Full text: St. Ingberter Anzeiger

Opfer noch einen Stich in den Hals, der die Hals⸗ 
ader durchschnitt und den sofortigen Tod des Ge⸗ 
troffenen zur Folge hatte. Der Thäter ist verhaftet. 
Drumm war ein braver Mann, der eine Wittwe 
und vier unversorgte Kinder hinterläßt. Der Vater 
des Moͤrders Sold ist bald nach dieser schauerlichen 
That an der durch dieselbe verursachten Aufregung 
gestorben. (L. A.) 
— Landau, 10. Nov. Die Stadtverwalt⸗ 
ung Landau hat eine weitere Stadtschreiber—- 
stelle auf den 1. Dez. l. J. zu besetzen. Be⸗ 
friedigende Leistung stellt dauernde Anstellung und 
Aufnahme in die Penfionsanstalt in Ausgicht. 
— In der vergangenen Woche erhielt ein Wirt 
zu Landanu, Jakob Estelmann, „zum Storchen“, 
die Nachricht, daß er in der Hamburger Kiassen 
lotterie mit einem von ihm schon seit längerer Zeit 
gespielten Viextel-Lose den Betrag von 21,000 Mt. 
gewonnen habe. 
— Vom Bienwald, 7. Nov. Wegen 
Unterschlagung von 400 Mk. zum Nachtheil des 
Müllers Eduard Dorckenwald von Herxheim wurde 
dessen flüchtig gegangener Diensttnecht Friedrich 
Eberhard von der kgl. Gendarmerie festgenommen 
und dem Amtsgerichte vorgeflührt. Bei demselben 
wurden noch 394 Mk. 92 Pfg. vorgefunden. 
— Germersheim, 8. Nov. Bei den da⸗— 
hier zu einer 1010310en Uebung eingerückten Lan de 
wehrleuten befiaden sich bei ein und derselben 
Kompagnie, sogar dei derselben Korporalschaft, ein 
Polizeianwalt und einer von den Polizeidienern 
derselben Stadt. Der Anwalt dient als Gemeiner, 
der Polizeidiener als Unteroffizier. 
— Spehyer, 10. Nov. Aus Baden kommt 
die bis jetzt freilich noch underbürgte Nachricht, daß, 
zu einer Dampfstraßenbahn Sph eyher⸗ 
Wiesloch die pfälzische Eisenbahn die Benützung 
der Ponton⸗Rheindrücke in Speyer genehmigte. 
— Speyer. Das bisherige Landwehr— 
bezirtskommandantur-Gebäude an der 
Haupistraße wird den Weg aller leeren Gebäude 
gehen und — Wirischaft werden. Die Einrichtung 
erfolgt von Seiten des Herrn Braumeistrs Falter⸗ 
mann Gebt. Schultz), der das Gebäude um 
25,000 Mark erstanden hat. Zudem soll noch in 
diesem Jahre auch das prähtigste und geräumigste 
Cafe, das Schwesinger'sche am Altpörtel, eröffnet 
werden. 
— Neustadi, 8. Nov. Kaufmann und 
Seilermeister Georg Bißoir verkaufte sein an der 
Ecke der Ludwigsstraße und Mandelgafse gelegenes 
Wohnhaus mit Garten an Bäckermeister Schwab 
dahier um die Summe von 7700 Mt. 
— Dem durch den Bundesausschuß des pfäl⸗ 
zischen Sängerbundes den Vereinen des 
Bundes übermittelten Jahresbericht ist folgendes zu 
entnehmen: Bei Beginn des Verwaltungsjahres 
zählte der Bund 109 Vereine mit 3256 Sangern. 
Der Bund zählt im Ganzen 43 Vereine mit 1288 
Sängern als ordentliche Mitglieder. Die außer— 
ordentliche Mitgliederzahl ist zusammen 67 Vereine 
mit 1183 Mitgliedern. 
— Ludwigshafen. Der Fahrplan fur die 
schmalspurigen Lokalbahnen erfuhr vom lttz 
len Montag den 10. November ab eine Verän⸗ 
derung. Auf der Linie Ludwigshafen-Dannstad! 
werden für Hin- und Rücktahrt zwei Züge neu 
eingelegt, während auf der Linie Ludwigshafen⸗ 
Frankenthal je zwei Züge ausfallen. Wir entnehmen 
dem neuen Fahrplan laut „Pf. K.“ folgende Fahr⸗ 
zeiten: Ludwigshafen-Dannstadt: Ludwigshafen⸗ 
Anilinfabrik ab 6.10 abends; Bahnhof ab 5.27 
morgens, 8.26, 11.00, 1.22, 4 10, 5.58, 6.27, 
8.16; Brücke ab: 5.41, 8.84, 11.08, 1.30, 4. 18 
6.20, 6135, 8.24. — Dannstadt ab: 4.38, 5. 24 
646, 10. 51, 1. 11, 3. 59, 5.25, 8.0o85. — Lud—⸗ 
wigshafen⸗Frankenthal: Ludwigshafen-Brücke al 
6.34 abends; Bahnhof ab: 4.30 morgens, 6.30, 
11.05, 4.20, 6,42; Anilinfabrik ad: 4.41 mor- 
gens, 6.41, 11.16, 4.331, 653; Frankenthal⸗ 
Bahnhof ab: 4.830 morgens, 6.30, 9.15, 2.24 
6.05; Speyerer Thort ab: 4.237, 6.87, 9.22 
2.31, 6.12; Kanal ab: 4.40. 6.40. 9.25 
2.24, 6 15 
— Ludwigshafen, 9. Nov. Unter der 
Spitzmarke „Der FZonentarif auf den Pfäl- 
zischen Eisenbahnen“ theilt das „Main⸗ 
zer Tageblatt“ folgende Korrespondenz mit, wel⸗ 
che der Eisenbahnreformer Hecrr Dr. Perrot in 
Mainz im Juli dieses Jahres mit der Derektion 
der Pfälzischen Bahnen gepflogen hat. Im Jul' 
1890 schrieh Herr Dre. Verrof an die adaäacht« 
Direktion: „Mainz, 8. Juli 1890. An die Direk⸗ 
ion der Pfälzischen Eisenbahnen in Ludwigshafen. 
Beehrter Direktion gestatte ich mir deifolgendet 
Daft 3 meiner Monatsschrift für Eisenbahnreform 
c, ergebenst zu überreichen und besonders auf die 
Seite 93 derselben enthaltene Mittheilung der Spezial⸗ 
direktion der Hessischen Ludwigs⸗-Eisenbahn · Gesell⸗ 
cchaft aufmerksam zu machen. Geehrte Direkiion 
vird sich vetmuthlich der Ueberzeugung nicht ver⸗ 
chließen, daß eine Reform zunächst der Eisenbahn⸗ 
Jersonen-Tarife im Sinn meines Zonen⸗Systems 
ich dauernd nicht mehr wird vermeiden lassen 
Undererseits läßt sich jtzt bereits mit hinreichender 
Sicherheit übersehen, daß ein richtig konstruirter 
Zonen⸗Tarif die Einnahmen aus dem Personen⸗Ver- 
ehr heben und schon im ersten Jahr ein Plus 
sttatt eines Ausfalles liefern wird. Sollte geehrte 
Direktion nicht angezeigt finden, rebus sic stanti- 
pus etwa im Verein mit der Hessischen Ludwigs⸗ 
bahn⸗Gesellschaft die Initiative zu einer Reform 
der Eisenbahn-Personen-Tarife in Deutschland zu 
ergreifen, ehe eine nach und nach von Außen, 
wenn auch nur indirekt herantretende Nöthigung 
die Situation für die beiden mitteldeutschen Privat⸗ 
bahnen zu einer minder vortheilhaften gestaltet? 
Hochachtungsvoil Dr. Fr. Perrot.“ — Die Direk⸗ 
nion der pfälzischen Bahnen hat hierauf umgehend 
Folgendes erwidert: „Ludwigshafen a. Rh., 10. 
Juli 1890. Herrn Dr. Fr. Perrot, Hochwohlge⸗ 
horen in Mainz. Wir beehren uns den Empfang 
des mit geschätzter Zuschrift vom 8. d. Mts. über— 
mitlelteu Heftes 3 Ihrer „Monatsschrift, fur Eisen 
bahn Reform ꝛc.“ unter dem Ausdruck verbindlich⸗ 
sten Dankes, jedoch mit dem ergebensten Beifügen 
zu bestätigen, daß wir nicht in der Lage find, den 
Ihrerseits vorgeschlagenen Versuch der Einführung 
eines Zonen-Tarifes für den Personen-Verkehr 
einer bestimmten Strecke zu verwirklichen. Hochach⸗ 
tungsvoll die Direktion der Pfälzischen Eisenbahnen. 
v. Lavale.“ 
— Grünstadt, 9. Novb. Unser hochgeach⸗ 
teter Mitbürger, Herr Bürstenfabrikant Jakob 
Hering UU. beging heute mit seiner Gattin 
klisabeth geb. Levasier, umgeben von seiner Familie, 
im Kreise der Mitglieder der Freimaurerloge „Zur 
Freimüthigkeit am Rhein in Frankenthal“ sein 
Joldenes Hochzeitsfest. Um *412 Uhr trafen die 
Brüder und Schwestern, die selbst aus weitester 
Entfernung zur Begehung des seltenen Festes hier 
ein. De Festgäste versammelten sich im Gasthaust 
„Zur Jakobslust“, wohin gegen halb 1 Uhr das 
Jubelpaar kam. Hier begrüßte der Ehrenstuhlmeister 
Herr Louis Stoll aus Mannheim den seit 45 
Jahren der Loge angehörigen Jubelbräutigam, der 
Ehrenmeister der gedachten Logeist, nebst der Ju bel⸗ 
braut und führte in seiner Ansprache aus, wie 
ersterer stets ein hervorragendes Mitglied der Loge 
gewesen und in Anbetracht dissen habe dieselbe be— 
schlossen, zum heutigen Tage auch ein äußeres 
Zichen ihrer Werihschätzung treten zu lassen. 
Wahrend Redner nun der Jubelbraut ein pracht⸗ 
volles, in goldenen Rosen geschmücktes Bukett und 
ein silbernes Theeservice als Angebinde überreichte, 
brachte er dem Jubelbräutigam als Gabe der Loge 
eine goldene Schnupftabaksdose. Nach diesem feier⸗ 
lichen Akte, der auf die Anwesenden den tiefsten 
Eindruck machte, fand ein Festmahl statt, woran 
das Jubelpaar und dessen Familienangehörige 
theilnahmen. Unter Toasten und Gesäungen, welchen 
zum Schluß ein gemüthliches Tänzchen folgte, und 
woran sich auch der Jubelbräutigam betheiligte 
schwanden schnell die Stunden des Nachmittags 
bis der um 7 Uhr von hier abgehende Zug die 
Festgäste entführte. (Tzb.) 
— Grünstadt, 10. Novb. Gstern entdeckte 
man an dem hiesigen neuen Friedhof, daß an der 
südwestlichen Ecke der Friedhofmauer absichtlich und 
unter Anwendung großer Gewalt 4 Deckplatten von 
der Mauer abzehoben und teils in den Friedhos 
auf die Gräber, teils in den Weg geworfen waren. 
Bestern Mittag zwischen 12 und 1 Uhr traf nun 
Derr Bürgermeister Nihb aus Asselheim, der von 
der Jagd nach Hause ging, auf dem dortigen 
Friedhof den 23 Jahre alten Jakob Stembel, 
Schuhmacher aus Grünstadt, der erst vor etwa 
123 Jahr aus der Irrenanstalt entlassen wurde, 
als derselbe die Kreuze ausriß, ebenso auch sonstige 
Zerstörungen vornahm. Hetr Burgermeister Nehb 
nahm Stembel, der nur notdürftig gekleidet war, 
mit in den Ort Ass'elheim zu seinen dortigen Ver⸗ 
wandten. Beide Zersthrungen hängen, wie deir 
QOAM“ meint, jedenfalls mit einander zusammen 
Der Unzlückliche war seinen Eltern in der Nadh 
vom 8. auf 9. November entkommen. 
— Grünstadt. Eine hiesige Dame hat den 
DiakonissenVerein 300 Mt. geschentt. 
— Kirchheimbohbanden, 8. Nob. Vor 
Seiten der kgl. Regierung der Pfalz wird den 
181/1 Jahre alten Lateinschüler Hugo Seyle! 
dahier, welcher mit Gefahr seines eigenen Lehben' 
die vierjahrige Margaretha Roͤrig vom Tode det 
Ertrinkens rettete, oͤffentlich lobende Anerkennun 
ausgesprochen. 
— Zu Münsteraphpel erwischte der Jagd— 
pächter Hoffmann einen Wilddieb in der Persor 
des Steinhauers Straßer, welcher laut „B.f. d 
N.“ die Unverfrorenheit besaß, sogar mit einem 
Jagdhund sich auf den Anstand zu begeben. 
Vermischtes. 
F Neunkirchen, 9. Nov. Die hiesige Gas— 
anstalt hat Frau Witwe A. Krechel an di— 
„Thüringer Gasgesellschaft in Leipzig“ verkauft 
welch letztere am 1. Dezember den Betrieb üher— 
nehmen wird. Ob kein Versuch gemacht werden 
wird, um der Gemeinde ein Vorkaufsrecht zu 
sichern, steht der „S⸗Bl.⸗Ztg“ zufolge noch dahin. 
fSt. Johonn, 10. Nov. Mit Bezug 
auf die Invaliditäts- und Altersversicherung ist d— 
Höhe des durchschnittlichen Ja hres arbeits, 
verdienstes der in der Land, und Forstwirth 
schaft beschäftigten Personen des Regierungsbezirkt 
Trier mit Ausnahme der Betriebsbeamten festgesttz 
worden wie folgt: Kreis Merzig, der männlicher 
500 M., der weiblichen 330 M.; Kreis Ottwiler 
der männlichen 540 Mk., der weiblichen 380 
Mk.; Keeis Saarhrücken, der männlichen 600 M. 
der weiblichen 360 Mk.; Kreis Saarburg, der 
männlichen 480 Mk., dea weiblichen 330 Mtk. 
reis Saarlouis, der männlichen 540 Mk., der 
weiblichen 330 Mk.; Kreis St. Wendel, der männ— 
lichen 480 Mk., der weiblichen 330 Mk. Der Be— 
trag dieses Jahresarbeitsverdienstes ist bei den— 
j nigen in der Land- und Forstirthschaft beschäf⸗— 
tigten Personen, welche nicht Betriebsbeamte und 
nicht Mitglieder einer Octs-. Betriebs⸗ (Fabrik- 
Bau⸗oder Junungskrankenkasse sind, für die Be⸗ 
stimmung der Lohnklasse, nach welcher Beiträge 
und Renten bemessen werden, maßgebend. 
F St. Johann, 10. Nob. In der Amts— 
stub: eines hiesigen Notars fanden vorgestern Uater 
zeichnungen von Kaufverträgen in der Angelegenhei 
des TerrainerwLerbes zum Bau einer Kavallerie 
Kaserne an der Mainzerstratze statt. Erschienen 
waren als Verkäufer die Herren G. Schmoll, Kar! 
Thome (Kufer,) Karl Karcher, Ludwig Burge⸗ 
meister (Schuhm.), Karl Reuß (Bäcker), Karl Wit, 
Joh. Burgard, Erben Wilhelm Wullenweber, Erben 
Karl Martens, Erben St. Grorge (Neufang). Be— 
rcits vor acht Tagen hatten Veläufer von Parzillen 
notarielle Verträͤge in obiger Angelegenheit abge- 
schlossin. Je nach Lage und Kulturzustand werden 
für die städtischerfeits erworbenen Parzellen 26, 
15 und 10 Mark pro Ruthe gezahlt. Die Aus⸗ 
zahlung der vereinbarten Summen erfolgt in 
nächster Zeit. — Aus der stattgehabten Weiterent⸗ 
wickelung dieser Angelegenheit ziehi der „Gen. A.“ 
den sicheren Schluß daß der Bau von Kaserne⸗ 
ments auf jenem Terrain eine festbeschlossene 
Sache ist. 
F Saarbrücken, 10. Nov. Der vortragen⸗ 
de Rat im Ministerium fürHandel und Gewerbe, 
Kul. Geheimer Odberbergrat Hert Freund ist 
gestern behufs Bereisung der hiesigen staatlichen 
Steinkohlenbergwerke hier eingetroffen. 
. Sennfeld (Baden), 7. Nov. Eine 
Mordthat, begongen am eigenen Kinde, hat 
unsere Bebölkerung in nicht geringe Aufregung ver⸗ 
setzt. Schneidet Matter, ein verbissener Waltver⸗ 
besserer, mochte sein ältestes, 5 Jahre altes Söhn 
lein, nicht leiden. Auf jede nur erdenkliche An 
wurde es von ihm gequält. Die ganze Nachdarschaft 
war oft über diese Behandlung tief empört und 
machte schon öfters Anzeige, wodurch er schon mehr— 
mals in Strafe genommen wurde. Seit Sonntag 
wurden Matter und das Kind vermißt. Nichts 
Gutes ahnend, machte die Nachbarschaft gestern 
Anzeige davon. Bei der sofort durch die Gendar— 
merie angestellten Untersuchung gestand die Ftau— 
daß ihr Nann am Donnerstag vorige Woche da 
Kind zuerst mit dem glühenden Bügeleisen gebrannt 
dann damit todtgeworfen, den Körper in einen 
Korbe fortgetragen und verscharri habe. Bis jeht 
koante die Leiche nicht gefunden werden. Johann