Full text: St. Ingberter Anzeiger

x*St. Ingbert, 6. August. Aus dem 
Jahresbericht der Pfälzischen Han— 
dels-z und Gewerbekammerfür lss8. 
Die direkten Steuern mit Gewerbesteuern (das 
sind Grund⸗, Haus-, Kapitalrenten-/ Einkommen⸗ 
und Gewerbesteuer) betrugen insgesammt 2 784 596 
M. 60 Pf., die Gewerbesteuer für sich allein 763 175 
M. 26 Pf. Direkte Steuern ohne Umlagen wurden 
erhoben in den Kantonen Blieskastel und St. 
Jugbert 92046 M. 67 Pf., gegen 1887 ein 
Mehr von 1080 M. 14 Pf. In beiden 
Kantonen ertrug die Gewerbesteuer ohne Um⸗ 
iagen 23176 M. 54 Pf., gegen 1887 ein Mehr 
von 985 M. 65 Pf. Kreisumlagen und Hebge⸗ 
bühren sind hierbei nicht mit eingerechnet. — 
Fisenwerke. Der Geschaftsbetrieb zeigte im 
Jahre 1888 gegen 1887 eine kleine Besserung. 
Erweiterungen fanden nicht statt. Der Absatz nach 
dem Auslande bewegte sich ziemlich in den Grenzen 
der Vorjahte. Die Zolltarife des Auslandes gestatten 
nur den Export solcher Fabrikate, welche wehr 
Luxusartikel sind und bei welchen die Preisfrage 
bon untergeordneter Bedeutung ist. Der Umschlag 
ist nach Werth und Menge etwas gestiegen. — 
Stahlwerkeund Eisenblech. Der Gang 
des Geschäftes war im Allgemeinen etwas lebhafter 
wie im Vorjahre. Der Absatz nach dem Aus—⸗ 
lande, mit Ausnahme der Schweiz, war unbedeutend. 
Der Umschlag ist um ca. 20 pCt. gegen das 
Vorjahr gestiegen. Die Eisenindustrie der Pfalz, 
speziell die Eisenblechfabrikation, welche in früheren 
Jahren stets größeren Absatz nach Norddeutschland 
hatte, kann jetzt nicht mehr dahin in Konkurrenz 
treten, weil die Bahnfrachten zu hoch sind. Andere 
Produktionsgebiete, z. B. das Siegerland, haben 
durch die einseitige Vergünstigung der Einführung 
des sogenannten Nothstandstarifes (für Kohlen, Erze 
und Koaks zwischen Westfalen und Siegerland) 
zinen großen Vorsprung gegen die Pfalz erhalten. 
Die Ermäßigung der Bahnfrachten auf die Roh— 
orodukte in jenen Bezirken hatten ein sofortiges 
Sinken, z. B. der Blechpreise zur Folge und kommt 
keineswegs diese Frachtreduktion den betreffenden 
Fabrikanten zu Gute, sondern dem konsumirenden 
Publikum, zum Nachtheil. der Konkurrenz anderer 
Gegenden Deutschlands. Die Einführung sogenannter 
Nothstandstarife ist daher für alle Fälle verwerflich. 
— Eisengießereien. Nach Berichten zeigte sich der 
Geschäftsgang in 1888 lebhafter oder in gleicher 
Richtung wie 1887. Auf den preußischen Bahnen 
besteht für grobe Eisenwaaren eine billigere Stück— 
gutklasse, wodurch es den pfälzischen Werken un⸗ 
möglich ist, mit den preußischen Industrien in 
stonkurrenz zu treten. Es wird daher eine gleiche 
Vergünstigung auf den pfälzischen und süddeutschen 
Fisenbahnen dringend gewünscht. 
*— Ueber den Besuch der hoͤheren Lehranstalten 
der Pfalz liegen folgende Angaben vor: 1) 
Studienanstalten. Speyer 423, Landau 312, 
Neustadt 293, Kaiserslautern 267, Zweibrücken 
207 Schüler. 2) Realschulen. Kaiserslautern 
305, Neustadt 260, Zweibrücken 240, Ludwigs⸗ 
hafen (4 Curse) 207, Landau 202, Speyer 156 
Schüler. 
— Zar Hebung des Instituts der Gen⸗ 
darmerie hat Se. kgl. Hoheit der Prinz⸗Regent 
genehmigt, daß von nun an unter fortdauernder 
Geltung der bereits bestehenden Bestimmungen 
jene nicht cidilversorgungsberechtigten Gendarmen, 
welche mindestens 9 Jahre lang in der Gen⸗ 
darmerie mit guter Führung gedient haben, dann 
welche durch Dienst beschädigung, oder nach einer 
Dienstzeit in der Gendarmerie von fünf Jahren 
nvalide geworden sind, bei Bewerbungen um 
Stellen vorzugsweise berücksichtigt werden sollen. 
— Wolfersheim, 5. August. In Fech⸗ 
ingen bei Saarbrücken fiel vor 8 Jahren eine Frau 
bon einem Heuhaufen herab und so unglücklich in 
einen Gabelstiel, daß unter schrecklichen Schmerzen 
der Tod erfolgte. Zwei Jahre später heiratete 
der Mann dieser Frau deren Schwester. Während 
eines Gewitters waren am vorigen Freitag beide 
auf dem Felde mit Heueinfahren beschäftigt, als 
plötzlich der Blitz die erst 26jährige Feau traf und 
födtete. Auch wurde der Zw. Z. zufolge das Pferd 
erschlagen und der Wagen durch den Blitzstrabl m 
Brand gesetzt. 
— In Thaleischweiler findet am 18. 
Auguß der Preiszuchtviehmarkt für den 
Glanschlag des Stammzuchtbezirkes Pirmasens statt. 
Die Musterung beginnt um 8 Uhr und die Preise⸗ 
nerlheilung um 12 Uhr. Für Zuchtstiere unter und 
ber 122 Jahr, für Kühe, Rinder und für Jung⸗ 
zieh werden im Ganzen 41 Preise im Gesammt⸗ 
verthe von M. 930 vertheilt. Nachmittags 8 Uhr 
indet Körung der für die einzelnen Gemeinden 
risch angekauften Zuchtstiere statt. Mit dem Preis— 
uchtviehmarkt ist ein allgemeiner Viehmarkt verbunden. 
däͤhere Auskunft ertheilen der Bezirksvorstand Theodor 
Seibert in Pirmasens und das Bürgermeisteramt 
khaleischweiler. 
— Landstuhl, 4. August. Der erste Zug 
jer neuen Dampfstraßenbahn“ (auch ,Dampf⸗ 
Zelozipedbahn“ genannt) langte gestern Abend gegen 
Uhr von Kaiserslautern nach. wie die „L. Ztg.“ 
ört, Istündiger Fahrt hier an. Das „feuerspeiende“ 
hzefährt mit seinen zwei Insassen fuhr, nachdem es 
im und im Hotel Burgard seinen „Durst“ gelöscht 
atte, etwa um halb zehn nach Kaiserslautern zu⸗ 
ück. Wann der nächste „Zug“ gefahren wird, ist 
us dem demnächst erscheinenden Fahrplan zu er— 
ehen. Das hier neue „Schauspiel“ brachte in sehr 
urzer Zeit viel Publikum auf die Beine. 
— Odenbach, 5. August. Ein großer 
deichenzug bewegte sich gestern nach dem hiesigen 
Friedhofe. Herr Bürgermeister Wallauer war 
aach längerer Krankheit im Alter von 74 Jahren 
)erschieden. Der Verstorbene genoß in hohem Maße 
zie Achtung seiner Mitbürger, sowie Aller, die 
hn kannten. Seit dem Jahre 1847, also 42 Jahre 
ang, war er hierselbst Bürgermeister, welches Amt 
r mit großer Pflichttreue bis zu seinem Tode be— 
leidete. 
— Landau, 5. August. Das diesjährige 
Preisschießen der hiesigen Schützengesellschaft 
ourde gestern bei prachtvollem Weiter eröffnet. Am 
Schießen betheiligten sich gestern hauptsächlich hie⸗ 
ige Schützen, während für heute die auswärtigen 
erwartet werden, falls nicht das eingetretene Regen⸗ 
vetter den Besuch derselben vereitelt. 
— Landau, 5. August. Zufolge höchster 
kntschließdung wurde dem kgl. Reallehrer in Lud⸗ 
vigshafen Herrn Dr. Ernst Dannheißer von 
sjier zu seiner weiteren Ausbildung im Auslande 
ür das Jahr 1889 ein Reisestipendium von 900 
Mk. verliehen. Wie der „Eilb.“ hört, ist derselbe 
jereits nach England abger ist. 
— Landau, 3. August. Das vormals Emil 
drauß'sche Wohnhaus in der Nußbaumgasse dahier, 
velches Herr Lederhändler Isaac Scharff vorigen 
donnerstag um 18,000 Mk. erst igerte, ging gestern 
im die Summe von 23,000 Mt. in den Besitz des 
derrn Schreinermeister Kugler dahier über. 
— Wiäinzingen, 53. August. Gestern Morgen 
purde endlich das seit acht Tagen vermißte 
dind des Schneidermeisters Jordan von hier auf- 
zefunden. Dasselbe lag in einem vom Rehbach 
uusgehenden größeren Wassergraben in der Nähe 
des Ordenswaldes und war schon stark in Verwesung 
ibergegangen. 
— Am J. August rückten mehrere pfälzische 
Beistliche zu einer vierwöchentlichen Uebung im 
Barnisonslazareth in Germersheim ein. Näm⸗— 
ich: A. Protestanten: 1. Herr Pfarrer Daum von 
Mechtersheim; 2. Herr Vikar Hauck von Ludwigs⸗ 
hafen; 3. Herr Vikar Hoffmann von Hüffler; 4. 
derr Pfarrer Knecht von Hermersberg; 5. Herr 
bikar Kreiselmayer von Ruchheim; 6. Herr Pfar⸗ 
rer Maurer von Annweiler; 7. Herr Pfarrer Stepp 
don Vorderweidenthal; 8. Herr Vikar Stepp von 
dandau und 9. Herr Pfarrer d' Alleur von Rohr⸗ 
ach. B. Katholiken: Herr Kaplan Schäfer von 
Hettenleidelheim. 
— Speyer, 4. August. (Vermißt.) Unterm 
30. Juni abhin entfernte fich von hier Ludwig 
Franz, geboren am 27. Juni 1877, Sohn des 
Zigarrenmachers Heinrich Franz von hier, ohne 
aß bis jetzt über dessen Aufenthalt etwas bekannt 
seworden wäre. VDerselbe ist groß und schlank, hat 
undes Geficht und blonde Haare, auf der rechten 
Zeite unter dem Kinn hat er eine vernarbte Wunde 
ind trug bei seinem Weggange ein dunkelbraunes 
Jäckchen, hellgraue Weste, graue Hosen, weißes 
demd, dunkelgraue Strümpfe mit roter Wolle an⸗ 
jestrickt urd Schnürschuhe. Um Fahndung nach dem 
Bermißten und gefl. Mitteilung des Aufenthaltsortes 
desselben wird ersucht. 
— In Speyer brannte am Freitag Abend 
die Bauhütte des Kasernenbaues ab, wobei werth⸗ 
volle Pläne, Instrumente und Werkzeuge ein Raub 
der Flammen wurden. 
— Dürkheim, 5. August. Das Obst⸗ 
Bersandtgeschäft Geschwister Wagner, 
»essen Thätigkeit seit Jahren den biesigen und be— 
nachbarten Obstzüchtern von herborragend. 
dutzen gewesen, weil dadurch das hertliche —*8 
inserer Gegend in immer weiteren Kreifen it 
annt und geschätzt wurde, expedirte soeben für d 
jürstliche Hofhaltung eine vrahnc 
lection Trauben und Obst. Diese bug 
aus herrlichen weißen und schwarzen Trauben 
Miradellen, Zwetschen ꝛc. wie Aehnliches bog 
anderwärts her um diese Zeit nicht geliefert g 
den kanan. (a) 
— Ludwigshafen, 4. August. Es har 
ein herzlicher Empfang, den die hiesigen Tun 
»ereine den gestern Abend wieder zurückgekehrten 
Munchener Turnqüsten hereiteten. Auf dem Pertoß 
»es Bahnhofes waren die Turner mit Lampiom 
daneben die städtische Kapelle aufgestellt und u 
)er Zug zur festgesetzten Zeit in den Bahnhof ein. 
ief, da war des Jubels kein Ende. Die Mu. 
ik intonirte hierauf einen Marsch und ein langer 
Zug führte die Turner durch etliche Straßen nach 
»em „Storchen“, wo die Rückkehr durch Reden 
Musik und Gesang gefeiert wurde. Der —R 
es hiesigen Turnvereins, Herr Müller, feierte den 
Sieger auf dem Münchener Turnfeste, Herrn Hert— 
nann Dietrich, in trefflichen Worten und brachte 
»emselben wie auch dem Turnwart des Vereins 
Zerrn Schmidt, ein kräftiges „Gut Heil!“ —* 
»fälz. Musterriege, die sich auf dem Feste so tapfer 
sielt, wurde ebenfalls gedacht. Die hiesige Be— 
jölkerung hat an dieser Ovation lebhaften Antheil 
genommen. Tausende waren in und vor dem 
Bahnhof versammelt und begrüßten die zurückge. 
tehrten Turner auf das Herzlichste. (G.A,) 
— Ludwigshafen, 4. August. Am J. 
Mai v. J. trat hier eine gemeinsame Orts— 
rankenkasse für alle Gewerbe ins Leben. 
„chon kurze Zeit nach ihrem Bestehen wurden 
„timmen laut, die ein Ausscheiden aller jener Be— 
rieße wünschen, welche mehr als 50 Ardeiter be⸗ 
chäftigen, indem diese Bettiebe nur eine Schädig 
ing der Kasse bedeuteten. Eine gestern abgehaltene 
heneralversammlung faßte den Beschluß, das Bürger⸗ 
neisteramt aufzufordern, auf Grund der 88 60 
ind 61 des Krankenkassengesetzes die Inhaber oken 
zenannter Betriebe zum Ausscheiden aus der Orts⸗ 
trankenkasse und zur Gründung eigener resp. ge⸗ 
neinsamer Betriebskrankenkassen zu veranlassen. 
Daß die Erübrigungen der Kasse nicht zur 
stücklage des gesetzlichen Reservefonds ausreichen, 
st daraus zu ersehen, daß die Einnahmen in 8 
PMonaten 30878 M. 69 Pf., die Ausgaben 28055 
)8 Pf. betrugen, so daß ein Kassenrest von nur 
2822 M. 71 Ppf. verbleibt. Die ausscheidenden 
Zetriebe sind meistens Baugeschäfte, die ja mehr 
UAnfälle haben als andere Betriebe, also auch die 
dasse höher belasten. (Pf. A.) 
— Am Samstag gingen dem Bäckermeister Philipp 
deithmann in Lambsheim 16 Ster Holz, 
m Wald sitzend, in Flammen auf, die zweifellos 
oshafter Weise in Brand gesitzt worden waren. 
der oder die Thäter verwüsteten gleichzeitig einen 
aneben liegenden Wingert mit Obstdäumchen in 
zreulicher Weise. 
— Erpolzheim. Als Beweis der dies⸗ 
ährigen für die gesammte Vegetation so außerordent⸗ 
iich Jünstigen Witterungs⸗-Verhältnisfe 
ei die Thatsache angeführt, daß neulich Herr 
PVirth Ludwig Eckel gleichzeitig noch Kirschen brechen 
Hhon reife Trauben (weiße franzöfische Frühtrauben) 
Hneiden und bereits gereifte gewöhnliche (spätel 
zwetschgen pflücken konnte. 
— Kirchheimbolanden, 3. August. Die 
Zlocken der katholischen Kirche wurden gestern früh 
d Uhr eingeweiht und um 10 Uhr wurde mit dem 
ziehen begonnen. Um halb 5 war die Arbeit 
hollendet und fand das Probegeläute statt. 
Gutem Vernehmen der „Pf. Pr.“ nach 
jat der ständige Laudraths⸗-Ausschuß be— 
schlossen, die Vereinigung der Brand-Ver⸗ 
sicherungs-Anstalt der Pfalz mit jener 
der anderen bayerischen Landestheile dem Land⸗ 
calh zu empfehlen, nachdem die Vorschläge des 
Ausschusses seitens kgl. Regierung angenommen 
vorden find. Eine vorgeschlagene Abänderung zu 
z ver Vorlage fand Annahme. Der Ausschuß 
vünscht, daß dieser Gegenstasid gleichzeitig mit der 
seplanten Umwandlung des pfälzischen 
hestütes in ein Staatsgestüt in einet 
nußerordentlichen Sitzung des Landraths verhandelt 
verde. 
Dem Vernehmen nach, so schreibt man deni 
Korr. b. u. f. D.ou sind Vorardeiten im Gange—