Full text: St. Ingberter Anzeiger

Es heißt, der Minister Spuller werde bei Gelegen⸗ 
heit seines Aufenhaltes in Bayonne eine politische 
Rede halten. 
Belurad, 31. Jan. Heute Überreichte der 
montenegrinische Minister des Aeußern, Wuko⸗ 
witssch, den Regenten und dem Minister⸗ 
hräsidenten die verliehenen Großkreuze des Danilo- 
Drdens. Der Minister betonte, die Verleihung sei 
ein Zeichen der Freude des Fürsten über die 
Wiederherstellung der nahen Beziehungen beider 
Läuder. Der König empfing Wukowitsch in Pri⸗ 
vataudienz; morgen findet zu seinen Ehren im Palais 
ein Prunkmahl statt. F 
Lokalte und eανα 
* St. Ingbderkt, d. Februar. Wir 
machen nochmals auf den nächsten Sonn⸗ 
tag, nachmittags 8 Uhr, in der Fruchthalle in 
aiseralautern stattfindenden pfälzischen natio⸗ 
nalliberalean Parteitag aufmerksam, der 
sich zu einer großen Kundgebung der national⸗ 
liberaken Partei der Pfalz gestalten soll. Bekannt 
lich wird demselben der Führer der suddeutschen 
Nationalliberalen, Herr Oberbürgermeister Dr. 
Miquel, beiwohnen, welcher auf demselben eine 
Nede halten wird. Außerdem werden die pfälzischen 
—X 
außerpfaͤlzische Parteigenoffen und Abgeordnete dem 
Parteitage beiwohnen. 
*St. Ingbert, 1. Feht. Wie aus der 
Aufstellung im heutigen Schlachthausbericht her— 
borgeht, betrug die Gesammt⸗Einnahmet 
des hiesigen Schlacht hauses im abgelaufenen 
Jahre 4791 Mt. 26 Pf. 
* Wir wollen nicht verfehlen, auf die Kon-— 
zert⸗Anzeigen der Brauerei Heußer und der 
Brauerei Becker (Frank) aufmerksam zu machen. 
*— Der verstorbene kgl. bayer. General der 
Infanterie, Baptist v. Stephan, hat s. 8 
eine Stiftung von 10,000 fl. errichtet, welche 
den Zweck hat, alljährlich eine hervorragend edle 
Handlung eines bedürftigen gedorenen Bayern, 
ohne Unterschied des Geschlechts, der Konfession, 
des Standes und Alters, durch Ertheilung eines 
Geldpreises, welcher die Benennung „Stephans⸗ 
preis“ führt, zu ehren. Zu dieser Ehrung eignen 
fich alljene Handlungen, in welchen Vaterlands-, 
Gatten⸗, Verwandten- oder Naächstenliebe oder 
Pflichterfüllung mit ausgezeichnetem Muthe oder 
mit seltener Selbstverleugnung, außergewöhnlicher 
Hingebung oder relativ sehr großer Aufopferung 
ohne eigennützige Absicht bethäthigt wutde und 
welche nach der Ueberzeugung der Preisrichter 
erwiesen sind. Der Preis besteht aus den Zinsen 
des Stiftungskapitals nach Abzug der Ver—⸗ 
waltungskosten. Die Ertheilung des Preises für 
die Zeit seit dem 1. Dezember 1889 findet am 
1. Dezember 1890 stau. Die k. Regierungen, 
Zammern des Innern, dann sämmtliche Distrikts— 
und Orispolizeibehörden, sowie alle solche, welche 
don einer in obigen Zeitraum fallenden hervor⸗ 
ragend edlen Handlung einer in Bayern ge— 
borenen bedürftigen Person Kenntniß erlangt haben 
oder erlangen, werden veranlaßt, den betr. Fall 
baldigst zur Kenniniß des k. Staatsministeriums des 
Innern zu bringen. Private können dies unmittelbar 
oder durch Vermittlung einer Polizeibehörde bewirken, 
wobei Bestätigung des Vorganges durch die zu— 
standige Distriktspolizeibehötde und sonstige Belege 
mit in Vorlage zu bringen sind. 
— Zweibrücken, 31. Jan. Heute Mor—⸗ 
gen 11 Uhr fand im Stadtratssaale die Haupt- 
bersammlung des St. Johannis-Vereins 
für den Kanton Zweibrücken statt. Der Vorsitzende, 
derr Adjunkt Horn, eröffnete dieselbe und trilte 
mit, daß der im vorigen Jahre erlassene Aufruf 
nach neuen Mitgliedern einen schoͤnen Erfolg gehabt 
habe und deshalb die Einnahmen von 231 Mt. 
auf 310 Mt. 92 Pfg, gestiegen seien. Nach dem 
abgelegten Rechenschaftsberichte betragen die vor 
jährigen Einnahmen 600 Mk. 12 Pfg., die Aus⸗ 
gaben 576 Mẽ. 80 Pfg. Es bleibt demnach ein 
Aktivrest von 23 Mk. 82 Pfg. An Unterstützungen 
wurden verausgabt für Zweibrücken 468,30, Mt. 
für Niederauerbach 18 Mk., für Eindd 16,80 Mk 
fur Ernsiweiler 28 Mk., für Bubenhausen 16 Mt. 
jür Reifenberg 6 Mk. und für sonstige Ausgaben 
26,50 Mk.; in Summa also 576 Mk. 80 Pfg. 
Die Zahl der Mitglieder des Vereins beträgt etwa 
200. — (Unglucksfall.) Gestern Abend fiel 
das dreijaäͤhrige Töchteichen eines in der Sonnen⸗ 
zasse wohnenden Angestellten in einen großen, mit 
heißem Wasser angefüllten Tobpf und verbrannte sich 
»erart, daß es heute früh seinen Verletzungen erlag 
Die Teilnahme für die hart betroffenen Eltern 
welche in der Verunglüdten ihr einziges Toͤchterchen 
verlieren, ist eine allgemeine. Btg.) 
— Lemberg, 31. Jan. Von einer Tier⸗ 
fualerei, wie sie kaum größer gedacht werden 
sann, wird der „Zw. Z.“ berichtet. Auf dem zu 
anserer Gemeinde gehoörenden Ketterichhof hatten die 
Pferdebefitzer seit langer Zeit über kranke Pferde 
zu klagen. Der behandelnde Tierarzt von Pir 
nasens stellte Verwundungen an verschiedener 
dörperteilen der Tiere fest und es war unbegreiflich, 
wie diese Wunden entstehen konnten. Nachdem die 
Verwundungen geheilt waren, wurden in neueßte 
Zeit wieder derartige Berletzungen wahrgenommen. 
Zzor einigen Tagen nun hörte der Landwirt M 
Nachts feine Pferde furchtbar toben und schreien. 
kr begab sich in den Stall und sah zu seinem 
Schrecken, daß ein 20jähriger Mensch hinter einem 
Bferde stehend, geschützt durch ein Brett, fragliche 
Berletzungen herbeiführte. Als der Schandkerl 
merkteé, daß er entdeckt war, ging er durch und 
persteckte sich in der Scheuer in das Stroh. Hier 
wurde er jedoch erwischt und der Gendarmerie üder⸗ 
zeben. Möge diesen bestialischen Tierquäler die 
doͤchste Strafe ereilen. 
— Schmittshausen, 31. Jan. Heute 
Morgen wurde der Makler Aron May an der 
Schleuße in der Wallalb unterhalb des Dorfes 
zeländet. May war am Morgen nach Martinshöh 
gegangen, und glaubten seine Angehörigen, als der⸗ 
selbe abends nicht zurüdkam, daß er sich auf den 
Viehmarkt nach Zweibrücken begeben habe. Als 
auch der Donnerstag verstrich und May nicht kam, 
begaben sich die Leute auf die Suche und fanden 
denselben, wie oben berichtet, in der Wallalb. 
Wahrscheinlich ist May, erfaßt von dem wütenden 
Sturme, der an diesen Tagen hauste, über die 
Böschung in den Bach geschleudert worden urd hat 
jo seinen Tod gefunden. 
— Kaiserslautern, 31. Jan. In der 
gestrigen Generalversammlung der Gas— 
anstalt waren 19 Aklionäre mit 794 Stimmen 
bertreten. Dem Betriebsberichte zufolge war ein 
zedeutender Kohlenaufschlag zu verzeichnen, der 
'edoch nicht, wie anderswo, zu einer Erhöhung der 
Baspreise führte, wie irrig hier das Gerücht ver⸗ 
hreitet war. Die permanente Ausstellung von 
Zasapparaten ist aufs vollständigste komplettirt und 
wird zu deren Besuche eingeladen. Die eleklrischen 
Lichtanlagen haben in hiesiger Stadt eine Ver— 
mehrung erfahren, ohne deshalb für die Gasanstalt 
einen Nachtheil zu bilden, deren Konsum in gan; 
bedeutendem Maße gewachsen sei. Dieselbe Er—⸗ 
fahrung müsse auch wohl in anderen Städten ge⸗ 
macht worden sein, da zahlreiche Städte neue 
Basanstalten bauten, oder die vorhandenen bedeutend 
»rweilterten. Die Bilanz schließt nach der „Vzt.“ 
ab mit 884 969. Mk. 19 Pfg., während das 
Bewinn⸗ und Verlust-Konto einen Reingewinn bon 
104753 Mt. 47 Pfg. beziffert. Dem Vorstande 
und Aufsichtsrathe wird die beanlragte Entlastung 
rtheilt und sodann der Reingewinn wie folgt ver⸗ 
heilt: Der Reservefonds erhält statutgemäß 5 pCt. 
nit 5237 Mk. 67 Pfg.; als Dividende werden 
72 000 Mk. (1000 des Kapitals) vertheilt, für 
Tantiemen und Gratifikationen 5375 Mtk. 79 Pfg. 
ausgeworfen und der Rest mit 22 140 Mt. 1 Pig. 
dem Spezialreservefonds zugewiesen. 
— Pirmasens. Vor wenigen Tagen starb 
hier der Postbote Weiß, welcher s. Z. wegen 
Anterschlagung von Postgeldern in Untersuchung 
jezogen und verhaftet wurde, dann aber wegen 
drankheit aus dem Gefängniß entlassen worden ist. 
Da man hier allgemein der Ansicht war, daß Weiß 
damals im Zustande der Unzurechnungsfähigkeit 
jehandelt (ließ er doch das unterschlagene Geld da— 
jeim liegen und machte ohne dasselbe einen Flucht⸗ 
»ersuch), so wird dieses duch die Vorsehung herdei⸗ 
zeführte Ende des Prozesses als ein namenilich 
der unschuldigen Familie günstiges angesehen. 
— Walsheim Worderpfalz). Die Küfer der 
Zellereien Walsheims haben den Füullerlohn vom 
1. Januar 1890 an von 2 Mt. 60 Pfq. auf 3 
Mk. das Fuder erhöht. 
— Edenkoben, 31. Jan. Die Einführung 
der Wasserleitung in hiefiger Stadt ist nun 
gesichert; in gestriger Sitzung hat nämlich der 
Stadtrat mit 16 gegen .7 Stimmen beschlossen, 
die beabfichtigte Wasserleitung auf Kosten der Stadt 
u übernehmen, unter Benützung des vom hiesigen 
Zuellwasserverein gekauften Quellwassers von der 
Hemeinde Kirrweiler, sodaß die hiefige Stadt binne 
einiger Monate der Vorteile einer Wasserleitun— 
icherfreuen wird. 
— Neustadi. Am Sonntag waren die Ver— 
rrauensmänner der freisinnigen Partei für den 
Wahlkreis Landau ⸗Neustadt dahier versammelt und 
zaben, nach der „Fr. Ztg“, über die Kandidatur 
es Landgerichts⸗Direktors Reif fel, in Kaisers 
lautern, welcher auch die Kandidatur annehmen 
wird, Besprechung gepflogen. 
— Neustadi. Am 5. Februuar beginnt da 
hier die Theater⸗Gefellschaft des Herrn Direltorz 
Baudrexrler ihre Vorstellungen. 
— Neustadt, 31. Jan. GBiehbbver« 
sicherungsverein.) Die Jahresrechnung pto 
1889 weist auf: Einnahme 738.96 Mti., Aus— 
gabe 606 M.—, Kassabestand vom vorigen Jahr 
268.65 Mk., es bleibt somit in der Vereinskass 
der Betrag von 401.61 Mt. 
— Für den Wahlkreis Neustadt-Landar 
soll von der Uultramontanen. Partei Hert 
Rechtsanwalt Dr. Kugler aus Landau als 
Reichstags⸗Kandidat aufgestellt werden. 
— In Iggelheim brannte das Wohnhäus. 
hen des Maurers Gg. Schneider, in der Maximil' 
ansstraße gelegen, total nie der. 
— Wollmesheim. Im verflossenen Herbstt 
vurde der kath. Lehrer Merkert der untern Simul 
tanschule zu Wollmesheim pensioniert. Groß ist 
die Zahl seiner Schüler, welche ihm die ersten 
Flemente im Unterrichte zu verdankeu haben und 
päter im Seminar, Konservatorium, Hochschule eine 
söhere Bildung genossen. Diese ließen es sich nich 
nehmen, ihrem leider erkrankten ersten Lehrer alt 
Zeichen dankbarer Gefinnung einen prachtvnller 
Regulator überreichen zu lassen. In Rücksicht au 
den derzeitigen ungünstigen Gesundheitszustand des 
derrn M. unterbliet die öffentliche Uedergabe und 
Festfeier, velche alle ehemaligen Schüler vereinigen 
sollte. Dazu gehören 5 Lehrer, 1 Musiklehrer und 
onzertmeister, 5 prot. Pfarrer, 2 Dr. med 
und praktische Aerzte, 2 stud. med. und sonstige 
—Schüler, die u. a. noch in der Ausbildung be— 
zriffen sind. 
— Haßloch, 30. Jan. Gestern Abend halb 
zehn Uhr ertönten die Sturmglocken. Wohnhau—⸗ 
und Stall des Ackerers Jakob Emmert stand in 
lichterlohen Flammen. Die Feuerwehr, die schnell 
jur Stelle war, begann sofort die Löscharbeit und 
es ist einzig und allein ihr zu verdanken, daß das 
verheerende Element bei dem stürmischen Abend 
aicht weiter um sich griff. Emmert hat versichert. 
Entstehung des Brandes ist unbekaunt. Dicses 
var für Haßloch der zweite Brand im Jahr 1890. 
— Im Wahlkreis Speyer⸗Frankenthal 
vird Herr Dc. J. Siben Geidesheim) von der 
Zentrums⸗Partei als Reichstags-Kandidat auf— 
gestellt. 
— Der zu Dürkheim verstorbene Herr 
Ingenieur Abraham Strauß, geboren zu Olter⸗ 
berg am 18. März 1829 als Sohn der dort⸗ 
selbst wohnenden Eheleute Salomon Strauß, hal 
nuch die Armen seiner Vaterstadt bei seinen 
bielfachen wohlthätigen Stiftungen und Legaten 
nicht vergessen. Dieselben erhielten zugewendet 
5000 Mk., aus deren Zinsen alljährlich im 
Dezember, Januar und Februar huülfsbedürftige 
Arme unterstützt werden sollen. Es ist dieser Zug 
edler Menschenliebe um so schöner, als dem israe— 
litischen Testator bekannt war, daß das Vermächl⸗ 
niß ausnahmslos christlichen Mitmenschen zugute 
kommen werde. 
— In Lu dwigshafen kamen zwei jugend⸗ 
lich Taugenichtse, welche schon längere Zeil 
einen schwunghaften Handel mit altem Eisen de— 
trieben, mit der Polizei wegen ihrer Bezugsqueller 
in Konflikt und wurden verhaftet. Die 
Burschen hatten nämlich das Eisen, zum Theil 
Laschen, Schienennägel u. dgl, auf dem Bahn⸗ 
körper der pfälzischen Eisenbahnen, namentlich 
dort, wo Reparaturen vorgenommen wurden, ge⸗ 
stohlen und das Eisen dann in größeren Menger 
an Eisenhändler verkauft. 
— Grünstadt, 830. Jan. Verflossener 
Samstag wurde durch eine Frau aus Kirch— 
heim a. E. auf dem hiesigen Wochenmark! 
Bustter verkauft, deren Qualität und Aussehen 
darauf schließen ließ, daß die Butter durch Bei⸗ 
nengung fremder Stoffe gefälscht worden sei. Die 
hiesige Polizei, welche Kenntniß von der Sache er— 
dielt, ermittelte die heute abermals auf dem hie⸗ 
gen Markt erschienene Bäuerin, welche nach kurzem