Full text: St. Ingberter Anzeiger

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ihhes Organ des königl. Amtegerichts St. Ingbert. 
Der 3 Anzeiger“ erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. 2 mal wochentlich mit Unterhaltungs⸗Blatt und Mittwochs und *amftags 
mit iunrseten Beilagen. VDas Blait oftet viertelzahrlich 1 B60 inschließlich Krageriohn; durch die Poft bezogen 14 564 einschließzlich 40 ⸗ Zuflellungsgebnhr. 
Die Einrückungsgebuhr sär die 4geipaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 , bei außerpfälzischen und solchen auf welche die 
Erpeditior Rutztunft ertbeili Iseklamen 830 . Vei 4maliger Sinruckung wird nur dreimalige berechnet. 
„E 284. Samstag, 6. Dezember 1890. 
2. Jahrg 
Politische Uebersicht. 
*Bei der Reichssstags Ersatzwahl im 
Wahlkreise Flatow⸗Schlochau wurde Landrat Hell⸗ 
vors⸗„Beda mit 10 422 Stimmen gewählt. Der 
reisinnige Kandidat Neukirch erhielt 7728 Stimmen. 
* Parallel mit den Verhandlungen des Reichs⸗ 
ragsplenums geht die zweite Lesung der Ge⸗ 
werbeordnungs-Novelle in der Kommission. 
dtztere hat die Spezialberalhung des Entwurfes 
chon ein füchtiges Stück geföcdert und hierhei an 
hren eigenen Beschlüssen erster Lesung theilweise 
nicht unerhebliche Abänderungen vorgenommen, be⸗ 
onders bei den Bestimmungen über die Sonntags⸗ 
ruhe. Jedenfalls wird die Kommission die 2. Lesung 
der Vorlage bis zur Weihnachtspause vollständig 
zrledigen. 
⸗Die Arbeiterschutzkommission in 
Berlin beendete gestern ihre Arbeit. Sie nahm 
eine Resolution Aug an, welche sich für die Ge⸗ 
währung ausreichender Sonntagsruhe bei dem 
Fisenbahndienst, auch für möglichste Beschränkung 
oes Guterverkehrs an Sonn⸗ und Festiagen 
ruusspricht. 
* Seit Donnecsitag ist in Berlin eine parla⸗ 
mentarische Vereinigung besonderer Natur in Ge— 
talt der Schulkonferenz versammelt, welche 
ich mit dec Reform der Lehrpläne in den höheren 
Schulen Preußens hefassen soll. Der Kaiser hat 
auch bei dieser Gelegenheit seine weitgehende Theil⸗ 
nahme an den Reformaufgaben auf dem Gebiete 
des Schul⸗ und Unterrichtswesens wiederum dar- 
zethan, indem er die Schulkonferenz mit einer 
Ansprache eröffnete, worauf Kultusminister Dr. v. 
Boßler die Leitung der Konferenzverhandlungen 
Abernahm. Im Grunde handelt es sich bei den⸗ 
selben um den Versuch eines Ausgleichs zwischen 
den Forderungen der rein humanistischen Bildung 
und denen einer mehr realwifsenschaftlichen Bildung; 
ob der Versuch gelingen wird, steht freilich 
noch dahin. 
Am Donnerstag sind in der Fürstengruft der 
„Neuen Kirche“ zu Delft, nach vorangegangener 
Trauerfeier in der Residenzstadt Haag, die irdischen 
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Dranier, feierlich beigesetzt worden. Zahlreiche 
Fürstlichkeiten, zumeist als Vertreter der europäischen 
Herrscherfamilien, nahmen an den Begraͤbnißfeier⸗ 
ichkeiten Theil, und ließ sich z. B. der deutsche 
Zaiser hierbei durch den Prinz-Regenten von Braun⸗ 
schweig vertreten. — Die holländischen Sozialisten 
und Republikaner haben nicht einmal bis zur Bei⸗ 
jetzungsfeier mit der Bekundung ihrer antimonar⸗ 
hischen Gefühle warten köͤnnen. In Haag, Haar⸗ 
lem, Enschede, Rotterdam und anderen niederlän⸗ 
dischen Siädten wurden in den Tagen des 2. und 
3. Dezember mossenhafte Zettel aufgefunden, welche 
den bekannten Bibelbers: „Wehe dem Lande, dessen 
König ein Kind ist!“ sowie die sich anschließende 
Inschrift: „Es lebe die Republik!“ aufwiesen. 
Die Gegner der Monarchie in Hollund hätten ihrt 
Gesinnungen in Hindlick auf den hierzu gewählten 
Zeitpunkt wohl kaum in talktloserer Weise von sich 
geben können! 
x* In Frankreich drohte wieder einmal eine 
tleine Minsisterkrisis, da bekanntlich der Finanz⸗ 
minister Roudbier in der Deputirtenlammer eine 
Schlappe erlitten hatte. Das gesammte Ministerium 
nahm indiessen energisch die Partei des Kollegen 
jom Finanzressort und erklärte sich für solidarisch 
mit Rouviet. Eine allgemeine Ministerkrisis wollen 
jetzt aber selbst die parlamentarischen Gegner des 
Kabinets Freycinet nicht und daher unterbleibt einst⸗ 
veilen der weitere Ansturm gegen die Stellung 
Rouviers. 
Rom, 5. Dez. Dem Parlament liegen 
bereits mehrere Anträge auf Abschaffung der Listen⸗ 
wahl vor. Der in Nechpel erscheinende „Pungolo“ 
will wissen, Crispi habe vm Zurückziehung dieser 
Anträge ersucht, weil er während der ersten Tagung der 
neuen Kammer bereits selbst den Entwurf zu einer 
neuen Waßlordnnuna vorzulegegen gedenke. 
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Deutsches Reich. 
Berlin, d. Dez. Reichstag. Der Antrag 
Auser auf Einstellung des Strafverfahrens gegen 
Burm wird angnommen. Erste Lesung, betriffend 
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hammer (fsreis.) stimmte dem Entwurf zu und 
zeanttagte dessen Ueberweisung an eine 21gliedrige 
dommission. Staatssetretär v. Böttich er wünschl 
Aeberweisung an die Kommission für die Patent- 
Jesetznovelle, ebenso Scipio und Hulßsch. Die Ueber⸗ 
veisung an die Patentgestetzkommission wird be—⸗ 
chlossen. Sodann erste Lesung des Kranken⸗ 
rassengesetzes. Staatsmnister v. Bötticher 
rechtfertigt die Vorlage. Die Grundlagen seien un⸗ 
zerändert beibehalten, nur die Ausführung solle 
rleichtert werden. Die Regierung wolle Licht und 
Zchatten gleichmäßig verteilt wissen, namentlich be⸗ 
üglich der Sicherstellung der Interessen des Ver— 
zältnisses der Kassen untereinander. Schuh⸗ 
macher (Soz.) spricht für die freiwilligen Hilfs- 
assen und gegen die Bestimmung, wonach der 
dontraktbruch mit Entziehuug des Krankengeldes 
»estraft wird. v. Mirb ach (KRKeichsp.) ist für 
VBerweisung an eine 28gliedrige Kommission. Hirsch 
1dfr.), mit dem Grundgedanken nicht einverstanden, 
»efürchtet das Zurückdrängen der freien Hilfskassen 
Nachdem hierauf noch Geheimrat Lohmann, Hitze 
Moͤller, Wisser, Manteuffel und Geyer gesprochen, 
vird sodann die Vorlage an eine 28gliedrige Kom— 
mission verwiesen. Schließlich wird der Antrag aus 
Finstellung des Strafverfahrens gegen Stadt- 
dagen für die Dauer der Session angenommen. 
Nächste Sitzung Dienstag 12 Uhr; dritte Lesung 
der Helgolandvorlage und erste Lesung des Staats⸗ 
haushalsetats. 
Berlin, 5. Dez. Das Abgeordneten⸗— 
haus begann heute die erste Beratung des 
Volksschulgesetzes. Minister v. Goßler 
berbreitete sich in einstündiger Rede über die Grund⸗ 
züge des Entwurfs. Zunächst spricht Bruel 
Zentrum) gegen denselben. Seyffardt (nl.) 
zegrüßt die Vorlage, welche der Volksschule den 
angersehnten gesetzlichen Boden geben werde, mit 
Freuden. Reichensperger Gentrum) findet 
die Vorlage den Vorschriften der Verfassung nich! 
entsprechend. Wessel (freik.) spricht die Hoffnung 
aus, daß die Vorlage zuhande kommen werde. Nach⸗ 
dem noch Zelle (dfr.) und Dr. Friedberg 
(nl.) zum Worte gekommen, wird die Fortsetzung 
der Beratung auf morgen vertaagt. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 6. Dez. Das Ergebnis 
der Volkszählung für die Stadt Si. Ing⸗ 
bert ist jetzt bekannt. Es verzeichnet eine Ein⸗ 
wohnerzahl don insgesamt 10 819. Hiervon sind 
männlich 5377, weiblich 35442. Nach Siaditheilen 
gerechnet ergibt sich folgendes Resuliat: 1. Siadt— 
sheil männlich 859, weiblich 906; 2. Staditheil 
männlich 1370, weiblich 1382, 3. Stadttheil 
männlich 888, weiblich 848; 4. Stadttheil männ⸗ 
tich 1095, weiblich 1142; 53. Staditheil männlich 
192, weiblich 582; 6. Siaditheil (Schnappach) 
männlich 662, weiblich 620; Schürer Ziegelhütte 
nännlich 11, weiblich 12 Personen. Im Jahre 
1885 zählte St Ingbert 10869 Seelen. Die Zu⸗ 
nahme beträgt also 450. 
*xSt. Ingbert, 6. Dez. Auf die Stelle 
eines städtischn Polizeikommissärs dahier 
haben sich bis zum Schlußtermin 5. Dezember 12 
Bewerber gemeldet. 
* St. Ingbert, 6. Dez. Nicht weniger als 
drei Industriegeleise sollen demnächst hier 
in Bau genommen werden. Durch dieselben erhalten 
die nachgenannten Etablissements Schienenverbinde 
ung mit dem Bahnhof: „Aktienglas hütte St. 
Ingbert,“ „Lautzenthalglashütte St. Ingbert“ und 
die Baumwollspinnerei „Schuler ˖Schmidt“. 
* St. Ingbert, 6. Dez. Das k. Oberpost⸗ 
amt macht das Publikum aus Anlaß des bevor⸗ 
stehenden Weihnachtsbverkehrs aufmerksam, 
die Postsendungen nicht zu spät aufzugeben, gut zu 
perpacken und mit deutlichen Adressen zu versehen. 
Schwache Holzschachteln, Pappschachteln und Zi— 
garrenkistchen sind als Verpackungsmaterial nicht 
geeignet. 
*— Ueber die Weihnachtsfeiertage dürfen von 
jeder Kompagnie, Batterie ꝛc. eine Anzahl Mann—⸗ 
chaften der alteren Jahrgänge beurlaubt 
werden. Reiseentschädigung oder sonstige Gebühren 
werden denselben nicht bewilligt. 
— Frankenholz. Das Ergebniß der dies— 
maligen Volkszählung ist felgendes: Männliche 
221 Weibliche 211. Dabei sind: 392 Katholi⸗ 
ken, 34 Protestanten und Lutheraner. — Die 
Herstellung eines neuen Maschinenhauses, eines 
neuen Schachtthurmes, sowie eines neuen Zechen⸗ 
hauses und einer zweckentsprechenden Wasserleitung 
wurden von der hiesigen Steinkohlengrubengesell⸗ 
fchaft im Laufe dieses Jahres bethätigt, ein Be— 
weis der erfreulichen Frequenz dieses Bergwerkes. 
Dementsprechend hat fich auch das Beamtenpersonal 
vermehri. 
— Bei einer letzthin auf der Mehlinger 
BSemarkung abgehaltenen Treibjad, wo sich zehn 
Schutzen eingefunden hatten, wurde glücklicherweise 
eine Häsin erlegt. Ein anderer Hase wurde auch 
noch gesehen. 
— In Trippstadt bei sKaiserslautern 
wurde, wie schon erwähnt, am 1. d. M. eine mit 
der dortigen Postexpedition vereinigte Telegraphen— 
tation mit Telephonbetrieb dem öffent⸗ 
ichen Verkehr übergeben. Es ist dies, nach dem 
„Pf. K.“ die 12. Telegraphenstation mit Telephon⸗ 
Ausland. 
Luxemburg, 5. Dez. Die Kam mer ist 
jur Dienstag einberufen, um den Eid des Groß—⸗ 
derzogsAdolph entgegenzunehmen. Der Groß⸗ 
herzog trifft am Montag hier ein. 
London, 5. Nob. Kardinal Man—⸗ 
ning billigie einem Berichterstatter] gegenüber 
die Kundgebung der irischen Bischoöfe gegen Parnell. 
Liverpool, 5. Dez. Der peruanische Konsul 
empfing heute ein Telegramm des Ministers des 
Aeußern in Lima, welcher mitteilt, es habe in 
dima eine leichte Ruhestörung stattge— 
unden, die aber durch Truppen von Santa Cata— 
ina unterdrückt worden sei. Die Ruhe sei voll 
jändig wieder hergestellt.