Full text: St. Ingberter Anzeiger

ist einer Familie in dem Nachbarorte Schaafheim 
pidtlich zu teil geworden. Ein dortiger Bauers⸗ 
mann, namens Sauerwein, hatte einen Sohn, wel⸗ 
her seit ca. 30 Jahre als Heilgehülfe und Friseur 
London lebt. Dieser Tage kam die NRachricht 
hon einem englischen Rechtsanwalt, daß derselbe 
uuf einer Vergnügungsreise nach Schottland auf 
der See verunglückt sei. Der Verstorbene war 
edig und hinterläßt ein bedeutendes Vermößen — 
an spricht von 500,000 Mk. — welches nun⸗ 
meht seinem 82 Jabre alten Vater zufällt. Diesem 
sowohl wie seinen übrigen durchaus unbemittelten 
Zindern wird das seltene Glück des plötzlichen 
Keichtums wohl thun und ein Balsam sein 
zuf die Wunde, die der unborhergesehene Verlust 
cz reichen Sohnes und Bruders ihnen geschlagen. 
fRohrbrunn imSpessart. Gagdschloß.) 
die Arbeiten an dem für den Prinz⸗Regenten zu 
bauenden Jagdschlosse bei Rohrbrunn schreiten so 
chnell vorwärts, daß dasselbe bereits unter Dach 
seht und auch die innere Einrichtung ihrer Vollen⸗ 
ung entgegengeht. Einige Waggonladungen Möbel 
ind vor Kurzem aus München in Lohr eingetroffen 
ind hierher transportiert worden, um im neuen 
zchlosse aufgestellt zu werden. Im heurigen Spät⸗ 
herbste erwartet man nämlich eine sehr zahlreiche 
Jagdgesellschaft und spricht man davon, daß auch 
der deutsche Kaiser einer Einladung des Prinz⸗ 
Regenten Folge leisten und den Saujagden bei⸗ 
wohnen wird. Zu verschiedenen Malen waren schon 
höhere Beamte aus München hier, um sich von dem 
Forigange der Arbeiten zu überzeugen. 
Nürnberg, 24. Sept. Der Vorstand und 
zassier der Buchdrucker-Unterstützungskasse dahier, 
Schriftsetzer Mützler, ist durchgebrannt. Die 
Summe der Unterschlagung beläuft sich auf über 
86000 Mark. 
fEin teurer Schlaf. Die Strafkammer in 
Nurnberg verurteilte den Gütler und Schuhmacher 
Stephan Bogner von Feucht wegen eines gemein⸗ 
gJefährlichen Vergehens zu einer Gefängnißstrafe von 
Monat. Derselbe war vor kurzem um die Vittags⸗ 
tunde auf seinem mit Kühen bespannten Wagen 
derart fest eingeschlafen, daß er das Anrufen des 
bahnwaärters uüberhörte und weiterfuhr. Die Kühe 
waren, als der Zug herannahte, schon mit den 
hörnern unter der Planke, und es wäre gewiß ein 
uͤnglück erfolgt, wenn nicht der Bahnwärter die Thiere 
rasch zurückgerissen hätte. 
Mäünschen, 22. Sept. Das Krieg sministerium 
zibt nach dem „K. v. u. f. D.“ bekannt, daß 
Ünterärzte, welche nicht das Gehalt der Assistenz⸗ 
ärzte beziehen, und einjährigfreiwillige Aerzte als 
Vertreter von Assistenzärzten im Friedensverhältnisse 
nehen der Zulage von 1 Mark auf die den übrigen 
dohnungsempfangern beim Verlassen der Garnison 
zustehenden Naluralverpflegungs-⸗Gebührnisse An⸗ 
prtuch haben. 
F Kürzlich verbrannten Kinder auf einem 
artoffelacker der Eisenacher Gemarlung Kartoffel⸗ 
iraut. Ein achtjähriges Madchen kam dem 
Feuer zu nahe und das Kleidchen fing Feuer. 
die vor Schrecken verwirrien übrigen Kinder liefen 
davon, und als erwachsene Leute hinzukamen und 
das Feuer in einem nahen Wassergraben löschten, 
hatte das arme Geschoͤpf an Rücken, Brust und 
Unterleib schon so erhebliche Brandwunden davon⸗ 
getragen, daß es denselben noch in der Nacht er⸗ 
legen ist. 
f Ein Fall von Lebensrettung durch den 
zJastinkt eines Hundes trug sich am vorigen 
Nutwoch Nachmittag in dem Hause Grünauer⸗ 
uraße 3 in Berlin zu. Die dort wohnenden 
Fheleute W. leben in Uneinigkeit mit einander; 
jast täglich kam es zu sehr unerquicklichen Szenen 
wischen ihnen und eine solche von besonderer Hef ⸗ 
ligkeit hatte auch am vorigen Mitiwoch Nachmittag 
stattgefunden. Nach derselben war W. fortgegangen 
und die Frau blieb allein in der Wohnung zurück. 
Wenige Minuten später drang aus derselben ein 
llägliches Hundegeheul, auf welches die Nachbars⸗ 
leute umsomehr aufmerksam wurden, als auf das 
wiederholte Anklopfen keine Antwort erfolgte. Die 
Thur zur W'schen Wohnung wurde daher mit Ge⸗ 
walt aufgesprengt und die Eindringenden gewahrten 
die Frau W. an einem Spiegelhaken, von welchem 
sie den Spiegel hinabgenommen hatte, aufgehängt. 
während zu ihren Füßen ihr Hündchen kauerte 
und durch sein Gewinsel die Herrin ins Leben zu⸗ 
rüchzurufen suchte. Da diese noch schwache Lebense 
eichen von sich gab, so ward die Unglücklich- 
chleunigst abgeschnitten, ein Arzt ward herbeigerufen 
und dessen ununterbrochen angestellten Wiederbeleb · 
ungsdersuchen glückte es nach Verlauf einer Stunde, 
die Selbstmörderin zum Bewußtsein zu bringen. 
fAuf dem Zweirad von Kowno nach 
paris. Ein russischer Artillerie ⸗ Hauptmann 
haron Kellerkrauß, der am 14. August, Mit— 
ags 12 Uhr auf dem Zweirad in Kowno abge⸗ 
ahren und in Berlin am 26. August, Abends 7 
Ahr, eingetroffen war, ist erst am 17, d. Mis. in 
Baris einpassirt. Er passirte Königsberg, Küstrin, 
gerlin, Magdeburg. Hannover, Koln, Aachen 
MNastricht, Luͤttich, Brüssel, Cond, Douai, Arras, 
Amiens und traf em 34. Tage in der französischen 
haupistadt ein. Unterwegs rastete er sechs Tage, 
ind zwei Mal mußte er wugen dis hohen Staubes 
auf der Landstraße zu Fuße gehen. Auf Schusters 
stappen legte er 180 Kilometer zurück, zuerst zwischen 
2din und Aachen und dann zwischen Lüttich und 
Brüssel. Im Nord⸗Departement wurde er wegen 
zes Schnins seines dlonden Bartes für Boulanger 
sehalten und wie die Boulangisten wenigstens he— 
jaupten, alklamirt. Nach achttägigem Aufenthalte 
jedenkt Hauptmann v. Kellerlautßz die Heimfahrt 
dermals auf seinem Zweirade, aber durch Elsaß⸗ 
dothringen, anzutreten. 
Fadeldenmuth einer barmherzigen 
S„ch wester. In Gegenwart aller franzoͤsischen 
Truppen, welche in der Haupistadt von Tonking 
n Garnison üegen, überreichte vor kurzem der 
Hheneral⸗Gouverneur der Schwester Theresa, Supe⸗ 
iorin der barmherzigen Schwestern von Tonking. 
zas Kreuz der Ehrenlegion. Die Truppen hatten 
Farié gebildet, in der Mitte stand der General⸗ 
Fouwerneur mit seinem Generalstabe und hielt fol⸗ 
sende Ansprache: „Schwester Maria Theresa! 
daum zwanzig Jahre alt, wurden Sie auf dem 
Schlachtfelde von Balaklava (im strimkriege) ver⸗ 
wundei, als Sie den Verwundeten Ihre Dienste 
didmelen. Bei Magenta sind Sie in erstet 
Schlachtlinie verwundet worden. Sie haben dann 
infere Krieger in Syrien, China und Mexiko ge⸗ 
oflegt. Bei Reichshofen (Woͤrth) hob man Sie 
erwundet vom Schlachtfelde auf unter einem Haufen 
odler Kurassiere. Spuͤter fiel eine Granate mitten 
n die Ihrer Sorge anvertraute Ambulanz. Sie 
ergriffen dieselbe schnell und trugen sie etwa 80 
Meler weit von der Ambulanz, und als sie dann 
ur Erde fiel, wurden durch das „Krepieren“ der⸗ 
jelben auch Sie schwer verwundet. Nachdem Sie 
geheilt waren, find Sie dem Rufe nach Tonking 
jefolgt.“ Der General hieß die Schwester dann 
iedertnieen, zog den Degen und berührte dreimal 
die Schulter derselben, indem er sagte: „Im Namen 
des französischen Volkes und des Heeres ertheile ich 
Ihnen das Kreuz für bewiesene Tapferkeit. Nie⸗ 
nand kann heldenmüthigere Thaten zur Erlangung 
)esselben aufweisen. Niemand wird einen entsag⸗ 
mngsvolleren Lebenslauf, so gänzlich dem Dienste 
ner Brüder und seines Voöterlandes gewidmet, 
iachweisen können. Soldaten, prasentiert die 
Waffen!“ 
am; iennachrichten. 
Gestorben: In St. Johann August Schoöß⸗ 
er; in Neustadt Amalie Hull. geb. Schlöer, 683 
J. a.; in Gimmeldingen Gotilieb Krämer; in 
dirmasens Philipp Ihle, 35 J. a.; in Mutter⸗ 
jadt Pfarrer Stembel. 
Neuene Nachrichten. 
Zweibrücken, 25. Sept. Die hier liegende 
Isladron des 8. Chevaulegers⸗-Regiments ist 
seute Vormitiag gegen 10 Uhr, von den großen 
ruppen⸗Uebungen im Reichslande kommend, hier 
vieder eingerüdi und dabei von den berittenen Herren 
Offizieren des Bataillons und der Kapelle desselben 
empfangen worden. (Zig.) 
Karisruhe, 24. Sept Dem „Staatsanzeiger“ 
ufolge haben die Wahlmannerwahlenamsg. 
Dktober zu beginnen. 
Munchen, 28. Sept. Prinz Leopold 
jat sich heuie Mittag 12 Uhr in Begleitung eines 
Zavaliers und zweier Diener nach Pest und von 
da zu den Jagden nach Gödöls begeben. 
Manchen, 283. Sept. Genetaldirektionsrath 
a. D. J. G. Laubmann, der ehemalige Vor⸗ 
dand des Oberbahnamtes Muünchen, ein hochver— 
dienter, allgemein beliebter Beamter, ist nach 
längerem Leiden im Alter von 62 Jahren gestor⸗ 
en. Er war fur seine ersprießliche Thätigkeit 
m Verkehrswesen durch zahlreiche Orden ausge— 
zeichnet worden. (Pf. K.) 
Berlin, 24. Sept. Ein Privattelegramm 
des Rhein. Kuriers“ meldet von hier: Der 
Aaiser von Rußland wird nach den gestern 
abgeschlossenen Verhandiungen mit dem Hofe in 
Berlin nunmehr bestimmt acht Tage nach der Rück— 
lehr des Kaiserpaares vom Besuche der Großh. 
Meckllenburgischen Familie in Schwerin auf die Dauer 
bon drei Tagen in Berlin eintreffen. Diese Nachticht 
ist offiziell. 
Berlin, 24. Sept. Der Reichsanzeiger“ 
publiziert die Genehmiguug zur Eröffnung 
eines zur wissenschaftlichen Vorbildung der Geist 
lichen bestimmten Seminars für die Erzdiözese 
Bnesen⸗Posen. 
dür die Redaktion verantwortlich: FF. X Demeß 
Unenthehrliche Lektüre! 
e Man abonnlore auf 
die meigtyerhreitete 
deutsche —V 
—IL — 
8 
* 
— A ) — 
4 
Organ 
dor 
jm Auslande. 
*— 
Man verlange 
Probenummer 
on dem 
Verlag des Echo (. B. ðchorer) 
2 Berlin S.W. 
—Z 
Umzugshalber 
verlaufe ich sofort: 
Einen Waschtisch mit Aarmor⸗ 
alatte, 1J Fadentheke uud vonsliges 
zu billigen Preisen. 
EHCh. Werling. 
NB. Die Sachen sind noch ganz 
aeu und in bestem Zustaudße. 
Die von Herrn Steueraufseher Kraus 
bisher innegehabte I 
Wohnung 
ist vom 1. Oktober ab zu ver⸗ 
miethen. 
Wvwe. Vogelsumg. 
Eip⸗ einsfache, saubere Per⸗ 
son, nicht unter 40 Jahren, für 
Hausarbeit 
wird gesucht. Eintritt könnte sofort 
geschehen, auch bis 1. Oktober. Bei 
wem? zu erfragen in der Exped. d. Bl. 
Zur Beachtung 
für Schlafhäuser u. Spitäler. 
1000 St. Strohmatratzen 
per Stück Mk. 4,50, empfiehlt 
Feter Werre, St. Inabert. 
Beim Fost in Niederwũrzbach 
ist forwährend rother und 
weißzer Sand zu haben. 
Grutulutions 
und 
Visit Karten 
werden raschest und in feiner Aus⸗ 
führung geliefert von 
F. X. Demetz, 
Buch⸗ und Steindruckerei. 
Hiezu „Illustrirtes Sonntags⸗ 
hblatt“ Nr. 13.