Full text: St. Ingberter Anzeiger

Pfalzisches Schwurgericht. 
III. Quartal. 
Zweibrücken 80. Sept. Vormittags 
verhandlung gegen Zott Josef, 20 J. a. Zim- 
gerer von Oppau, wegen Todischlagversuchs. Aus 
em Thatbestand erhellt: Der Angeklagte stand mit 
nem Vater feit längerer Zeit nicht auf gutem 
zuß. Als er am 25. Juli abhin zum Nachtessen 
d Hause kam. begann er wegen des Essens bald 
u schimpfen. Der hierdurch entstandene Disput 
tzte sich im Garien hinter dem Haufe fort, und 
un es so weit, daß der Sohn dreimal mit einem 
— Vater schoß, glücklicherweise 
hne zu iteffen. Dagegen ging der alte Zon gegen 
Jenen mit einer Mistgabel vor. Nachdem die Ge⸗ 
worenen die Schuldfrage bejaht hatten, verurteilte 
Gerichtshof den Angeklagten zu einer Gefängniß⸗ 
rafe von 4 Jahren unter Aberkennung der bürger⸗ 
schen Ehrenrechte auf 10 Jahren. 
Ende 2 Uhr. 
Nachmittags XVIII. Fall. 1. Strohm Karl 
it. 19 J. a., Maurer aus Kaiserslautern, wegen 
zoͤrperverletzung mit nachgefolgtem Tode, 2. Baus⸗ 
cher Siegmund, 18 J. a., Maurer aus Queich⸗ 
jeim und 3. Weilacher Friedrich, 20 J. a. 
Fabrikarbeiter aus Albersweiler, diese wegen Theil⸗ 
ahme an einer Schlägerei, welche den Tod eines 
Penschen zut Folge hatte. Die Verhandlung fördert 
olgendes zu tag: 
Sämtliche Angeklagte waren zuletzt auf dem 
Hemshof. Strohm hatte schon seit einiger Zeit 
Fit einem gewissen Becker dortselbst, trotzdem sie 
früher Freunde waren, scharfe Neckereien. Am 22. 
Jun trafen die beiderseitigen Parteien in der 
Sstayschen Wirtschaft zusammen. Becker und seine 
Zegleiler entfernten sich bald, die Angeklagten folgten 
hnen aber durch mehrere Straßen, bis endlich der 
Sireit ausbrach, wobei Becker von Strohm 4 Stiche 
leinen tödtlichen in den Unterleibl) und von den 
uderen Angeklagten Verletzungen mit Prügeln und 
inem Schlüssel erhielt; Becker blieb todt auf der 
Stelle liegen. 
Nach Bejahung der Schuldfragen durch die 
Beschwotenen veructeilte der Gerichtshof den Strohm 
unz Jahren, Bausbacher und Weilacher zu je 
Monaten Gefängniß. 
Ende 10 Uhr abends. 
Vermischtes. 
pSaarbrücken, 1. Ott. Wie die „Saabr. 
zig.“ vernimmt, ist der Redakteur der „Deutschen 
AÄllhemeinen Bergarbeiter⸗Zeitung“, Herr Karl 
Sqhneidt, auf Requisition der Berliner Staats- 
mwaltschaft in St. Johann verhaftet, und unter 
polizeilicher Begleitung in das Untersuchungsge⸗ 
angnis nach Berlin verbracht worden. 
ꝓAm nächsten Sonntag wird der Luftschiffer 
hect Securius im Volksgarten zu St. Johann 
mit seinem Luftballon eine Reise in die Wolken⸗ 
regionen machen. Am vorigen Sonntag holb 5 
—XVVSSD 
Wetter einen solchen romantischen Ausflug. Er 
jandete fünfviertel Stunden später bei Niederbrom⸗ 
hach (Furstenthum Birkenfeld) ganz wohlbehalten. 
p'Metz, 29. Sept. Deutsche Koloni— 
sierung Lothringens.) Ein westfälischer Groß⸗ 
mdustrieller, Herr W. Funcke aus Hagen, hat 
fich denjenigen zugesellt, welche durch den Aufkaus 
biͤher im französischen Besitz befindlicher Güter mi⸗ 
der Kolonisirung Lothringens den Anfang machen. 
herr Funcke hat namlich das 460 Hektar großt 
Hut Marimont bdei Bensdorf im Kreise Chateau⸗ 
Salins angekauft. Das Herrschaftshaus liegt auf 
iner einsam aufragenden Bergkuppe, von der aus 
nan eine herrliche Aussicht hat. Die Eisenbahn 
tation Bensdorf, von der aus man direkte Ver 
indungen mit Metz, Straßburg, Saargemünd hat, 
st kaum 2 Km. vom Gute entfernt. Wöge das 
von Herrn Funke gegebene Beispiel weitere Nach⸗ 
ihmung finden. Die Güterpreise sind in Lothringen 
eht mäßige; in unmittelbarer Nahe von Metz, so 
mm Dorf Vaux, gibt es herrschaftliche Besitztümer, 
die zu Spottpreisen zu haben sind. Zu dem wirt⸗ 
ichaftlichen Vorteile sür den Käufer gesellt sich zu⸗ 
dem der politische Gewinn, der darin besteht, daß 
das deutsche Element auch auf dem Lande die Leitung 
ibernimmi. 
r Mannheim. Die insolvente Firma Pohly 
vietet der „Frkf. Z.“ zufolge bei Altiva in Höhe von 
117,000 Bi. und Passida von 1,631,880 Mt. 
iinen Vergleich mit acht Prozent! Die Herren 
Fläuhiger würden also. wenn Sie auf diesen Ver— 
leich eingehen, doch noch zum Mindesten die Stie⸗ 
elwichse herausschlagen. 
F Dortmund. Die Kohlenpreise scheinen bis 
nns unendliche steigen zu wollen. Hiesige Händler 
zerlangen für den Zentner Hausbrandkohlen 87 
Pfg., für den Zentner Nutzkohlen 1,10 Mk. und 
jur Steinkohlen 1,20 Mk. Mehr als 1 Mk für 
)en Zentner Kohlen ist fur die hiefigen Verhältnisse 
Jeradezu horrend, und sind solche Preise nicht ein⸗ 
nal in den Schwindeljahren erzielt worden. — 
Der Streik im Monat Mai d. J. hat auch der 
„Dortmunder Union“ empsindliche Opfer auferlegt. 
Die Gewinneinbuße, welche dadurch hervorgerufen 
wurde, beziffert sich auf etwa 400 000 Mk., gleich 
1PpCt. des Aktienkapitals. 
Jubilaum einer Diakonissin. Im 
wangelisch · lutherischen Diakonissenhaus „Betha— 
nien“ zu Breslau feierte dieser Tage die Oberin 
ind Hausmutter, Schwester Marie Schäafer, ihr 
30jähriges Diatoniss njubiläum, ein Ereigniß, das 
eii der im Jahre 1836 durch Pastor D. Fliedner 
zu Kaiserswerth a. Rh. erfolgten Erneuerung des 
diatonissenamtes in der evang. Kirche zum ersten⸗ 
nale zu verzeichnen ist. Gleichzeitig begingen die 
eiden Schwestern Henriette Hoffmann und Beat 
Wuttig ihr 25jahriges Diakonissenjubiläum. Die 
Dberin Schwester Marie Schäfer ist am 5. Mai 
1810 zu Waiblingen in Württemberg als Tochtern 
eines Ackerbürgers und Weinbergbesitzers geboren 
Sie trat am 22. März 1839 als Probeschwester 
in die Kaiserswerther Anstalt ein und empfing am 
22. September desselben Jahres durch die Hand 
des Pastors D. Fliedner die Einsegnung. 
F Berlin. Nach einer Zuschrift der „Nat. 
Ztg.“ aus Kiel werden die vier neuen großen 
ßanzerschlacht schiffe von je 10,000 Tonnen 
Deplacement den Werften zu Wilhelmshafen und 
Kiel, sowie dem „Vulkan“ bei Stettin übertragen 
werden, da diese die ersten derartigen Bauten in 
Deutschland zur Zufriedenheit ausgeführt haben. 
Es hanoelt sich dabei um eine Gesammt⸗Aufwendung 
von 10,418,000 Mtk. 
. London. Das berühmte Rennpferd 
„Ormonde,“ welches der Herzog von West 
ninster an Don Juan Bocau von Buenos— 
Ayres verkauft hat, trat jüngst auf dem 
Dampfer „Elbe“ die Reise nach Süd— 
amerika an. Der Kaufpreis beträgt 280000 Mk., 
der höchste Preis, welcher jemals für ein Pferd be⸗ 
zahlt worden ist. 
Rotterdam, 1. Okt. Mehrere Dampfer 
öschten mit der eigenen Mannschaft Ladungen 
hne einen Widerspruch seitens der Streikenden 
Ddie Streikenden verhalten sich ruhig. Die Ver- 
sandlungen zur Beseitigung des Streikes dauern 
ort und scheinen zum baldigen Abschluß führen zu 
voslen. 
F Rom, 1. Okt. Die Nachrichten von dem 
Zusammenstoß zweier Personenzüge im 
Tunnel bei Ariano bestätigen sich. Der Unglücksfall 
nistand während eines heftigen Sturmes und wurde 
adurch herbeigeführt, daß der von Neapel kommende 
Zug den von Foggia kommenden auf der Kreuzungs 
selle nicht aniraf und die Fahrt in der Hoffnung 
ortsetzte, am anderen Bahnhofe dem Zuge von 
Foggia zu begegnen, während letzterer die Ver. 
pälung durch schnelleres Fahren einzubringen suchte. 
Die Scene im Tunnel wurde durch die Finsterniß 
noch schrecklicher. Die Unbeschädigten tasteten in— 
mitien Todter, Verwundeter und einer Schaar Rinder 
umher, welche die ersten Waggons beider Züge führten, 
und suchten den Ausweg. Es heißt, 80 Personen 
jeien todt. Unter den Leicht⸗Verwundeten befinden 
fich sechs Milizsoldaten. Der Arbeitsminister begab 
sich Abends zur Unglücksstätte. 
f Rom. 1. Okti. Wie die „Agencia Stefani“ 
aus Ariano meldet, beträgt die Zahl der bisher 
festgestellten Todten bei dem Bahnunglüch drei, die 
der Verwundeten 23, darunter vier schwer ver— 
wundet. Behörden, Soldaten und Einwohner find 
mit der Rettung der Reisenden und der Wegräum⸗ 
ung der Trümmer auf das eifrigste beschäftigt. 
Newe⸗PYork, 29. Sept. Gestern Abend 
fand eine Explosion in der Schießpulder:Fabrik 
der Laflin Rand Company in Becksville, in Penv— 
ylvanien statt. 3 Arbeiter wurden getödet und 6 
schwer verletzt. Die Ursache des Unglücks ist un- 
bekannt. — In den Stahlwerken des bekannten 
Millionäts Andrew Carnegie in Pittsburg er—⸗ 
eignete sich gestern ein entsetzliches Unglück. Wäh— 
tend Mr. Jones, einer der Leiter, gerade einige 
hesondere Operationen ühermachte harst plötßlich 
ein riesiger Schmelzofen und das schmelzende 
Stahl wurde nach allen Richtungen geschleudert 
Der Leiter und mehrere Arbeiter wurden tödtlich 
»xwundet. 
Gemeincteirtziges. 
»Erprobtes Mittel gegen Zahn— 
schmerzen. Man nehme eine Messerspitze Koch⸗ 
salz in ein Stücchen sehr feiner Leinwand, drehe es 
zu einem Bündelchen, tauche dieses in lauwarmes 
Wasser, nehme es sofort heraus und ziehe den an— 
gesetzten Tropfen in die Nase, so wird ein Kribbeln 
in der Stirn oder auch Niesen erfolgen und der 
Zahnschmerz ist fort. Soute dieses Mittel nicht 
gleich wirken, so versuche man es nach einigen 
Minuten zum zweiten Male und bleibe dei rauher 
Witterung einige Stunden im Zimmer. 
Reinigen von Messinggegenstän— 
den, welche durch Rauch und Hitze so schmutzig 
geworden sind, daß sie sich nicht durch Oxalsäure 
reinigen lassen, geschieht folgendermaßen. Man 
reibt zuerst in Pottaschenlauge ab, dann taucht man 
sie in eine Mischung von gleichen Theilen Salpeter- 
säure, Schwefelsäure und Wasser ein; dann wäscht 
man ab, spült gut, trocknet und polttt. 
Dienstesnachrichten. 
Amtsanwalt Mündler in Gränstadt wurde 
vom 1. Oktober in gleicher Eigenschaft nach Ludwigs⸗ 
hafen versetzt und an dessen Stelle Amtsanwalt 
August Ulrich in Obermoschel zum Amtsanwalt 
in Grünstadt ernannt. 
Der Studienlehrer an der Lateinschule in 
Pirmasens, Rotter, wurde auf Ansuchen nach 
Bayreuth versetzt und der Assistent am Real- 
aymnasium zu Nürnberg Gerathewohl, zum 
Studienlehrer an der Studienanstalt in Zweibrücken 
ernannt. 
Kaplan Warken in Pirmasens wurde zum 
Pfarrverweser in Ingenheim ernannt; Kaplan 
Werner in Ingenheim wurde nach Pirmasens 
versetzt. Kaplan Höfner don Arzheim, z. Zt. 
in Oberlustadt, wurde der Pfarrei Offendach zu— 
geteilt. 
Neueste Nachrichten. 
Zweibeücken, 2. Olt. Gestern Nachmittag 
türzte der Obermälzer der Akltiengesellschaft, Park⸗ 
brauereien,“ namens Fritz Großmann, von dem 
Malzspeicher durch den Zug in einer Höhe von 
bdier Stockwerk in den Malzkeller herab. Der Ver—⸗ 
unglückte, welcher nicht unerhebliche Verletzungen 
davongetragen haben soll,. wurde in das Spital 
verbracht. (3tg.) 
Suttgart, 2. Okt früh. Der gestrige „Staats⸗ 
anz.“ berichtet: „Heute Vormittag elf Uhr ereignete 
sich ein Eisenbahnunglück in der Nähe von 
Stuttgart. Infolge Zusammenstoßes eines von 
Löblingen kommenden Zuges mit einer von Stutt⸗ 
gart kommenden Lokomotive sind 8 Personenwagen 
zjertrümmert. Amtlich festgestellt sind: 7 Todte, 43 
Verwundete, darunter acht leicht. Untet den Ver— 
wundeten befindet sich Ftanz Engel aus Glatz in 
A 
gen Verletzten sind Württemberger.“ 
Eisenach, 1. Olt. Zur Generalversammlung 
des Evangelischen Bundes trafen bereits 
gegen 400 Teilnehmer aus Deutschland und dem 
Auslande hier ein, darunter mehrere Vertreter der 
Waldenser Kirchengemeinden. Bisher haben nur 
vertrauliche Beratungen des Vorstandes stattge⸗ 
funden.! 
Berlin, 1. Okt. „Der „Reichsanzeiger“ 
publiziert eine kaiserliche Verordnung, durch die 
der Reichstag auf den 22. Oktober einbe— 
rufen wird. 8 
Schwerin, 1. Ott. Der Kaiser und die 
Kaiserin sind um 112 Uhr nachmittags hier 
eingetroffen. 
Für die Redaktion verantwartlich: F. X. Dem er 
Weiße Seidenstofsfe von 95 Pige. 
bis 18.65 p. Met. — glatt u. gemustert (ca. 
150 versch Qual.) — vers. roben⸗ u. stück⸗ 
weise porto ˖ und zollfrei das Fabrik-Dépôt G. 
Henneberg E. u. K. Hofl.) Zürich. 
Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Vorto. 
Rothe KreuzLotterie: Ziehung 15. 
Dktober a. c. (Schlußtermin). Von allen zur Zeit 
aufenden Lotterien verdient die Rothe Kreuz— 
Lotterie in erster Linie volle Beachtung. Gewinn- 
hancen ohne Konkurrenz. 20,000 Gewinne total 
120 000 Mie Loose à 1Mt —