Full text: St. Ingberter Anzeiger

nisterpräsidenten Crishi und der übrigen Minister, 
sowie der Behörden, Vereine und einer großen 
Menge enthüllt worden. König Humbert wurde 
überall begeistert begrüßt. 
Konftantinopel, 22. August. Der fran⸗ 
zöfische Konsul in Kreta soll an den hiefigen 
französischen Botschafter, Grafen Montebello, tele⸗ 
graphirt haben, es bestehe keinerlei Notwendigkeit 
mehr, daß französische Kriegsschiffe vor der Insel 
lägen. 
— Sansibar, 23. August. Der Dampfer 
„Neära“ ist gestern mit 8300 Zulus für Haupt— 
mnann Wißmann angekommen F 
Eokale und pfälzische RNachrichten. 
** St. Ingbert, 24. August. Im Verein 
„Gemüthlichkeit“ wird morgen Abend im 
Saale des Café Becker eine theatralisch⸗musikalische 
Abendunterhaltung für die Mitglieder veranstaltet. 
* Wie nöthig im Verkehr mit Wechseln 
die größte Vorsicht ist, ergiebt sich aus nachstehen⸗ 
dem Fall, den wir in einem auswärtigen Blatte 
finden. Ein Fabrikant erhielt in Zahlung einen 
Wechsel im Betrage von ungefähr 24 Mark und 
gab ihn auch wieder in Zahlung ab. Der Wechsel 
ging noch durch mehrere Hände, bis seine Zeit um 
war. Nun wurde er nicht eingelöst und protestirt. 
Bei dieser Gelegenheit stellte es sich heraus, daß 
die Wechselmarke verkehrt auf den Wechsel aufge— 
klebt war, und deshalb wurde nicht allein gegen 
den Aussteller, sondern auch gegen Alle, deren 
Namen auf dem Wechsel standen, eine Strafe im 
50fachen Betrage der Wechselstempelmarke erkannt. 
Der Wechsel giag durch zwölf Hände und wurde 
jeder Unterzeichneter zu 5 Mark Strafe verurtheilt, 
macht in Summa 60 Mark Strafe wegen einer 
yerkehrt aufgeklebien Marke. 
*- Die Gesammtzahlder nicht approbirten 
Personen, welche im Jahre 1888 in Bayern 
die Heilkunmde ausübten, betrug am Schluß des 
Jahres 1271; 949 männlichen, 322 weiblichen 
Geschlechtes. Im Jahre 18875 war die Zahl 
1318. Nach den Regierungsbezirken ausgeschieden, 
trafen auf Oberbayern 324, Niederbayern 278, 
die Pfalz 26, die Oberpfalz 131, Oberfranken 
97, Mittelfranken 122, Unterfranken 60, Schwa— 
ben 2383. 
— Das kgl. Landgericht Zweibrücken hat 
gegen 71 Wehrpflichtige wegen Verletzung der 
Wehrpflicht durch unerlaubte Auswanderung Vor⸗ 
ladebefehl erlassen. 
— Homburg, 24. August. Vom 1. Sep⸗ 
tember J. J. ab ist der Postbote Herr Georg Neuer 
hon hier sustentiert. Ein vielbewegtes Wander⸗ 
leben, um diesen hier zutreffenden Ausdruck zu ge⸗ 
hrauchen, gelangt hierdurch in den wohlverdienten 
Ruhestand. Schon von seinem 16. Jahre ab 
durchstreifte der nunmehr 58jährige Neuer die 
sämmtlichen Ortschaften des dazumal noch ausge—⸗ 
dehnten Rentamtssprengels Homburg, als Aushelfer 
für seinen Vater, den verewigten Steuerboten Neuer 
Vom 18. bis zum 33. Lebensjahre begleitete Neuer, 
wie die „Zw. Ztig.“ mittheilt, die Stelle eines 
Rentamtsbeiboten beim hiesigen k. Rentamte. Von 
letzterem Zeitpunkle (1866) ab ist Neuer bei der 
k. Postexpedition Homburg thötig gewesen. Im 
Amte ergraut, im Alter von 53 Jahren, zwang 
ihn nun ein körperliches Leiden, um seine Pension 
nachzusuchen, nachdem er 23 Jahre als Postbote 
bei der Posterpedition Homburg gewirkt hat. 
— Kaiserslautern, 283. August. Die auf 
gestern Abend berufene Bürgerversammlung 
genehmigte zur Fertigstellung der Wasserleitung ein 
weiteres Anlehen von 480,000 M., und zum 
Grunderwerb für den Bahnbau Kaiserslautern- 
Biedermühle ein solches im Betrage von 62-67, 000 
M., beides tilgbar in 420 Jahren zu 432 pbtt. 
An der Versammlung nahmen 460 stimmberechtigte 
Bürger Theil. 
— Kaiserslautern, 23. August. Wegen 
fortgesetzten Einbruchdiebstahl s wurde heute 
früh eine in der Marktstraße wohnende Frau in 
Haft genommen. Dieselbe hat schon seit längerer 
Zeit während der Nacht die Ladenthür und Laden— 
tasse des im gleichen Hause befindlichen Geschäfts 
geoöffnet und beraubt und soll dem Pf. A. zufolge 
auf diese Weise nach und nach etwa 1000 M. ent⸗ 
wendet haben. 
— Kusel, 23. August. Infolge eines von 
hier aus geäußerten und begründeten Wunsches 
wird der hochwürdige Herr Diözesanbischof 
die Einweihung der neuen katholischen Kirche 
dahier am Mittwoch den 11. Sevtember vornehmen 
und am Abend vorher, also Dienstag den 10. 
Sept., hier eintressen. Ursprünglich war die An— 
kunft des Hrn. Bischofs auf Montag, die Feier 
selbst auf Dienstag anberaumt. Zur würdigen Be— 
gehung des Festes werden bereits Vorbereitungen 
getroffen. Für Dienstag-⸗Abend ist eine Beleucht— 
ung der Kirche in Aussicht genommen. 
— Kusel, 23. August. Der Becicht über 
den Preismarkt am letzten Dienstag bedarf noch 
einer Ergänzung, den Schweinemarkt betreffend, 
Wie die Preise für Rindfleisch stark in die Höhe 
gegangen, so war auch Schweinefleisch im Preist 
gestiegen, Käufer hatten trotzdem noch mit einer 
zewissen Zurückhaltung der Verkäufer zu kämpfen 
— dies hat sich nun am Dienstag einigermaßen 
seändert: die Nachfrage war schwach und gaben 
Preise infolgedessen etwas nach. Ferkel werden 
'ortdauernd gut bezahlt. (3tg.) 
— Pirmasens, 23. August. Postbote 
Weiß befindet sich seit einigen Tagen wieder in 
Freiheit. Wie wir hören, wurde derselbe auf ein 
Butachten des k. Landgerichtsarztes in Zweibrücken 
din aus der Haft entlassen, nachdem deren Fort⸗ 
dauer seiner Gesundheit gefährlich geworden wäre. 
i) 
— Bergzabern, 22. August. Heute Nach—⸗ 
mittag erhängte sich dahier auf seinem Speicher 
der 76 Jahre alte Ackerer und Brandmetzger Jakob 
Zieghe. Derselbe war krank und sollte sich einer 
Dperation unterziehen. 
— In der letzten Sitzung des Gemeinderaths 
von Maikammer bildete den wichtigsten Be— 
rathungsgegenstand der vom kgl. Rentamt Eden— 
koben bei der kgl. Kreisregierung gestellte Antrag 
auf Einführung der Miethhaussteuer in 
der dortigen Gemeinde an Stelle der bisher er—⸗ 
hobenen Hausrealsteuer. In der Gemeinde Mai— 
kammer, die nahezu 2700 Soeelen zählt, befinder 
sich 520 Wohngebäude, von welch' letzteren nur 
37, und diese nicht vollständig, nur theilweise, ver⸗ 
miethet sind. Die Gesammt⸗Seelenzahl der Mieths— 
dersonen beträgt nach geflogener Erhebung 495 
Bei diesen Verhältnissen konnte der Gemeinderath 
eine Merkmale erblicken, welche die vom kgl 
Kentamt beantragte Besteuerungsänderung zu recht- 
ertigen im Stand wäre, und erhob, wie die „Ggt.“ 
)erichtet, demgemäß einstimmig Protest gegen die 
drojektirte Maßnahme. 
— Neustadt, 22. August. Der Bahnwärter 
J. Baumann von Haßloch, Wittwer und Vater 
»In 4 Kindern, wurde gestern Abend beim Ran⸗ 
zieren im hiesigen Bahnhof überfahren, wobei er 
inen Beinbruch und bedeutende Verletzungen am 
dopfe erlitt. Derselbe mußte in das hiefige Spital 
yerbracht werden. 
— Deidesheim, 22. August. Gestern 
hrannte es im Wohnhause des Schreinermeisters 
Zerrn C. Dürk in der Mansarden⸗Wohnung, welche 
»on Wwe. Ißler bewohnt war. Das Feuer, welches 
an den Betten und Möbeln der Frau Ißler, sowie 
an Holzvorräthen reichliche Nahrung fand, ver—⸗ 
hreitete sich bei dem herrschenden Windzug über 
den ganzen Dachstuhl, so daß es kaum möglich war, 
noch etwas aus der Wohnung zu retten. Der 
rasch herbeigeeilten Feuerwehr gelang es, das Feuer 
auf seinen Hetd zu beschränken. Die Betreffende 
hat nichts versichert und ist arm, so daß sie aus 
die Wohlthätigkeit ihrer Mitmenschen angewiesen ist. 
Herr Gutsbesitzer G. hier hat sich der Frau an⸗ 
zenommen und ihr in seiner Behausung vorläufig 
Wohnung angeboten. 
— Mutterstadt, 23. August. Noch recht⸗ 
zeitig vom Tod gerettet, wurde gestern Abend 
das noch nicht ganz 2 Jahre alte Söhnchen des 
Schmiedemeisters Jak. Nutzenberger. Dasselbe ging, 
als die anderen Kinder die Gartenthüre offen 
'ießen in den Garten hinein, worin sich ein tiefer 
Brunnen befindet, welcher durch einen Zaun ge— 
cheilt ist, und lief in das Anwesen des angrenzen⸗— 
den Nachbars. Von dort kletterte es die Treppen 
in den Brunnen hinab, wo es dann hineinfiel. 
Zum Glück kam gleich darauf Frau Reallehrers⸗ 
witwe E. in den Garten und als sie am Brunnen 
porüberging, sah dieselbe noch ein Händchen über 
dem Wasser. Die bejahrte Frau sprang sofort ins 
Wasser und rettete das dem Tode nahe Kind. 
Aerztliche Hilfe war sogleich zur Stelle und es be— 
teht die Hoffnung, daß der Kleine keinen Nach— 
heil durch das kalte Bad davontragen wird. 
— In Oppau feuerte der 20 Jahre alte 
Fabrikarbeiter Joseph Zott auf seinen Vater, der 
Nachtwächter hier ist. aqus einem scharf geladenen 
Revolver drei Schüsse ab, in der Absicht, ihn zu 
ödten. Der junge Mensch, der so gewissenln 
gegen das vierte Gebot handelte, wurde verhaftet 
— Aus der Rheinpfalz. Vom Wein. 
markt. Die Aussichten auf die Guüte des zu ar 
wartenden Ergebnisses haben sich im allgemeinen 
deständig gemehrt. Gleiches läßt sich jedoch bezlig⸗ 
lich der Renge des Ertrages nicht sagen. Am 
oberen Haardtgebirge schadete der Sauerwurm seht 
biel, der auch am unteren Gebirge auftritt, jedoch 
nicht in solch bedenklichem Maaße. Ebenso zeig 
sich an der Oberhaardt mehrfach die Blattkrankhe 
(Peronospora viticola). Die ganze Sachlage ist 
dazu angethan, daß der Weinhandel anhaltend he 
strebt blieb, sich zu decken, wodurch das Verkaufe. 
geschäft belebter als sonst um diese Zeit ist. Die 
Meldungen über den Stand der Reben in den 
übrigen pfälzischen Rebgebieten (Zellers, Alsenz 
Nahethal u. s. w.) lauten gleichfalis gut mu Run 
sicht auf die Beschaffenheit des zu erhoffenden 
Weines, jedoch ist auch dort durchgängig nur eip 
zeringes Menge-Ergebniß zu erwarten. 
— Freinsheim. Wie man der „Pf. g.“ 
chreibt, ist gegen den früheren Apotheker Lippz 
„jon hier Untersuchung eingeleitet wegen Vetrugs 
hegangen dadurch, daß er Jahre lang in sehr vielen 
Fällen die vorgeschriebene Arzneitaxe bedeutend 
ibersetzte. 
— Obermoschel, 21. August. Dem Sjahr. 
Töchterchen der Eheleute Eid gerieth vorgestern 
seim Spielen mit Bohnen eine derselben in die 
Luftröhre und konate erst nach vorgenommenem 
Luftröhrenschnitt aus derselben entfernt werden. An 
dem Aufkommen des bedauernswerthen Kindes wird 
Jezweifelt. 
Vermischtes. 
F Burbach, 23. August. Die Verwaltung 
der Knappschafts-Kasse des Burbacher Hüttenwerkz 
ließ an der verlängerten Lebacher Straße im Früh— 
jahr mit dera Bau von sechs Arbeiterhäusern be— 
ginnen, die jetzt vollendet sind; sie werden in nächster 
Zeit von Arbeiterfamilien bewohnf werden. Solche 
im Jnteresse der Arbeiter errichtete Wohnhäuser 
sind eine Wohlthat für zählreiche Familien. 
(St. J.S.A.) 
F Der Deutsche Verein für öffent— 
liche Gesundheitspflege hat soeben das Pro— 
gramm für eine vom 14. bis 17. September in 
Straßburg im Elsaß stattfindende fünfzehnte 
Jahresversammlung ausgegeben. Die Otganisation 
des öffentlichen Gesundheitswesens hat in Frankreich 
einen etwas anderen Entwicklungsgang als in Deutsch⸗ 
land und da man in den Reichslanden vielfach auf 
die vorgefundenen französischen Einrichtungen weiter⸗ 
gebaut hat, so haben sich hier in mancher Beziehung 
eigenartige Verhältnisse herausgebildet, die der erste 
Medizinalbeamte der Reichslande, Geh. Medizinalrath 
Dr. Kriseger in einem einleitenden Vortrag übder 
die hygienischen Verhältnisse und Einrichtungen in 
klsaß⸗Lothringen mittheilen wird. Als erstes eigent⸗ 
iches Verhandlungsthema schließt sich hieran laut 
„Pf. Vzt.“ die Berathung des von einer auf der 
porjährigen Jahresversammlung gewählten Kommis- 
ion ausgearbeiteten Entwurfs für reichsgesezziche 
Vorschriften zum Schutz des gesunden Woh⸗ 
nens, eingeleitet ducch die beiden Referenten Ober- 
ȟrgermeister Dr. Miquel (Frankfurt a. M.) und 
Dberbaurath Professor Baumeister (Karlsruhe). Die 
»eiden folgenden Tage bringen neue Themata, 
die der Verein bisher noch nicht in Berathung 
genommen hat, zunächst Anstalten zur Fürsorge 
ürGenesende, sog. Reconvalescentenanstalten, eine 
Frage, die z. Z. für viele Städte eine brennende 
st und für welche die Herren Geheimrath Pro⸗ 
essor Dr. v. Ziemssen (München) und Bürger- 
meister Back (Straßburg) die einleitenden Referate 
Referate Ubernommen haben. Die Verhandlungen 
des zweiten Tages beschließt dann eine der wich⸗ 
tigsten aber duch schwierigsten Fragen vorbeugender 
Besundheitspflege, die Verhütung der Tuber— 
fulose, eingeleitet durch ein Rferat von Professor 
Dr. Heller (Kiel.) Der Verhandlungsgegenstand 
des dritten Tages ist wieder vorwiegend technischer 
Natur und bringt ein Thema, das trotz seiner 
zroßen Bedeutung noch fast gar nicht bearbeitel 
st: Eisenbahnhygiene in Bezug auf die Reisenden. 
Hier werden von den beiden Referenten Geh— 
Zaurath Wichert (Berlin) und Professor Dr. Löffler 
Greifswald) eine Reihe wichtiger hygienischer 
Fragen, wie Bauart und Einrichtung der Personen⸗ 
wagen, Veleuchtung, Lüftung, Heizung und Kühlung 
verselhen, Sicherunga der Reisenden gegen Unfolle