Full text: St. Ingberter Anzeiger

aßen sah. Nur die Mutter und eines der Kinder 
alen ganz unerhebliche Vertetzungen. Die erste 
Filfe fut die verunglücktten Passagiere kamen etwa 
zwei Stunden nach dem Ereigniß auf den 
atz. 
d Augsburg. Jn dem Fabrik-Etablissement 
on Marfini u. Co. wurde cenläßlich der Ver⸗ 
Jahluag einer Tochter eines der Besitzer jedem 
mdanlichen Arbeiter 10 M., jedem weiblichen 5 
R. gutgeschrieden. Zugleich wurde vom 30. Sep⸗ 
ember an die Arbeitszeit um eine Stunde reducirt, 
adem kunftiahin die Fabrik schon um 6 Uhr abends 
nstatt wie bishet um 7 Uhe geschlofsen wird. 
dieses Doppelgeschenk erregt unter den Arbeitern 
er Fabrik große Freude. 
F München. Der Münchener Stadtgärt— 
ler als Spion. Die „M. N. N.“ schreiben: 
Ztadtgätrtner Hayler, welcher mit einem gemeind⸗ 
schen Reisezuschuss nach Paris ging, wurde, wie 
us von v rlässiger Seite mitgeteilt wird, in Paris 
dem Moment festgenommen, als er eine gärt⸗ 
rische Anlage ia seinem Skizzenbuch abzeichnete. 
sist als er sich über Zweck seiner Reise ausge⸗ 
diesen hatte, erfolgte seine Entlassung. 
F Elberfeld. Ein intelligenter Bett⸗ 
er hat in den letzten Tagen Elberfeld mit seinem 
gesuche beehrt. Derselbe, ein Auswärtiger, nahm 
ich, da er mit den hiefigen einschlagigen Verhält⸗ 
ussen nicht bekannt, einen Dienstmann, der ihm 
zie Häuser, drinnen milde Herzen schlagen, zeigen 
nußte. Der ortskundige Dienstmann führte den 
heilel⸗Reisenden in unser elegates Westend-Viertel, 
ind das „Geschäft“ soll ein recht flottes ge⸗ 
vesen sein. Es geht doch nichts über einen brak- 
ischen Sinn. 
FStreik-Feindinnen. Ein Rotterdamer 
glatt, der „Maasbode,“ berichtet über einige währnd 
———— 
enen nicht nur herdergeht, daß die Frauen der 
Arbeiter vo n dem Feiern ihrer Männec gar nicht 
rbaut zu sein schienen, sondern daß unter den Aus 
taändischen sich allerhand arbeitsscheues Gesindel 
erumtrieb. Eine Frau brachte ihrem Manne das 
Mittagessen in die Boompjes, und als fie denselben 
ragte, od er ebenfalls die Arbeit niedergelegt und 
ine bejahende Antwort erhalten hatte, warf sie das 
ẽssen mit den Worten: „Wer nicht arbeiten will, 
oll auch nicht essen!“ auf den Boden. Eine andere 
Ftau gab ihrem Manne zur Strafe für seine Be⸗ 
eiligung am Ausstand ein paar schallende Ohrfeigen, 
ind als dessin Kameraden sich laut darüber wunder⸗ 
en, daß ein Mann sich derarfiges von seiner Frau ge- 
allen lassen könne, erwiderte letztere wuthschnaubend: 
Was, der soll mich schlagen? Er hat keine Hände 
um Arbeiten, denn seit fünf Jahren muß ich ihn 
rnähren, wie viel weniger kann er seine Handszum 
Schlagen erheben ? Dazu ist er zu faul!“ 
Rom, 6. Okt. Ein haftiger Orkan richtete 
zestern in der Provinz Cagliari großen Schaden 
in. Er zerstörte in der Stadt Quarto! über 
200 Häuser, aus welchen bisber 10 Leichen be⸗ 
örderr wurden. Weitere Opfer sind, wie man 
jefürchtet, unter den Trümmern begraben. In 
Quariuccio sind 30 Haͤuser einge ürzt. 
FAthen. Unter den HochzeitsGeschenken 
ür das Brautpaar, Kronprinz Konstantin von 
Kriechenland und Prinzessin Sophie von 
Preußen, aus den griechischen Kolonien erregen be⸗ 
onders zwei wundervolle Teppiche Aussehen, welche 
vie griechische Kolonie in Smyrna gespendet hat. 
In Smyrna sind während der letzten 50 Jahre 
Teppiche von solcher Pracht der Ausführung nur 
in einziges Mal angefertigt worden, und, zwar 
varen sie diesmal als Geschenk sür den Kaiser von 
Desterreich bestimmt. Funfzig der geschicktesten 
Teppichweber Smyrnas haben 6 Monate lang an 
jen beiden Teppichen für das kronprinzliche Braut⸗ 
zaar gearbeitet. Die Teppiche sind aus Haaren 
von Ziegen aus der Provinz Ankyra gewirkt. Der 
ür den Kronprinzen bestimmte Teppich zeigt auf 
rothem Grunde ein farbiges Blumenmuster und 
viegt 250 kg Er ist 12 Ellen lang und 8 Ellen 
reii. Der Teppich der Prinzessin Sophie hat 
men weißen Grund mit bunten Arabesken und 
oiegt noch mehr. Er ist 13 Ellen lang und 10 
ellen breit. 
Tandwirthschaftliches. 
Das Kartoffelkraut darf unter keinen Umstünden 
verbraunt werden. 
Der Wind weht über die Stoppelfelder und 
er Herbst kündigt sein Erscheinen durch kalte Nächte 
und raubere Tade an. Die Kartoffelernte ist in 
»ollem Gange. Das erkennt man an der Menge 
on Rauchwolken, die gen Himmel steigen, denn 
s scheint in einigen Gegenden landwirischaftlicher 
Blaubenssatz zu sein: das Kartoffelktaut muß ver⸗ 
rannt werden. 
Diese Sitte ist mindestens eine Uansitte zu 
iennen, welcht, je näher der Stadt, je haäufiger 
nusgeübt wird. Der Stadtbewohner, der während 
»es Tages in der Stube beschäftigt ist, geht am 
Abend hinaus, um frische Luft zu schöpfen, und 
umet mit Lust auf wenige Minuten die schöne, 
lare Herbstluft. Da! ein paar Schritte aus den 
Thoren und ein langer Schwaden Rauch, aus 
inem Garten oder dem Felde aufsteigend, verpestet 
him die Luft. Aber was schadet das! Die Luft 
vird durch Fabrikanlagen u. s. w. viel mehr ver⸗ 
inreinigt, was macht da das bischen Kartoffelkraut? 
Also muß es verbrannt werden. 
Wer beteiligt sich an dem Verbrennen des 
dartoffelkrautes? In der Haupisache sieht man 
inerwachsene oder halberwachsene Kinder, die mit 
zroßem Vergnügen das Feuer anzünden und schüren. 
ẽs hat nun noch nie ein Mensch behauptet. daß 
s erziehlich auf Kinder wirkt, wenn sie mit Feuer 
pielen, aber — das Kartoffelkraut und was sich 
onst noch für Kraut auf dem Acker findet, muß 
erbrannt werden. 
Das Kartoffelkraut hat mindestens einen eben 
o hohen Wert wie Stroh. Es düngt, wenn es 
intergepflügt wird, gibt ein gutes Lager für das 
Hieh, lockert den Composthaufen und befördert die 
Zerwitterung in demselben, außer der Bereicherung 
nurch sich seidst. Ja, es kann in knappen Jahren, 
jut getrocknet, nebenher als Futter verwandt 
verden. Aber wir haben's ja, wir können uns 
as erlauben, also: das Kartoffelkraut muß ver— 
zrannt werden. 
Es ist erstens bequemer, zweitens ist es ein 
jübsches Spiel für die Kinder und drittens gibt 
es so schönen Rauch in der Luft. Wenn auch 
»er Geldwert des Kartoffelkrautes nach Menzel 
ind Lengerke 2,86 Mark für den Zentner beträgt 
ind kein Reicher seine Pfennige in den Ofen wirft, 
silft alles nichts — es muß verbrannt werden. 
Der vernünftige und sorgsame Landwirt sagt 
iber: es darf unter keinen Umständen verbrannt 
verden. Eine einfache Art der Verwertung, auch 
ür den kleinen Mann, der keine Mittel hat. das 
draut wegzufahren und es nicht sofort untergraben 
vill, ist die Kompostierung sofort an Ort und Stelle. 
Man durchschichtet das Kartoffelkraut und was sich 
onst noch findet, an Ort und Stelle mit Ackererde, 
srädt die kieinen Hausen im Winter mehcere Male 
im und streut sie im Frühjahr auseinander. Dunn 
sehen nicht nur keine Dungstoffe verloren, sondern 
s werden noch solche auf die billigste Weise ge— 
vonnen.*) (Hann. l. u. fw. Z.) 
) In manchen Gegenden wird allgemein das 
dartoffelkraut auf Wiesen und Grasfeldern ausge 
reitet und wird hierdurch die günstigste Wirkung 
uuf Erhöhung der Graserträge erzielt. 
Dienstesnachrichten. 
Als Verweser an die neu errichtete zweite 
xotestantische Schulstelle in Landstuhl wurde 
zurch Entschließung kgl. Regierung der Schul⸗ 
ienstexspektant Sschwinn aus Wachenheim be⸗ 
ufen. 
amiliennachrichten. 
Gestorben: In Zweibrücken Emil Nos, 
39 J. a.; ebendaselbst Marie Klein; in Pirxma⸗ 
ens Peter Kaufmann, 69 J. a.; ebendasd Ibst 
Bilhelm Pfister. 
Neueste Nachrichten. 
Speyer, 8. Okt. Heute früh 6 Uhr ist 
dommerzienrat und Brauerei⸗Direltor Siinfolge 
ines Herzschlages gestorben. (Zw. 3.) 
München, 6. Okt. Heute Vorminag 10 
AUhr fand im obderen Saal des kgl. Hofbräuhaus. 
ellers die elfte ordentliche Generalversammlung des 
zensionsvereins der bayerischen Rent— 
imtsgehilfen unter dem Vorsitz des kgl. Re— 
sierungßrathes Herrn Burkart statt. Aus dem 
seferal über die Rechnungslegung für das abge— 
aufene Geschaftsjahr ist, nach der „Allg. Ztg.“, 
u entnehmen, daß der Verein ein rentirliches Ver⸗ 
nögen von 191,000 Mt. besitzt und seine finan- 
iellen Verhältnisse Dank dem jährlichen Staats- 
uschuß von 16,000 Mk. wohlgeordnete und für 
ie Zukunft vollkommen gesicherte sind. Die Neu- 
oahl der Vereinsleitung ergab einstimmige Wieder⸗ 
vahl des hiesigen Verwaltungasrathes. 
3 
Berlin, 7. Okt. In beteiligten Kreisen 
laubt man immer noch, daß im Laufe des Win⸗ 
ers das Schweineeinfuhrverbot entweder 
zemildert oder ganz aufgehoben werden wird. 
Hamburg, 7. Okt. Heute Mittag wurde 
zie Gewerbe⸗und Industrie-⸗Ausstellung 
eierlich geschlossen. Der Präsident theilt mit, das große 
Zomitee sei in der glücklichen Lage, sämmtlichen 
Ausstellern die volle Platzmiete zurückzahlen zu 
önnen. 
Mom, 8. Okt. Der durch den Orkan an⸗ 
gerichtete Schaden in der Provinz Cagliari 
jt sehr bedeutend. In Quarto sind infolge an⸗ 
dauernden Regens noch weitere Häufer eingesfürzt, 
vodurch wiederum mehrere Personen getödtet und 
mehrere verwundet wurden. Von 7000 Einwoh⸗ 
nern ist die Hälfte obdachlos. Von Cagliari aus 
werden Lebensmittel und Kleider an den Unglücks⸗ 
ort gesandt. (S. 3.) 
Newyork, 7. Okt. Ja vielen Städten der 
Union wurde gestern seitens der Deutschen der 
zweihundertste Jahrestag des Landens des 
ersten deutschen Anfiedlers in Amerika festlich 
begangen. 
Theater in St. Ingbert. 
Lange bor der Stunde des Beginnes hatten 
sich gestern Abend die Besucher eingefunden und 
hald war der Saal des Café Becker so dicht be—⸗ 
netzt, daß füc Manchen kaum ein Platz aufzu⸗ 
reiben war. Wollte doch Jeder den „Freischütz“ 
rehen, durch dessen Vocführung sich die Direktion 
Zaudrexler den allgemeinen Dank des Publikums 
icherte. Mit Spannung erwartete man den Auf- 
ug. Da hob sich der Vorhang und die Unter⸗ 
jaltung verstummte Alles folgte mit Aufmerksam⸗ 
eit der Entwidelung der prächtigen Szenen. Die 
Ausstattung war den Verhältnissen entsprechend 
ehr schön zu nennen, die stostüme fanden die all ⸗ 
eitige Bewunderung. Der Gesellschaft Baudrexler 
arf das Zeugniß ausgestellt werden, daß sie zum 
Belingen der Vorstellung alles nur Mögliche ge⸗ 
han hat, und daß ihre Bemühungen den ver⸗ 
ienten Erfolg ernteten. Alle Mitwirkenden haben 
zieran ihr Theil. Nicht nur durch die Anord⸗ 
vung des Siuckes, sondern in der That auch 
durch die Leistungen ihrer Vertreter hoben sich die 
Rollen der Agaihe und des Max hervor. Die 
Palme des Atends gebührt Frl. Else Rosen 
Agathe.) Man erinnere sich nur an das herrlich 
orgetragene Gebet. Daß auch Herr von Illen⸗ 
erger durch seine Wiedergabe der Rolle des Max 
ich die Anerkennung des Publikums errang, bes 
wiesen die Szenen vor der Schenke und des Be⸗ 
fuchs bei Agathe. Neben diesen veiden verdient vor 
ilem Lob das Auftreten von Frau Dir. Bau⸗ 
oxexler (Aennchen) und sodann Hr. Anschütz als 
Taspar. Daß alle Uebrigen den durch die Rollen 
»edingten Anforderungen mit bestem Bemühen ent⸗ 
prachen, ist bereits betont worden. So gelangten 
henn auch die Chöce zu guter Wirkung, welche 
noch gehoben wurde durch die trifflich angepaßte 
mufikauische Begleitung. So hat denn auch hier 
wieder trotz den durch die obwaltenden Bühnen⸗ 
berhälimnisse gebotenen Beschränkungen das melodien⸗ 
reiche, voikssümliche Wert Max Maria v. Webers 
teine beherrschenden Zauber geltend gemacht. 
Zum Benefiz für Frau Direktor Baudrexler 
wird morgen die Posse „Lokalsängerin und Poftil ⸗ 
son“ über die Breiter gehen. Gewiß bedarf es 
zum Besuche nicht vieler Empfehlensworte, denn 
Frau Baudrerxler hat sich längst durch ihr frisches 
anmuthiges Spiel und ihre angenehme Stimme 
—— Daß 
der Abend ein unterhaltender wird, daran wird 
wohl Niemand zweifeln, der in den letzten Wochen 
dos Theater besucht bat. 
Fur die Wadaktion verantwartlich: F. X. Demeß 
Neues Festspiel zur Aufführung mit leben⸗ 
den Bildern. Von Herin Dechanten H. F. 
Müller in Cassel, der schon die Herzen von 
Tausenden gerührt und erfreut hat durch sein in 
den weitesten Kreisen bekannt gewordenes „Weih ⸗ 
nachts -Oratorium“, erscheint demnächst in A. 
Maier's Musikverlag in Fulda ein neues Werk 
nach Art der Oberammergauer Spiele: „Die 
heilge Elisabeth'“, geistliches Festspiel in 
7 Bildern für Soli, vierstimmigen gemischten Chor 
nit Klabierbegleitung und verbindendem Text, zur 
Auffüührung mit lebenden Bildern, das sehr bald 
iren Weg durch Deutschland nehmen dürite.