Full text: St. Ingberter Anzeiger

hes der 14jährige Peter W. von hier führte. Der An 
geklagte wollte auf den Wagen steigen, was der Kaabe 
nicht leiden wollte und deshalb mit der Peitsche 
zuschlug. Dagegen traktirte der Angeklagte den 
Znaben im Gesicht mit Faustschlägen. Diese Körper⸗ 
derletzung veranlaßt eine Strafe von 15 Mt. eb. 
5 Tage Gefängnis nebst den Kosten. 4. Eben⸗ 
falls des Vergehens der Körperverletzung, ferner 
der Bedrohung ist angeklagt der 31jährige Berg— 
mann Andreas Fi. von Rohrbach. Am 15. Juni 
hielt er auf der Ortsstraße den Bäcker Karl Ti. 
an, weil dieser über den Veter des Angeklag⸗ 
en sich in drastischer und beleidigender Weise ge— 
lußert. Der Angeklagte warf den Bäcer in den 
Straßengraben, schlug ihn und bedrohte ihn dann 
noch mii den Worten „Ich mache dich kaput!“. 
Das Gericht spricht deshalb eine Strafe von 12 
Mk. ep. 4 Tagen Gefängnis und den Kosten aus. 
3. Wetgen Versäumnis der Sonntagsschule am 6. 
Juni, trotz mehrfacher Vermahnung der Octsschul⸗ 
tomm ssion, wird die 18 Jahre alte Maria Be. 
von Rittersmühle zu 1 Tag Haft und Kosten verurteilt. 
b. Als der Hüttenarbeiter Peter Ha. von Eschringen, 
14 J. a., sich zur Arbeit begab, war eines seiner 
inder nicht zuhause. Auf der Treppe eines fremden 
Hauses sah er ein 11Ijähriges Mädchen sitzen, das 
ihm den Rücken zukehrte. In der Meinung, es 
sei sein Kind, gab er Margaretha Ju. zwei Hiebe 
mit einem dicken Stock, welche blutunterlaufene 
Stellen hervorriefen. Wegen Körperverletzung mittels 
gefähtlichen Werkzeugs wird Ha. unser Annahme 
mildernder Umständee mit 9 Mt. Geldstrafe eb. 8 
Tagen Haft und Kosten belestet. 7. Eine Privat⸗ 
lage wurde durch Vergleich eiledigt. — Zur War⸗ 
aung sei mitgetheilt, daß ein Zeuge, welcher ohne 
Futschuldigung zu spät erschien, 6 Mk. Ocdnungs⸗ 
strafe zahlen muß. 
* St. Ingbert, 29. Olt. In der „Zw. Zig.“ 
vird heute angefragt, ob in Zweibrücken oder den 
Nachbarorten noch Nachkommen der im Jahre 1737 
daselbst vohnhaft gewesenen Eheleute Louis 
Thiery und Margaretha Thiery geb. Wissin 
leben. Mitteilungen werden erbeten an Jakob 
Hanisch in Bergneustadt. (Os dies auf die oft 
Jenannte Thiery'sche Erbschaftsgeschichte Brzug 
hat? D. R.) 
— Blieskastel, 28. Okt. Bei der heute 
stattgefundenen Versteiger ung ging das am 
dautzkircher Weg gelegene Anwesen der Frau Be⸗— 
zirksgeometers- Witwe Emma Göbel an Herrn 
Peter Müller von Bebelsheim um 2500 Mk. über. 
— Lauterecken, 27. Okt. Gestern Nach⸗ 
mittag fand im Weymann'schen Lokale dahier eine 
Versammlung von Interessenten der projektirten 
Bahnlinie Läuterecken —, Staudernheim 
behufs einer Besprechung statt. Die Versamminng 
vählte ein Komité, best hend aus 5 Mitgliedern, 
velchem zunächst zur Aufgabe gemacht wurde, sich 
nit dem Meisenheimer Bahn⸗Komité ins Benehmen 
zu setzen. 
— Kaiserslautern, 27. Okt. In der 
Jestrigen Versammlung des Pfalz-Saarbrücker Be⸗ 
zirksvereins deutscher Ingenieure 
erstattete der Vorsitzende, Herr Pfeiffer, u. a. Be⸗ 
richt über die Hauptbersam nlung in Halle im Au⸗ 
gust dieses Jahres. Er berichtete ferner über die 
Einweihung des Denkmals in Hetitstädt, welches zur 
Erinnerung an die erste, im Jahre 1875 aus 
deutschem Material mit deuitscher Arbeit hergestellte 
Feuermaschine vom Verein deutscher Ingenieure 
errichtt wurde. Herr Kommerzienrath Euler- 
Kaiserslautern sprach sodann über die Thätig— 
keit der Komission zur Beratung der Novelle 
zum Patentgesetz und über die bisher erzielten 
Erfolge. Herr Lux⸗Ludwigshafen hielt hierauf seinen 
Vortrag über den Prof. Brauer'schen Getreideprüfer. 
In sehr interessanter Weise wurde der Apparat, sein 
Zwick und seine Brauchbarkeit in der Praxis dar⸗ 
gestellt, sowie durch praltische Vorführung an Meß—⸗ 
proben von Getreide seine bequeme, zu sehr ge⸗ 
nauen Ergebnissen gegenüber älteren Methoden, 
führende Handhadung gezeigt. Nicht minder interessant 
war der nun folgende Vortrag des Herrn Senator⸗ 
Saarbrücken uber das Petroleum. Redner besprach die 
Entstehung, Votkommen, Geschichte und Gewinnung 
des Petroleums im allgemeinen, und kam dann be—⸗ 
sonders auf das Petroleumporkommen im Elsaß 
zu sprechen. Die Art der dortigen Gewinnung, 
der Reinigung, veranschaulicht durch eine Reihe 
bon Proben, die Hoͤhe der Produktion erregten das 
Inter sse der Versammlung in hohem Grade. Herr 
Senator versprach Schritte tihun zu wollen. um 
dem Verein auf einem demnächst stattfindendeu 
Jusflug den Besuch der Oelquellen zu ermögzlichen. 
zeide Vorträge wucden mit lebhaftem Beifall 
ufgenommen. Zum Schluß der Versammlung 
vurden noch einige kleinere Vereinsangelegenheiten 
zerhandelt. und zur weiteren Ausschmückung des 
»ettstadter Denkmals 100 Mk. bewilligt. Als Ort 
—D——— 
Br.“ St. Johann gewählt, Zeit 14. Dezember. 
— Kaiserslautern, 28. Okt. Bei der 
jeute Nachmittag in der Fruchthalle unter dem 
Borsitze des Herrn Bürgermeisters Neumay'r statt⸗ 
zehabten Pferdeularkt-Verlosung haben die folgen⸗ 
»en Lose Pferde gewonnen: 1, 1525, 2174, 
2479, 3284, 3453, 53325, 62832, 6347, 7214, 
7706, 7869, 8597, 9167, 9530, 9895, 10781. 
(Pf. Pr.) 
— Pirmasens, 27. Okt. Heute Mittag 
gegen halb ein Uhr entstand auf dem Exsrzierplatz, 
aso inmitten der Stadt, eine Stecherei, die zu 
einer förmlichen Schlacht ausartete. Etwa 
20 junge Schuster, in zwei Parteien, standen sich 
segenüber und mehrere Hundert Neugieriger, meistens 
rbeiter, die auf dem Wege nach den Fabriken 
varen, bildeten das Publikum. Durch Messerstiche 
erletzt wurden die Brüder Ftanz und Nikolaus 
3 cker, von denen der erstere zehn Stich und 
5chniitwunden am Kopf, an den Händen und 
ogar unter dem Rücken erhielt, während sein jüngeer 
Zruder Nikolaus einen lebensgefährlichen Stich in 
iie Brust bekam. Als Thäter werden die Burschen 
Ackel, Dern, Erlenwein, Hoseus und Glöcher, 
auter gerichtsbekannte Namen, genannt, die sämt⸗ 
ich beim Nahen eines Schutzmannes Fersengeld 
jaben und nach allen Richtungen davon liefen, 
odaß deren Verhaftung noch nicht erfolgen konnte, 
oahrscheinlich sind dieselben auch verletzt. Bedor es 
edoch soweit kam, waren einige von der Partei 
hecker, welche ihre Niederlage einsahen, heimgeeilt 
uind hatten Gewehre und Revolber geholt, mit denen 
ie wieder auf den „Kampfplatz“ eilten und dort 
uuch 4 oder 6 Schüsse abgaben, glücklicherweise 
hne jemand zu treffen. Den Brüdern Nikolaus 
uind Andreas Klein wurden ein Gewehr und Re⸗ 
»olver abgenommen, die alle scharf geladen waren. 
leber die Ursachen zu dieser Metzelei erfährt die 
„Pf. Pr.“, daß Ackel mit der Schwester der Brüder 
zecker ein Verhältnis hatte, das letztere wie auch 
eren Mutter, eine Witfrau, nicht dulden wollten, 
veil A. schon oft mit dem Gefängnis Bekanntschaft 
nachen mußte und übel beleumundet ist. Es scheint 
nun, daß der Verschmähte sich an den Brüdern 
Becker rächen wollte. 
— Pirmasens, 28. Okt. Der 40jahrige 
Schuster Johann Waldmann aus Krummoach in 
Schwaben hat sich im Staatswald unterhalb des 
„tanderhofes (Hochwald) nächst Munchweiler er⸗ 
angt. Der Seldstmörder war in einer hiesigen 
-—chuhfabrik als Glätter beschäftigt und als fleißiger 
Arbeiter beliebt. Am Sonntag soll derselbe mit 
tlichen Kameraden, die er zechfrei hielt, in ver⸗ 
chiedenen Wirthschaften herumgezogen sein, wobei 
r jedenfalls sein verdientes Geld los wurde. Od 
r dabei schon sich mit Selbstmordgedanken trug 
sder erst hinterher zu dem traurigen Entschluß kam, 
vird wohl nicht mebr klargestellt werden. W. war 
inverheiratet. 
— Landau, 28. Okt. Der Verbandstag des 
üdd. Gastwirthsverbandes hatte bekannt⸗ 
ich die Absendung einer Petition an den Reichs— 
ag wegen des Handels mit Flaschenbier beschlossen. 
die Petition ist unterdessen an ihren Bestimmungs- 
ert abgegangen; das darin gestellte Gesuch lautet: 
„Der Reichstag wolle bei der Reichsregierung de— 
miragen, den 8 33 der Reiche-Gewerbe Ordnung 
ahin abzuändern, daß der Flaschenbierhandel ebenso 
vie das Schankgewerbe konzessionspflechtig zu 
nachen und in Bezug auf Lokalitäten, Reinlichkeit 
ind sonstige gesundheitliche Erfordernisse den ein— 
chlägigen polizeilichen Verordnungen zu unler— 
verfen, und die Errichtung jedes derartigen Ge⸗ 
chäftes von der Bedurfnißfrage abhängig zu 
nachen sei“. 
— In Bellheim wurde am Sonntag ein 
Bahnwart von seiner Frau mit dem 20. Kind 
zeschenkt. 
— Speyer, 26. Okt. Heute tagte hier in 
der Brauerei Hauser der Delegirtentag der pfälz. 
Werkmeistervereine. Zur Beratung stand: 
. Erhöhung des Sterbegelds von 600 Mt. auf 
1000 Mk. 2. Es sollen Werkmeister, welche über 
ine Stunde bon einem Bezirksberein ihren Wohn⸗ 
itz haben und nachgewiesenermaßen von dem Ber 
tehen des Verbandes keine Kenntnis haben, von 
der Nachzahlung der statutarisch festgesetzten 2 
Mk. entbunden sein, da dies mit der Karengei 
in Wider'pruch steht. 3. Errichtung einer —X 
uind Waisenpensionskasse. 4. Regelung des Stellen⸗ 
vechsels durch geeignete Maßregeln im Verbands. 
»rgan. Gegen Mittag, nach Eintreffen der aus. 
värtigen Delegirten, wurde ein gemeinschaftlicher 
Frühschoppen bei Hauser, teilweise auch im „Storchen 
jenommen, die Stadt etwas besichtigt, ein gemein— 
chaftliches Mittagessen bei Hauser eingenommen 
ind um 2 Uhr in die Beralungen eingelrelen, 
Ddas Büreau stellte der diesjahrige Vorort Speher. 
Die einzelnen Punkte wurden von verschiedenen 
Seiten einer eingehenden Erörterung unterzogen und 
alle abgelehnt, nur wurde Punkt 1 und 83 in 
Prinzip zugestimmt. 
—Neustadt, 27. Okt. Während der jzigen 
Herbst·Saison ist der Verkeher am hiecsigen 
Bahnhofe ein derartiger wie nie zuvor. Die Anzihl 
der mit neuem Wein versendeten angesüllten Fäͤsser 
ist geradezu Legion und ist das Personal der 
Büterexpedition trotz der größten Rührigkeit kaum 
in der Lage, dieselben zum Versandt zu bringen 
— Mutterstadt, 26. Okt. Am Samsiaz 
Nachmittag fiel das zweijährige Kind des Eisen. 
»ahnarbeiters Johannes Berg von Mutterstadt in 
eiin Pfuhlloch und starb in Folge davon am 
elben Abend. 
— Grünstadi, 28. Olt. In der gestrigen 
Zauptversammlung des hiesizgen Vorschußoereins 
vurde als Kontiolleur Herr Exenst Schmitt aus 
Zarlsruhe, gegenwärtig bei der Vereinsbank in 
darlsruhe, gewählt. 
Vermischtes. 
F Bildstock, 27. Okt. Heute fand, nach dem 
„Bote“, die Kontrolle der Hauptkassedes 
stechtsschutzvereins zu Bildstock durch die 
deiden Revisoren Jak. Paul aus Buchenschachen 
ind Johann Fox aus Eppelborn statt und wurde 
die Kasse als richtig anerkannt. Die Einnahme 
zeträgt 1890 19 10536 Mk., Uberschuß von 
1889 2000 Mk., Summa 21 105,36 Mtk. Aus- 
agen in Vereinsangelegenheiten 6329,25 Mk. 
Berichtstosten 6197, Summa 12 526,25 Mt. Bleibt 
Burbestand 8578,29 Mk. 
F Dudweiler. Es ist ganz pöötzlich der 
Befehl eingetroffen, daß auf Station Dudweiler 
in Verladerampe zu bauen. Diese Verlade—⸗ 
ampe soll militäcischeu Zwecken dienen (im Mo⸗ 
»ilmachungsfalle zur Ein- und Ausladung von 
Bferden, Geschütze n ꝛc.); deshalb wird die bett. 
skampe auch vom Reiche und nicht von der Eisen⸗ 
nahn⸗Direktion gebaut. Die Rampe wird auf dee 
Seite der Bahn, auf welcher der Reichardschacht 
iegt, erbaut, soll eine Länge von 275 Meter be— 
'ommen und ist veranschlagt zu dem Preise von 
100 000 Mark. Den Auftrag zum Bau haden 
die Herren Merz und Schultheiß in St. Johann 
rhalten. 
F Saarbrücken, 27. Okt. Strafkammer. 
Der 21 Jahre olte Maurer L. Reger von 
dübelberg (Pfalz), weschrr am 25. Juli in 
inem Neubau zu Scheidt den 56 Jahre alten halb 
lödsinnigen Handlanger Franz Reasch nach vorher⸗ 
zegangenen Neckereien dutch 2 Schläge mit einem 
MNaurerhammer auf den Schädel lebensgefährlich 
herletzt hat, wude zu 1 Jabr Gefäagnis ver⸗ 
irteilt. 
Saarbrücken, 28. Okt. Die am gestrigen 
Abend in Schuhmanns Saal einberufene Bürger- 
ersammlung des Vereins zur Besprechung städtischet 
Angelegenheiten war von etwa 180 Personen be⸗ 
ucht. Man schritt sofort zu der Tagesordnung: 
rẽrbauung einer Brüche nach Malstatt. Der 
herr Vorsitzende bemerkt, diese Brücke sei eine Le⸗ 
ensfrage sur Saarbrücken und müsse sobdald als 
nöglich gebaut werden, je früher je vesser. Hierauf 
sahm Herr Bürgermeister Feldmann das Wort. 
das Bedurfnis der Brucke nach Malstatt, sagt 
edner, sei nicht nur don dem Verein, sondern auch 
on ihm anerkannt, nur einige Alteingesessene könn⸗ 
en fich für das Projkt nicht begeistern. Die Grunde 
ꝛerselben seien jedoch derart, daß man sie berück⸗ 
ichtigen müsse. Vor allem streben diese darnach, 
aß die Bevölkerung nicht so schwer mit Steuern 
clastet werde. Doch mußten die Vortheile, welche 
ie zu erbauende Brucke der Stadt bringe, aus⸗ 
chlaggebend sein. Ist einmal der neue Verkehrs— 
Gg argenenn sd werde sich auch in unserer Stadt