Full text: St. Ingberter Anzeiger

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die rechtsrheinische Notoriatsordnungé 
duch auf die Pfalz auszudehnen. Bekanntlich 
hat die Pfalz noch ihr franzosisches Notariatsgesetz 
it wenigen Aenderungen und Zusatzen der bayerischen 
hsehgebung; durch die letzteren wurde insbesondere 
em pfalzischen Notariate die schätz are Erleichterung 
bracht, daß inbalide oder sonst derhinderte Notare 
hr Amt durch einen Notariatsverweser für ihre 
dechnung verwalten lassen können, und ferner die 
jefeitigung der oft lästigen und zwecklosen Zu⸗ 
iehung von Zeugen zu allen Notariatsurkunden; 
zuf der andern Seite bat ober auch die Justizver⸗ 
valtung es verstanden, dem Notariat mehr den 
zharakter eines Amt«es als den eines Geschäftes 
ufzupragen. Ob für die Einführung der bayer. 
Notariatsordnung in toto noch andere Grüude 
prechen als blos solche der formalen Rechtseinheit 
dird bezweifelt. In den pfälzischen Notarskreisen 
st wenigstens bis jetzt ein Bedürfniß darnach nicht 
mpfunden worden und das Publikum ist mit Aus— 
me des Gebührentarifs mit der gewohnten Ein⸗ 
achtung und Funktionirung des pfälzischen Nota⸗ 
riotes zufrieden. 
hermitichtes. 
Sulzbach, 5. August. Wie bestimmt ver⸗ 
jautet, muß auf Grund eines Erlasses des Herrn 
Minifters der öffentlichen Arbeiten infolge des auf 
in Saargruben im Monat Mai ds. Js. erfolgten 
rbener⸗ Ausstandes von einer bhaltung des dies— 
ahrigen Be rgfestes Abstand genommen werden. 
St. Jobann, 5. August. Diebstahl. 
zn einem Felsenkeller, neben der Heise'schen Brauerei, 
wird zut Sommerzeit von hiesigen Metzgern ge— 
ichlachtetes Fleisch aufbewahrt. In der Nacht zum 
Sonntag haben nun Diebe diesem Keller einen 
Zesuch abgestattet und stahlen den Herren Meßzgei— 
meistern Günther, Bohrer, Meher und Diener Fleisch⸗ 
bvaaten. Es wurden gestohlen: 2 halbe Schweine, 
120 Pfund Ochsenfleisch, 3 Schinken, 30 Pfund 
Schweintcotelertes und 5 Schwartenmagen. Filets 
und große Stücke verschiedener Fleischsorten ließen 
die Spitzbuben unberührt. Von den Thätern fehlt 
bis jetzt trotz eifriger polizeilicher Nachforschungen 
jede Spur. Vielleicht giebt dieser Vorfall Veran⸗ 
lassung, dem mehrmals öffentlich geäußerten Wunsche: 
am hiesigen Schlachthofe einen Kühlraum für ge— 
schlachtetes Fleisch anzulegen, Rechnung zu tragen. 
(St. J.S.A.) 
fGünf Mörder) Im Justiz Arresthause zu 
Saarbrücken sitzen gegenwärtig, laut der „Saarbr. 
Ztg.“, nicht weniger als fünf Mörder oder Todt⸗ 
chläger in Untersuchungshaft, welche im Oktober 
bor denSchranken desSchwurgerichts erscheinen werden. 
pEin schlafendes Mädchen befindet sich 
mm Hospital zu Mülhausen (Els.) Schon über 
14 Tage verharrt es in todesähnlichem, starren 
Zustand. Zuerst hatte es Farbe; Wangen und 
Ohren waren rosig gefärbt, jetzt ist es bleicher ge. 
worden, doch hat es trotz des langen Schlafes noch 
nichts von seiner Körperfülle verloren, trotzdem 
macht es jetzt viel mehr den Eindruck einer dem 
Tode nahen Person. Die Züge sind viel starrer 
aoch geworden, and die ganze Erscheinung mahnt 
jetzt an ein Wachsbild, das nicht mehr zum Leben 
ixwachen kann. Ungeachtet der Unbeweglichkeit der 
Zlieder dreht sich die Schlummernde von Zeit zu 
Zeit um; auch kürzlich haite sie ihre Lage berändert 
und lag mehr nach rechts geneigt. Arznei, Milch 
und schleimige Suppen wierden der Kranken mit 
nam Loffel eingeführt. Das Publikum hat jcht 
aucht mehr ungehinderten Zutritt zu der Kranken. 
Ais man den Besuch gestattete, kamen dem Ver—⸗ 
nehmen nach gar zu bviele Personen, welche die 
Schlummernde in ihrem lethargischen Zustande sehen 
neltten. Jedenfalls ist der Anblick ein unvergeß- 
licher, der den Menschen lebhaft an seine Ohnmach! 
und an sein Nichts erinnert. 
F.Mühlhausen. Witr lesen in der, Neuen 
Mühlhauser Zeitung“ was folgt: „Ein merk— 
vüärdiger Vorfall ereignete sich in dem Hause 
der Lange Straße Nr. 20. Das Kind des Tag— 
löhners Heger daselbst wurde plötzlich unwohl und 
mußte sich erbrechen, wobei ein kleiner Laubfrosch 
zum Vorschein kam. Bei näherer Untersuchung fand 
man, daß das Fröschlein noch am Leben war. Der 
Ftosch mag durch irgend eine Unvorsichtigkeit beim 
Wassertrinken als Laich in den Magen des Kindes 
jekommen und darin ausgeschlüpft sein.“ — Na, na! 
F Mestz, 4. August. Eine heute hierselbst ab⸗ 
zehaltene Versammlung von Interessanten für die 
Noselkaualisierüng, die von über 200 
Teilnehmern aus der Mosel- und Saargegend be⸗ 
ucht war, beschloß einstimmig folgende Resolution: 
„Die Versammelten, Eingesessene der Stadt Metz, 
des Beziiks Lothringen und der weiteren Rhein— 
und Moselgegend, allen Berufskreisen angehbrig, 
prechen sich einmütig dahin aus, daß die Kanalisie— 
tung der Mosel und der unteren Saar als ein 
anabweisbares Bedürfnis erachtet werden muß. 
Für Lothringen insbesondere ist sie unerläßlich not⸗ 
vendig zum festeren Anschluß an das übrige 
Deutschland, in dem allein das wirthschaftliche Ziel 
»es Landes zu finden ist, zur Erschließung der 
-Zchätze, die sein Boden birgt und zur Verbreitung 
)er Erzeuqnisse, die seine Gewerbthätigkeit weiteren 
Absatzgebieten mitzuteilen in der Lage ist. Die 
gestimmungen des Frankfurter Friedens begründen 
die Annahme, daß es bei dem, was bis jetzt hier 
im Lande zur Schiffbarmachung der Mosel und 
der Saar geschehen ist, nicht bewenden soll. An 
die Landesregierung von Elsaß-Lothringen richten 
wir daher vertrauensvoll die Bitte, mit Nachdruck 
die geeigneten Mittel zu ergreifen, damit das ange— 
fangene Werk vollendet und die in den oberen Ge— 
hietin unserer beiden Haupiflüsse begonnene Kanali⸗ 
ierung bis zur Moselmündung bei Koblenz fortge⸗ 
etzt werde. Wir glauben uns der Hoffnung hin⸗ 
eben zu dürfen, dabei die Einrichtungen so getroffen 
ind das Vorhandene der Art umgestaltet zu sehen, 
daß im Veikehr mit dem Rheine Umladungen ver— 
mnieden werden und auch Schiffe von größeren 
dimensionen bis an unsere westliche Landesgrenze 
selangen können. 
f'Lebendig verbrannt ik letzten Freitag 
Morgen in Griesheim bei Darmstadt ein Kind 
uurch die Unachtsamkeit seines Bruders. Die Frau 
ines Handarbeiters ging ihrer täglichen Arbeit nach 
ind lietz die beiden Kleinen schlafend in ihrer Wohnung 
urück. Gegen 9 Uhr stürzte der ältere Knabe mit 
dem Rufe: „Es breunt“ aus dem Hause. Leute, 
ie nun in das Haus dringen wollten, fanden die 
Thür verschlossen und mußten durch's Fenster steigen. 
Im Hause bot sich ihnen ein schauerlicher Anblick. 
kin Wägelchen, worin das kleine Kind lag, stand 
in hellen Flammen. Der Knabe hatte es in Btand 
gesteckt. Das Feuer wurde zwar rasch gelöscht, doch 
st das arg verbrannte Kind nach einigen auallvollen 
Ztunden gestorben. 
Dresden, 5. August. Die bekannte Ro⸗ 
nanschriftstellerin Fanny Lewald ist heute Mor⸗ 
jen 5 Uhr gestorben. Fauny Lewald, dem jüngeren 
heschlechte etwas fremd geworden, gehörte in den 
ünfziger und sechziger Jahren zu den beliebtesten 
zeutschen Romanschrifistellerinnen. Durch ihre „Di⸗ 
»gena“, einen im Jahre 1847 veroöffentlichten Ro⸗ 
nan, der die Schreibweise der damals auf dem 
Hipfel ihrer Berühmtheit stehenden Gräfin Ida 
»ahn⸗Hahn karikirend verspottete, erregte Fanny 
Jewald nahezu ein ähnliches Aufsehen, wie Hauff 
nit dem „Mann im Monde“. Fanny Lewald war 
im 24. Närz 1811 in Königsberg geboren; sie 
tammte aus kiner jüdischen Familie, trat aber mit 
hrem 17. Jahre zur evangelischen Kirche über. 
Im Jahre 1855 vermählte sie sich mit Adolf Stahr, 
Jer ihr am 3. Oktober 1876 im Tode voraufging. 
FEin Radfahrer als Kindermädchen 
erregte am vorigen Sonntag allgemeine H ilerkeit 
n der Leipzigerstraße in Berlin. An dem hinteren 
Theil des Siahlrosses war ein niedlicher Kinder- 
wagen aus Kordgeflecht befestigt, in dem zwei Kin⸗ 
der Platz genommen hatten und sichtlich vergnügt 
die Voruhergebenden anschauten. 
Tandwirihschaftliches. 
Winter⸗Saatgut. 
Wie bekannt, nimmt unter den im Samenhande 
jerrschenden vielfachen Unreellitaten eine der ersten 
Stellen der Verkauf von ausländischem Original⸗ 
Saatgut ein, indem sehr häufig als solche Original⸗ 
aaten nachgebaute oder ähuliche inländische Saaten 
mter Berechnung von Zoll, weitem Transport u. s. w. 
ingeboten und geliefert werden. Dies ist ein außer⸗ 
Irdentlich verbreiteter Unfug und wird derselbe 
durch den möglichen Einwand nicht hinfällig, daß 
n diesem oder jenem Falle der Kaufer aus Origi— 
nalsaat keinen größeren oder gar nicht einmal den 
Erfolg gehabt hätte, als aus Nachzucht oder einer 
ihnlichen Varietät. Auf Seiten des Verkaufers ist 
ind bleibt ein solches Verfahren ein Betrug, der 
dem Käufer die Möglichkeit nimmt, sich ein 
richtiges Urteil über die seinerseits verlangte aus⸗ 
andische Varietät zu bilden und aus der daraus 
jewonnenen Erkenntniß wirthschaftliche Vorteile zu 
iehen. Mehr also noch als bei inländischem ist 
z'daher bei ausländischem Saatgetreide nach den 
dielen bis heute gemachten Erfahrungen erforder⸗ 
'ich, daß der Käufer direlt an gute auslandische 
Quellen zum. Bezug solcher Originelsaaten sich 
vendet. Da dies nun dera Bezieher auf dem 
dande nur sehr schwer möglich ist, ist für diese 
Bezüge die Geschaäftsstelle der Deutsch. Landwirt⸗ 
schafts⸗Gesellischaft, Berlin 8. W., Zimmerstraße 
Ner. 8, zur Benutßzung zu empfehlen. Diese Saat⸗ 
geschäftsstelle beschafft jede Art Wintersaatgut in 
bewährten bekannten und neuen Varietäten, und 
zwar sowohl aus allen deutschen Produktionsge⸗ 
hieten, wie auch aus dem Auslande und versendet 
auf Wunsch eir Verzeichniß der ihr zur Verfügnng 
Jesftellten Angebote. 
Dienstesnachrichten. 
Pfälz. Eisenbahner. Versetzt wurde: der 
Schaffner Joh. Klein von Zweibrücken nach Neustadt 
vom 1. Juli ab; vom 1. August ab: Schaffner 
Jos. Buchheit von Eberuburg nach Zweibrücken. 
Angestellt wurden: als Bahnmeister der Hilfsbahn⸗ 
meister Johann Mader in Reinheim unter vor— 
läufiger Weiterberroendung in Langmeil, als Schaffner 
die funkt. Schaffner Georg Mattern in Marnheim 
mit Versetzung nach Zweibrücken und Jakob Lampel 
in Zweibrücken. — — 
Famiciennachrichten. 
Verlobte: Katharina Klesmann, Pirmasens 
Ludwig Müller, Zweibrücken. 
Gestorben; In Blieskastel Anna Schwab 
Wwe., 70 J. a.; in Pirmasens Georg Becker, 
28 J. a.; in Saarbrücken Otto Hasemann, 86 
J. al; ebendaselbst Friedrich Fischer 720 J. d. 
Neueste Nachrichten. 
Ludwigshafen, 5. August. Heute Mittag 
passirten bereits 284 Unterfranken (Würz⸗ 
burger ꝛc) auf der Reise zur Einweihung des 
Landesdenkmals in Wörts die hiesige Station. 
e ten 
Offenburg, 5. August. Auf Grund einer 
Verfugung des Londescommissars beschlag⸗ 
nahmte der Bezirksamtmann auf Grund des 
Sozialistengesetzes die gestrige Nummer des „Siünd⸗ 
westdeutschen Votksblattes“. Die 
Angabe des zur Beschlagnahme geführten incrimi⸗ 
nirten Artikels wird verweigett. (Pf. K.) 
Stuttgart, 5. August. Ein ärztliches Gut⸗ 
achten über das Befinden des Königs 
befagt: der gegenwärtige Zustand Sr. Majestät 
ist befriedigend. die Veränderungen in der Lunge 
und am Herzen dauern noch fort, aber sie sind 
etzt nicht störend. Immerhin ist fernerhin die Ver⸗ 
neidung größerer Anstrengungen und klimatischer 
Schädlichkeiten noihwendig. 
Portsmouth, 5. August. Die Flott en⸗ 
sch au zu Spithead ist bei ziemlicher Brise aber 
chönem Weiter glänzend verlaufen. Kaiser 
Wilhelm dampfte mit dem Prinzendaar von 
Wales und anderen Fürstlichkeiten an Bord der 
HYacht „Vctoria and Albert“, welcher „Hohenzollern“, 
Osborne“ und andere Yachten folgtlen, die Linien 
der Kriegsschiffe entlang. Die Matrosen waren 
in den Ragen aufgestellt und begrüßten den Kaiser 
durch Hurrahrufen. Nach der Flottenschau empfing 
der Kaiser die Admirale und Kapitäne an Bord 
don „Viktoria and Albert.“ ES. 3.) 
Paris, 5. August. In Plombières be— 
reiteten fünf franzosische Offiziere und fünfzehn 
Jäger zu Fuß, welche von Renivrement kamen, 
dem abreisenden russischen Kriegsminister 
eine Huldigung, indem sie riefen: „Es lebe Ruß⸗ 
and!“ Der Minister rief, in den Wagen steigend, 
zurück: „Es lebe die französische Armee!“ 
Paris, 5. August. Von 178 Stich⸗ 
vahlen find jetzt 173 bekannt. Nach der offi⸗ 
iellen Zählung find 121 Republikancr, 45 Monar⸗ 
histen und 7 Boulangisten gewählt. 
Nom, 5. August. Nachrichten aus Mase 
fauah zufolge brach General Baldissera 
in der Nacht vom 2. zum 3. August mit vier 
Bataillonen und zwei Gedbitgsbatterien von 
Ghinda nach Asmara auf und besetzte am 4. 
Asmara ohne Widerstand. Trotz des Regenweiters 
purden die Befestigungen sofort begonnen. 
Für die Redaktion veranimartlich F. X. Demetz. 
Schwarz ganzz . Balim mer- 
veilleux v. Mtk. 1.55 bis Mk. 9.80 p. 
Met. — (13 Qual.) — versendet roben— und 
tückweise porto⸗ und zollfrei das Fabrik- Depot 
3. Henneberg (K.su. K. Hoflief.) Zürich. 
Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pfa. Porto.