Full text: St. Ingberter Anzeiger

Stück gewaltsam abgeschlagen. Der Schaden dürfte 
fich auf einige Hundert Mark belaufen. 
— Bergzabern, 2. Nov. Verschiedene 
Zeitungen brachten gestern die Nachricht, daß Pra 
fsident Carnot einen gewissen Pistor, seither 
Major, zu seinem persönlichen Adjutanten ernaunt 
hat. Adjutant Pistor entstammt einer alten hisigen 
Familie. Seia Großbater war hier Posthalter. 
Sein Vater studirte die Rechtswissenschaft und 
mußte seiner Theilnahme am Hambacher Fest wegen 
ins Ausland flüchten. In Metz wurde er als An- 
walt zugelassen und bekleidete spater das Ehrenamt 
des Stabträgers der lothr. Anwältekammer. Adju 
tant Pistor ist somit einzgeborener Franzose. Ei 
widmeie sich der militärischen Laufbahn und absol⸗ 
birte mit Auszeichnung die Kriegsakademie. Den 
FKrieg 1870 machte er als Lieutenant mit und er⸗ 
warb sich in der Schlacht bei Wörth seine ersten 
Lorberen. Er stand dort auf dem linken franzö— 
sischen Flügel, den Bayern gegenüber, und soll 
denselben beim ersten Austurm eine Kanone wegge⸗ 
nommen haben, ohne sich in deren Besitz behaupten 
zu können. Als Hauptmann und Adjutant eines 
lommandirenden Generals wohnte er von 1874 - 
1878 als Gast regelmäßig den großen Mandoern 
der deutschen Armeen an. In der Nähe Birg 
zaberns, in der besten Lage der Gemarkung, besitz! 
Adjutant Pistor einen Weinbergkomplex von etwa 
30 Morgen mit einem reizend gilegenen Landhause, 
der „Villa Pistoria“. Es leben hier noch ein Oakel 
und eine Tante Pistors. Aojutant Pistor zählt 
etwa 38, höchstens 40 Jahre. Die Frau eines 
Kleiderhändlers in Ludwigshafen ist eine Cousine 
Pistors. — Die elektrischeProbebeleuch— 
rung unserer Stadt in den zwei litzten Nächten 
ist zur größten Zufriedenheit, ja über alles Etwar⸗ 
ten gut ausgefallen. Alle Lampen, auch die dem 
Lichtherde weit entfernten, arbeiten in starkem 
gleichmäßigem, reinem, ununterdrochenem Licht. 
Durch den brillanten Erfolg haben sich bereits viele 
Private veranlaßt gefunden, ihre Wohnhäuser mit 
elektrischer Beleuchtung versehen zu lassen und Ge— 
werbetreibende lassen sich elektrische Motore zum 
Betriebe ihrer bisher mit Dampf geführten Ma— 
schinen aufstellen. (Pf. K.) 
— Landau, 1. Novb. Wie mitgethe ilt wird, 
ist die Entscheidung der k. Regierung der Pfatz 
auf die Vorstellung des hiesigen Stadtrathes, weicht 
sich auf die Beschwerden der Viehtändler gegen 
herrn Bizirksthierarzt Feil stützte, ablehnend aus 
gefallen, indem die Regierung die Berechtigun 
iner Beschwerden nicht anerkannt hat. 
— Arzheim, 2. No. Große Auf⸗ 
regung und Bestürzung, besonders unter dem 
zarsen Geschlecht, erhob sich, als die auf den 
heutigen Tag anberaumte Nachkirchweihe nicht ab- 
gehalten werden durfte. Im letzten Augenblicke, 
als die Wirte schon geschlachtet und gebacken hatten, 
wurde die Abhaltung der Nachkirchweihe von zu⸗ 
ständiger Behörde verboten, da, wie man dem „L— 
A.“ schreibt, die Wirte nicht in richtiger Weise 
nachgesucht hatien. Es hatten sich eine große An⸗ 
zahl fremde Tänzer und Tänzerinnen eingefunden, 
die sich auf die Wirtschaften verteilten, sodaß letztere 
bis aufs letzte Plätzchen besetzt waren. 
— In Speyer fand vorige Woche eine 
Präfung der Hufschmiede statt. An der⸗ 
selben betheiligten sich acht Schmiede, von denen 
die Prüfung vier bestanden haben, nämlich Peter 
Meder aus Laumersheim; Adam Bleyer aus 
Mittelbrunn (bei Homburg); Peter Schmitt aus 
Abtsteinach (wohnhaft in Ludwigshafen) und Lud. 
Thomas III. aus Essingen bei Landau. Die Prü— 
fungskommission bestand aus den Herren kgl. Re— 
gierungsrath Reindl, Vorsitzender, Kreisthierarzt 
Schwarzmey'r-Speyer, Schmiedmeister C. Heiß⸗ 
Ludwigshafen, Gutsbesitzer Groß⸗Haßloch und einem 
Militär-Roßarzt aus Landau. 
— Edenkoben, 1. Nov. Kriegerkamerad 
Phil. Götz ist heute, am Namenstag Sr. K. H. 
des Prinz⸗Regenten, Vater eines Knaben geworden. 
Da heute gleichzeitig der 90. Gebartstag des Feld⸗ 
marschalls Grafen Helmuth v. Moltke hier gefeiert 
wird, so wurden dem Kinde die Namen Helmuth 
und Luitpold beigelegt. 
— Edenkoben, 2. Nov. Aus verschiedenen 
Octen des hiesigen Kantons wurden in letzter Zeit 
Einbruchsdiebstähle gemeldet und wurden 
auch zwei der Thaten verdächtige Individuen ver 
haftet; trotzdem kam heute Vormittag, wie man der 
„Pf. Pr.“ berichtet, in dem nahe gelegenen Orte 
Penningen ein weiterer Eindruchsdiebstabl vor 
Der oder die Diebe benützten heute Morgen die 
Belegenheit, wo der Ackerer Bischoff und seine 
Familie den Gottesdienst besuchten, und drangen 
nach Ausschneiden einer Scheibe in das Innere des 
dauses, woselbst ihnen ein Geldbetrag von 210 
Mark in die Hände kam; auch in Weyher ist 
vährend des Vor nittagsgottesdienstes ein ähnlicher 
Finbruchsdiebstahl ausgeführt worden und zwar 
moͤglicherweise von denselben Thätern. 
— Maikammer, 1. Nov. Der Beschluß 
des Gemeinderathes, die erledigte Schulverweserstelle 
an hiesiger Volksschule mit einer Schulschwester 
zu besetzen, wurde laut Verfügung der kgl. Re— 
gierung in Spey⸗r nicht genehmigt und es werden 
wir somit für diese Steue wieder einen ISchulber— 
weser erhalten. 
— Neustadt, 1. Nov. Der ehemalige Führer 
der Neustadter Sozialdemokraten, der frühere Stuhl 
nacher und jetzige Wirth Bayerle von Kaiserslau— 
sern, wurde dieser Tage von dem Vorsitzenden des 
Jiesigen Schöffengerichts wegen ungebührlichen Be— 
ragens vor Gericht zu 24 Stunden Haft verur— 
heilt und sofort abgeführt. 
— Neustadt. In der letzten Stadtrats. 
itzung wurde zur Sprache gebracht, daß die 
S„pengler⸗ und Zimmermannsarbeiten im Kranken⸗ 
Jaus „Hetzelstift“ mangelhaft ausgeführt seien. Die 
herstellung in einen guten Zustand koste für die 
S„penglerarbeiten 400 Mk. und für die Zimmer— 
mannsarbeiten 1900 Mtk. Der Stadtrat beschloß, 
die betr. Bauunternehmer aufzufordern, binnen 
ängstens 8 Tagen die mangelhaften Arbeiten auf 
hre Kosten nach den Anordnungen des Stadtbau« 
neisters zu verbessern und den Distriklsbauschaff rer 
dichtenberger, der den Bau geleitet, für die vor⸗ 
jandenen Schäden verantwortlich zu machen. Falls 
zie bezüglichen Aufforderungen erfolglos bleiben 
pürden, soll der Herr Bürgermeister mit einem 
Rechtsanwalt in Beratung treten. 
— Bei der am 29. Oktober in Neustadt a. 
5. fttattgehabten Ausschußsitzung des pfälz. 
Feuerwehr⸗Verbandes wurden Kranken- 
Unterstützungen im Gesammtbetrag bon Mk. 402. — 
ain 7 Fruerwehrleute gewährt, die bei Bräaden 
zerunglückten, bezw. in Folge derselben erkrankten. 
) Gemeinden wurden Unterstützungen für Armatur 
»ewilligt und zwar erhielten: Obersülzen 20 Mk, 
Westheim 160 Mk., Bindersheim 80 Mt., Gräfen⸗ 
jausen 120 Mk., Waldrohrbach 100 Mk., 'Rum— 
zach 100 Mk., Herschweiler-Pettersheim 40 Mt., 
stiederstaufenbach 100 Mk. und Rammelsdach 
120 Mlk. 
— Duürkheim, 1. Nob. Der Begehr in 
Bekeltertem hält an; neugliche Adschlüsse erbrach 
len pro 100 Liter 522 Ml. (D. A.) 
— Ludwigshafen, 2. Nov. Zwei Fa⸗ 
brikarbeiter namens Sattler und Klein wurden 
gjestern Abend im nördlichen Stadttheil während 
einer Rauferei gestochen und zwar Ersterer mit 
8 Stichen lebensgefährlich. Ein gewisser der That 
berdächtiger Köhler wurde verhaftet. Ferner wur—⸗ 
den noch mehrere Verhaftungen vorgenommen wegen 
Unfugs. 
— Wie der „Sp. Z. aus Rudwigshafen 
gemeldet wird, sollen für die neuerrichtete Straßen⸗ 
bahn Ludwigshafen-Frankenthal und Ludwigs⸗ 
hafen-⸗Dannstadt noch neue Personen- und Guter⸗ 
vagen angeschafft werden, da der Verkehr ein zu 
zroßer ist. 
— Dirmstein, 1. Nov. Hrute in der Frühe 
vurde durch einen Zimmergehilfen ein hiesiger Dienst⸗ 
necht in der Nähe der Apotheke im Bache todt 
aufgefunden. Derselbe zwar erst kurze Zeit hier, 
joll Philipp Müller heißen, 65 Jahre alt sein 
und aus Rüssingen gebürtig sein. Er hatte 
zestern Abend in einer hiesigen Wirthschaft tapfer 
jezecht und des Guten zuviel gethan. Als ihn die 
Polizeistunde auswies, wollte er sein Nachtlager 
zufsuchen, fand aber das Hosthor seines Dienst- 
jerra verschlossen und den Einlaß versperrt. In 
velcher Weise der Verunglückte in den vom Hause 
eines Dienstherrn ziemlich weit entfernten Bach ge⸗ 
'ommen und darin seinen Tod gefunden hat, wird 
ziür immer unaufgeklärt bleiden; denn niemand hat 
hn auf seinem letzten Gange beobachtet. Der Ver⸗ 
inglückte war schon seit 20 Jahren Witwer und 
zinterläßt mehrere schon etwachsene Kinder. 
— Aus der Pfalz schreibt man dem „Pf. 
⁊.“: Vor kurzer Zeit wurde in der Pfalz die 200. 
Posterpedition errichtet; es trifft demnach 
ine solche 3482 Einwohner und ungefähr 30 
ZAuadrotkilometer. wäürend in Gsammt-Badverr 
das Verhältniß 3478 bezw. 49 ist, 312 Ge⸗ 
meinden sind ohne Expedition, die Einwohnergah⸗ 
st dabei nicht allein maßgebend; so hat z. Bgn 
»ach mit 2260 Einwohnern keine Expedition, wãhrend 
Eselsfürth mit 28 Einwohnern Postort ist. Vn 
)en Postorten haben 62 weniger als 1000 Ein. 
vohner, wahrend 47 Gemeinden mit über 1000 
yhne Expedition sind; diese letzteren Gemeinden 
sind mit wenigen Ausnahmen auch keine Fisen. 
»ahnstationen; sie müssen also in Bezug auf Ver. 
tehrsverhaͤltnisse fuür ihre Lage doppelt büßen. Der 
Brund liegt darin, doß die Errichtung von Erpe 
ditiogen an Octen ohne Eisenbahnstation mehr 
dosten verursacht, weil meistens neue Omnibuslinie 
ringelegt werden müssen. Von den 161 Eisenbahn. 
tationen find 34 ohne Postexpedition. Bei dir 
hjeutigen Verkehrsverhältnissen wird eine taͤglich 
weimalige Postbestellung (Sonntags einmal)alj 
normal angesehen. In den letzten Jahren wurde 
bon den maßgebenden Behöeden sehr Vieles sun 
die Verbess rung der Postverbindungen gethan und 
es ist als sicher anzusehen, daß sich erstere bill igen 
Wäünschen, wenn diese richtig vorgebracht werden 
nicht verschließen. 
Vermischtes. 
FMNeunkirchen, 8. Nov. Die gessern Nach 
mittag im Kramb'schen Saale stattgehabte Versamm- 
ung evang. Bergleute der hiesigen Gemeinde wieß 
eine zahlreiche Betheiligung auf, und bofteht dat 
Rfultat dieser vorberatenden Versammlung darin, 
daß die Gründung eines evangel. Knappen. 
vereins einstimmig gutgeheißen und zunächst ein 
provisorisches Komite gewählt wurde mit der Auf- 
gabe. die künftigen Vereinsstatuten zu entwerfen 
(S.Bl. Zig.) 
F Heute den 4. November wird die Straßen— 
bahn St. Johaan-Louisenthal eröffaet. 
FWeißenburg, 1. Nov. Der hiefige Ge⸗ 
meinderat hat in seiner letzten Sitzung auf eine 
Anfrage des Kriegsministeriums sich bereit erklärt, 
den Piatz am Landauer Thor unentgzeltlich zum 
Neubau einer Kaserne herzugeben. Der Plan, 
die hiesige Garnison noch zu vermehren, wird be— 
sonders von der hiesigen Geschäftswelt freudiaß 
degrüßt. 
F Mainz, 1. Nov. Ein Frankfurter Bürger, 
der noch vor kurzem mehrere Häuser besaß, ließ 
sich von den meisten seiner Mirter den Mietzins 
vorauszahlen. Mitunter kam es auch vor, 
daß er, wenn er gerade Geld brauchte, von den 
Mietern den Mietzins für drei, sechs und soger 
reun Monaie vorqus erhielt. Der Mann geriet 
nun in Konkurs, und das letzte Haus wurde ihm 
berkauft. Die Mieter, welche vorausbezaählt hallen, 
zeigten dem neuen Eigentümer ihre Quittungen, 
dieser aber erkannte sie nicht als ihm gegenüber 
derbindlich an und verlangte nochmalige Zahlung. 
Es kam zum Prozeß, welchen die Mieter verloren. 
Sie hatten, wie das Gericht erklärte, einfach einen 
Vorschuß dem Hausherrn auf seine dermaleinst 
ällig werdende Forderung geleistet und waren da—⸗ 
durch in das Verhältnis von Massegläubigern ae 
treten. 
Eine neue Höhle mit waunderbollen 
Tropfsteinbil dungen, welche die vor? 
Jahren erschlossene Gutenberghöhle noch an Schöm 
beit üsertreffen soll, ist kürzlich bei Bissingen unter 
Teck in Würtemberg im königlichen Staatswald 
Raduberhang entdeckt worden. Ein Bergarbeitet 
Franz Hoffmann aus Birkenberg in Böhmer, wel⸗ 
Her, wie die „Freisinnige Zeitung“ berichtet, auf 
der Reise von Böhmen nach Saarbrücen 
durch die Niederkunft seiner Frau genötigt war, in 
Bissingen längeren Aufenthalt zu nehmen, hatte 
sich von allen Mitteln entblößt, von der Fersib⸗ 
hötde und vom Gemeinderat die Erlaubnis erbeten, 
in der Umgebung wertvolle Steine suchen zu 
dürfen, und geriet nach 14tägigen Ausflügen an 
die ziemlich schwer zugängliche Ausmündung der 
Hohle, weiche 2—4 Meter bieit, 27 Meter lang 
und bis zu 15 Meter hoch inn. Ehe die Höhle 
dem allgemeinen Besuch eröffnet werden lann, 
muß der Eingang erst ansehnlich erweilert werden. 
paNuruberg, 30. Oit. Das Militar⸗ 
Untecgericht berurtheilte einen Soldolen des 14 
Infantetie ⸗Regiments zu 42 Tagen Mittelarrest, 
weil er als Wachtposten beim Zuchthause Lichtenau 
auf einen die Flucht ergreifenden Gefangenen nich 
zeschossen hat. Die Verurtheilung erfolgte wegen 
jsahrlässiger Gefangenenbefreiung und —RG 
sung dienstlicher Vorschriften.