Full text: St. Ingberter Anzeiger

(G. Hef), 4) Besondere Wünsche und Anfräge. 
Ddie Vertreter der Kirchengesangvereine, die Herren 
Geistlichen und Lehrer, sowie alle Freunde des 
Kirchengesangs werden hiermit zum Besuch der Ge⸗ 
neralversammlung freundlichst eingeladen. 
— Frankenthal, 26. Ott. Unser Lands. 
mann Herr Pianikt Karl Wendling, Professor 
am königlichen Konservatorium der Musik zu Leip 
zig, empfing eine Aufforderung von Sr. Durchlancht 
dem Fürsten von Waldeck Pyrmont, am 4. No- 
vember im Hofkonzerte des Risidenz Schlosses auf⸗ 
zutreten und zwar mit der „Neu⸗Klaviatur Tanko“ 
uͤnd zugleich die schmeichelhafte Einladung, als Gast 
Sr. Durchlaucht im Schloss⸗ zu wohnen. 
— Obermoschel. Der Bau eines königlichen 
Rentamtes dahier von Seiten des Staates ist 
nun beschlossene Sache; denn vor einigen Tagen 
wurden die an der Haupistraße, gegenüher dem 
j zigen Rentamt gelegenen, Gärten des Aderers 
Jakob Nessel, des Schreinermeisters Philipp Frantz 
und des Ackerers Friedrich Heinrich zum Preise 
von 8300 Mk. von dem königl. Rentbeamten zu 
einem Bauplatze käuflich erworhen. Das Gerücht 
von der Verlegung des Rentamtes nach Alsenz 
stellt sich somit als haltlos beraus 
Vermischtes. 
FNeunkirchen. Für den Schlachte 
hausbau ist der Platz bei der Neunkircher Zie⸗ 
Jelhütte in Aussicht genommen, wodurch gleichzertig 
eine Verbindung mit der Bahn ermöglicht wird. 
Auch der Oberort soll bequeme Verbindang erhalten. 
Der Bau selbst wird wohl im künftigen Jahre zur 
Vergebung kommen, nachdem die Pläne höheren 
Ortes genehmigt sein werden. Durch diese Bauten 
und die nothwendigen Schulhausbauten wird der 
Hgemeindesäckel für die nächsten Jahre stark in Mit— 
leidenschaft gezogen und muß, wie die „S. u. Bl. 
Ztg.“ schreidt, jedenfalls eine Anleihe aufgenommen 
werden. 
F Brebach. Die Herren Rudolf Böcking u. 
Cie. zu Halbergerhütte beabsichtigen auf ihrem da— 
jelbst belegenen Grundstücke Fiurparzeüe 76/1 eine 
sotkssofenanlage von 80 Oefen mit Ge— 
winnung der Nebenprodukte zu errichten. 
F Ein trauriges Geschick hat gestern 
morgen auf der Eisenbahnstrecke Saargemünd — 
Saarbrüchen nahe bei Brebach den Rottenführer 
Weyland und den Rottenarbeiter Wunn ereilt. 
Beide in St. Johann wohnende Männer wurden 
oon dem Güterzug Ne. 805 überfahren und sofort 
Jetoͤdtet. 
Auf Grube Maybach ist nunmehr eben 
'alls die elektrische Beleuchtung eingerichtet. 
F Wie die „Saar⸗ u. Bl. Ztg.“ ersährt, haben 
die angestellten Untersuchungen ergeben, daß die 
Angehörigen der bei dem Grubenunglühck zu 
Maybach am 15. September d. J. umge- 
lommenen, dem Kreise Ottweiler angehörigen 18 
bergleute, von denen 5 verheiratet und 8 
ledig waren, durch den Tod der Betreffenden nicht 
derart in Bedrängnis und Not geraten sind, daß 
es erforderlich wäre, wie seinerzeit bei dem großen 
Grubenunglück zu Camphausen geschehen, allgemein 
helfend vorzugehen. Indetracht kommt hierbei auch 
daß die Unfallrente, welche den Hinterdliebenen der 
verheiratet gewesenen Verunglückten zusteht, die⸗ 
selben vor Not schützt. Mit Rücksicht auf die im 
vetflossenen Jahre und letzthin noch verdienten 
höheren Löhne wird sich auch die Unfallrente ver— 
haltnismäßig hoch stellen. 
fMannheim. Wegen betrügerischen 
bankerotts wurde der Juwelier Gottlieb Kraft 
don Kenzingen vom hiesigen Schwurgericht zu 2 Jahre 
HZefängniß verurtheilt. Kraft betriebt seit Märzd 
J. in Heidelberg ein großes Gold und Schmuck 
warengeschäft. Da er jdech auf großem Fuße 
lebte und seine Ausgaben seine Einnahmen weit 
überstiegen, vermochte er seinen Verbindlichkeiten 
nicht nachzukommen. Am Morgen des 5. Junid. 
J. zeigte nun Kraft bei der Heidelberger Staats⸗ 
anwaltschaft an, daß bei ihm während der Nacht 
ein großer Gold⸗ und Juwelendiebstahl ausgeführt 
worden sei und zwar hätten die Diebe für 30 000 
Mk. Wagren entwendet. Es stellte sich jdoch bald 
heraus, daß der Diebstahl von dem Ängeklagten 
nur fingirt worden war. Die angeblich gestohlenen 
Sachen hatte er selbst fortgeschaft, um bei dem ihm 
drohenden Konkurse seine Giadubiger zu benach— 
theiligen. 
fxDie bayerischen Staatsbahnen 
haben im September dieses Jahres 178 756 Per- 
onen uud 56 070 310 Kaꝗ. Güter mehr befordert, 
ils im entsprechenden Monat des Vorjahres. Die 
Mehrung der Gesammteinnahmen beträgt 852 096 
M., und die der Jahreseinnahme bis Ende September 
dieses Jahres beträgt gegen den gleichen Zeitraum 
des Vorjahres 4 285 0983 M. 
Eine Umwälzung im Hochofen⸗ 
Betriebe soll eine neulich einem Herrn Dau⸗ 
der in Bochum patentirte Erfiadung hervorbringen. 
ks handelt sich bei derselben um Verfahren zum 
Betriebe von Gas⸗, Hoch⸗ und Schmelz:; O fen, 
velches sich dadurch ausz ichnet, daß an Sielle 
»es Kols als Heizmaterial Kohlenwassecstoffgas (Ge⸗ 
nerator-Gas) in Veroindung mit üÜberhitziem Dampf 
and heißer Luft für den Schmelzprezeß der Erze 
herwendet wird. Als Vorteile des Verfahrens werden 
ingeführt: Unabhängigkeit von Koks, dessere Aus— 
rützung der Hochöfen, geringetes Verschleißen der 
Bebläse, sowie Verwertung von solchen Eisen⸗Erzen 
deren Verarbeitung bisher nicht lohnte. 
F Zur Katerfrage. Eme „Fachfrage“, 
die auch für weitere Kreise Inter sse hat, gelangte 
in der letzten Sitzuug des Vereins Berliner Restau— 
rateure zur Beantwortung. Es handelte sich um 
die Frage, welches das beste Mittel gegen den — 
stater sei, ein Uebel, unter dem Rsstaurateure ge— 
meinhin noch oͤfter zu leiden haben, als andere 
Zterbliche. Diese Frage wurde von dem Vereins- 
arzte, Herrn Dr. Holzmann, also von berufener 
Slite, deanwortel. Gewöhnlich wird gegen den 
Zater der sauere Hering ins Feld geführt. Von 
diesem Hausmitiel sei aber die „W.ssenschaft“ jetzt 
abgekommen. Als ein pro ates Mittel empfahl viel⸗ 
mehr Herr Dr. Hol,mann den bekannten 8 11. 
Fin Glas gutes — wowöglich echtes — Buir sei 
die beste Medizin. Dasselbe wirke durststillend und 
belebe durch den dem Magen zugeführten Alkohol 
zleichzeitig die Eßlust und bewirke sehr bald ein 
örperlichs Wohldefiaden. — Neben diesem sei 
nuch der Genuß von Phenacetin als wirsam und 
durchaus ungefährlich zu empfehlen. 
Der „Gänzemarsch', wie ihn antmirt 
yon der Kneipe heimkehtende Leute wohl ab und 
zu aufzuführen lieben, ist von einem Berliner 
Schöffengericht als „grober Uafug“ erklärt worden. 
Füuf Krankerwärter der Eharité, welche auf dem 
Heimweg von einer Gedurtstagsfeier sich besagtem 
innreichen Vernügen hingaben. wurden zu je 5 
Vik. vertnurrt. 
f Ein leichter Posten. Der durch den Tod 
»es englischen Geistlichen Henry White vakant ge— 
wordene Posten eines Kaplans des englischen 
Uuterbauses ist dem Erzdechanten Farrar angeboten 
ind von diesem acceptirt worden. Das Amt ist 
ein sehr schwieriges. Der Kaplan hat täglich beim 
Beginn der Sitzung den Sprecher in den Sitzungs- 
aal zu begleiten und dort das Gebet zu verlesen, 
»as bor unendlichen Jahren verfaßt wurde und 
nrur im Manujßfkript vorhanden ist. Es ist nie ge— 
)ruckt worden und außer den Abgeordneten, die 
»eim Gebet anwesend sind, kennt Niemand den 
Inhalt desselben, da während des Gebetes alle Zu 
jörer Tribunen verschlossen sind. Eist wenn das 
LInterhaus seine Andacht verrichtet hat, tritt die 
Deffentlichkeit det Verhandlung ein. Beim amtlichen 
dirchendienst des Unterhauses in der St. Margaretha⸗ 
dirche, die dem Abgeordnetenhause gegenüder in 
unmittelbarer Nähe der Westminsterabtei liegt, hat 
der Kaptan den Sprecher, der dann in seiner 
Halarobe erscheint, zu begleiten, aber solche Ge⸗ 
egenheiten sind außerst selten. Der letzte solcher 
Zirchenbesuche fand vor drei Jahren, anläßlich des 
FJubiläums der Königin, statt, wo das ganze Uater⸗ 
saus in corpore sich in dem Gottessause einfand. 
Das mit dem Posten des Kaplans verbundene 
Jahresgehalt von 400 Pfund Sterl. wird also 
ehr leicht verdient. 
— Ueber die neueste Verwendung von Papier 
wird aus England berichtet, daß man jtzt damit 
zefüllte Kopfkisssen anfertige. Das Papier wird 
zu diesem Zwrcke in ganz kleine Stückchen, nur 
yon Fimngernagelgröße, zerrissen, und dann in die 
Kissenbezüuge aus Drell oder Zwillich gestopft; 
solche Kissen sollen sehr kühl sein und sich nament- 
lich in heißem Klima vorzüglich bewähren, auch 
werden sie bereits in Hospitälern angewandt. Zeit⸗ 
ungspapier ist indeß nicht als Fullmaterial zu 
empfehlen, es hat meist einen üblen Geruch, der 
»ei den englichen Zeitungen besonders stark ist, am 
»esten ist bravnes Packpapier, namentlich aber alte 
Zriefe, Briefumschläge, Schreibhefte, Akten u. s. w. 
Je feilner das Papier geschnitten oder zerrissen wird— 
Von eichter und anzenehmer sind die damit ge— 
stellten Kissen. 
fUeber die Größe Deutsch⸗Afrikas 
veröff ntlichen die Afrikanischen Nachrichten eine 
eingehende Untersuchung. Das Ergeduiß derselben 
ist Folgendes: Deutsch Ostafrikä ca. 939 1000 
Quabdratkilometer, der deuische Besttz in Sudwest⸗ 
afrika ca. 832000 Quadratkilometer, Kamerum 
Land ca. 316500 Quadratkilom ter, Togo⸗Land 
ca. 610900 Quadratkilomeler, zusammen etwas 
aber 2152000 Quadratkilometer. Als Nordost⸗ 
grenze des Kamerunlandes ist dabei eine grade 
Linie augenommen, welche Jola am Benue mit dem 
zitlichsten Punkte der zweschen Kamerun-⸗Land und 
dem französischen Kongogebiet festgesetzten Grenze 
derbindet. Erreicht jedoch Kam-run-sLand seine 
natürliche Ausdeynung durch Ausdehnung des deut⸗ 
chen Einflusses Uber das giogrophisch⸗ Hinterland 
inserer dortigeun Kolonie, also über Adamaua, 
Bagirmi, Wadat und die Länder an den Quelle« 
lüssen des Schari, so wächst der Umfang des 
Tamerunlandes noch um rund 1,200,000 Quadrat⸗ 
ilometer. Die afriaukischen Nachrichten stellten dei 
dieser Gelegenheit einen Vergleich mit geläufigeren 
—XIEIV 
ist fast doppelt so groß wie das deutsche Raeich; 
Zamerun (ohne die erwähnten Hinterländer) etwas 
kleiner als das Königreich Preuß⸗u; Südwest Afrika 
nur um ein Germzes kleiner als Jalien und das 
Ddeutsche Reich zusammengenommen; Togo Land 
erreicht noch immer fast den Flächeninhalt Bay-ras. 
F Zur Geschichte der Buttec. Butier 
war im Alterthum in Europa ühechaupt nich: de— 
tannt; erst im christlichen Zeitalter tam sie auf, 
aber nur als Pomade fur vornchme Frauen! So 
blieb es ein paar hundert Jahre, vis sich die Butter 
ein neues Feld ercang: dasjenige als Beleuchtungs— 
stoff — sie wurde als Brennöl vetwandt. Bis ins 
15. Jahrhundert wurde die Zimwers und besonders 
auch die Kircheneeleuchtung mit Butter bewirkt; 
erst vom Jahre 1500 ab kam sie allmählich als 
NRahrungasmitiel in-Gehbrauch. 
Volks &Landwirtschaftliches. 
Meckenheim, 26. Okt. Der sämmkliche 
Most dahier — nach geringer Schätzung mindestens 
30,000 Logel — 1200 Fuder — ist bereus schon 
bodständig aufgekauft. Die Nachfrage war heuer 
so stark, daß sich der Preis pro Logel Weißmost 
don 12 auf 13 Mk. und für Traminer von 18 
zuf 20 Mk—,. steigerte. 
— 
Dienstesnachrichten. 
Pfälzischer Eisenbahndienst. Auf— 
venommen wurden als Bahnmeisterkandidaten: die 
Sergeanten Karl Diebold von Kaiserstautern beim 
Inzenieutbezirk Ludwigshafen am 21. Sptemder 
und Sebastian Knedel von Oberndurg deim Ja— 
gdenieurbezurt Neustaut am 1. Ottober. Wieder eiu« 
getreten siad: die früheren Diätare Friedr. Effsig 
bei der Direktionskanzlei am 1. Okt., Friedrich v. 
Reitz bei der Güterberwaltung Kaiserssautern am 
3. Okt. und Albert Faller bei der Kontrolle am 
6. Ott. Versetzt wurden vom 1. Oktobet ad: Ge— 
hilfe Franz Schenkelherger von der Kontrolle zur 
Bahnhof-Berwaltung Ludwigshafen mit Verwendung 
auf dem Rangierbahnhof; die Diäare Auguft 
Gingrich von der Guüterexpedition Ludwigshafen 
zur Güterverwaltung Landau, Max Zwißler von 
der Kontrolle zur Güterexp dision Ladwegshafen 
und Wilhhelm Lintgen von der Kontrolle zur Güter⸗ 
oerwaltung Kaiserslautern; vom 15. Oki. an: die 
Didtare Friedtich Weiber von der Eilgunxpedition 
Ludwigshafen zur Station Mundenheim und Veichael 
Bechtel von der Kontrolle zur Eilgutexp dition 
dudwigshafen. 
— —— — 
Familiennachrichten. 
Gestorben: In Neunkirchen Friedrich Michel, 
2914 J. a.; in Si. Johann Frau Friedi. Wenz geb. 
Karoline Becker. 
Neueste Rachrichten. 
Stuttgart, 27. Olt. Der König richtete 
in Molt ke ein huldvolles Glückwunschschreiben. 
Brussel, 27. Okt. Der Konig reist heute 
Abends zwischen 11 und 12 Uhr üder Köein nach 
Berlin ab. 
Für die Redaktion verantwortlich: F. X. Demeß.