Full text: St. Ingberter Anzeiger

Nachmittags den erhaltenen Verletzungen. Der Da⸗ 
hingeschiedene hinterläßt, wie die „Zw. Z.“ berichtet, 
rine Wittwe mit 2 Kindern. Die hart berroffene 
Familie ist umsomehr zu beklagen, als derselben 
erst voriges Jahr ein 16jähriger Sohn durch den 
Tod entrissen wurde. 
— Mittelberbach. Am vergangenen Mitt⸗ 
woch verunglückte auf Grube König der 41 Jahre 
alte Bergmann Joh. Lesmeister von Ramstein 
bei Landstuhl. Der Verunglückte war durch herab⸗ 
fallende Kohlen und Gesteinmassen derart getroffen 
worden, daß er in wenigen Minuten seinen Geiss 
aufgab. Lesmeister, als ein sehr fleißiger und 
braber Mann geschildert, hinterläßt eine Witwe und 
4 Kinder. 
— Kaiserslautern, 7. Okt. Messer⸗ 
affaire.) Bei einem gestern Abend in der Wirth— 
schaft des Paul Amlung dahier ausgebrochenen 
Streite wurde nach dem „Pf. A.“ der Wirth 
Amlung durch einen Stich in den Kopf verletzt, 
ebenso der Hafner Heinrich Barz durch einen 
Messerstich in den Unterleib so schwer, daß das 
Bauchfell durchschnitten wurde und die Gedärme 
vordrangen. — In der Naͤhe des Viehhofes wurde 
der Karl Metzger durch einen Stich mit dem 
Messer in den Rücken verwundet. 
— Zur Aufnahme in die drei unteren Kurst 
der kgl. Lehrerbildungsanstaltin Kaifers 
lqutern hatten sich der „Pf. Presse“ zufolge 51 
Präparanden angemeldet. Von diesen wurden 36 
in den J., 2 in den 2. und 2 in den 8. Kurs 
aufgenommen, während 11 wegen ungenügender 
Vorbildung zurückgewiesen werden mußten. Die 
ganze Anstalt hat gegenwärtig 174 Schüler; hiervon 
srefsen auf die beiden Seminarkurse 76, auf die drei 
Praͤparandenkurse 99. Am Schlusse des ver—⸗ 
gangenen Schuljahres zählten erstere 79 und letztere 
ebenfalls 79 Schüler, sodaß fsich für die unteren 
Kturje ein vermehrter Zugang ergibt. — Die Auf— 
nahmeprüfung in den 1. Kurs der königl. Lehrer⸗ 
bildungsanstalt Speyer haben von 15. Prüflingen 
2 nicht bestanden. Außer diesen werden 2 in den 
3. Kurs und einer in den 2. Kurs neu aufge— 
nommen. 
— Pirmasens. Die Dingler'sche Ma— 
schinenfabrik in Zweibrücken hat, nachdem ein Gesuch 
derselben um Errichtung einer Luftdruckanlage, 
in der Sitzung vom 29. August abhin (kurzerhand) 
abgelehnt worden war, wiederholt um die Erlaubnis 
zu der geplanten Anlage nachgesucht. Nachdem man 
nun während dieser Zeit teils auf privatem Wege, 
teils durch die Presse erfahren, von welchem großen 
Vorteile und Wert eine solche Anlage ist, beschloß, 
nach der „P. Ztg.“, der Stadtrat die Sache ernst⸗ 
lich zu prüfen und beauftragte damit eine Kommission, 
weiche sich mit der Sache befassen und baldigß 
darüber Bericht zu erstatten hat. — Die einstimmige 
Verweisung der Vorlage an die Kommission, welcher 
auch das Gesuch um Genehmigung einer elektrischen 
Zentral⸗Anlage überwiesen ist, erfolgte, dem „P. 
A.“ zufolge, „nach warmer Befürwortung durch den 
Herrn Vorfitzenden, die beiden Adiunkten und 
mehrere Stadtraͤte“. 
— Landau, 7. Okt. Ein schwerer Unglücks 
fall hat fich gestern Nachmitiag 34 Uhr auf dem 
hiesigen Hauptbahnhofe zugetragen. Der Arbeiter 
Martin Metzger aus Nußdorf sollte die Verbind⸗ 
ung eines angeschobenen Wagens mit dem stehen⸗ 
den Zuge herstellen. Statt nun, wie es Vorschrift 
ist, zu warten, bis der Wagen still stand, ver- 
suchte Metzger noch vor dem herannahenden Wagen 
zwischen die Puffer zu treten. Das gelang ihm 
jedoch nicht mehr, er wurde vielmehr so heftig 
zwischen die Puffer der beiden Wagen gedrückt 
daß der Tod sofort eintrat. Mezzgger hinterläßt 
eine Frau mit 3 Kindern; einem vierten sieht die— 
selbe entgegen. — Ein weiterer Unfall soll sich, 
ebenfalls gestern Nachmittag, dadurch ereignet haben, 
daß auf der Straße zwischen Eschbach und 
Wollmesheim der Führer einer Weinfuhre unter 
seinen Wagen gerieth und dabei einen Beinbruch 
erlitt. 
— Landau, 7. Oklt. Das Geschäft im 
neuen Wein ist in den Nachbarorten fortgesetzt 
ein lebhaftes. Täglich werden kleinere und größere 
Parthien verladen; als Durchschnittspreis wird 17 
Mtk. für die Hotte von 50 Liter angenommen wer— 
den können. Bei der guten Qualität des 
diesjährigee Neuen hätte man auf ein 
schlechtes Geschäft in Zucker schließen sollen, 
wie jedoch dem „Eilb.“ von verschiedenen 
Seiten mitgetheilt wird, ist auch darin der Umsaß 
ein sehr bedeutender. Weiter in dieses Gebiet ein— 
zuschlagen scheint die Nachricht, daß kürzlich in einem 
Weinorte des mittleren Gebirges die Wasserleitung 
am Morgen nicht so viel Wasser lieferte um Kaffee 
damit kochen zu koͤnnen! 
— Billigheim. Das beliebte Volksfest für 
unsere Sudpfalz, der Billigheimer Purzelmarkt, 
findet heuer am Sonntag Montag und Dienstag 
den 20., 21. und 22. Oktober statt. 
— Der etwa 57 Jahre alte Bahnbedienstete 
Joh. Ferkel von Gimmeldingen, der am 
Freitag Morgen gegen 5 Uhr von seinem Dienste 
am Neustadter Bahnhof nach Hause gehen wollte, 
wurde an der Gimmeldingerstraße todt aufgefunden. 
Der Unglückliche hinterläßt, wie die „N. Z.“ schreibt, 
eine Frau mit 3 Kindern. 
s:) Speyer, 5. Okt. Gedachtniskirche 
der Protestation von 1529. Die Pfaälzer 
Protestanten warten seit Wochen auf Nachricht über 
den Fortgang der ihnen so wichtigen Sache. Nur 
die Ferien sind schuld gewesen, daß die sonst regel⸗ 
mäßigen Berichte ausblieben; denn zu berichten gab 
s immer, wenn sich auch die Ferien bei unserm 
Werke geltend machten. Es ging nur langsam 
zorwäris. Umsomehr hoffen wir, daß nunmehr die 
Theilnahme an dem großen Werke wieder eine 
cege wird. Wir hoffen, daß die mehr als 30 
ofälzischen Gemeinden, welche noch nichts gethan 
saben, sich beeilen, das begeisterte Vorgehen der 
nahezu 200 pfälz. Gemeinden nachzuahmen. Ebenso 
hoffen wir, daß recht viele Pfälzer im Verkehr mit 
dem Auslande, Deutschland mit inbegriffen, wo 
mmer möglich, Interesse für unser Werk zu wecken 
suchen. Soll denn der herrliche Bau noch auf 
Jahrzente hinausgeschoben werden, den Protestanten 
zur Schmach? Alle rufen: Nein und abermals 
ncin! Daher sind wir noch immer für Adressen, 
welche zur Mithilfe bereit gemacht sind, sehr dank⸗ 
bar. Aus der Pfalz gingen seit 11. Juli ein 
aus St. Julian 54.54, Pirmasens 200, Gerols 
heim 120.80, Kaiserslautern 40.35, Wattenheim 
34. 20, Ludwigshafen 905, Kapellen⸗Drusweiler 
51.20, Niederhorbach 29.60, Thaleischweiler (2 
Qu.) 95.30, Haßloch (Nachtrag) 5, Klein⸗Niedes⸗ 
heim 58.25, Deidesheim (Nachtrag) 20, Sausen⸗ 
heim (Nachtrag) 25.74, Hornrach (Nachtrag) 35. 30, 
Wilgartswiesen (2. Qu.) 10, Freinsheim (2. Rate) 
324, Kriegsfeld 64. 15, Trippstadt (mit Mölsch 
bach, Stelzenberg und Höfe) 136. 30, Germersheim 
Machtrag) 24.50, Biedesheim 105.52, Grünstadt 
2. Qu.) 34.30, Weisenheim a. B. 48, Bobenheim 
17.60, Waldfischbach (2. Qu.) 12.20. Außerdem 
kamen Beiträge aus ganz Deutschland und Amerika, 
besonders aus St. Louis von Gebr. Schloßstein 
und Familien 450 Mk. Der Gesammtbeitrag am 
2. Oktober ist 88,000.36 Mk. 
— In Rheingönnheim brannte vorgestern 
die Scheuer des Fabrikarbeiters Louis Gimmy 
nieder. In der Scheuer des Genannten befand sich 
die Frucht des Bäckermeisters Berg und der Tabal 
des Schreinermeisters Frey. Gimmy hat versichert 
Berg und Frey leider nicht. F 
— Oppau, 6. Okt. Eine Bande von Brand⸗ 
tiftern scheint hier seit einem Monat ihr Wesen zu 
reiben. In der Nacht von Samstag auf Sonntag 
zrannten die Strohschober der Aceerer Christoph 
derbel, Adam Sauvage und Friedrich Steiner 
ub. Da die beiden ersteren nicht versichert haben, 
so erwächst denselben ein immerhin beträchtlicher 
Schaden. — In derselben Nacht, wahrscheinlich 
während des Brandes, wurde die Thüre des Ge⸗ 
neindewaagehäuschen gesprengt. — Und noch nicht 
jenug des „rausamen Spiels, denn heute Abend 
fieben Uhr ertönte wiederum Feuersignal. Die 
Scheune des Ackerers Joh. S eitzz stand in Flammen 
ind wurde auch eingeäschert. (E. G. A.) 
— Frankenthal, 5. Olt. Stadt⸗ 
ratbssitzung. Es gelangt ein Schreiben des 
herrn Professors Perron in München zur Ver⸗ 
sung. in welchem er für die Verleihung des 
kr nbürgerrechtes seinen Dank ausspticht und 
Deittheilung macht. daß er für die Herstellung des 
Denkmals an das Granitwerk Bensheim 9290 
Mark und an Erzgießee Rupp 6219 Mk. ausbe⸗ 
zahlt habe; da er von der Stadt bezw. dem 
Zomite nur 12,000 Mk. erhält, so bestreitet er 
die Differenz von 3500 Mk. aus eigener Tasche. 
Ferner legt Herr Professor Perron die Zeichnung 
zu einer Einfriedigung für das Denkmal vor, nach 
velcher dasselbe auf etwa einen Meter im Umkreis 
zurch Ketten, an acht Sandsteinen befestigt, abge⸗ 
sperrt werden soll. Der Stadtrath beschloß, — X 
lim des Kostenpunktes Erhebungen zu pflgen. g 
— Frankenthal, 7. Okt. Als Direkho 
der E. Metzner'schen Brauereigesellschaft 
an Stelle des durch Krankheit von diesem vp 
zurückgetretenen Herrn E. Metzner der zweite Direl. 
tor der Brauerer Eichbaum in Mannheim, Hen 
Schaich, gewählt; Herr Metzner bleibt jedoch 
Mitglied des Verwaltungsrathes. E) 
— Grünstadt. In nächster Zeit erscheinf 
ein Werk, welches in der Pfalz, namentlich m 
unserer Gegend, großes Interess, erwecken duͤrfte 
Es erscheint unter dem Titel: „Genealogische Ge— 
schichte des Erlauchten, uradeligen, reichsgräflichen 
und reichsfürstlichen standesherrlichen Hauses Leß 
ningenundLeiningen⸗Westerburg. Mis 
Stammtafeln in Folio und 1J lolorierten Waoppen. 
tafel. Nach arch valischen, handschriftlichen und 
zedruckten Quellen, sowie nach privaten Mitteilungen 
bearbeitet von Dr. phil. Ed. Brinkmeier.“ Dat 
Werk umfaßt etwa 40 Bogen und ist die Fruch 
einer nahezu dreijährigen Arbeit des Verfassers 
— Bezüglich der Anlagen von Telephon— 
anleitungen in der Pfalz ist dem Bud— 
zetentwurf für die Finanzperiode 189091 noq 
folgendes zu ontnehmen: „Außer den großen Ver— 
hindungsanlagen erscheint es dringend wünscheus- 
wverth, auch auf die Herstellung kleinerer Ver— 
hindungsanlagen Bedacht nehmen können, wit 
fie namentlich von mehreren pfälzischen Städien 
hereits seit längerer Zeit angestrebt werden, ohn 
daß es Mangels verfügbarer Mittel bisher mög⸗ 
lich gewesen wäre, diesen Wünschen Rechnung zu 
tragen. Derartige kleinere Anlagen werden sich 
mit einer einfachen Leitung aus 2 Millimeter star 
kem Bronzedraht herstellen lassen und es berechnen 
jich auf diese Weise die Herstellungskosten für den 
Zuometer auf 227 Mk. Die hienach zunächst in's 
Auge zu fassende Herstellung telephonischer Ver 
hindungen zwischen Kaiserslautern und Ludwigs— 
hafen, Neustadt und Ludwigshafen, sowie Pirma 
sens und Kaiserslautern wücde, nachdem die Eant— 
'ernnng zwischen Kaiserslautern und Ludwigshafen 
55 Kilometer, jene zwischen Neustadt und Lud 
wigshafen 30 Kilometer und jene zwischen Kai 
serslautern und Pirmasens 40 Kilometer beträgt, 
einen Kostenaufwand von 12,4855 bezw. 6810 
und 9080 Mk. erfordern. Weitere derartige Ver⸗ 
bindungen sind auch von anderen Orten bereitt 
angeregt worden und es ist anzunehmen, daß fich 
die Zahl dieser Gesuche noch mehren wird. Es 
läßt sich zur Zeit noch nicht mit Bestimmtheit er⸗ 
messen, wie sich das Bedürfniß in dieser Richlunt 
im Laufe der nächsten Jahre gestalten wird Wenn 
aber eine Referve von 37,870 Mk. vorgeseher 
wird, so dürfte damit den dringendsten Bedürf— 
nifsen wohl genügt werden können.“ 
Vermischtes. 
7 Eine Auszeichnung ist dem Haupt 
lehre Morschbach in Saargemünd ji 
Theil geworden, indem derselbe anläßlich einer zu— 
rückgelegten fürfzigjährigen Dienstzeit in dem schwerer 
und entsagungsvollen Amte eines Vorksschullehrert 
von dem Kaiser den Königlichen Kronenorden 4 
stlasse mit der Jahreszahl 50 erhalten hat. Hert 
Morschbach ist seit dem Jahre 1871 hier thätig 
derseibe, nebenbei ein praktisch tuchtiger Landwirth 
hat sich in seiner Eigenschaft als Sekretär det 
landwirthschaftlichen Kreisbereins um diesen gemein 
nutzigen, so sehr segensreich für unsere Bauert 
wirkenden Verein unleugbare Verdiensie erworben 
Die dem erfreulicherweise noch sehr rüstigen Jubila 
berliehene Auszeichnung ist so recht eine wohl ver 
diente. 
Mainz. Die stadtische Finanzkommisfior 
hat einen Betrag von 700 Mk. bewilligt, un 
einer Anzahl Arbeiter den Besuch der Unfall⸗ 
verhütungsausstellung in Berlin zu er— 
moöglichen. 
'Stuttgart. Von der Vaihinger Eisen— 
bahnkatastrophe erzählt man sich eine merkwür 
dige Episode. Unter den Fahrgästen des ver 
unglückten Zuges befand sich eine Mutter mi 
ihren 5 Kindern, die alle in bestem Frieden un 
die Muttter sich schaarten, bis der heftige Anbral 
die ganze Familie zerstreute. Die Mutter lag vor 
Schrecken wie gelaͤhmt und konnte fich erst aut 
den Trümmern wieder erheben, als schon vier ihrer 
inder um fie umher fianden. Noch fehlte aber 
das Jungste von elwa Lisz Jahren, und schon 
vollte großer Jammer losbrechen, als man ploͤße 
ich das“ Kleine zwischen dem Chaos wie spielenb 
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