Full text: St. Ingberter Anzeiger

halten. Die Bürgerschaft Dresdens ist gleich dem ihr 
über alles teueren königlichen Herrn des Landes er⸗ 
füllt von der Zuversicht, daß die sachsische Regimen- 
ser sich von neuem als schlagfertige, starke Wehr des 
Vaterlandes erweisen werden. Mit Freuden werden 
sie dem Ruf Ew. Majestät folgen, wenn je des 
Reiches Feinde die Erhaltung des Friedens unmög— 
lich machen sollten, und der Lorbeer wird in ge— 
rechtem Kampfe Ew. Majestät nicht fehlen. Heute 
aber, da wir in Ew. Majestät den vornehmsten und 
mächtigsten Schirmherrn des Friedens verehren und 
da Ew. Majestät zu unserer höchsten Freude mit 
unserer huldreichen Kaiserin hier friedlichen Einzug 
halten, beut Dresden dort zum Gruß die Königin 
der Blumen und jubelnd erneut die Bürgerschaft 
das Gelübde der Treue. Dr. Stübel schloß die An— 
sprache mit einem dreimaligen Hoch auf das Kaiser⸗ 
paar. Der Kaiser dankte in huldvollen Worten und 
reichte dem Oberbürgermeister die Hand. 
Dresden, 6. Sept. Die Parade des XII. 
sächsischen Armeekorps vor dem Kaiser nahm bei 
prächtigem Wetter den glänzendsten Verlauf. Nach⸗ 
dem Prinz Georg, als kommandirender General des 
XII. Armeekorps, den Rapport erstattet, ritten der 
Kaiser und der König von Sachsen mit der glänzen- 
den Suite zunächst die Front ab. Die Kaiserin und 
die Königin von Sachsen folgten im vierspännigen 
Wagen. Die Herrschaften nahmen sodann unweit 
der Tribüne Aufstellung und der Parademarsch be⸗ 
gann. Der Kaliser führte sein sächsiiches Grenadier⸗ 
Regiment Nr. 101, dessen Uniform Allerhöchstder- 
selhe auch angelgt hatte, dem König von Sachsen 
persönlich vor. Der König von Sachsen führte das 
Leibregiment, das Garde⸗Reiterregiment und das 
Artillerieregiment Nt. 12 voc dem Kaiser vorüber. 
Die Prinzen Friedrich August, Johann Georg, Max 
und Albert von Sachsen standen in der Front bei 
den Rigimentern, denen sie zugehören. Die ganze 
Umgebung des Paradefeldes und die dahin führenden 
Straßen waren mit dichten Menschenmassen besetzt, 
welche Ihre Majestäten mit stürmischen und iubeln- 
den Zurufen begrüßten. 
—X a. D. S., 6. Sept. Der A— 
meine Deutsche Bergmannstag, welcher 
gestern hier durch Berghauptmann Frhr. v. d. 
Heyden⸗Rynsch eröffnet wurde, sandte bei dem an 
die Cröffnungsfeierlichkeiten sich anschließende Fest⸗ 
essen ein Huldigungs- und Ergebenheitstelegramm 
an den Kalser. 
Halle, 6. Sept. Auf dem Bergmauns⸗ 
bag wurde beschlofsen, den nächsten deutschen Berg- 
nannstag in Breslau abzuhalten. 
Berlin, 5. Sept. Im nächstjährigen Etat 
dürften bei der Position des AUuswärtigen Am— 
bes einige organisatorische Veranderungen in Erschei⸗ 
nung treten, welche durch die Entwickelung der Ge— 
schäfte des Auswärtigen Amtes selbst bedingt sind. 
Es sollen zwei neue Abteilungen geschafft werden, 
deren Organisation insofern von den übrigen Abtei— 
lungen abweichend gedacht ist, als an ihre Spitze 
kein Direktor, sondern ein vortragender Rat als Di— 
rigent gestellt werden soll. Einer derartig organi— 
sierten Abteilung sollen die Koölonialangelegen— 
heiten übertragen werden. Neben dem Dirigenten 
sollen darin ein vortragender Rat sowie im Consul⸗ 
ardienste praktisches Hilfspersonal angestellt werden. 
Anderseits soll von der ersten Abteilung die Unter— 
abteilung b (Personalien, Finanzen, Ceremonien) 
abgezweigt und als besondere Abteilung der vorbe⸗ 
zeichneten selbstständig organisiett werden. — Die 
Etatsarbeiten werden im übrigen so geleitet, 
daß sie auch bei der frühen Berufung des Reichs⸗ 
ages abgeschlossen sein koͤnnen. 
Von den Schülern des orientalischen Se— 
minars in Berlin ist neuerdings ein Mitglied der 
chinesischen Klasse, Assessor Dr. jur. Grunenwald 
durch das Auswärtige Amt für den auswärtigen 
Dienst des Reiches engagiert worden. Derselbe vird 
Ende September die Reise nach Ostasien antreten, 
um als Dolmetschereleve bei der kaiserlichen Ge⸗ 
jandtschaft in Peking zu fungieren. 
Ausland. 
Paris, 6. Sept. Justizminister Thevenet 
forderte die Bischöfe durch ein Rundscheeiben auf, 
die Geistlichen anläßlich der bevorstehenden Wahlen 
daran zu erianern, daß es dem Clerus verboten 
sei, bei Ausübung der priesterlichen Obliegenheiten 
irgend welche politische Parteinahme kundzugeben. 
Die Regierung werde nicht säumen, gegen die— 
jenigen Mitglieder des Clerus streng vorzugehen, 
welche diese Verhaltungsvorschriften übertreten 
ioslten. auf deren Beobochtung seit dem Abschluß 
des Concordats von allen Regierungen Frankreichs 
Jestanden worden sei. 
Paris, 6. Sept. Boulanger richtete an 
Tirard ein Schreiben, worin er verlangt, vor 
ein Kriegsgericht gestellt zu werden und sich ver— 
pflichtet, sich dewselben sofort zu stellen, sobald der 
Gerichtshof sich konstituiert haße. Boulanger fügt 
hitizzu, weigere sich Tirard, diesem Verlangen nach⸗ 
zukommen, so beweise dies, daß man in höheren 
Zreisen das unparteiische Votum des militärischen 
Berichtshofes fürchte. Er werde die Sache dem 
obersten Richter unterbreiten, der bei den Wahlen 
am 22. d. M. sein Urtheil sprechen werde. 
Paris, 6. Sept. Die Regierung wird dem 
Antinnen Bulangers, ihn vor ein Kriegs⸗— 
jericht oder wegen Anklage auf Unterschlagung und 
Antreue vor den Appellhof zu stellen, keine Folge 
jehen. Der General hatte die letzte Forderung be—⸗ 
anntlich für diejenigen Anklagepunkte gestellt, 
velche von dem obersten Gerichtshofe im Einver⸗ 
iehmen mit dem Generalstaatsanwalt zur weiteren 
Untersuchung und zur Verweisung an das zustän—⸗ 
dige Gericht zurückgestellt wurden. Diese Unter⸗ 
uchung ist bereits im Gange und wird ihren Ver⸗ 
auf nehmen ohne Berücksichtigung irgend welcher 
Forderungen Boulangers. Die Regierung ist gar 
nicht befugt, irgend jemand einem teliebigen Ge— 
tichte zu überweisen. — Bis jetzt wurde auf der 
Prafektur keine Kandidatur Boulangers und Roche— 
'orts angemeldet. Die Zahl der Kandidaturen für 
zanz Frankreich beträgt jetzt 900. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*St Ingbert, 7. Sept. Man ist von 
der „St. Ingberter Zeitung“ gewohnt, daß fie 
don Zeit zu Zeit Artikel losläaßt, welche in einer 
Art Siedehitze geschrieben, eben darum aber die 
jewünschte Wirkung nicht erzielen. So wird es 
zewiß auch mit ihren in der Nummer 230 von 
»em —shorrespondenten ausgestoßenen Klagen sein, 
die wie gewöhnlich zu Beschimpfungen ausarten. 
Es ist denn doch zu stark, wenn man dadurch, 
»aß man Vereinen und Privaten Mangel an 
Anstand vorwirft, diese veranlassen, ja zwingen 
vill, in der „St. Ingderter Zeitung“ zu inseriren. 
Die Klagen über Mangel an Anzeigen kehren ja 
n jenem Blatte immer wieder und scheinen in 
zewisser Richtung charakteristisch. Warum soll aber 
zie hiesige Bürgerschaft zur Bekanntmachung ihrer 
Anzeigen sich an die „St. Ingberter Zeitung“ 
venden, die doch eigentlich eine Kaiserslauterer 
Zeitung ist? Wir denken, vor allem sind es doch 
die einheimischen Unternehmungen, die Unterstützung 
der Bürgerschaft verdienen. Warum sollen die 
Leute auch gezwungen sein, ihre Anzeigen für St. 
Ingbert in auswärtigen Expeditionen aufzugeben, 
öder doppelt zu inseriren? Nicht zu reden von 
den vermehrten Unkosten, welche bei der Benütz⸗ 
uing von 2 Zeitungsorganen dem Vublikum er⸗ 
vachsen. 
Wie weit die „St. Ingberter Zeitung“ einer 
Förderung würdig ist, hat ihr charakteristischer 
issiger Ton von je bewiesen. Man erinnert sich 
noch, wie vor etwa 4 Wochen die zeitliche Eatlassung 
iniger Arbeiter des Eisenwerks dazu benügt wurde, 
Berbitterung in die Reihen der Ardeiter zu tragen; 
sier ein neues Beispiel, wie man eine einfache ge— 
chäftliche Angelegenheit in ähnlicher Weise benüßtt. 
Wer es nicht wußte, konnte es durch den oben 
ititten Artikel erfahren, daß es hier auch Bürger 
weiter Ordnung gebe. In solcher Weise den 
daß zu schüren, Unfrieden in der Gemeinde 
u wecken und zu nähren, ist frevelhafter Leichtsinn, 
a geradezu ein Verbrechen. Darum können wir nicht 
mmer zu ihren Aeußerungen schweigen, sondern 
nüssen hie und da einen Artikel niederer hängen, 
ind das Urteil darüber dem einfachsten Anstand 
iberlassen. Vielleicht geht auch der „St. Ingberter 
Zeitung“ die Erkenntniß auf, daß sie mit solchen 
Blüten des Fanatismus die Geschmacksrichtung un- 
erer Bürgerschaft durchaus nicht getroffen hat. 
* St. Ingbert, 7. Sepi. Herr Steuer⸗ 
rufseher F. Kraus dahier ist vom 1. kommen⸗ 
»en Monats ab zum Aufschlageinnehmer 
in Wallhalben ernannt,. und auf die hiesige Steuer⸗ 
rufseher⸗Stelle Herr L. Fichter in Schmitts⸗ 
sausen bei Zweibrücken versetzt. Zum Aufschlag— 
innehmer in Bruchmühlbach wurde befördert Herr 
Steueraufseher J. Schwarz in Grünstadt. — Mit 
WBirkung vom 1. Oktober ds. Is. an werden in 
zruchmühlbach and Wallhalben, Haupt-⸗ 
ollamtsbezirk Landau, dann in Göllheim, 
auptzollamtsbezirk Ludwigshafen, neue Aufschlag— 
einnehmereien erri htet. Die Steueraufseherstellen 
in Goöll heim, Langwieden und Wallhalben werden 
dom gleichen Tag? ab dem Einzug untersteilt 
erner die Steuerauffeherstellen in Schönenderg und 
Spesbach nach Bruchmühlbach, in Schmitts hausen 
und Wallhalben und eine Steueraufseherstelle don 
Frünstadt nach Gollheim verlegt. 
HO St. Inabert, 7. Sept. Der Dienst⸗ 
mnecht Christian Berndt von Niedermiesau, zu⸗ 
letzt in St. Ingbert, welcher in der Nacht vom 
J. auf 8. Juti ds. Ihrs. auf ‚der Straße zwischen 
jier und Rentrisch den Huüttenarbeiter Johonß 
Zimmer von Rentrisch in barbarischer Weis⸗ 
lebensgefährlich mißhandelte und seither inhaftirt 
var, wurde dierwegen gestern von der Straf— 
tammer des kglt. Landgerichts Zweibrücken zu 
5 Jahren Gefängniß verurtheilt. 
* Eine Versammlung der Bergleute des 
Rechtsschutzvereins im Oberbergamisbezirk 
Bonn wird laut Ausschreibens des Vorsitzenden 
Nik. Warken morgen Sonntag Nachmittag 4 
ühr im „Tivoli“ zu St. Johann a. S. abge⸗ 
jalten. Die Tagesordnung betrifft hauptsächlich: 
Schichtdauer, Lohnfrage und Knappschaftskasse. 
Eine Einnehmerprüfung wird am Montag 
den 4. November ds. Is. und den nächstfolgenden 
Tagen am Sitze der k. Generaldirektion der Zolle 
n Mürchen abgehalten. Dieselbe wird sich auf alle 
Zweige des Aufschlageinnehmereidienstes erstrecken. 
Hesuche um Zulassung sind bis längstens 30. Sep⸗ 
ember in Vorlage zu bringen. 
*— Der bayer. Kunstgewerbe⸗Verein München 
chreibt Preise im Höchstbetrage von 300 Mk. 
und im Mindestbetrage von 60 Mk. (im Ganzen 
2000 Mk.) für kunstgewerbliche Entwürfe 
aus. Die Wahl der Gegenstaände bleibt den Be—⸗ 
werbern überlassen, doch erhalten einfachere Gebrauchs— 
zegenstände den Vorzug. Farbige Darstellungen 
dürfen zur Vervielfältigung höchstens drei Platten 
»canspruchen. Die Entwürfe müssen bis zum 16. 
stobember geliefert sein. 
— Homburg. In einer kürzlich abgehaltenen 
Beneralversammlung des Vorschußvereins 
homburg wurde, nebst Erledigung der anderen 
zunkte der Tagesordnung, der Beschluß gefaßt, die 
Statuten dahin abzuändern, daß der Verein nun— 
nehr den Titel führt: „Vorschußverein Homburg, 
ingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haft- 
yflicht.“ — Straßzenwärter Johann Stein von Limbach 
st seit letzten Samstag von dort fort, ohne bis 
etzt wieder zurückgekehrt zu sein. Von Meztz aus 
chrieb er, er würde nach Paris fahren. Der „Ver⸗ 
zuftunasgrund“ ist selbst seiner Frau unbekannt. 
Wf. v) 
— Pirmasens, 6. Stpt. Fiau Wwe. 
Fetz kaufte von Herrn Wetzstein dessen Wohn⸗ 
häuschen gegenüber dem von Frau Fetz bereits er⸗ 
vorbenen Breiner'sschen Hause um 8500 Mk. 
Un Stelle dieses Häuschens sollen die Nebenge— 
zaude erbaut werden, welche zum Betrieb der 
Hastwirtschaft im Breiner'schen Hause erforderlich 
ind. — Die Gensdarmerie hielt gestern bei 
mehreren des Wilderns verdächtigen Personen 
dahier Haussuchungen ab und fand dabei eine 
sehgais, welche schon zerlegt war und deren 
einzelne Teile sich bereits im Besitze verschiedener 
Personen befanden. 
— In der Scheuer des Maurers Peter Neu⸗ 
nayer in Weselberg ist am Dienstag Mittag 
auf bis jetzt unbekannte Weise Feuer ausge⸗ 
hrochen, welches die Scheuer und das Wohnhaus 
erstörte. Der Futter⸗ und Fruchtvorrath ist der⸗ 
»rannt; das Mobiliar konnte zum großen Theil 
jerettet werden. Neumayer hat versichert. 
— Landau, 6. Sept. Die wegen Münz⸗ 
jerbrechens festgenommenen Franz Schmitt 
ind Andreas Kuhn von Maikammer wurden gestern 
rüh 7 Uhr nach dem hiesigen Untersuchungsgefäng⸗ 
niß verbracht. Wie die Edenkobener „Gw.“ hört, 
ind dieselben des Verbrechens überführt, nur will 
noch Einer die Hauptschuld auf den Andern wälzen. 
— Gommersheim, 5. Sept. Der Oekonom 
zakob Moor, Fasselbeständer in Geinsheim, wurde 
zeute Abend etwa 6 Uhr von einem Fassel, der 
jch von der Kette losgemacht und seinem Stall 
ntlaufen war, als er denselben zurücktreiben wollte, 
zurch einen wuchtigen Stoß getödtet. (L. A.) 
— In Edenkoben wurden einige Voͤrber⸗ 
äufe in Gartenmost abgeschlossen, und zwar 
10 Liter zu 13 und zu 14 Rek., ein schöner 
— 
pyrechend ist.