Full text: St. Ingberter Anzeiger

Anregung ergehen lassen. 
5 St. Ingbert, 26. Jan. Im allge⸗ 
neinen ist über die Beleuchtung unserer Stadt nicht 
zu klagen. Wo nur nothwendig, wurden Gasla⸗ 
ternen angebracht und zeigte die Stadtverwaltung 
begründeten Beschwerden stets ein loͤbliches Entgegen⸗ 
lsommen. Nun fich unsere Stadt besonders 
gegen die Ensheimerstraße zu ausdehnt, empfinden 
vesonders die dortigen Anwohner den Mangel jeg⸗ 
licher Beleuchtung. Außer den verschiedenen Pri⸗ 
dathäusern befinden sich an jener Straße auch zwei 
Wirthschaften mit starkem Verkehr. Fassen wir 
nur die Wirthschaft der Frau Wittwe Schmelzer 
ins Auge. Fremde, die zu den Abendzügen wollen, 
denken sich in der Dunkelheit den Weg von der 
Wirthschaft zum Bahnhof in gerader Richtung. Sie 
verden durch die Lichter irregeführt und kommen 
anstatt zum Bahnhof nicht selten zuerst in den an⸗ 
stoßenden Chausseegraben. Es ist noch nicht gar 
lange her, daß sich ein Reisender dadurch schwer 
oerletzte, daß er in raschem Laufe dem Bahnhof zu 
bon der Straße abkam und in die spitzen Stäbe 
fiel, welche den Dienstgarten der Bahn umfassen. 
Leicht könnte hier ein größeres Unglück entstehen. 
Es wäre daher angezeigt, auf dem bebauten Teile 
der Ensheimerstraße zwei Laternen aufzustellen, und 
war die eine zwischen Bahnhof und Schmelzer, die 
andere zwischen Schmelzer und Ziegelhütte. (Wir 
nöchten dem noch hinzufügen, daß auch geklagt 
wird über die mangelhafte Beleuchtung des Bahn⸗ 
durchganges der Ensheimerstraße. Es befinden sich 
war oberhalb und unterhalb desselben je eine Laterne, 
aber erstere steht vor der Mündung des Viadukts 
etwas zurück, sodaß sie nicht sehr viel Licht spendet, 
und die andere erweist sich auch iyfolge der Entfernung 
und der Länge des Durchgangs als nicht genügend. 
Wir möchten daher löbl. Stadtrath mit der Bitte 
um Berücksichtigung den Vorschlag unterbreiten, 
inmitten des Durchgangs eine Laterne 
errichten zu lassen und damit diese, namentlich 
für Damen unangenehme Passage zu verbessern. 
D. R.) 
*— Das „Vereinsblatt der pfälzischen Aerzte“ 
bringt in bezug auf den ärztlichen Personalstand 
in der Pfalz folgende interessante Mitteilung: 
Nach dem Schematismus des aͤrztlichen Personales 
dom 31. Dezember v. J. hat sich die Zahl der 
Zivilärzte in der Pfalz im Jahre 1888 um 18 
dermehrt und haben wir jetzt gerade die 200 er—⸗ 
reicht. Eine solche Zunahme darf für die Zukunft 
wohl etwas bedenklich machen. Auf 1 Arzt treffen 
jetzt noch etwa 8500 Seelen, während wir im 
Jabre 1871 noch auf ein volles 1000 mehr 
rechnen durften. Immerhin find wir noch weit 
yon englischen Verhältnissen, wo im Jahre 1886 
1 Arzt nur mehr über 1660 Personen durchschnitt⸗ 
lich verfügen konnte, entfernt. Gestorben sind 4 
Aerzte, ausgewandert ebenfalls 4, neu eingetreten 
21. Den Wohnsitzz innerhalb des Kreises hatten 
derlegt 8. Quiesziert wurde 1 Bezirksarzt; 8 
Aerzte wurden zu bezirksärztlichen Stellveriretern 
ernannt. Die Zahl der Bader betrug wie im 
Vorjahre 277, die der Hebammen 708 (692 im 
Jahre 1887), darunter waren 218 (200) frei- 
praktizierende. 
*— Bekanntlich trat am 1. Januar 1889 das 
neue Hypothekengesetz für die Pfalz 
in Kraft. Das Wichtigste daraus ist, nun daß 
alle Generalhypotheken aufgehoben sind. Auch die 
bisherigen Generalhypotheken (Legalhypotheken der 
Fhefrauen und Mündelhypotheken) müssen speciell 
eingetragen werden, um Dritten gegenüber wirksam 
zu sein. Alle Urtheile, die jetzt ergehen, müssen, 
schreibt die N. Bz., speziell nach dem Geldbetrag 
auf gewisse Grundstücke oder Häuser eingetragen 
verden. Zu diesem Zweck ist es nöthig, daß die 
Beteffenden vom Burgermeisteramt oder vomek. 
stentamt sich einen Katasterauszug anfertigen lassen, 
im daraus die betreffenden Grundstücke oder Häuser 
zur speziellen Eintragung auszuwählen. Die bis⸗ 
jerigen Vertragshypotheken find schon speziell einge⸗ 
ragen auf bestimmte Plannummern, welche dem 
Gläubiger Sicherheit gewähren. Die Erneuerung 
hei Hypotheken und Urtheilen ist, wie bisher, alle 
10 Jahre zu vollziehen. Für die Vormünder ist 
insofern eine große Erleichterung eingetreten, als 
dieselben nicht mehr generell belastet werden, sondern 
peziell nur noch bis zur Höhe des betreffenden 
Mündelvermögens. Es ist dies ein segensreicher, 
von allen Seiten freudig begrüßter Fortschritt der 
Gesetzgebung im allgemeinen Inleresse. Diese neuen 
UVye 
—D— 22vruortrn 
aehmen, um vor Schaden bewahrt zu bleiben. 
—*— In Bayern gab es im Jahre 1888 
249 Aktiengesellschaften mit einem 
Tapitale von nominal 1,902, 168,3580 Mark, eine 
jalbe Milliarde mehr als die sämmtlichen baheri⸗ 
ichen Staatsschulden. 
»(Zur Warnung des Publikums) 
erläßt der Berliner Polizeipräsident folgende Be⸗ 
anntmachung: Obwohl es den Fortschritten der 
CThemie gelungen ist, arsenik- und andere 
zifthaltige Farben durch giftfreie, unschäd 
iche Farben zu ersetzen, gelangen insbesondere 
irsenithaltige Farben noch immer häufig zur Ver⸗ 
vendung, so zur Herstellung grüner Tapeten, zum 
zemalen der Zimmerwände, geringwerthiger Fenster⸗ 
orhünge, Fäarben von Kleiderstoffen, künstlichen 
Zlättern und Blumen und dergleichen mehr. Früher 
chon ist darauf hingewiesen worden, daß Tape- 
ierer zur Beseitigung des Hausungeziefers dem 
Tapetenkleister Schweinfurter Grün (Schwabenpulver) 
sinzufügen, wodurch die Gesundheit der Bewohner 
olcher Zimmer ebenso gefährdet wird, wie die 
Hesundheit derjenigen, welche in Zimmern mit 
arsenikfarbigen Wänden wohnen, oder die obenbe— 
eichneten Gebrauchsgegenstände benutzen. Das Pub⸗ 
ikum wird wiederholt auf die Gefahren aufmerksam 
jemacht, wesche der Gesundheit und dem Leben 
zurch die Verwendung gift⸗, besonders arsenikhaltiger 
Farben drohen, und vor der Benutzung solcher 
Hegenstände, bezpw. dem Bewohnen von Räumen, 
deren Wände mit arsenikhaltigen Farben bemalt 
ind, ernstlich gewarnt. Die Gewerbetreibenden, 
velche derartige Farben zu vorgedachten Zwecken 
nerwenden oder in den Verkehr bringen, werden 
zuf die Bestimmungen der 88 324 und 326 des 
Strafgesetzbuches hingewiesen. 
— Zweibrücken, 25. Jan. Bei der heu—⸗ 
igen Versteigerung der Niederauekbacher 
ühlen (sog. obere und untere Mühle) wurden 
diesselben nebst den dazu gehöhrigen Ländereien 
jon den Herren J. Bender, Rentner, und Bankier 
Lehmann um den Preis von 22,800 Mahk er⸗ 
teigert. Ein außerdem zur Versteigerung gelakngter 
Icker ging nach Zder „Ztg.“ in' den Besitz von 
derrn Bäckermeister Ewig in Niederauerbach um den 
Preis von 910 Mark über. 
— Der kürzlich plötzlich verstorbene Rentner 
Herr Christian Dick in KRusel hat u. a. dem 
Spital 5000 Mack sowie den Hausarmen Kusels 
ine beträchtliche Geldsumme testamentarisch vermacht. 
Das Gedächtniß' dieses Mannes wird immer in 
Ehren gehalten werden. 
— Dem Privatier Wilhelm Schwarz in 
Fastel bei Mainz wurde unter dem Grubennamen 
„Maria“ das Bergrwerkseigentum in dem 
n den Gemeinden Hundheim, Obernweiler⸗Tiefen- 
ach, Aschbach und Nerzweiler, kgl. Bezirksamts 
dussel, gelegenen Grubenfeld von zwei Millionen 
Quadraimeter, und unter dem Grubennamen 
Konigsgrube“ das Bergwerkseigentum in dem bei 
5t. Julian in den Gemeinden St. Julian-Ober⸗ 
isenbach, Eschenau und Gumbsweiler, kgl. Bezirks 
imts Kusel, gelegenen Grubenfeld von zwei Milli— 
en Quadratmeter zur Gewinnung aller in diesen 
ßrubenfeldern vorkommenden Steinlohlen dverliehen. 
— Pirmasens, 25. Jan. Die Schuhfa⸗ 
zrik von Jakob Jost vor dem Landauerthor wurde 
im 80,000 Mk. an die Herren Levi und Reimann 
)erkauft. Der Verkauf bezieht sich nur auf die 
Mobilien, d. i. die Maschinen und Werkzeuge, die 
Materialvorräthe und den Geschäftsbetrieb, nicht 
aber auf den Haus- und Grundbesitz. Die Käufer 
»ürfen ein Jahr lang das Geschäft im jetzigen 
dause fortführen, haben dafür aber eine entsprechende 
Miethe zu bezahlen. Bis zum nächsten Montag ist 
ibrigens beiden Theilen eine Bedenkfrist eingeräumt, 
nnerhalb welcher jeder Kontrahent von dem Handeil 
urücktreten kann. (A.) 
— Landau, 22. Jau. Das den Herren 
ftöhler und Klein gehörige Gasthaus „tum Kauf— 
daus“ ist durch Pachtvertrag an die Aktiengesell- 
chaft „Englischer Garten“ dahier auf die 
Dauer von sechs Jahren übergegangen. Die Be— 
wirthschaftung der Restauration, welche am Samstag 
)en 2. Februar nächsthin wieder eröffnet werden 
'oll, wurde, wie das L. T. hört, dem Herrn Bier⸗ 
»rauer Hoffmann von Wollmesheim übertragen. 
— Wachenheim, 24. Jan. Eir bisher 
m Hofe des hiesigen Winzers Ph. Reichardt be— 
indlich gewesenes schmiedeeisernes Trep— 
RVengeländer mit der Jahreszahl 1726, das für 
Zeugniß ablegt, wurde dieser Tage für ein kunn. 
Jewerbliches Museum in Frankfurt a. M. um 9 
Mark gekauft und ist heute dahin abgegangen 
Dem Vernehmen nach waren seinerzeit 100 fl. “. 
hoten worden. 
— Callbach, 24. Jan. (Nopf. Bz) In 
dem nahen Schmittweiler machte der Tagner Adan 
drauß vergangene Nacht seinem Leben dadurch c 
Ende;, indem er sich über seinem Bette erhängi 
erauß war Wittwer und hinterläßt zwei Kinda 
Das Motiv der That dürfte in seinen Familin. 
verhältnissen zu suchen sein. 
— Obermoschel. Die Apotheke des hetr 
lorbenen Herrn Diehl dahier wurde von Herm 
Abotheker Erlenbach aus Wiesbaden gekauft. 
— Aus der Pfalz. Wie sehr die Ide 
der Errichtung eines Denlmals für König Ludwi 
J. in der Pfalz auch bei den Pfälzern in Ameri 
Anklang findet, geht aus einer Quittung herdo 
die „Der Pfälzer in Amerika“ in Nr. 2 veroͤffent 
licht. 32 Geber haben in dieser einen Numm 
schon 200 Mtk. eingesendet. 
— Zustellgebühren für landw 
Blätter. Die kgl. Postbehörde hatte im vor— 
gen Jahre angeordnet, daß vom 1. Januar 1880 
ib die Zufstellgebühren für die landw. Blätterzin 
zleicher Weise wie für die übrigen Zeitschriften d 
. 60 Pfg. pro Blatt und Jahr zu berechnen seien. 
Inhaltlich einer Bekanntmachung des Kreis⸗Komilee 
des landw. Vereins der Pfalz vom 14. d. Mas, 
Landw. Blätter S. 1) hat laut böchster Ent 
hließung des k. Staatsministeriums des Innern 
Abtheilung für Landwirtschaft, Gewerbe und Hande 
»om 20. Dezember v. Is., Seine Königliche Hohei 
Prinz Luitpold, des Königreichs Bayern Verwesen 
zu genehmigen geruht, daß für die Zustellung da 
pon den Kreis⸗Komitee's des landw. Vereins aus 
gegebenen und auf dem postdienstlichen Zeitungs 
Speditionswege zur »Versendung gelangenden 
Wochenschriften an die Mitglieder des landw 
Vereins lediglich die Hälfftte der im 8 59 Abhs. 
8 der Posttransportordnung festgesetzten Gebühren 
erhoben werde. Die Bezahlung dieser ermäßigten 
Gebühren geschieht auch in Zukunft durch die landw. 
Bezirkskomitees, so daß das Verfahren dasselbe ver 
oleibt wie in den letzten Jahren. Das k. Ober 
postamt der Pfalz hat angeordnet, daß die etwe 
ichon von Vereinsmitgliedern erhobenen Gebühren 
diesen wieder zurückerstattet werden. Wir machen 
»ie Mitglieder des landwirtschaft. Vereins hierau 
noch besonders ausmerksam. 
Jermischtes. 
Aus Berlin geht dem „Kreuzn. G. A.“ von 
ehr geschätzter Seite die Müttheilung zu, daß der 
dem Abgeordnetenhause zugegangene Staatshaus— 
jaltsetat für 188990 als Zeitpunkt der Eröffnung 
der Eisenbahnlinie Langenlonsheim-Sim' 
mern den 1. August 1889 in Aussicht genommen 
hat. Am gleichen Tage soll auch die Stred⸗ 
Trier-Hermeskeil eröffnet werden. 
F Worms, 24. Jan. Herr Stadischreibe 
FExner, welcher vor 2 Jahren sein 285jährige 
Dienstjubiläum gefeiert hat, wurde heute Morgen 
zeim Gang in sein Bureau von einem Blutsturz 
befallen und verschied, ehe man ihn nach Hau'⸗ 
derbracht hatte. 
FMainz, 22. Jan. Vor Kurzem wurd 
ein hiesiger Bewohner von 2 Soldaten de 
nassauischen Infanterie-Regiments Nr. 88 vor dem 
Binger Thore überfallen und seiner Baarschaft be— 
raubt. In der letzten Sitzung des Kriegsge 
richts jind die beiden Straßenräuber abgeurieib 
worden und wurde der eine zu 6/2 Jahren und 
der andere zu 5)/2 Jahren Zuchthans und beide zur 
Ausstoßung aus dem Heere vetuttheilt. 
F In der Rossertstraße in Frankfurt be 
indet sich an einem Hause ein großes Plakat, au 
welchem zu lesen ist: „Hier ist eine Wohnung zu 
bermiethen.“ Darüber praugt ein anderes Plakat 
„Hier find viele Mause!“ Der Hausherr hat nun 
den Miether auf Schadenersatz verklagt. 
F Für die Turnerkreise dürfte die Mit 
heilung nicht ohne Interesse sein, daß mit den 
Vorbereitungen für das in Münschen abhzuhal⸗ 
tende deutsche Turnfest bereits begonnen 
wurde. Als Festplatz ist die Theresienwiese mil 
Theresienhöhe ausersehen und für die baulichen 
Ausführungen sind 160,000 Mt. ausg setzt. Nack 
iner Münchener Meldung soll an S. k. H. der 
pprinzregenten die Bitte um Uebernahme des Ehren 
hräsidiums gerichtet werden. Bekannklich versteb