Full text: St. Ingberter Anzeiger

war u. A. gesagt: „Ob für die Einführung der 
herischen Notatiatsordnung in toto noch andere 
Haͤnde sprechen. als blos solche der formalen Rechts⸗ 
nheit, wird bezweifelt. In den pfälzischen Notaärs⸗ 
neifen ist wenigstens bis jetzt ein Bedürfniß dar · 
sach nicht empfundin worden, und das Publikum 
mit Ausnahme des Gebühcentarifs mit der ge⸗ 
ehnten Einrichtung und Funktionirung des pfälz · 
jchen Notariates zufrieden.“ Aus pfälzischen 
Nristenkreisen wird nun dem citirten Blan eine 
Intgeguung geschickt, welche besagt: „Was die Be— 
nerkung vezüglich des Gebührentarifs angeht, so 
f dieselbe nicht zutreffend, und da sie „als Stimme 
s dem Publikum“ mißbraucht werden könnte 
o muß —— 
das pfalzische Pudlikum war bis zum 1. Oktober 
1379 steis über die verprozentigen Registrir⸗ 
Hhebühren bei Verträgen üder Immobilien unzu⸗ 
ieden, bezüglich der Notariats Gebühren hat sich 
her niemoals eine Stimme der Unzufriedenheit er⸗ 
poben. Uad dies ist sehr natürlich, da die pfälz⸗ 
chn Nolariats Gebühren bereits im Jahre 1822 
esigesetzt wurden und bis heute bei den gestiegenen 
preisen aller Lebensbedürfnifse und den gestiegenen 
Hehältern der Gehülfen keinerlei nennenswerthe 
FFrhöhung erfahren haben. Das Institut des Nota— 
ais wurzelt überdies tief in dem pfälzischen Volk 
und dies würde die Aufhehung des Instituts und 
den Uebergang der notariellen Funktionen an die 
Zerichte bitter beklagen, da es sich bewußt ist, daß 
Rie freiwillige Gerichtsbarkeit überall dort am 
schlechtesten verwaltet ist, wo sie in der Hand 
fiübesoldeter Beamten ruht. Anständige Gebühren 
dir Notare stehen mit den Interessen des Publi⸗ 
funß in engster Verbindung, sie sichern dem 
publikum schnelle Beförderung und anständige Be⸗ 
sandlung.“ 
Jermischtes. 
fSaarbrücken, 8. August. Herr Land⸗ 
rat zur Nedden hat heute eine Erholungsreise 
nach der Schweiz angetreten und wird während 
eines lungeren Urlaubes abwechselnd von den beiden 
derrn Kreisdeputierten vertreten werden. Zunächst 
sat Herr Bürgermeister a. D. Kiefer die Vertretung 
ibernommen. (3tg.) 
Zum Pferderennen in Bad Kreuznach, 
velches am nächsten Sonntag, 11. August, statt⸗ 
iindet, wird an diesem Tage ein Sonderzug von 
Saarbrücken früh 5 Uhr 22 Min. abgelassen. 
7 Malstatt Burbach, 8. August. Am 
dienstag Morgen wurde in der Nähe des Bahn- 
hofes auf dem Schienengeleise die Leiche des Schreiner— 
meistess Schlemmer vorgefunden. Die Ver— 
muthung, daß ein Verbrechen vorliege, hat sich nach 
den polizeilichen Ermittelungen nicht bestätigt, da— 
jegen ist Selbstmord, verübt in angetrunkenem 
Zustand, anzunehmen. Der Körper, vom Eisen⸗ 
dahnzug überfahren, lag mit nach vorn gestreckten 
Armen quer über den Schienen und muß der Tod 
sofort erfolgt sein. (S. J. S. A.) 
Saargemünd, 7. August. Mit Be— 
zauern vernehmen wir. daß der Kommandeur des 
diesisen Chebaulegers-Regiments, Herr Obeecstlieute⸗ 
nant v. Dotzauer, gestern einen kleinen Unfall 
etlitt. Herr Rittmeister v. Hanfstängl übernahm 
infolge dessen das Kommando über das Regiment 
zei der heutigen Felddienstübung. (Sg. 3.) 
f Metz, 7. August. Der Gemeinderath 
xxwilligte für den würdigen Empfang des Kai— 
in der lothringischen Hauptstadt unbeschränkten 
Ferdit. 
Mühlhausen, 5. Auqgust. Das schlha—⸗ 
ende Mädchen, welches seit einiger Zeit alle 
Belt lebhaft interessirt, ist diesen Morgen aus 
einem lethargischen Schlafe wieder erwacht. Das 
Wädchen war am Montag den 22. Juli einge⸗ 
chlafen und ist also genau 14 Tage später, heute 
im 5. August wieder erwacht. 
f Ein seltsamer Streik ist unter den 
Biertrinkern des unterelsässischen Ories Pisdorf 
ausgebrochen; die dortigen Wirthe verkauften das 
dier bis dor kurzer Zeit für 8 Pf. per « Liter, 
wogegen sie jetzt 10 Pf. rechnen. Die Biertrinker 
—8 nun zusammen und wollen nicht eher wieder 
wrinken, bis sie das Bier wieder zu 8 Pf. bekommen. 
Um Sonntag konnte man ganze Trupps Männer 
and Junglinge nach dem nahe gelegenen Zollingen 
das . Liter Bier noch 8 Pf. kostet) wandern 
then. 
⁊Trier. Die gegenwärtige Gewerbe-und 
zoustrie-Ausstellung dahier erfreut sich 
nes lebhaften Besuches, den dieselbe in hohem 
Maße verdient. Es zeigt sich, daß die Leistungs⸗ 
jähigkeit der einheimischen Gewerbe vielfach unter⸗ 
schätzt worden ist und viele Attikel hier zu haben 
ind, die man bisher von auswärts bezog Ein 
Rundgang durch die Ausstellung gewährt ein lehr—⸗ 
reiches und überraschendes Bild. Das Gesamte 
dandwerk und Kunstgewerbe ist in 23 Gruppen 
Jeschmackvoll in der prächtig dekorirten großen Aus— 
tellungshalle untergebracht. Um die Halle herum 
jat die Kunstgärtnerei Triers einen herrlichen Parf 
mit schönen Gruppen von Blattpflanzen, Blumen 
und Sträuchern geschaffen, in dem sich gewerbliche 
dallen verschiedener Art, Restaurationsräume und 
»ergl. abwechselnd hier und da erheben. Der Be— 
uch der Ausstellung sei deshalb bestens empfohlen! 
F Ingelheim a. Rh. Wie unerhört vorge 
chritten in diesem Jahre die Vegetation des Wein— 
stockes ist, wird durch die Thatsache illustrirt, dai 
Unfangs nächster Woche schon von der Hochheimer 
Thampagner-Fabrik die Lese der hiesigen 
Früh⸗Burgunder beginnt. Eine Weinlese am 
Rheine zu Anfang Mugusts, das ist in den Annalen 
des rheinischen Weinbaues bis jetzt noch nicht dage— 
vesen. Man zählt allgemein darauf, daß, wenn 
uns der Himmel nicht im Stiche läßt, die Weinlese 
am ganzen Rheine schon vor Mitte Oktober beendet 
jein kann, während sie sonst auch in den geseg 
netsten Jahren vor Ende Oktober, regelmäßig soga 
vor Allerheiligen, also im November, noch nicht be⸗— 
gonnen hat. 
F Bad Kissingen. Vom Aufenthalt der 
deutschen Kaiserin. Die Miethe, welche auf Befehl 
der deutschen Kaiserin dem k. Kurpächter Hofrath 
Streit ausgezahlt wurde, betrug die Summe von 
30 000 Mark. 
Eingrauenhafter Mord istam Dienstag 
in dem unweit von Iserlohn gelegenen Dorfe 
Zennen begang n worden. Das 10jährige Töchter⸗ 
hen des Wirtes Pütter war am Nachmittag nach 
dem Schulschluß nicht nach Hause gekommen. Man 
tellte Nachforschungen an und fand das Mädchen 
a. 30 Schritte von der Chaussee entfernt im Flöß 
zraben einer Wiese, das Gesicht auf dem Boden 
rmordet und geschändet vor. Die sofort angestellte 
irztliche Untersuchung ergab, das das Kind erdrosselt 
vorden. Der Mörder ist bereits entdeckt, obschon 
er noch leugnet. Derselbe ist der Handlanger 
Walsch, ein wegen Sittlichkeitsverbrechen bereits 
viederholt vorbestraftes Subjekt, das zur Zeit der 
That am Thatorte gesehen worden, die Kleidung 
zann auffälliger Weise gewechselt und bereits wieder⸗ 
jolt versucht hat, kleine Mädchen an sich zu locken. 
Die erbitterten Einwohner des Dorfes haben den 
Menschen fast gelyncht, so daß derselbe schleunigft 
iach Iserlohn ins Gefängniß transportiert wurde 
F Kronach. Ein vorgefundenes, 24000 Mt. 
betragendes Defizit in den Gemeindekassen hat 
ur Folge gehabt, daß der Bürgermeister Kaiser, 
)er Stadtschreiber Bauer, ferner die Magistrats- 
älthe Heim und Kammerer laut Regierungsentscheid 
dom Dienst entlassen worden sind. 
F München, 6. August. Der dicste 
Ddann Münchens, Herr Privatier August 
Strohofer, ist gestern Nachmittag im Alter 
bon 39 Jahren plötzlich gestorben. Er hatte ein 
Vewicht von gut 3 Zentner und seine enorme Cor— 
zulenz gab oft Anlaß zu lustigen Wetten. So hat 
inmal ein bekannter hiesiger Wirth 100 Mk. ge⸗ 
vettet, daß Strohofer nicht in vier Stunden nach 
Planegg gehen körne, ohne stehen zu bleiben oder 
imzusehen. Strohofer hat die Wette glänzend ge⸗— 
vonnen, denn er legte den Weg unter den Be— 
zingungen in 213 Stunden zurück. 
F Von einem Rehbock mit einer Nadel 
m Herzen weiß die „Deutsche landwirtschaftliche 
Bresse“ zu berichten, der vor einigen Wochen auf 
dem Rittergut Hammer bei Driesen geschossen sein 
oll. Die schon verrostete Nadel soll mitten im 
Zerzen gesessen haben. (Die Nadel hat sich jedenfalls 
eim „Aufschneiden“ gezeigt.) 
F Wer hat die Bürste erfunden? Auf 
diese Frage finden wir in dem „Volkswohl“ eine 
Antwort. Der Erfinder dieses nützlichen Hausge⸗ 
ths ist Leodegar Thoma, ein Bürgerssohn von 
Todtnau im badischen Schwarzwald. Er hatte 
päter die Müllerei erlernt und sann als Müller— 
zursche auf Mittel, wie er sich das Zusammenkehren 
des Mehlstaubes erleichtera könnte. Da kam er 
auf den Gedanken, ein Stück Holz zu durchboren 
und in den Löchern Schweinsborsten mit hölzernen 
Nägeln zu befestigen. Damit hatte er die Bürste 
rfunden. Im Jahre 1770 fing er an, gewerbs⸗ 
mäßig Bürsten zu verfertigen und zu verkaufen; 
»ald nahm die ganze Familie an der Bürstenarbeit 
Theil, und es konnten einige Hausirer angestellt 
verden. Etwa vor 100 Jahren fing ein gewisser 
Balthasar Brender an, aus der Herstellung der 
Bürstenhölzer einen eigenen Eiwerbszweig zu ma— 
hen. Das war der unscheinbare Anfang einer In⸗ 
ustrie, die in Todtnau und anderen Orten am 
Südabhange des Feldbergs besonders heimisch wurde 
und jetzt etwa 1000 Bürstenmachern, 100 Ver- 
fertigern von Bürstenhölzern und 75 Hausirern 
Nahrung gibt. Den Werth der Bürstenwaaren, die 
in jenen Gegenden jährlich gefertigt werden, schätzt 
man auf ä Mislion Mark. 
Brüssel, 7. August. Infolge schlagen⸗ 
der Wetter wurden in den Gruben von 
Gilly viecr Bergleute getödtet, drei schwer ver⸗ 
wundet. 
4 Madrid, 6. August. Laut einer Nachricht 
des „Imparcial“sin 17 spanische Emigranten 
an Bord eines italienischen transatlanuschen Dampfers 
auf der Reise von Malaga nach Buenos Aires 
Hungers gestorben. 
Gemeinnütziges. 
Käse vor Maden zu schützen. Ein einfaches 
Mittel, Käse vor Maden zu schützen, soll darin be⸗ 
stehen, daß man zwischen die Käse, nachdem sie ab— 
geputzt sind und eingelegt werden, Johanniskraut 
AHypericum perforatum) legt, so daß zwischen jeder 
Käseschicht eine Schicht Johanniskraut zu liegen 
kommt. Das Johanniskraut soll mit demselben 
Erfolge durch Erlenlaub ersetzt werden können; an 
zenehmer ist Hopfen, der für diesen Zweck ebenfalls 
empfohlen wird. Die Käse erhalten durch den 
letzteren gleichzeitig ein angenehmes Aroma. 
Dienstesnachrichten. 
Der zeitlich pensionirte Lehrer Johannes 
Motsch in Petersberg wurde reaktivirt und vom 
16. August an wieder in seine Stelle (Petersberg) 
ꝛingewiesen. Schulverweser Johann Baptist Berr g⸗ 
hofer daselbst ist als interim. Verweser nach 
Vinningen berufen. J 
Die interim. Verwesung der durch die Be— 
örderung des Schulberwesers Wagenseil nach 
Darstein erledigten prot. Lehrerstelle zu Luthers— 
zrunn ist dem Schuldienstexspektanten Jakob Böss— 
hen z in Russingen vom 1. September an über— 
ragen. Schuldiensttxspektant August Hauck in 
Schmalenberg ist als Schulverweser nach Pirmasens 
verufen. 
BProtestautischer Gottesdienst 
Sonntag den 11. August 1889, 9/2 Uhr 
vorm. Text: Evang. Lucä 7, 156; Lied 675. 
Nachmittags 2 Ühr Christenlehre. 
Neueste Nachrichten. 
Metz, 7. August. In der gestrigen Sitzung 
des Gemeinderaths machte der Bürgermeister die 
Mittheilung, daß Kaiser und Kaiserin Wilhelm II. 
ür den 23. August ihren Besuch hier angesagt 
Jaben. 
Darmstadt, 8. August. Die Meldung der 
Jeutigen Morgenblätter, betreffend die Ankunft des 
daisers am 27. August, bestätigt sich nicht. 
Wenigstens ist bis jetzt an hiesigen officiellen Stellen 
diervon nichts bekannt. 
Närmnberg, 8. August. Der deuischfreifinnige 
Rechtsanwalt und Gemeindebevollmächtigte Beckh 
st zum Nachfolger Frankenburgers bestimmt. Seine 
Wahl ist zweifellos. (K.) 
Bayreuth, 7. August. In heutiger Magist⸗ 
ratssitzung wurde bekannt gegeden, daß der 
daiser mit Gemahlin und der Prinz⸗-Regent 
im 17. August eintreffen werden. Der Kaiser und 
seine Gemahlin werden durch den Prinz⸗Regenten 
als dessen Gaste begrüßt. Die Künstlerschaft wird 
den Herrschaften einen musikalischen Empfang be— 
reiten. Graßartige Decoration und Illumination 
sind seitens der Stadt in Aussicht genommen. Am 
Sonntag Abend während der 2. Pause der Parfi— 
jal⸗zAufführung sollen Bergfever leuchten. 
Engelberg, 8. August. Graf Waldersee, 
dessen Urlaub abgelaufen, ist heute nach Berlin 
zurückgereist. 
Cowes, 8. August. Der Kaiser reist hute 
Abend 7 Uhr ab. 
Paris, 8. August. Zwei Deutsche sind, 
taut „Fr. Zig.“. in Arles verhaftet worden, weil 
sie Soldaten Geld für eine Lebel-Patrone angeboten 
haben. 
Für die Redaktion verantwortlich F. X.