früher die Vecordnung, daß ein mit einer an⸗
deren als in dem fraglichen Gebiete giltigen
Briefmarke versehener Brief oder eine Postkarte ein⸗
fach als unfrankirt betrachtet und mit Strafporto
belegt wurde. Die bestehende Verordnung hat nun,
wie wir im „Eilb.“ lesen, vor einiger Zeit durch
folgenden Zusatz eine wesentliche Einschraänkung er—
fahren: „Sind dergleichen Sendungen des Wechsel⸗
verkehrs nach demjenigen Gebiet bestimmt, welchem
die Postwerthzeichen angehören, so zieht die Post-
anstalt am Bestiwmungsort von dem Empfänger
nur das nach Abzug des Werthes der Marken ver—⸗
bleibende Porto ein oder vergütet auf sonstige Weise
dem Empfänger den Betrag der unrichtig verwen—
deten Werthzeichen. Posskarten, welche mit Werth⸗
zeichen der Reichs-Postverwaltung, der königlich
bayerischen oder der königlich würtembergischen
Postverwaltung versehen sind und im Bezirk einer
anderen deutschen Postverwaltung als derjenigen,
welcher das Werthzeichen angehört, aufgeliefert wer⸗
den, sind gegen Erhebung von 5 Pfg. Porto 5
Pfq. Zuschlaggebühr, zusammen 10 Pfg. zu be
fördern. Sind jedoch dergleichen Postkarten nach
demjenigen Gebiet bestimmt, welchem das Werthzeichen
angehört, so ist am Bestimmungsoct von dem Em⸗
pfänger nur der nach Abzug des Werthes der
Marke verbleibende Betrag einzuziehen.“ Wurde
bisher ein Brief von München oder Stuttgart mit
einer Reichs-Postmarke nach Berlin gesendet, so
mußte der dortige Empfänger 20 Pfg. zahlen, von
jetzt an zahlt er nur noch 10 Pfg. Eine Reichs⸗
Postkarke, in Munchen nach Stuttgart aufgegeben,
brauchte bisher gar nicht befördert zu werden; in
Zukunft hat der Empfänger nur 10 Pfg. zu zahlen.
Fur eine Reichs-Postkarte, die in München oder
Stuttgart nach Berlin aufgegeben wird, hat der
Empfänger von jetzt an nur 5 Pfqg. nachträglich
zu entrichten.
*— Unter den 18159 auf ihre Kenntnisse im
Lesen und Schreiben geprüften Rekruten der
Jahresklasse 1888 befanden sich nur fünf, welche
sich als vollständig unkundig erwiesen, - darunter
dier aus Oberfranken und einer aus Niederbayern.
*— Von den Manövern. Zu den Herbst⸗
waffenübungen sind für die Kempagnie je 20 Mann
Reservisten einberufen worden. — Wie alljährlich,
so wurden auch heuer die Offiziere und Aerzte be—
auftragt. die Mannschaften vor dem Abmarsch zu
den Herbstwaffenübungen für allenfalls vorkommende
Krankheitssälle und Unfälle durch Hitzschläge u. s.
w. zu helehren, dieselben insbesondere vor Exzessen,
im Essen, im Trinken, vor dem Genuß unreifen
Obstes u. s. w. zu warnen. In den Kantonne⸗
ments sowohl wie auf den Märschen haben Aerzte
und Offiziere auf den Gesundheitszastand der Mann⸗
schaften ihr besonderes Augenmerk zu richten. Um
den Gebrauch schlechten Trinkwassers zu vermeiden,
führen die Truppen Thee mit sich. Die feindlichen
Truppentheile werden durch Fahnen markirt und
zwar eine Kompagnie durch rothe, eine Eskadron
durch eine weiße und eine Batterie durch eine gelbe
Fahne.
*— Die ‚„Feldwebel“ vor'm Reichs—
gericht. Das Reichsgericht hat in einem Urtheil
entschieden: „Wer in eintr Bierwirthschaft ein
„Glas“ Bier derlangt, muß sich der Gewohnbeit
fügen, mit welcher der Wirth bisher seinen Gästen
die Feldwebel zugemessen hat, einerlei, was die
Letzteren für einen Rang einnehmen, ob groß oder
größer. Dagegen hat der Gast, welcher von dem
Wirthe *10 oder *120 Liter Bier verlangt, das
Recht, dieses Quantum nach der Aiche zu erhalten,
er braucht also keia Bier anzunehmen, das einen
Schaum hal, welcher unler die Aiche geht.
— Zwei Radfahrer aus Budapest
wohnten vorgestern Abend der Versammlung des
Radfahrer⸗Vereins Homburg bei. Beide Herren
beabsichtigen, die Tour von Budapest nach Ham—
burg, woselbst am 18. ds. die großen Bundesrennen
stattfinden, auf dem hohen Zweirad zurückzulegen.
GBw. 3)
— Obermoschel. Die Arbeiten des bis
zum 1. September einzuweihenden Krieger—
denkmals schreiten rüstig vorwärts. Die zum
Sockel zu verwendenden Steine sind bereits auf
dem Denkmalplatze, zu dem nun endgiltig der freie
Platz vor der protestantischen Kirche bestimmt ist,
angelangt. Die Ausführung des in Stein anzu—⸗
fertigenden Denkmals wurde dem pfälzischen Ge⸗
werbemuseum in Kaiserslautern unter Leitung des
Herrn Spatz, dem Verfertiger des Eniwuries, über⸗
ragen
— Pirmasens, 8. August. Der Spital⸗
afründner Lambert Brenner ist auf seinen Ausgangen
stets der Gegenstand des Spottes für die Straßen-
jugend, was schon zu ärgerlichen Auftritten Anlaß
dab. Heute Morgens ging der Genannte durch
die Hauptstraße und wurde wieder von frechen
Buben verspottet. Erzürnt schlug er mit einem
Ztock nach einem ihm zunächst stehenden Jungen
ind traf diesen — wie der „A.“ hört, ein Maurer⸗
lehrling aus Contwig — so gut, daß derselbe ein
doch in der Stirne davon trug. Der Verletzte soll
ich übrigens an dem Ausspotten gar nicht be—
heiligt haben.
— Pirmasens, 8. August. Zur Gründung
eiines Gewerbe⸗Vereins, wie solche schon
in den meisten Städten der Pfalz zu Nutz und
Frommen der Gewerbetreibenden bestehen, wird
jeute Abend halb 9 Uhr in der Brauerei Semmler
eine Versammlung abgehalten werden, welcher ein
recht zahlreicher Besuch zu wünschen ist. Der Wunsch
nach einer Vereinigung besteht auch hier in den be—
tieffenden Kreisen schon lange. (3tg.)
— Das Damubaur'sche Stipendium im Betrag
zon 112 M. wurde dem Candidaten der Theologie,
deinrich Ritter Fꝛaus Godramstein, Zögling
des Georgianischen Klerikalseminars in München,
zerliehen.
—- Edenkoben. In einem dem Winzer
Wilh. Müller dahier gehörigen Wingert auf dem
Schafteich befindet sich ein Traubenstock mit nicht
veniger als 600 Trauben.
— Neustadt, 7. August. Der Krieger—
dommers, welcher heute Abend im Saalbau dahier
zu Ehren der Krieger aus dem rechtstheinischen
Bayern, die gelegentlich der Enthüllung desLandesdenk⸗
nals in Wörth nach der Pfalz gekommen waren,
abgehalten wurde, gestaltete sich zu einer großartigen
Tundgebung. Ganz Neustadt hatte Flaggenschmuck
angelegt, um auch äußerlich den Gästen zu zeigen,
welche Sympathieea ihnen hier euntgegengebracht
werden. Die Feier begann präzis 8 Uhr. Der
Vorsitzende des bayerischen Kriegerbundes, Exzellenz
Generallieutenant v. Gropper, wurde beim Eintritt
in den prächtig dekorirten Saal mit tausendstimmigem
Hurrah empfangen. Herr Dr. Schmitt, Subrektor
in Edenkoben, bewillkommnete als Vorstand der
Pfälzischen Kampfgenossenschaft die Gäste auf's herz⸗
richste. Er brach quf Se. kgl. Hoheit den Prinz
ꝛegenten ein dreifaches Hoch aus. Bürgermeister
Zraft Neustadt begrüßte die Gäste Namens der
Stadt und brachte auf Se. Maj Kaiser
Wilhelm D., den Friedenshott Europas, ein
)reifaches Hoch. Nachdem einige eingelaufene Be⸗
grüßungs-Telegramme verlesen waren, bestiig Herr
Dr. Schneider⸗ Meustadt die Tribüne, um auf die
Bäste ein Hoch auszudbringen. Herr Dr. Schmit!
»erlas ein Huldigungstelegramm an Se
gl. Hoheit den Prinzregenten, welches reichen Bei—⸗
all fand. Exzellenz Generallieutenant v. Geopper
hrachte dem gastlichen Neustadt und seinem Krieger⸗
derein ein Hoch aus. Herr Reichel-Augsburg ge—
dachte in warmen Worten der gefallenen Krieger,
demerkte in seinen trefflichen Worten, daß das ver—⸗
zossene Herzblut dieser dargebracht sei, die Liebe
zum Vaterland immer mehr zu befestigen. Einigkeit
nacht stark und ein Volk, welches einig und starkist, brauche
Riichts zu fürchten als Gott. Sein Toast wurde
dem lieben deutschen Vaterlande gebracht. Herr
Pfarrer Straub-Neustadt gedachte der Armee, Herr
Polizeilommissär Hatzfeld-Ludwigshafen der deutschen
dameradschaft, Kriegervereinsvorstand Fliesen⸗Neu⸗
tadt Exzellenz von Gropper, Kolb⸗München der
Bfalz, Polizeikommissär Hatzfeld-Ludwigshafen den
‚eiden Vorständen Exzellenz von Gropper und Dr.
Schmitt. Th. Knöckel-Neustadt Bismarck und
Holtke, Schleichers Neustadt dem guten Einvernehmen
‚wischen Heer und Volk und so wurden noch eine
janze Anzahl Reden gehalten und Toaste ausge-
hrocht. Es war ein schönes Fest, welches leider
die Stunden nur zu schnell verfliegen ließ. Noch
ange, lange wird es in den Herzen aller Bethei—
igten nachklingen. (G. A.)
— Haßloch. Jetzt, wo das Krieger-Denk—
nal in Wörth enthüllt ist, wird es gewiß von
Interesse sein, zu erfahren, daß die erste Anregung
zur Errichtung eines Denkmals für unsere gefallenen
Kameraden vom Krieger⸗Verein Haßloch ausge⸗
zangen ist.
— Splfeyer. Nach Schluß der Pontonier⸗
ibungen wird unter Leitung des bayer. General⸗
najors Popp, dem der Hauptmann Döohlemann
»'s Großen Generalstabes beigegeben wird, eine
aus der Gegend von Annweiler ausge
bei Germersheim endende Pionier⸗Ueb d isp
zu welcher Offiziere der beiden bayerischen Wene
bataillone kommandirt sind, ausgeführt werden
vse Reise anschüebend wird vbonlen zu
August bei Germersheim eine Belagerungaübin
ausgeführt, an welcher der Hauptsache nach
5
Pioniere betheiligt sein werden und zu welcher auch
die 1. und 4. Campaqnie des 1. Pionierbalaillon
aus Ingolstadt am 15. August in Germersheim
eintreffen wird. Die Uebung hat nur einen in
technischen Untergrund und wird gegen den Brüden—
kopf auf dem rechten Rheinufer ausgeführt; es sollen
hiebei mehrfache neue Vorrichtungen zum Gebrauch
und zur Probe kommen.
— Speyer, 7. August. Heute Nachmittag
fand im ‚Wittelsbacher Hof“ ein gemeinschaftliche⸗
Diner sämmtlicher bei den Brückenschlägen bethei
ligten Offiziere statt, welchem auch die Geneiale
v. Goltz, Schultz und Popp beiwohnten. Die
Musik des 14. Pionier-Bataillons spielte die Tafel.
musik. — Heute war der erste Rasttag für die
Truppen; viele Angehörige von Mannschaften, welch
aus Hessen gebürtig sind, waren hierher gekommen.
um Sohn, Bruder ꝛc. ꝛ⁊c. zu besuchen.
— Mundenheim, 7. August. Ein hiesiger
Einwohner verkaufte einen Theil des Erlraͤgusses
seiner Reben an einen Hambacher Weinhändler um
den Preis von 100 Mark. Wie verlautet, sollen
hier noch weitere Verkaufsabschlüfse folgen. Die
Trauben werden im Herbste hier gekeltert und dann
nach Hambach verbracht. Ob das erzielte Produk
päter unter Marke „Hambacher“ oder „Munden⸗
heimer“ verkauft wird, weiß man nicht.
— Das Kreisamtsblatt der Pfalz veröffent-
licht die der Direktion der pfälzischen Eisenbahnen
zrtheilt Concession zum Bau und Betrieb
der Lokalbahn von LEudwigshafen über
Frankenthal nach Großkarlbach und
yon Ludwigshafen bis zur Dannstaädter Höhe.
diernach ist die pfälzische Eisendahn verpflichtet,
ie bezeichneten Bahnen nach den von der kgl.
Staatsregierung genehmigten Bauplänen und Kosten;
»oranschlägen innerhalb zweier Jahre, nachdem ihr
der für den Bahnbau und dessen Zugehör nöthige
Hrund und Boden von den Interessenten der
Bahnen kosten- und lastenfrei zur Verfügung ge—
tellt sein wird, zu bauen und in Betrieb zu
nehmen. Zur Beschaffung der Bau⸗ und Ein—
richtungskapitalien werden für erstere Strecke
398 000 Mk. und für letztere 624 000 Mk. Priori⸗
ätsanlehen genehmigt, wofür der Staat vom
Tage der Betriebs⸗Eröffnung an die Gewähr⸗
eistung eines jährlichen Zinsertrages von höch
stens 4 pCt. bis zum 31. Dezemher 1904 übher⸗
nimmt.
— Frankenthal, 7. August. Gutem Ver⸗
nehmen des „Pf. K.“ nach wurde von kgl. Re⸗
zierung die neue Marktordnung für die hie—
ige Stadt mit einigen kleinen Aenderungen ge⸗
nehmigt.
— Grünstadt, 6. August. Die hiefige
Schützengesellschaft hält ihr alljährliches Schütz en⸗
est am 11. und 12. August nächsthin ab. Die
Zapelle des III. Badischen Dragoner⸗Regiments in
Mannheim wird als Festmusik konzertieren.
— Kirchheimbolanden, 8. August.
Ddie Weinberge dahier find von heute ab ge⸗
schlossen.
— Im Jahre 1888 belief sich der Wein⸗
FErtrag der Pfalz auf 396,540 Hektoliter, mit
Ausnahme der beiden Jahre 1883 und 1884 der
größte Ertrag im laufenden Jahrzehnt.
— Aus der Pfalz, 7. August. Aus
Anlaß einer Anfrage der kgl. preuß. Staatsregier⸗
ung, welche über die einschlägigen Verhältnisse in
Bayern Auskunft zu erhalten wünscht, gibt die
kgl. bayer. Regierung ihren Verwaltungsstellen den
Auftrag, darüber zu berichten, wie der Weinaus⸗
chank den Weinbauern durch etwa bestehende orts⸗
polizeiliche Vorschriften zur Zeit geregelt ist, in
welcher Ausdehnung von der Schankhefugniß der
Weinbauern Gebrauch gemacht wird und ob sich
die Einrichtungen als zweckmäßig bewährt haben.
(Die Winzer des Rheingaues haden nämlich an
die preuß. Staatsregierung eine Pelition gerichtet.
welche die Erweiterung der Befugniß der Winzer
zum Ausschank ihrer eigenen Weinproducte zum
Gegenstand hat.) (N. Bz)
— In einem neulich nach dem „N. K.“ ge
hrachten Artikel, betreffend die Ausdehnung des
chterbeinsichen B1crintes auf die Pfala;.