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Amtliches Organ des königl. Amtisgerichts St. Ingbert.
er ‚Etr⸗Iugberter heiger erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗Vlatt und Tittwochs und Samstagt mil
Aufirirten Beilagen. as Blait koflet vierteljährlich 1 AM 60 4 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1M 75 4, einschließlich 420 Zustellungsgebühr. Die
Znrückungsgebühr für die 4gejpaltene Garmondzeile oder deren Raum beträagt bei Inseraien aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen auf welche die Expedition
Auskunft ertheilt, 13, Reklamen 830 —. Bei 4maliger Einrudung wird nur dreimalige berechnet.
M 27.
Politische Uebersicht.
* Aus dem Finanzausschuß der bayerischen
Abgeordnetenkammer. Die Briefträger,
oelche nach 1. Januar 1888 angestellt find, peti⸗
ioniren dahin, daß ihnen die Zeitungszustellungs⸗
ebühren zugewendet werden, wie sie die älteren
dollegen haben. Eine andere Petition geht dahin,
aß die Briefträger in den Status D I nach ent⸗
prechend zurückgelegten Dienstjahren eingereiht
verden. Die Sortirbriefträger beschweren sich, daß
vei'm Vorrücken zum Oberbriefträger ihre Bezüge
im 156 Mk. niedriger werden; sie wollen gleich⸗
alls nach D I aufsteigen. Der Ausschuß geht ohne
vesentliche Debatte über diese Petitionen zur Tages⸗
rdnung über. Verschiedene Packetboten erbitten
Altersdispens behufs Aufnahme in den Status
D) UII. Der Minister erklärt nach Benehmen mit
em Kriegsministerium, von nun an eine Dispens
ei Ueberschreitung des 40. Lebensjahres als zu⸗
ässig für die Aufnahme in die Kategotie D II.
hierauf wird die Petition durch die Erklärung der
gl. Staatsregierung als erledigt erklärt. So weit
ese Packetboten um die Aufnahme in D III
iitten, wird darüber zur Tagesordnung überge⸗
angen, eben so über eine Petition von 17 Packet⸗
voten des Postamts Kaiserslautern um eine
Theuerungszulage und die Petition der Postkanzlei⸗
ehilfen und Diätare. Bei'm nicht statusmäßigen
dersonal werden 200 Aspiranten mehr bewilligt,
ben so 15 Kanzleigehilfen mehr, 75 Diätarstellen
nehr, 180 Packetboten mehr, 230 Postboten mehr,
30 Depeschenboten mehr, 80 Briefeinsammler mehr,
30 Beiboten mehr.
NUeber die Forderungen der Berg⸗
arbeiter spricht sich der Reichstagsabgeordnele
jthr. v. Stumm in einem von der „Saar⸗
ind Blies-Ztg.“ veröffentlichten Brief aus. Der
ꝛelannte Großindustrielle rechnet u. a. zu den be—
echtigten Forderungen der Bergacbeiter die acht-
sündige effektive Arbeitszeit, die gleichmäßige Auf⸗
esserung der Löhne durch das ganze Revier, die
denderung der Arbeitsordnung. In der allernächsten
Zeit werde der Nachtrag zu derselben in Betreff
»er Einführung der achistündigen Schicht zur förm⸗
icher Durchführung kommen, während die Umar⸗
eitung der gesammten, etwas veralteten Arbeits⸗
xdnung 'erst später, wahrscheinlich erst nachdem
sertreter der Bergarbeiter datüber gehört find, er⸗
olgen soll. So gern er jederzeit bereit gewesen
ei, die berechtigten Forderungen der Bergarbeiter
u befürworten, so entschieden stehe er andererseits
mf dem Standpunkt, daß Zucht und Ordnung
inter diesen Zuständen nicht leiden dürften und
aß eine kräffige, natürlich auch gerechte Disziplin
m Interesse der Bergleute selbst liege. Nichts
oͤnne indeß das denselben an maßgebender Stelle
utgegengebrachte Wohlwollen mehr erkalten lassen,
ils die Betheiligung der Bergarbeiter an inter⸗
ationalen Verbindungen oder ihr Hinunserg leiten
n das sozialdemokratische Fahrwasser. In diesem
jall würde es ihm (Siumm) nicht mehr moglich
ein, die Interessen der Bergleute zu vertreten und
m maßgebender Stelle in Berlin Sympathie en für
ie zu erzwecken.
Seit der Verabschiedung des „Kartellreichs⸗
ags“ bildet die Frage nach der ferneren Wen⸗
ung der Angelegenheit des Sozialisten⸗
esetzes den Mitlelpunkt in den innerpolinschen
hetrachtungen der deutschen Tagespresse, ohne daß
uan doch eine genügende Antwort hierauf fände.
Samstag, 1. Februar 1890.
23. Jahrg.
zetztere läßt sich aber auch schwerlich geben, so)
ange nicht die Regierung mit ihren eigenen An—⸗
hauungen über die weitere Entwickelung der
zrage herdvortritt, dies soll jedoch nach An—⸗
eutungen aus parlamentarischen Kreisen nächstens
m preußischen Landtage geschehen, wo angeblich
zürst Bismarck erscheinen und angesichts der
deichstagswahlen eine große politische Rede halten
vird. Inwiefern jene Andeutungen begründet
ind, muß noch dahingestellt bleiben, ur möge
aran erinnert sein, daß der Kanzler vor drei
Jahren, in der kurzen Zeit zwischen der Reichs⸗
agsaufloͤsung und den Neuwahlen zum Reichs⸗
age, ploͤtzlich im preußischen Adgeordnetenhause
rschien und eine seiner bedeutendsten politischen
steden hielt.
* Kaiser Wilhelm hat sich auch anläß⸗
ich seines diesmaligen Geburtstages zu einer
steihe von Ordensverleihungen und an⸗
dveren Auszeichnungen veranlaßt gesehen. Unter
den durch Ordensdekorationen ausgezeichneten
Hersönlichkeiten befindet sich u. A. der Reichs⸗
ommissar Major Wißmann, welcher die Schwerter
um preußischen Kronenorden III. Klasse und den
stothen Adlerorden III. Klasse. mit Schwertern
rhielt, welche zweifache Auszeichnung wiederum
ie Werthschätzung bekundet, in der Major Wiß⸗
nann bei Kaiser Wilhelm steht. Auch der Chef
der ostafrikanischen Schutztruppe, Kendler, sowie
die Lieutenants Eberstein, Sulzer und Adjutant
Zaumüller von genannter Truppe erhielten
Irdensdekorationen und mehrere Beamten, sowie
Anteroffizieren der Schutztruppe wurde das Ehren⸗
eichen verliehen.
* Die erste öffentliche Amtshandlung des zur
)esseren Handhabung der politischen Polizei einge⸗
etzten schweizerischen Bundesanwalts,
ztänderats Scherb, richtet sich gegen jenen Be⸗
irksamtmann Baumer in Rheinfelden, der im Falle
Wohlgemuth eine Rolle gespielt hat. Dieser Be⸗
imte des Kantons Aargau veröffentlichte neulich
nit anderen auf den Fall Wohlgemuth bezüglichen
zchriftstücken auch einen Brief des eidgenössischen
zustizdepartements an die Aargauer Regierung.
Bichtig war das Aklenflück gerade nicht, aber
zaumer besitzt kein Verfügunsrecht darüber und es
vurde eine Untersuchung gegen ihn eingeleitet. Da
erselbe aber noch weitere Mitteilungen solcher Art
n Aussicht stellte — wie er behauptet — zum
zweck des Nachweises, daß er in jener Angelegen⸗
eit richtig gehandelt habe, ließ ihm der eidgenössische
3taatsanwalt durch die unmittelbar zuständige
largauer Behörde jede fernere Veröffentlichung von
mtlichen Aktenstücken verbieten, unter Androhung
trafrechtlicher Verfolgung für den Fall der Nicht⸗
zeachtung der an ihn gerichteten Weisung. Man
t gespannt auf den Erfolg dieses Schrittes und
ugleich auf das Ergebnis der angehobenen Unter⸗
uchung über die Frage, wie Baumer in den Be—
tz der Altenstücke seiner Regierung gekommen sei.
* Die Ursachen der Besetzung der Stadt
Adua in Nord-Abyssinien durch den italie⸗
nischen Genecal Orero harren zwar noch immer
hrer genügenden Aufklärung seitens der italie⸗
rischen Regierung, aber sie lassen sich aus einer
n Rom aus Massauah eingegangenen Privatnach⸗
icht unschwer erkennen. Dieselbe besagt, daß
Zejum, der Untergeneral des Königs Menelik,
nit seinem Heere von den Truppen des rebellischen
djenerals Ras Alula in der Probinz Tigré voll⸗
indig eingeschlossen ist und kann es kaum einem
Zweifel unterliegen, daß der so eilig ausgeführte
Marsch der Italiener nach Adua bezweckt, den
Antergeneral Meneliks, als des Verbündeten Ita⸗
iens, zu unterflützen.
Deutsches Reich.
Darmstadt, 31. Jan. Der Großherzog
wird mit Prinzessin Alix heute nach Malta ab-
reisen.
Karlsruhe, 31. Jan. Die Zweite Kam—⸗
mer beschloß die empfehlende Ueherweisung einer
Petition weggen Entschädigung unschuldig
Verurteilter an die Regierung und vertagte sich
auf den 24. Februar.
Würzburg, 31. Jan. Der hiefige natio⸗
nwalliberale Verein stellte einen eigenen Kan⸗
zidaten für die nächsten Reichstagswahlen in der
Person des Gutsbesitzers Strumpf EStrauß-
jof) auf.
München, 31. Jan. Vom Landtag
vurde die Anstellung weiterer Amtsrichter
ür Kaiserslautern, Kusel und Neustadt a. d. H.
gzenebmigt.
Berlin, 30. Jan. Der erste Band der von
Poschinger herausgegebenen Altenstücke zur Wirt⸗
schaftspolbitit des Fürsten Bismarck
est erschienen. Er enthält eine Anzahl bisher un⸗
veröffentlichter Urkunden.
Berlin, 31. Jan. Der „Reichsanzeiger“
ichreibt: Der Kaiser hat den Fürsten Bismarck
uuf dessen Ansuchen von dem Amt als Minister
ür Handel und Gewerbe entbunden und
den Oberpräsidenten der Rheinprovinz, Freiherrn
o. Berlepsch, zum preußischen Minister für Handel
und Gewerbe ernannt. [Freiherr Hans v. Berlepsch,
der elfte von zwölf Geschwistern, zählt noch nicht
zanz 47 Jahre. Von zwei Brüdern desselben
erlag einer den bei St. Privat erhaltenen Wunden,
her andere fiel bei Sedan.]
nusland.
Brüussel, 30. Jaa. Die Kammer nahm
nit 58 gegen 19 Stimmen den Antrag des Flam⸗
änder Abg. Colaert und den Regierungsantrag
an, wonach von 1895 ab alle Justizbeamten in
den flamländischen Prodinzen ein Examen
in flamländischer Sprache ablegen müssen.
Brüssel, 31. Jan. Die „Compagnie Lens“
ehnte die Forderung der ausländischen
Arbeiter, die verabschiedeten Grubenleute
vieder aufzunehmen, ab und drohte denjenigen,
velche nicht einfahren würden, mit Entziehung
)er Arbeitsbücher. Infolge dessen haben von 3800
Arbeitern etwa 1500 die Arbeit wieder aufge—
rommen.
Paris, 31. Jan. In einer Waäͤhlerder⸗
ammlung im 13. Arrondissement kam es gestern
ibermals zu einer blutigen Schlacht zwischen Re-
publikanernund Boulangisten,. Während
iner Rede des Republikaners Fournieͤre drangen
Anhänger des boulangistischen Kandidaten Paulin
RMery, dessen Wahl für ungiltig erklärt
vorden war, in den Saal. Im Handgemenge
vurde Mery im Gesicht verwundet; ein gewisser
Brulot erhielt mehrere lebensgeführliche Messerstiche,
zier andere Personen wurden mehr oder minder
chwer verletzt. — In Toulon soll anfangs
Februar zu Verprovianlirungszwecken ein amer i⸗
anisches Geschwader eintreffen, dessen Auf—
nthalt auf 20 Tage bemessen ist. — Spuller
ind Flo quet sind zu der Beisetzungsfeier für
»en verstorbenen Botschafter Mariani abgereist.