Full text: St. Ingberter Anzeiger

Jel.) Das C. Traber'sche Haus nebst angrenzen⸗ 
»em Garten und Feld, gegenwärtig von Hrn. kgl. 
Forstmeister Koehl bewohnt, kaufte Herr Jean 
Weber, Prokurist hier, für 8000 M. (Zig) 
— Kaiserslautern, 156. Oklt. Die Zu⸗ 
fuhr zum heutigen Pferdemarkt ist über alle 
Frwartung zahlreich ausgefallen; zum Verkauf ge⸗ 
stellt waren 214 Stück; datunter eine große An⸗ 
jzahl Luxuspferde, theilweis edler Abkunft, Arbeits⸗ 
oferde jedes Schlags, ebenso 79 Fohlen in reich⸗ 
ster Auswahl. Auch für unsere Stadt im Allge⸗ 
meinen wird der Markt von nicht zu unterschätzen⸗ 
dem Vortheil sein. — Die Wirtbschaft zum 
Ochsen“ in der Fröbelstraße gelegen und den 
herren Tripp und Theisinger gehörig, ging laut 
„Pf. Vztg.“ heute um den Preis von 32750 M. 
an Herrn Karl Philipp Butterfaß von Kirchheim- 
bolanden über. In dem Kaufpreise ist das Wirth⸗ 
schafts-Inventar und Occhestrion einbegriffen. Der 
Kauf wurde vermittelt durch den Agenten F. W. 
Recktenwald. 
— Kaiserslautern. Die Wiedereröffnung 
der landwirthschaftlichen Kreiswinterschule Kaisers⸗ 
lautern, welche in ihrer nunmehr seit vorigem 
Jahre vollendeten Neugestaltung als landwirthschaft⸗ 
liche Fachschule eingerichtet ist, findet am 2. No- 
»ember statt. Diese Anstalt hat die Aufgabe, ihre 
Schüler in den wichtigsten Gebieten der Landwirth⸗ 
schaft zu unterrichten, wobei sie der technischen, wie 
der wirthschaftlichen Seite in gleichem Maße Rech— 
aung zu tragen und besondere Rücksicht zu nehmen 
hat auf die landwirthschaftlichen Verhältnisse der 
Pfalz und auf die Anforderungen, welche die Neu⸗ 
zeit an den Landwirth stellt. Sie bietet hiedurch 
dem jungen Landwirthe gerade das, was ihm die 
heimische Praxis versagt, was aber heute nur mit 
Rachtheil von ihm entbehrt werden kann — was 
ihn vorzugsweise mit befähigt, den immer schwie⸗ 
tiger werdenden Konkurrenzbverhälinissen Stand zu 
hjalten. Die derzeitige Organisation der landw. 
Kereisschule zeichnet fich dadurch aus, daß die 
sämmtlichen landwirthschaftlichen Disziplinen in 
den Händen von Fachmännern ruhen und alle 
Finrichtungen getroffen sind, daß das vorgesteckte 
Ziel in der möglichst knappen Zeit von zwei fünf⸗ 
monatlichen Winterkursen, in welcher Zeit ja auch 
die älteren Söhne der Landwirthe zu Hause leichter 
entbehrlich find, erreicht werden kann. Der ver⸗ 
mehrte Besuch der Schule in den letzten Jahren 
hat zur Genüge bewiesen, daß dieselbe eine zeit- 
zemäße Anstalt und ihrer Aufgabe vollkommen 
gewachsen ist; dieselbe darf daher allen Land⸗ 
wirthen empfohlen werden, welche ihren Söhnen 
zu den erworbenen praktischen Fertigkeiten in der 
dandwirthschaft eine weitere Fachbildung angedeihen 
assen wollen. 
— Pirmasens, 15. Olt. Eine Seltenheit, 
die kaum einem unserer Leser schon vorgekommen 
sein dürfte, übergaß uns gestern der Bäcker und 
Dekonom Herr Georg Müller von Gersbach. Der⸗ 
elbe fand auf seinem Krautacker eine Pflanze, die 
aicht weniger als 18 Krautköpfe an einem Stiele 
rägt und insgesammt etwa 4 Pfund wiegt. 
(P. A.) 
— Schweigen, 15. Okt. Die Nadeln 
(2 Stuck), welche ein hiesiges Mädchen in Landau 
perschluckt, haben auf natürlichem Wege ihren 
Ausgang aus dem Körper gefunden, nachdem fie 6 
Tage Gäste desselben waren. 
— InSchweighofen brannte die Scheuer 
des Metzgers Wille nieder. 
— In Gommersheim ist der Tabak um 
den Preis von 25 und 36 Mk. per Zentner ver⸗ 
auft worden. Nächsten Montag und Dienstag werden 
zie Sandblätter verwogen. Diese sind zu 15 Mk. 
ver Zentner an Pfeiffer, Niederhochftadt und Gäpfert 
uus Spehyer verkauft. 
— Das kgl. Bezirksamt Neusftadt a/H. 
hat an die ihm unterstellten Burgermeisterämter ein 
Zirkular erlassen, wonach zur Zeit in einzelnen 
Bemeinden des Bezirkes der sog. blaue oder 
deuchhusten herrscht. Da dieser Husten zu den 
msteckenden Krankheiten zählt und in dieser Jahres⸗ 
zeit oft mit gefährlichen Lungenentzündungen auf-⸗ 
ritt, so haben die ˖Kindergärinerinnen, die Lehrer 
der Volksschulen und auch die Vorstände der 
hoͤheren Lehranftalten, diejenigen Kinder resp, Schüler, 
welche von diesem Husten befallen sind, ungesdumt 
aus der Klasse zu entfernen. 
— Hambach, 15. Okt. Dieser Tage wurde 
der Kriegerberein Hambach freudig über⸗ 
ascht. Es gingen demselben nämlich, als Aner⸗ 
ennung der durch den Verein vertretenen humanen 
vrundsätze, von Herrn Magistratsrath Hauber 
n München sowie von Herrn Gutsbesitzer Grohs 
200 Mk. zu. (N. Bztg.) 
— Speyer, 14. Okt. Einem Bleicher 
nn Speyer verbrannte am Samstag Abend in seiner 
Waschküche am Hafen Wäsche im Werthe von 1000 
Dt., weiche er, ohne versichert zu sein, ersetzen muß. 
— Speyer. Der Siteuerrath beim Kataster⸗ 
Zureau Herr Wilh. Fraas wurde wegen Krank⸗ 
zjeit auf die Dauer eines Jahres in Ruhestand 
versetzt. 
— Dürkheim, 15. Okt. Bei der Verstei⸗ 
jserung J. Oberländer wurde das Wohnhaus 
u 11,000 M. Herrn Brauereibesitzer F. Mayer 
n Oggersheim zugeschlagen. Gesammterlös für 
daus und Feld 17,175 M. 
— Der in den siebziger Jahren stehende pen⸗ 
ionirte Bahnarbeiter Martin Neumann in 
—V 
Tod ereilt. Vom Feld heimgekehrt, setzte er sich in 
einer Wohnung auf einen Stuhl und nach wenigen 
Ninuten machte ein Schlagfluß seinem Leben ein 
kende. 
— In Dirmstein starb dieser Tage nach 
der „F. Z.“ der älteste Mann hiesiger Gemeinde, 
»er Ackerer Herr Johannes Mieser J. in einem 
Alter von über 92 Jahren; er war geboren am 
J. Januar 1797, besuchte im Laufe des Jahres 
noch fleißig die Kirche und las noch ohne Brille. 
Vermischtes. 
F Neunkirchen, 15. Okt. In der gestern 
Abend stattgehabten General⸗-Versammlung des hie⸗ 
igen Vorschuß⸗-Vereins e. G. wurde beschlos- 
en, die bisher bestandene Solidarhaft der Mit⸗ 
lieder einstweilen noch weiter gelten zu lassen. 
fFWellesweiler, 14. Okt. Heute Morgen 
jatte der hiesige Bürger Nik. E. das Unglück, daß 
hin, als er mit einem Andern Holz auf den 
Vagen lud, ein schweres Stück auf's Bein fiel 
ind ihn zum Fallen brachte; gleichzeitig zog das 
gferd, wahrscheinlich erschreckt, an und der beladene 
Wagen fuhr über den Bedauernswerten, der dadurch 
inen doppelten Beinbruch unterhalb des Kniees 
avontrug. Das Schicksal des geachteten, fleißigen 
Rannes, der jetzt vielleicht monatelang an das 
S„chmerzenslager gefesselt sein muß, erregt allgemeine 
Teilnahme. (S.Bl.3) 
F Saarbrücken, 15. Okt. In der gest⸗ 
igen Schwurgerichtssitzung, der ersten 
ür diese Sesfion, wurde nach zweistündiger Ver—⸗ 
jandlung der 26 Jahre alte Bergmann Jakob 
Volfanger aus Wiebelskirchen, unter Ablehn⸗ 
ing der beantragten Annahme mildernder Um⸗ 
tände, für schuldig erklärt, am Abende des Pfingst⸗ 
Nontag nach 10 Uhr, auf der Straße von Wie⸗ 
elskirchen nach Neunkirchen, den Metzgergesellen 
stichard Güstock vorsätzlich durch einen Schlag mit 
inem Knüppel (Hebel) auf den Kopf so verleßt 
u haben, daß infolge dieser Verletzung der Tod 
zald eingetreten ist. Die kgl. Staatsanwalischaft 
zeantragte eine Zuchthausstrafe von 6 Jahren, der 
johe Gerichtshof aber sah von dieser hohen Strafe 
ib und erkannte auf eine Gefängnißstrafe von 4 
Jahren. — In der heutigen Morgensitzung standen 
der 17 Jahre alte Taglöhner Joseph Hoppe aus 
Malstatt und der 20jährige Schreinergeselle Franz 
)eld aus St. Johann, zwei nichtsnutzige Bur— 
hen, unter der Anklage, am Abend des 2. August 
r. in der dath. Kirchgasse zu St. Johann gemein⸗ 
chaftlich dem Handlungsgehülfen Karl Gutekunst, 
nit Gewalt gegen defsen Person, einen Stock im 
Verte von 3 Ml. in der Absicht, fich denselben 
echtswidrig anzueignen, weggenommen zu haben. 
Zeide wurden des Straßenraubes für schuldig er⸗ 
lärt und Held zu einer Gefängnißstrafe von 
1Jahr 1 Monat, Hoppe zu einer solchen von 
mJahr 8 Monaten verurtheilt. 
FSaarbrücken, 16. Okt. Wie die Zig.“ 
icher vernimmt, wird sdas am Samstag abgesagte 
Tosti-⸗Konzert unerwiderruflich morgen, 
donnerstag Abend in der Tonhalle hier fiatt⸗ 
inden. — In der Nacht zum Dienstag wurde 
'in vom Dienste heimkehrender Eisenbahnbe—⸗ 
imter in der Mainzerstraße von einem Unbe— 
annten angefallen und mit einem Schlagring der⸗ 
irt mißhandelt, daß der Beamte mehrere 
döcher im Kopfe davon trug und sich ärztlicherseits 
Verband anlegen lassen mußte. Jedenfalls liegt 
sier eine Verwechselung der Person vor welcher 
ser Mißbandelte zum Ovfer fiel— 
r* Einen bösen Streiqh vollführten mm 
Saargemünd, an eigem Abend der letztn 
Woche einige Chevaulegers in einem Zimmer der 
ilten Kaserne. Dieselben hängten ssich naͤmug 
zur Unkenntlichmachung weiße Tücher um um 
hrügelten einen neu eingerückten Rekruten, der ig 
veigerte, eine Mark herzugeben zum Ankaufe ge. 
neinschaftlichen Schnapses, der Art durch, daß et 
nit einigen schweren Verletzungen am Kopfe ing 
Zpital verbracht werden mußte. Trotz Arrest und 
Straf · Exerzieren konnten die Haupträdelsführer 
noch nicht entdeckt werden. 
feKarlsruhe, 14. Olt. Wie man Bürger— 
meist er werden kann und es doch nicht sein darf. 
Der badische Verwaltungsgerichtshof, so lesen wi 
n einem Berliner Blatte, ist kuürzlich in die Lage 
zekommen, eine Bürgermeisterwahl wegen Trunken— 
heit einer großen Anzahl der Wähler für nichtig 
erklären zu müssen. Aus den Entscheidungsgründen 
wird insbesondere der folgende von Interesse sein: 
Denn wenn es auch richtig sein mag, daß der als 
Zürgermeister Gewählte, nicht selbst die Trunkenheit 
ver Abstimmenden veranlaßt hat, so ist zu beachten, 
)aß schon die Trunkenheit an und für sich hinreicht, 
die Stimmfähigkeit eines Bürgers auszuschließen, 
ieselbe mag durch wen immer herbeigeführt sein. 
Da nun thatsächlich bei der fraglichen Wahl viele 
Wähler in betrunkenem Zustand sich befunden haben, 
o konnte dem Ergebnisse derselben eine Rechts— 
ziltigkeit im Sinne des Gesetzes nicht zugestanden 
verden. 
Stuttgart, im Oklt. Allgmeiner 
deutscher Versicherungs-Verein. Im 
Nonat September 1889 wurden 307 Schaden- 
älle durch Unfall angemeldet. Von diesem hatten 
3 den sofortigen Tod und 14 eine gänzliche oder 
heilweise Invalidität der Verletzten zur Folge. 
hon den Mitgliedern der Sterbekasse starben in 
iesem Monat 18. Neu abgeschlossen wurden im 
Dtonat September 1661 Versicherungen über 
11471 Personen. Alle vor dem 1. Juni 1889 
der Unfall ⸗Versicherung angemeldeten Schäden inch. 
der Todes⸗ und Invaliditäts-Fälle sind bis auf 
die von 8 noch nicht genesenen Personen vollstän⸗ 
dig reguliert. Auf Grund der Haftpflichtversicherung 
vurden 17 Forderungen gestellt. 
— Die feierliche Beisetzung der irdischen Ueber⸗ 
resse des Erzbischofs Dr. v. Steichele ging 
MNontag Vormittag mit großer Pracht und unter 
tarker Betheiligung der Einwohnerschaft, sowie 
ahlreichen Landvolks in München vor sich. Der 
deichenzug bewegte sich vom erzbischöflichen Palais 
in der Promenadestraße unter dem Gelaute sämmtlichet 
Flocken der katholischen Kirchen der Stadt an das 
dauptvortal der Metropolitankirche. In den be⸗ 
reffenden Straßen waren die Laden geschlossen. 
Der Zug wurde eröffnet von den Livreedienern 
der allerhöchsten und höchsten Herrschaften, des 
Adels und des Stadtmagistrats. Diesen folgten 
einige Klassen der Domschule mit ihren Lehrern 
ind Lehrerinnen; im Anschluß an dieselben kamen 
zie verschiedenen religiösen Bruderschaften, die katho⸗ 
ischen Studentenverbindungen, Geistlichkeit und 
domkapitel. Nach ihnen schritien die Aebte der 
zenediktinerstifte München, Metten und Schehern, 
owie die Bischoͤfe von Augsburg, Eichstätt, Regens⸗ 
zurg, Passau und jener von Salzburg mit ihren 
Asfistenten und Sekretären. Dem vierspännigen 
zeichenwagen, der mit dem reichsten Blumenschmuc 
iberdeckt war und an dessen Seite je vier Priester 
m weißen Chorrocd schritten, folgten die nächsten 
erwandten, eine Deputation der Gemeindever⸗ 
retung von Mertingen bei Donauwörth, bekannt⸗ 
ich dem Geburtsort des verstorbenen Erzbischofs, 
der Präsident der Kammer der Reichsräthe 
nehrere hohe Wurdenträger, Mitglieder der Kam— 
ner der Abgeordneten, die beiden städtischen Kol⸗ 
egien mit dem ersten Bürgermeister Dr. von 
PBidenmeyer und dem Vorstand Ritter v. Schultes. 
ie Armenpflegschaftsräthe, eine Deputation der 
reiwilligen Feuerwehr u. s. w. Kurz aach neun 
Uhr hatie der imposante Leichenzug das Haupt ⸗ 
ortal der Frauenkirche erreicht, woselbst die sammt⸗ 
ichen offiziellen Theilnehmer die ihnen reservirten 
Zlatze einnahmen. Als der Sarg auf dem Chor 
iedergestellt war, hielt Hr. Dompfarrer Dr. 
dagerer die Trauerrede, in welcher er die treff⸗ 
ichen Eigenschaften und die hohen Verdienste des 
Berstorbenen in ergreifenden Worten schilderte. 
Das Traueramt hielt Bischof Ignatius von Regens 
urg, wobei Ell's Requiem in Es aufgefuhrt 
aurde. Hierauf hetete Bischof Janatius mit vier