeballen be⸗ 
vorfen wird. Die Reise um die Welt führt den 
Zuschauer im Geiste durch alle Erdtheile; bald 
ieht man eine Löwenjagd im sonnenheißen Afrika, 
zald einen Schlittenzug der Eskimos im eisstarren⸗ 
»en Norden. Eine großartiges Bild ist die Wieder⸗ 
aufrichtung des deutschen Reiches. Auf hohem 
Bergesgipfel winkt die Burg Hohenzollern, und 
ämmtliche Kaiser und Helden Deutschlands er⸗ 
cheinen, umgeben von Genien. Auf prächtigem 
Throne erhebt sich die Gestalt Kaiser Wilhelms J., 
um den sich die Kaiser Friedrich und Wilhelm II. 
und Kronprinz Wilhelm gruppiren. Mit einer 
»ffektvollen bengalischen Beleuchtung schließt diese 
Vorführung. Wirklich staunenerregende Leistungen 
verden durch die mechanischen Seilschwenker her⸗ 
vorgebracht; man sollte meinen, es seien lebende 
MNenschen, welche da ihre Turnübungen ausführen.