Full text: St. Ingberter Anzeiger

fertigten Projekte wurde mit Stimmenmehrheit ab— 
gelehnt, obwohl die Gemeinde Herschberg sich bereit 
erklärt hatte, die Halfte der Baukosten zu über— 
nehmen und für die Grunderwerbung zu sorgen. 
Aus dem Voranschlage für 1891 sind folgende 
Positionen hervorzuheben: Zur Verzinsung und 
Tilgung der Distriktsschulden sind vorgesehen 7816 
Mk. Die Siraßenunterhaltung kostet 37,700 
Mk. namlich Streck? Pirmasens-Kaiserslautern 
21,200 Mk., Steinalben⸗Wallhalben 10,700 Mt. 
die Str/cke von Pirmasens über Höheinöd nach 
Landstuhl 3800 Mk. Für Detkwmaterial allein 
—X 
meter 428 Mtk. Staatszuschuß zu diesen Uater⸗ 
haltungskosten 7282 Mk., Kreisfondszuschuß 8666 
Mi. Die Umlagen berechnen sich zu 9300 der 
Gesammisteuer von 42,350 Mk. 
— Landau, 26. Nov. Das zu Feffungs- 
zeiten als Kommandanturgebgude, nach 
Schleifung der Festung als Offizierkasino dienende 
große Gebäude wurde dieser Tage gewissermaßen 
seiner eigentlichen Bestimmung zurückgegeben. Seit 
Bildung der 5. Divifion befinden sich in dem Erd⸗ 
geschosse dieses Gebäudes die Bureauräumlichkeiten 
der 5. Division, wie diejenige des Auditoriats 
Bis vor wenigen Tagen waren dagegen die Ar— 
beiter, welche den 1. Stock für Wohnräume des 
Kommandeurs, Herrn Generallieutenants Ritter w. 
Xylander, herrichteten, dortselbst thätig und erst j tzi 
find die Räume von dem Kommandeur übernommen 
worden, welcher dieselbe nach dem Eintreffen seiner 
Familie beziehen wicd. 
— Landau, 27. Nov. In decr gestrigen 
Stadirathsfitzung gelangte u. A. Folgendes zur 
Erledigung: Der mit dem kal. Militär⸗Aerar ver— 
einbarle Terraintausch, wonoch in der Reduitstraße 
eine gegenseitige Abtretung von Tercain stattfindet, 
wird genehmigt und Herr Bürgermeister zum Ver—⸗ 
tragsabschluß ermächtigt. Die Stadt tritt ab an 
der Ostseite der Straße 79 Omtr. und erhält da⸗ 
gegen vom Militäar-⸗Aerar 57 Omtr. ohne weitere 
Entschädignung. Dem Herrn Buürgermeister wird 
Vollmacht ertheilt zum Vertrags-Abschluß mit dem 
kagl. Militäraerar, wodurch dasselbe die nach dem 
allerhöchst genehmigten Alignementsplan in die 
Industriestraße, vormals Spitalgasse, fallende dem 
Militär eigene Terrainstraße unter noch zu ver—⸗ 
einbarenden Bedingungen an die Stadt in Eigen⸗ 
ihum überläßt. (Eilb.) 
— Ein junger Mann s8 Oesterreich, welchee 
einan Orkonomen in BeIPlheim, bei dem er 
diente, durch Voispiegelung einer Erdschaft in raf⸗ 
finierter Weise um mehr als 500 Mk. beschwindelte 
und zu einer Reise nach Landau und Frankfurt 
verleitete, von wo aus er verschwand, ist laut 
„Kirchh. Anzeiger“ auf dem Henbergerhofe pei 
irchheimbolanden durch die Gendarmerie verhaftet 
worden. Es soll ein sehr flott aussehendes Bürsch⸗ 
chen sein. 
— Haßloch, 26. Nop. Dem Vernehmen 
der „Neust. Zig.“ nach hat Trözer sein Gasthaus 
„Zur Pfalz“ um 48,000 Mark an Karb von 
Geinsheim verkauft. 
— Die Neustadter Bezirksausstellung 
hat laut „N. Zig.“ einen ganz beträchtlichen Ueber⸗ 
schuß ergeben. 
— Metkenheim. Der hiesige Gemeinde— 
roth hat in anerkennenswerther Weise sich bereit 
erklärt, falls die Straßenbahn von Dann⸗ 
stadt über Meck nheim nach Neustadt weitergebaut 
wird, das Gelände für einen Bahnbof unentgeltlich 
abzutreten. 
— Däürkheim, 27. Nov. Gestern besuchte 
der Direktor vom kgl. Museum fur Völkerkunde 
Herr Dr. Albert Voß unsere Stadt, um die 
hiesigen Sammlung en kennen zu lernen. Er 
außerte sich dem Vorstande des Alterthums⸗Vereins, 
der ihn führte, sowie dem Herrn Burgermeister 
gegenüber sehr befriedigt über die Otdnung und 
Reichhaltigkeit der städtischen Sammlungen. 
— Hardenburg, 25. Nov. Die beiden 
Lehrer wurden um je 100 Mk. aufgebessert. 
— Die Kleinkinderschule wurde aufgehoben. 
— Schnellpressenfabrikant Andreas Ha mm 
in Frankenthal hat Patent für eine Tiegel⸗ 
drudpresse angemeldet. 
— Obermoschel, 24. Nov. Die hiesige 
Maädchenarbeitsschule erhielt von dem St. 
Johannesverein in München 250 Mk. als Unter⸗ 
stützung überwiesen. 
— In der Pfalz sind zurzeit, wie man der 
Pf. Ze.“ schreibt, etwa 203 Lehrer aus dem 
enseitigen Bayern angestellt: 46 sind wieder hin— 
ibergegangen. In Oberboyern nimmt der Lehrer— 
mangei seinen Anfang. Unterfranken kann noch 
inige Lehrer an die Pfalz abtreten. Die übrigen 
Kreise decken gerade ihren Bedarf. In Baden 
droht ebenfalls der Lehrermangel hereinzubrechen. Die 
jungen Kräfte wenden sich überall den lohnenderen 
Industriezweigen zu, daber der Rückgang im 
Lehrfache. 
— ZumKrankenstandinder Pfal;. 
ater der Rubrik „Epidemiologische Notizen“ schreibt 
zas „V'reinsbl. der pfälz. Aerzte“ in seiner Nr. 11.: 
„Der Oktober war in seiner ersten Häalfte gleich 
dem September sonnig, trocken und relatid warm, 
nur die Nächte zum Teil etwas kühl; die zweite 
Hälfte war gerade entgegengesetzt, durchaus trüb, 
meist regnerisch und dabei oft schon recht kalt. Die 
höchste Temperatur mit 23,4 00 zu Landau trai 
auf den L., die niedrigste auf die Nacht vom 28 
um 29. 2,7 00, die höchste Tagesschwankung 16,8 
»C auf den 12. und 13.; das Monatsmittel be⸗ 
rechnet sich so blos zu 8,42 00 Mittlerer Baro— 
meterstand dei namentlich in der 2. Hälfte vor⸗ 
herrschender Witterung. Gesammtmenge der Nieder- 
chlage an 12 Tagen 61,6 mmm. Der Keanken— 
ttand, anfangs noch sehr nieder, nohm in der 2 
Zälfte etwas zu. Anginen und Bronchiten wurden 
IAlmählich häufiger, auch Pneumonieen und Rheu— 
matismen mehrlen sich eiwas, während Brechdurch 
älle nicht so auffallend wie im Vorjahre, doch im 
merhin etwas zurücktraten. Von infektiösen Krank 
heiten gewannen namentlich Masern und Diphteri- 
siis an Verbreitung. Eistere herrschten zwar sehr 
mild, doch ganz allgemein zu Germersheim, Lingen⸗ 
seld, Speier, Ludwigshafen, Friesenheim, Mecken. 
sdeim, im Kanton Dürkheim, zu Heinzenhausen 
Zolanden. L tzziere irat namentlich in den Stadten 
daiserslautern und Ludwigshafen in größerer In⸗ 
ensitat auf, entwickelte sich aber auch in einzelnen 
dandgemeinden, so zu Uimet, Godelhausen, Bister⸗ 
chied und Colln zu kleineren Epidemien. Scharlach 
var zu Kaiserslautern immer noch sehr verbreitet, 
benso zu Bellheim; verhältnismätzig gutartig zeigt 
r sich vorläufig zu Herxheim (Landau), Lauter— 
cken, sehr sporadisch zu Ludwigshafen, Ramsen 
und Stauff, Winnweiler, Steinfeld, Frankenthal, 
Mörsch, Ältleiningen, Beindersheim und Hochdorf 
deuchhusten wutde zu Erpolzheim, Kirchheim a. E. 
Weisenheim am Berg, Dackenheim, Dirmstein, Lau⸗ 
nersheim, Heuchelheim, Bockenheim, Niedesheim 
Herolsheim, Ilbesheim, Niederlustadt, Oberlustadt 
Weingarten, Ramberg, Kusel, Rapoltskirchen, Nuß⸗ 
Sit. beobachtet. Von Typhus wurden angezeigt aus 
und In gbert 5 Fälle, von Pirmasens, Coölln 
zorf Roßbach je 3, von Frankenthal, Großkarlbach 
Ramsen, Dannenfels, Irheim, Niederauerdach 
Dammheim, Ludwigshafen je zwei, von Speier. 
Dudenhofen, Neuhofen, Großfischlingen, Edenkoben, 
Zaßloch, Neustadt, Rheinzabern, Kandel, Deides— 
Jeim, Mauchenheim, Oderhausen a. N., Mann⸗ 
veiler, Mehlbach, Limbach, Linden, Contwig. Zwei 
zrucken, Hassel, Oderwürzbach je einen Fall; au⸗ 
zerdem noch einen vom September zu Merzalben. 
Parotitis herrschte epidemisch zu Mörsch. Todes 
lle im Puerperium wurden je einer von Kusel 
daiserslautern, Neustadt, Maikammer gemeldet; 
Meningitis cerebrospinals eine Erkrankung zu 
yrankweiler, zwei zu Sp her. 
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Vermischtes. 
Sulzbach. 26. Nov. Dem in weiten Krei⸗ 
sen bekannten, schon Uber 40 Jahre zum 
Wohle der Menschheit thätigen, stellbertretenden 
Zreisphysikus Herrn Sanitätsrat Dr.Langguth 
vpurde heute Nachmittag durch Herrn Landrat 
— 
ihm von Sr. Maj⸗stät Allergnädigst verliehen 
Rote Adlerorden 4 Klasse feierlichst Überreicht. 
Dderr Sanitätsrat Dr. Langguth verwaltet schor 
eit 30 Jahren die Stelle des Kreiswundarztes 
Saarbrücken, 26. Nob. Oberbergrath 
Freund aus Berlin wohnte einer Versammlung 
der Ausschußmitglieder der Bauinspektion 2 bei, 
in welcher laut „B. T.“ er die Erfüllung 
herechtigter Wuünsche den Arbeitern zusagte, gleich- 
zeitig aber auch den Ausschußmitgliedern nahe legte 
daß es nicht lediglich ihre Aufgabe sei, die Wünsche 
der Bergarbeiter zu Gehoör zu bringen, sondern 
daß sie auch für eine allmählice Bweruhigung 
'owie für die Zufriedenheit der Kameraden zu 
orgen hatten. 
Ausden Vogesen. Der Winter hat 
dier nun auch ia tiefer gelegenen Gegenden seinen 
Finzug gehalien. In der Höhe von 900 Meter 
und darüber lag schon seit Oktober Schnee. Jehi 
deckt aber das winterliche Kleid auch tiefer liegende 
Strecken; bis 600 Meter und noch tiefer hinab 
liegt Schnee, stellenweise 4 Centimeter hoch. 
F Aus Bayern. Die Kreis⸗Umlagen wur⸗ 
den von den Landräthen pro 1891 wie folgt 
festgesetzt: Pfalz 39,8 pCt., *r0 PCt. mehr als 
im Vorjahr, Nied rbayern 25 pPCt. (Voranschlaq 
23,5), Schwaben 24,83 pCt. GVoranschlag 25,8, 
Oderfrauken 28,8 pEt. (Voranschlag 29,2), Miuel 
franken 27,5 pCt. (Voranschlag 28), Unterfranken 
26 pCt. (Voranschlag 25,8), Oberpfalz 25.2 pCt. 
Voranschlag 26.5). 
f Aschaffenbdurg, 24. Nob. Ein sch reck⸗ 
dicher Unfall hat sich gestern Vormittag halb 
12 Uhr in einem Hause der Fischerstraße ereignet. 
Ein dortselbst wohnendet beim hiesigen Straßen⸗ 
und Flußbauamt beschäftigter Arbeiter wollte eine 
vom Regen durchnäßte Dynamitpatrone zam Ofen 
trocknen, als sich dieselbe plötzlich mit donnerschlag⸗ 
ihnlichem Knall entlud, die Seilenwände des 
Zauses demolirte, die Dicke zersplitterte und den 
Zedauernswerthen schrecklich verstümmelt auf den 
dof schleuderte. Ihym wurden beide Arme ge- 
brochen, die Brust eingedrückt, die Hirnschale ver⸗ 
letzt. Als wan ihn auffand, gab er noch schwache 
Ldebenszeichen von sich und dürfte, wenn diese 
Zeilen erhalten, nicht wehr am Leben sein. Der 
Verunglückte heißt Joh. Bitz, stanmt aus Langen - 
prozelten bei Lohr und ist Vater mehrerer Kinder. 
F München, 28. Nob. Hier hat nach der 
„Frkf. Ztg.“ ein in die unterste Klasse der Volls⸗ 
schule gehendes Mädchen ein anderes bheim Spielen 
boshafier Weise ins Wasser gestoßen. Das Kinn 
ist ertrunken. 
München, 27. Nov. Die Einrichtung 
riner 4. Zivilkammer beim Landgerichte 
München 1. mit einem Direktor und vier Räten 
bdom 1, Januar ab wurde genehmigt. Oderlandes- 
gerichtsrat Schuberth dahier wurde zum Direktor 
derselben ernannt. 
Klingenberg Gahyern.) Uasere Ge⸗ 
meinde ist in der glücklichen Lage, in Folge der 
günstigen Geschäfte des gemeindlichen Thonwerks, 
für dieses Jahr jedem Bürger 350 Mi. über- 
weisen zu koͤnnen. Dabei werde keine Gemeinde⸗ 
umlagen bezahlt. 
P'Frankfurt a. M., 26. Nov. Ein Künst 
lberstreit, welcher ein Nachspiel zu dem vor 83 
Jahren adgehaltenen Schützenfest bildete, beschäf⸗ 
nigte gestern das hiesige Landgericht. Von dem sich 
auf 150,000 Mk. belaufenden Ueberschuß des Festes 
waren 60,000 Mt. zur Errichtung eines kuastlerssch 
ausgeführten Brunnens auf dem Platz vor dem 
Zoologischen Garten bestimmt worden. Der Feh 
qausschuß hatte zuerst einen weiteren, dann, weil 
keiner der eingesandten Eatwürfe allen Bedingungen 
entsprach, einen engeren Weitbewerb veranstoltet, 
und der Bidhauer Karl Rumpf glaubte nun datauf 
rechnen zu dürfen. daß sein Eatwurf zur Ausfuͤhr⸗ 
ung gelangen würde. Da erhielt er im August 
ds. Is. vom Ausschuß die Nachricht, er könne sein 
Modell abholen, und hörte, daß der Entwurf des 
Bildhauers Rudolf Eckhardt zur Ausfuhrung be⸗ 
stimmt sei. Dieser erforderte zwar eine bedeutend 
höhere Summe, nämlich 80,000 Ml., ader ein 
eunstfreund hatte sich erboten, die fehlenden 20,000 
HMel. zuzuschiehen. Herr Rumpf strengte deshalb 
ine Klage gegen den Ausschuß, an dessen Sbo tz 
Dr. Miquélesteht, an und beantragte demselben zu 
intersagen, irgend welche Beträge aus den ihm 
berwiesenen Mitteln an den Bildhauer Eckhardt 
zu zahlen, bielmehr den Ausschuß zu verurtheilen. 
den Rumpf'schen Entwurf ausfüͤhren zu lassen, und 
em Klager zu diesem Behufe eine erste Rate vor 
10,000 Mi. zu Uberweisen. Diese Klage wurd. 
edoch abgewiesen; denn das Gericht stellte fest. daß 
derr Rumpf ein Anrecht zur Ausführung seines 
xFatwurfes nicht besitzt. Es war ihm bloß von 
zinem Mitgliede des Autschusses die vertrauliche Mib 
heilung gemacht worden, man beabsichtige seinen Ent⸗ 
vurf anzunehmen, ein bindendes Vershrechen det 
Ausschusses lag nicht vor. 
Halle, 25. Nov. Der verstorbene O lot 
nomleraih Dippe zu Ouedlinburg hat eine M il⸗ 
lion Mark zu gemeinnützigen Zwecken, groͤßten⸗ 
heils seinem Arbeilerpersonal, vermacht. 
F Koblenz. Die Ruhonbeschrankungen um 
die Fesung Ehrenbreinstein find jetzt auch aufge⸗