Full text: St. Ingberter Anzeiger

m „Tivoli“ trafen gestern Abend eine Anzahi 
HNaer Bürger zusammen, um die Gründung eines 
hierschutz⸗Vereins zu besprechen. Der 
—XX Herr Tobusch, nannte als nächstliegen“ 
z Ziel die Ermitilung von straffälligen That 
Ichen und deren Meldung beim Vorstande, welcher 
r Polizei, die zur Ueberwachung derartiger Fälle, 
esonders auf hiesigem Maräẽt, nicht ausreichend 
it, die nöthige Anzeige alsbald zu machen hat. 
— * Franke wünscht nicht dlos die Bestrafungen, 
Hodurch der Vrrein eine bloße Stittze der Polizei 
Fürde, als Zwick, sondern auch die Belohnung 
derjenigen, weich die unter ihrer Obhut stehen⸗ 
den Thiere gut behandeln. Herr W. Johannes 
plaidirte für Vereinigung beider Zwscke, und Herr 
dommissar Utecht theilte den Anwesenden mit, daß 
det Herr Bürgermeister Dr. Neff die Sache mit 
Pohlwollen betrachte und unterstützen werde. Herr 
gehter Stuppy sprach über die Erreichung der 
zwecke von erziehlichem Standpunkt aus. Betreffs 
der Bivisektion neigten sich die meisten Stimmen 
dazu, daß gegen dieselbe keine Stellung zu neh— 
men sei. Zum Schluß wurde ein Ausschuß ge— 
hildet. Provisorischer Vorsitzender ist der Herr 
Siadtverordnete Francke. Der Ausschuß beräth 
über die nüchsten Maßnahmen, die Satzungen und 
deruft in kürzester Zeit eine weitere Versammlung 
ein. 21 Herren haben bereits ihren Beitritt zu 
dem Verein, welcher von allen Seiten unterstützt 
werden dürfte, zugesagt. 
Saarbrücken. Die Infanterie⸗Regi— 
menter Nr. 830 und 70 sind, wie es heißt, 
ur Organisation des neuen westlichen Armeekorps 
Lothringen) mitbestimmt. Dem Vernehmen der 
Saarztg.“ nach stehen für die in Saarlouis garni— 
»onirende Attillerie zum nächsten Jahre Aeuderungen 
„edor und eine der beiden dortigen Abtheilungen 
oll nach Trier oder in einen lothringischen Ort 
und als Erfatz die in Jülich liegende Abtheilung 
des Regiments nach Saarlouis verlegt werden. Ein 
Gerücht will ferner wissen, daß Saarlouis Aussicht 
habe, noch ein zweites Infanterie⸗Regiment in 
garnison zu erhalten. 
FSaarbrücken. Unter den dem Reichstag 
ogegangenen Forderungen im Reichshaushalts⸗Etat 
pro 189091 figuriert unter dem Titel Verwaltung 
des Reichsheeres auch eine Kaserne für 4 Estka⸗ 
drons Kavallerie in St. Johann⸗Saar⸗ 
brücken, die von Trier dorthin verlegt werden 
ollen. 
xAus Württemberg. Name und Her—⸗ 
lunft des Verdrechers, der letzten Sonntag 
das schändliche Attentat auf den Prinzen Wilhelm 
in Ludwigsburg vollbracht hat, sind nun, wie schon 
iurz berichtet, festgestellt. Der Thäter heißt 
Hottho!ud Martin Müller. Der „Schw. 
Merk.“ macht folgende nährre Angaben: Müller 
ist von Oefhlingen, O.« A. Kirchheim; einer seiner 
hrüder wurde nach Ludwigsburg berufen und hat 
die Person seines Bruders anerkannt. Alle Muth⸗ 
maßungen, die an die Aeußerungen des Ver—⸗ 
hrechers, so insbesondere an seine Angabe, er habe 
die Thronfolge an die katholische Linie bringen 
wollen, etwa geknüpft werden konnten, fallen da⸗ 
hin: er eutstammt einer hochachtbaren evangelischen 
Familie. Zwei Brüder des Verbrechers leiten in 
in Gemeinschaft mit einem Veiter das von den 
derstorbenen Vätern übernommene Geschäft, eine 
Wollspinnerei und Färberei in Oethlingen. Der 
Thater hat sich längst selbst ausgeschieden aus dem 
Kteise jeiner Familie. In verschiedenen kauf- 
mannischen Stellen, in denen er war, wurde er 
wegen schwerer Unzuverlässigkeit, Betrügereien und 
Traͤgheit entfernt. Er war in Stuttgart und in 
Berg in Aussteuer- und Wollgeschäften; nirgends 
that er gut. Später brachte ihn seine Familie 
nach Calw, um ihn die Gerberei erlernen zu lassen. 
diesen Sommer soll er fich in Sachsen und 
dayern herumgetrieben haben. Er wurde schon 
seit vielen Jahren seiner Heimath und seiner näch— 
flen Familie ganz entfremdet und trieb sich unstät 
und ohne jedes moralilche Bewußtsein herum. In 
den letzten Tagen war er in Oethlingen, wo er 
durch scheues, verschlossenes Wesen auffiel. Er 
derschwand am Samstag früh mit Hinterlassung 
eines Briefes, er komme nicht wieder, er schieße 
siich eine Kugel durch den Kopf. Ueber den Grund, 
der den Mann zu seiner unseligen That getrieben 
hat, kann man nicht einmai Bermuthung äußern. 
Sein Vorleben, die sonderbaren Angaben im Ver- 
oͤt, sein Benehmen im Gefängniß lassen mehr 
ils zudor auf Geisteskrankheit schließen. Von 
Ludwigsburg wird mit Entschiedenheit berichtet, 
Muüller sei geisteskrank (moralisch irre). 
F München, 21. Okt. Das hiefige Ge⸗ 
meinde⸗Kollegium beschloß heute, dem Magistrat 
zu empfehlen, beim Reichskanzler um die Aufheb⸗ 
ung der Viehsperre gegen Oeseerreich nachzu⸗ 
suchen. 
FMünchen. Die JahresAusstellung 
schließt mit einem Ueberschuß von ca. 15,000 Mk. 
1b. Verkauft wurden ferner 304 Kunstwerke im 
Betrage von 467,270 Mt. 
F Regensburg. Der ärztliche Bairksverein 
Kegensburg hat die Vorlage der Staatsregierung 
in die dicsjährigen Aerztekammern, die Prophylaxe 
Verhütung) der Tuberkulose, beraten und 
die Delegierten beauftragt, bei den Verhandlungen 
iber die Vorlage des Staatsministeriums die An⸗ 
shauungen des Bezirksbereines dahin zu vertreten, 
daß 1. die Einführung der Anzeigepflicht für die 
Tuberkulose entschieden abzulehnen sei, und 2) die 
leberwachung der Verbreitung der Tuberkulose in 
taatlich geleiteten oder beaufsichtigten Anstalten 
durch entsprechende oberpolizeiliche Vorschriften an- 
ustreben sei und 3) daß die Prophylaxe in den 
Familien durch Belehrung und Anraten der nötigen 
Lorsichtsmaßregeln Aufgabe der Aerzte sei. 
FKulmbach, 22. Otl. Aus gesammelten 
Beiträgen wurde eine Kaiser Wilhelm⸗ und Kaiser 
Friedrich Stipendienstiftung errichtet. 
Chemnitz, 23. Okt. Durch Vermittlung 
des Amtshauptmanns Dr. Fischer ist der Streik 
der Strumpfwaarenarbeiter in Thalheim 
heendet; 10 bis 15 Prozent Lohnerhöhung find 
gewährt. Dagegen sind in anderen Orten der 
Amgegend Lehnbewegungen in der Strumpf- 
vaarenbtanche bemerkbar. 
Berlin, 28. Okt. Der „Reichsanzeiger“ 
macht folgendes bekannt: „Von den Blättera, durch 
welche die für die Anteilseigner der 
Reichsbank bestimmten Bekanntmachungen ver⸗ 
ffentlicht werden, hat die „Landes-Zeitung für 
Fisaß⸗Lothringen? zu erscheinen aufgehört. Die in 
stede stehmden Bekanntmachungen werden 
im Sitze der Reichsbank⸗-Hauptstelle zu Straßburg 
fortan durch die daselbst erscheinende Straß⸗ 
bdurger Post“ veröffentlicht werden.“ 
F Berlin. Kürzlich am Hochzeitstage stand 
Fäcilie v. C., ein junges reizendes Mädchen, im 
estlichn Brautgewand, umgeben von Jugendge- 
zosfinnen, vor dem Spiegel, um nochmals einen 
hruͤfenden Blick über ihre Gestalt zu werfen. „Ich 
hdin zufrieden,“ sagte fie und machte eine Bewegung 
jum Gehen. In demselben Augendblick bricht fie 
nit einem Schrei zusammen. Das weißseid ene 
Htieder särbt fich mit Blut. Man reißt das Braut⸗ 
kleid auf. Ein Metallsiab des Korsetts, das 
zu fest geschnürt worden, war gebrochen und hatte 
ich in die Brust des Mädchens eingebohrt. Die 
Berletzung, eine durchaus nicht ungefährliche, er⸗ 
seischie sofortige ärztliche Hülfe und sorgsamste Pflege. 
Erklärliches Aufsehen erregt in 
Berlin das von einem Reporter gemeldete Ver⸗ 
chwinden eines Regierungs⸗Assessors, des Grafen 
D., wescher 200000 Mark Woehselschulden hinter⸗ 
assen haben soll, ohne irgendwie für Deckung zu 
rorgen. Daß die „trauernden Hinterbliebenen“ 
ich in großer Aufregung befinden, läßt sich denken. 
Die Angehörigen des „Vermißten“ sollen einen 
daufmann beauftragt haben, die Angelegenheit im 
Wege des Aktords zu begleichen. 
F Bromberg, 28. Okt. Nach einem au⸗ 
hentischen Bericht der „Ostdeutschen Presse“ der ˖ 
ursachte das Wachsen der Weichsel erheblichen 
Schaden. Des anhaltenden Regens halber wird 
weiteret Schaden befürchtet. 
fF Wien, 24. Okt. Heute Vormittag 11 Uhr 
jand in Frohsdorf die Trauung des Erzherzogs 
Leopold Salvator mit der Prinzessin Blanka von 
Tastilien statt. Viele Erzherzöge und Aristokraten 
der spanischen und französischen Gesellschaft wohuten 
der Feier bei. 
4 Paris, 23. Okt. Die Ausstellung 
vird am 6. November mit einem großen Fest 
affiziell geschlosseen, doch werden auch hernach 
noch Besucher in den Nachmittagsstunden zugelassen 
werden. 
F Bristol, 23. Okt. Unter den Do d⸗ 
ardeitern ist ein Streik ausgebrochen. Tausend 
zaben bereits die Arbeit eingestellt. 
Een. tges. 
Wie man dem Drücken der Schuhe abhilft. 
Darüber schreiben die ‚Dresdner Sonntagsblätter“: 
Mein Schuhmacher brachte mir ein Paar neue 
Ztiefeln, welche mich, als ich sie anzog, drückten. 
da machte ich den Versuch, sie mit Glycerin ein⸗ 
uschmieren, welches ich auf ein Stückchen Zeug ge⸗ 
ropft hatte; ich rieb das Oberleder, sowie die 
Sohlen damit ein und ließ es eintrocknen. Dieses 
Berfahren wiederholte ich drei bis dier Mal und 
rieb die Schuhe dann mit einem Stückchen Zeug 
1b; als ich die Schuhe anzog, legte sich das Leder 
veich an den Fuß an, so datßz ich biquem gehen 
'onnte. Seit dieser Zeit lasse ich das Schubwerk 
nie mehr wichsen, da durch das Wichsen das Leder 
hjart wird, leicht bricht und zerreißt. Bei Gebrauch 
—X 
vird weich und ist haltbarer. Auch dringt bei 
euchtem Wetter die Nasse nicht durch. 
ab. ericht. 
Zweibrücken, 24. Olt. (Fruchtmittelpreis und Vik- 
ualienmarkt.) Weizen O M, — Pf, Korn »M — Pf., 
Berste zweiceihige O M— Pf, vierreihige d M. — Pf. 
Spelz õ M — Pf, Spelzlern — M— Pf., Dinkel 
— Me— pPf, Mischfrucht O M. — Pf. Hafer O M., 
— Pf.“ Erbsen M— Pf, Wicken O M— Pf, 
den 2Ma40 Pf, Stroh J. Qual 8 M. 20 Pf., II. Qual. 
3 M. — Pf., Kartoffeln 1 M. 50 Pf., Weißbrod 1/ß Kilo 
54 Pf. Kornbrod 8 Kilo 66 Pf. Gemischtbrod 3 Kilo 
30 Pf., paar Wech 100 Gr. 6 Pf. Rindfleisch J. Qual. 
30 Pf., I1 Qual. 56 Pf., Kalbfleisch 60 Pf. Hammel⸗ 
Jeisch 50 Pf., Schweinefleisch 70 Pf., Wein 1 Liter 80 Pf. 
Bier Liter 24 Pf., Butter /3 Kilogr. 1 M. 5 Pig. 
Bien 0nachrichten. 
Schuldienst. Schulverweser Croissant 
in Edigheim wurde wegen Krankheit dauernd pen⸗ 
ionirt. 
Kafth. Kultus. Die Pfarrei Steinweiler 
wurde Pfatrer Müllec in Maßweiler und die 
Pfarrei Heltersberg Pfarrverweser Pflug in Kaps⸗ 
veyer übertragen. 
Lehramt. Lehramtskandidat Gerbes in 
Frankenthal wurde auf Ansuchen als Assistent an 
der Realschule in Landshut, Lehramtskandidat 
Waguer von Weher als Assistent an der Real⸗ 
chule in Ludwigshafen, und Lehramtskandidat 
Wimmer in Ludwigshafen als Assistent an der 
Realschule dortselbst ernaunt 
Telegra icher chiffsbericht 
der „Red Star Linie“ Antwerpen. 
Der Posidampfer „Nederland“ der „Red Star 
dinie,“ in Antwerpen, ist laut Telegramm am 
23. Oktober wohlbehalten in Philadelbphia 
mgelewnen 
Protestantscher Gottesdienst. 
Sounutag, den 27. Oktober, Vormittags 10 
Uhr. Text Joh. A 47-54. Lied:; 868 
Nachni. Subr Christenlehre. Lied 888 
Neuesfte Nachrichten. 
Mäunchen, 24. Ott. Prinz Ferdinand 
sst im Laufe des Vormittagshier eingetroffen, und 
hei dem ihm verwandten herzoglichen Paare Maxi⸗ 
nilian abgeftiegen. 
Berlin, 24. Okt. Die sozial demokra— 
nische Fraktion hat einen Antrag auf Aufhebung 
ammtlicher Lebensmittelzölle beim Reichstag 
ingebracht. 
Rom, 24. Olt. onig Humbert hat 
dem italienischen Gesandten in Athen, Grafen 
d'Ostiani, ein Beglaubigungsschreiben übersandt, 
durch welches er zum außzerordentlichen Botschafter 
hbei den Hochzeitsfeierlichkeiien in Athen ernannt 
wird. Gleichzeitig richtete der König Humbert an 
den König von Griechenland ein eigenbändiges 
Blückwunschschreiben. 
Messina, 24. Okt. Das deutsche Ge— 
schwader fuhr heute Mittag um 121. Uhr an 
inserem Hafen vorbei. 
Konstantinopel, 24. Otlt. Zwei Pan⸗ 
zerschiffe find nach den Dardanellen abge⸗ 
jangen, um die Ankunft des Kaisers Wilhelm zu 
erwarten. Auf Befehl des Sultans wird außer 
den kaiserlichen Yachten „Sultanich.“ „Izzedin“ 
und „Stambul“ auch ein aus 6 Panzerschiffen und 
2 Fregatten bestehendes Geschwader demnächst zu 
demselben Zwicke abgehen. 
Für die Redaktion verantwortlich: F. X. Demetz. 
Versteigerungs und Submisstons⸗ 
Anzeigen. 
Die Gemeiude Homburg hat ca. 120 Kbm. 
iefern Grubenstangen und ca. 50 Kbm. Stamm ⸗ 
hoiz V. Klasse, als Stempelhotz geeiguet, zu 
bergeben. Angebote sind dis zum 4. November 
an das Bürgermeisteramt dorten zu richten.