Full text: St. Ingberter Anzeiger

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»atliche» Organ des königl. Am sgerichts St. Ingbert. 
* St Ingberter Anzeiger“ erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs · Blatt und Mittwochs und Samstags mit 
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berter Anzeiger“ die weiteste Verbreitung. 
zZum Geburtstage des Kaisers. 
Ein festlichschöner Tag für das deutsche Volk 
i der morgige. An ihm vollendet Kaiser Wil⸗ 
pesm 11. sein 80. Lebensjahr. Es ist der erste 
daisergeburtstag, den der hochverehrte junge Mo⸗ 
narch feiert; vor Jahresfrist schmückte die Kaiser— 
tone noch seinen Großvater, den unvergeßlichen 
deiser Wilhelm J., um bald darauf an den edlen 
daiser Friedrich überzugehen, dem sie ach nur so 
lurze Zeit zu tragen vergönnt war. 
Trotz ernster Erinnerungen ist der morgige Tag 
in Freudentag für jeden Deutschen, für die ganze 
Nation, die an ihm dem Kaiser ihre Glücks- und 
Segens wünsche darbringt, aus Herzensgrund des 
himmels Segen auf ibhn und sein Haus herab⸗ 
flehend. 
Und wie haben wir dazu auch alle Ursache! 
Wie hat nicht der junge Kaiser in seiner bisherigen, 
noch kurzen Regierung aufs Glänzendste dewiesen, 
daß er ein Mann ist voll Thatkraft, daß er seine 
egentenpflichten erfüllt, in gewissenhafter Berufstreue. 
Freimüthig und fest hat er sich zu der großartigen Sozial⸗ 
holittk bekannt, die Kaiser Wilhelm J. in seinerbekannten 
bdotschaft einleitete. Kaum hatte Wilhelm II. den 
eulschen Kaiserthron bestiegen, als er auch schon 
urch seine Besuche an fremden Höfen den Frieden 
der europäischen Völker zu festigen trachtete. Ihn 
hmückt der Lorbeer des Friedens, den uns zu er— 
jalten, er sein ganzes Wollen einsetzt, er hat ein 
senes Auge und einen zielbewußten, festen Willen. 
zum Segen der Nation zu wirken, ist sein unab- 
ig Bemühen: ihm daher auch unser Vertrauen 
illezeit! 
Als Kaiser Wilhelm, der siegreiche Held, die 
xutsche Kaiserkrone an dem ewig denkwürdigen 18. 
januar 1871 zu Versailles annahm, da sprach er 
ie herrlichnn Worte: „Wir übernehmen die kai⸗ 
eiliche Würde mit dem Bewußtsein der Pflicht, in 
deutscher Treue die Rechte des Reiches und seiner 
hlieder zu schützen, den Frieden zu wohren, die 
Unabhangigkeir Deutschlands zu flützen und die 
draft des Volkes zu siäcken. Wir nehmen sie an, 
nn der Hoffnung, daß es dem deutschen Volke ver⸗ 
jͤnnt sein werde, den Lohn seiner heißen und 
pferwilligen Kampfe in dauerndem Frieden und 
anerhalb der Grenzen zu genießen, welche dem 
Leterlande die seit Jahrhunderten entbehrte Sicher⸗ 
yit gegen erneute Angriffe Frankreichs gewähren 
werden. Uns aber und unsern Nachfolgern in der 
uherhon wolle Gott verleihen, allzeit Mehrer des 
eutschen Reiches zu sein, nicht in kriegerischen Er— 
herungen, sondern in den Werken des Friedens 
dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit 
d. Gesitung! Wahrhaft goldene Worle des 
toßbaters. denen nachzuleben der Enkel bemühtf 
Samstag, 26. Januar 1889. 
ist, ihm und dem deutschen Volke zur Ehre! 
Eine trübe, schwere Zeit liegt hinter uns, hin- 
ter unserm vielgeliebten Kaiser. Ihn selbst haben 
ja mit am Haäartiesten die Schicksalsschläge getroffen, 
ind wenn es damals für ihn einen Trost gab, so 
var es vor allem die Bundestreue der Fürsten, die 
ingetheilte Anhänglichkeit des ganzen deutschen 
Boikes. Mit Mannesmuth hat er seiner Berufs⸗ 
flicht vom ersten Augenblick an gelebt, damit der 
station ein Beispiel gebend, ächter Regentenart. 
delster Selbstverläugnung. 
Mögen unserm Kaisec fernere Schicksalsschläge 
erspart bleiben, mögen Glück und Segen ihn fortan 
auf seinem Lebenswege begleiten und unter ihm 
dem Reiche eine Zeit des Blühens und Gedeihens 
beschieden sein. Das ist unser Wunsch zu Kaiser 
Wilhelms Gehurtstag. 
Deutsches Reich. 
Muuͤnchen, 25. Jan. Generaladjutant Graf 
Karl Pappenheim, General der Caballerie, 
hat wegen eines andau enden Leidens seinen Albb⸗ 
schied nachgesucht. 
Berlin, 25. Jan. Sicherem Vernehmen nach 
ist Viceadmiral Freiherr v. d. Goltz zum Nach⸗ 
folger des verstorbenen Grafen v. Monts ernanni 
worden. 
Berlin, 25. Jan. Einer weiteren Bestimm— 
ung zufolge wird das Festmahl, das der russische 
Botschafter General Graf Paul Schuwalow 
zu Ehren unseres Kaisers veranftaltet 
bereits am 2. Februar stattfinden. 
Berlin, 25. Jan, Wie man hört, bezogen 
sich die Unterredungen, welche der Reichskanzler 
gestern im Laufe der Sitzung mit den Abgeordneten 
v. Franckenstein und v. Bennigsen gepflogen hatte 
auf die möglichst rassche Behandlung der ost— 
africanischen Vorlage, welche voraussicht« 
lich einer rasch arbeitenden besonderen Commission 
zur mündlichen Berichterstattung überwiesen werden 
vird, und somit gleich im Anfange der nächsten 
Woche zum Abschluß gelangen kann. Die Annahme 
»er Vorlage wird nicht bezweifelt, wenn auch die 
Haltung des Centrums und der Deuftschfreisinnigen 
nach den Stimmen der Presse eine schwankende ist. 
Dem Bundestat ist die Nachweisung über 
die den einzelnen Bundesstaaten bis Ende Dezem- 
ber 1888 überwiesenen Beträge in Silber-⸗, Nickel⸗ 
und Kupfer⸗Münzen zugegangen. 
Ausland. 
Paris, 24. Jan. Den Abendblättern zu⸗ 
'olge traf die Regierung für Sonntag Abend mit 
Kücksicht auf die an diesem Tag stattfindende Wahl 
imfassende Vorsichts maßregeln zur Auf— 
rꝛechthaltung der Ruhe. Die „France“ erfährt, die 
Regierung hätte mehrere für nicht ganz zuverlässig 
zeltende Regimenter aus Paris entfernt und 
vütde Truppen für Notfälle bis nach Amiens und 
Poitiers bereithatten. — Eine Mittheilung anderer 
Blätter erklärt es für unrichtig, daß die auf den 
26. Januar einberufene außerordentliche General— 
persammlung der Aktionäre der Panamagesellschaft 
pertagt werden solle. Die Versammlung würde statt- 
inden, auch wenn nicht eine hinreichende Zahl 
Actien deponiett werden würde. 
Paris, 25. Jan. Das Verbot des Theater⸗ 
tückes „'Officier bleu“ scheint sich höchst selt⸗ 
amerweise aufklären zu sollen. Man meldet daß 
s eine vollständige Verherrlichung des gouver-— 
ztementalen Rußlauds entbälf. Stetia ftönt in dem 
27. Jahrg 
Stück der Ruf“ wider: Vive la Russie!“, wogegen 
zie Nihilisten ausgesucht schlecht behandelt und aufs 
heftigste angegriffen werden. Während es unbe⸗ 
dingt feststeht, daß das Verbot weder auf die 
rusfische Botschaft, noch auf die Petersburger 
Regierung zurückzuführen ist, die gar nichts gegen 
die Aufführung einzuwenden haben, verlautet nun⸗ 
mehr aus guter Quelle, daß Lockroh das Verbot auf 
Drängen der revolutionären Parteimänner erließ, 
die ihm vorstellten, daß eine derartige Herunter- 
reißung der Nihilisten, wie sie im „Officier bleu“ 
geübt werde, den schlechtesten Eindruck auf die 
Pariser Revolutionäre machen müsse. 
Bern, 25. Jan. Der unabhaͤngige Conglo⸗ 
staat ist der Genfer Uebereinkunft 
beteeffend die Verbesserung des Loses der im Kriege 
perwundeten Militärs beigetreten. 
Pest, 24. Jan. Die Abgeordneten setzten 
heute die Debatte über die Wehrvorlage 
fort. Graf Eugen Zich y bekämpfte lebhaft unter 
großer Bewegung und stellenweise stürmischer Zu⸗ 
stimmung der Linken den 8 14, betriffend die 
Feststellung des Rekrutencontingents, wobei er die 
Aussprüche Deal's citierte. Graf Zichy erklärte, 
alle in dieser mosaikartigen Monarchie lebenden 
Rassen hätten ihren verwandten Stamm, nur die 
ungarische nicht; auf diese müsse der Thron sich 
stühen und in dieselbe das meiste Vertrauen setzen. 
Bei diesen Worten echob sich Graf Ludwig Tisza 
und wollte den Saal verlassen, worauf Zichy ihm 
surief: Wenn Sie das nicht hören wollen, wird 
es auch besser sein, wenn Sie hmausgehen. Graf 
Tisza erwiderte: Ich thue, was mir beliebt. Diese 
Scene spielte sich unter großer Unruhe des Hauses 
ab. Die Linke stimmte lebhaft Zichh zu, während 
rechts stürmischer Widerspruch ersolgte. Nur schwer 
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zustellen, worauf Zichy seine Rede kurz beschloß. 
Die Sitzung wurde sodann für kurze Zeit unter⸗ 
brochen. 
Sansibar, 25. Jon. In der Nähe von 
Saadani ist der englische Missionar Brooks, 
sowie dessen aus 16 Personen bestehendes Gefolge 
am Montag durch Küstenbewohner und Araber er⸗ 
mordet worden. 
Aden, 25. Jan. Kosakenhauptmann Ascchino w 
landete in vergangener Nacht durch Ueberlistung 
in der Tadjurah ⸗Bucht. Der Ort, an welchem er 
das Land betrat, gehört einem der zahlreichen 
kleinen Negerhäuptlinge, mit denen Frankreich einen 
Vertrag hat. Derselbe untersteht nur dem Namen 
nach dem französischen Protectorate. Ungefähr 150 
Personen, darunter Priester, Frauen und Kinder, 
defanden sich in Begleitung Aschinows. Seine 
Benossen tragen Waffen. Das franzoösische Fahr- 
zeug „Meteore“, welches diese Außenstrecke über- 
wachte, fuhr erst abends vorher an diesem Teile 
der Kuͤste vorbei, ohne etwas Verdächtiges wahrzu—⸗ 
nehmen. Ebenso erging es auch dem italienischen 
Schiffe „Barbarigo“, welches sich die Verfolgung 
der Aschinows angelegen sein ließ 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, ‚26. Jan. Kaisers 
Geburtstag ist nuß wieder herangekommen. 
Freude und Siolz muß jeden Deutschen überkemmen 
deim Gedanken an den thatkräftigen Inhaber des 
deutschen Kaiserthrones. Daß diese Gefühle auch 
in unserer Siadt durch äußere Ziichtn sich aus-« 
drücken, möge morgen eine allgemeine Beflaggung 
deHaufser Uanfinden. Wir alauben im Wunschbe