leicht zu Febleitungen Veranlassung, wenn die
Aufschrift z. B. lautet
Nach
Wien
Heren
Profefsor Neustadt.
Ein solcher Brief gelangt bei drängender Ar⸗
beit eher nach Neustadt als nach Wien. Nach An⸗
sicht älterer und erfahrener Postmänner ist die seit
Langem und zurzeit noch fast algemein übliche Art
und Weise des Adressierens die einzig richtige. Man
schreibe zuerst den Namen des Empfängers und
dann in der rechten untern Ecke den Bestimmungs-
ort; letzteren möglichst deutlich und unter Umstän⸗
den mit der treffenden näheren Bezeichnung (Land,
Provinz, Fluß u. s. w.). Das liebe Publikum
würde namentlich zur Neujahrszeit der Post ˖ die
Arbeit wesentlich erleichtern, wenn es seine Briefe
möglichst frühzeitig zur Aufgabe
hringen und statt der leider fast überall gebräuch⸗
lichen winzigen Couberts in Visitenkartenformat)
sich wie im gewöhnlichen Verkehr größerer
Briefumschläge bedienen würde.“
Hierauf möchte man erwidern, daß allerdings
eine solche Aufschrift leicht zu Fehlleitungen führen
kann. In der als Beispiel angeführten Adressirung
nach Eschringen sollte auch zwischen dem Bestim⸗
mungsort resp. zwischen der Postistation und der
eigentlichen Adresse ein Querstrich gezogen sein, der
beim Drucken aus Versehen weggelassen wurde, die
Adresse sollte also lauten:
Nach
Eschringen
Post Ensheim.
Herrn
Caspar Blaufuß
bei Ackerer Nicolaus Eckel.
Dadurch wird die Bestimmungsstation von der
eigentlichen Adresse in einer in die Augen fallen-
den Weise derart getrennt, daß eine Verwechfelung
nicht leicht möglich ist. Wenn von dem betr. Post⸗
beamten ferner erwähnt wird, daß die seit laͤngerer
Zeit üdliche Adressirung (Bestimmungsort in der
rechten untern Ecke) die einzig richtige sei, so muß
eben hervorgehohen werden, daß dieses Verfahren
von einem großen Theil des Publikums nicht immer
befolgt wird; der Bestimmungsort ist öfters mit
der Ädresse so verflochten, daß der betr. Postbeamte
oft eine — wie man zu sagen pflegt — ganze
Litanei ablesen muß, bis er herausfindet, wobin der
Brief eigentlich gehört.
Aus diesen Gründen glauben wir die in Nr.
287 des St. Ingberter Anz'eigers angeführte Adres⸗
fitung als praktisch erkiären zu können. Dieses
wurde auch von verschiedenen Geschäftshäusern an-
erkannt, da derartige Brief⸗Aufschriften schon lüngere
Zeit im Verkehre sind.
* St. Ingbert, 19. Dez. Mit Geltung
odm 1. Januar 1891 an werden laut „Pf. K.“
fur die Beförderung von Milch und die Rück⸗
beförderung der leeren Gefäße auf den Pfälz
ischen Eisenbahnen Abonnements mit monat⸗
licher Frachtstundung eingeführt.
— Zweibrücken, 17. Dez. Zur Warn⸗
ung für Arbeitsachende sei ein dem „Pf.
M.“ berichteter Fall mitgetheilt, wonach ein bis
jetzt dem Namen nach unbekannter Mana sich als
Beauftragter der hiesigen neuen Schuhfabrik aus⸗
gibt, um, wie er sagt, Arbeitskräfte anzuwerben.
Einen in Contwig wohnenden Arbeiter beredete er
sogar, seine jetzige Stellung zu kündigen, da er
an dem neuen Platz täglich 6 Mk. verdiene. Wäh⸗
rend der Arbeiter erfreut über die Neuigkeit sich mit
dem Gedanken an seine Arbeitsstelle begab, die⸗
selbe bald mit einer besseren vertauschen zu können,
ging der Mann nach Contwig zu dessen Mutter
und entlockte ihr 1Mk. als einstweilige Vergürung
für seine Mühe. Die Frau machte sich aber lluger-
weise auf den Weg hierher und zog in der Schuh⸗
fabrik Erkundigungen ein, wo sie erfuhr, daß der
Mann keinerlei Auftrag für dieselbe hatte. Zum
Glück hatte ihr Sohn noch nicht seine jetzige Stelle
gekundigt, er wäre sonst einfach um seinen Verdienst
gewesen.
— Zweibrücken, 9. Dez. Eine gestrige
Versammlung von MalzAbnehmern
war fehr zahlreich besucht. Nach lebhafter Eroͤr—
teruug wurde beschlossen, das die Abnehmer den
bisherigen Preis von 1 Mi. 30 Pfg. für das
Hefloliset Trocken Malz beibehallen wollen, welcher
Beschluß von 28 Sud⸗Uebernehmern in einer auf⸗
gelegten Liste unterzeichnet wurde. Ferner ward
beschlossen, am nächsten Sonntag, nachmittags 2/32
Uhr im „Kronprinzen“ eine zweite Versammlung
abzuhalten. (3tq.)
— Auch im Spital in Zweibrüccen ist
nun der Anfang mit dem Gedrauch der Koch'schen
Mittels gegen Tuberkulose an einer Anzahl Personen
gemacht worden.
— In der Beschwerdesache des Gemeinderaths
yon Ramstein, kgl. Bezirksamts Homburg, gegen
einen Entscheid der kgl. Regierung der Pfalz, beir.
den Schulgarten für die dritte katholische Schul-
telle zu Ramstein ist durch den Verwaltungs⸗
zerichtshof, sowohl diese Regierungsentscheidung, als
zuch der Beschluß des kgl. Bezirksamts Homburg
»om 21, Maind. J. dahin bestätigt, daß dem der⸗
maligen Inhaber der dritten Lehrerstelle zu Ram⸗
tein, dem Schullehrer Georg Löffler, so lange der-
elbe daselbst als Lehrer wirkt, der Genuß des
-„chulgartens zusteht. Der Schulgarten bildet eine
zauernde Zuwendung zu seinem Dienst⸗Einkommen,
worauf derselbe einen rechtlichen Anspruch erworben
hat als Inhaber der Lehrerstelle und ist der Ge⸗
meinderath Ramstein nicht berechtigt, dem Lehrer
diesen Theil seines Dienst; Einkommens zu entziehen
und haben die Vocinstanzen mit Recht den Anspruch
des Lehrers anertannt und bestätigt.
— Kaiserslautern, 18. Dez. Nachdem
verschiedene Gesuche an den Stadtrat, um Auf⸗
besserung der Lehrergehälter und An—
rechnung auswärtiger Dienstjahre gelangt waren,
zeschloß heute der Stadtrat folgende Gehaltsfolge:
Anfangsgehalt 1600 Mk., Zulage nach 5 Jahren
150 Mikt, nach 10, 15 und 20 Daenstjahren je
150 Mk., nach 25 Dienstjahren 100 Mk., sodaß
mit diesem Zeitpunkte ein Höchstgehalt von 2500
Mk. erreicht ist. Dagegen fallen die seither von
der Stadtkasse geleisteten Beiträge zur Pensions-
kasse fort. Von den auswärtigen Dienstjahren wird
/ in Anrechnung gedracht. (Zw. Zig.)
— Eine heitere Jagdgeschichte be—⸗
ichtet die „Pirm. Zig.“ Auf der Gemarkung
Binningen wurde am verflossenen Sonntag
ine Feldjagd abgehalten. Nicht weit. vom Orte
wurde der Schütze W. von dem Treiber B. auf
in Häslein aufmerksam gemacht, das in seinem
Zager friedlich schlummerie. Herr W. gab einen
vohlgezielten Schuß auf den so nahe schlafenden
Meister Luwpe ab. Aus seinem Lager aufgeschnellt,
nachte der arme Hase seinen letzter Sprung, worauf
)er Treiber zu allem Ueberfluß noch von seinem
Ztock Gebrauch machte, um dem todten Hasen noch
inige wuchtige Hiebe hinter die Löffel zu versetzen
ind denselben dann in seinen Jagdsack einzustecken.
Fiwa 15 Meter vom Ort der Mordthat entfernt,
chien dem Hasen die langsame Fahrt nicht zu be⸗
Jagen, er sprang wohlgemuth aus seinem Sacke
hseraus, und „schneller noch als Hirsch und Reh,
prang er auf und ab die Hoͤh'“. Der Träger der
FJagdbeute merkte zwar die Entweichung des Löffel⸗
hiers sofort, aber es war zu spät, unser Häslein
var flinker als Treiber und konnte nicht mhr ein⸗
geholt werden; es hatte im Wettlauf den Sieg er⸗
rungen.
— Landau, 17. Dez. Gesitzwechsel.)
Frau Witwe Wuüst kaufte das an der Reiterstraße
elegene dreistöckige Wohnhaus des Herrn Rentners
Wolff zum Preis vor 17250 Mt. (A.)
— Speyer, 17. Dez. Besitzwechsel.
Vei der heutigen Versteigerung der Ph. Sezzer'schen
Regenschaften ging laut „Pf. Z.“ das Wohnbaus
im Marktplatz, Wirtschaft „zum goldenen Hirsch“,
im 24,500 Mt. an Restaurateur Acker aus Deuisch⸗
Abricourt über. Derselbe steigerte auch das Wohn⸗
saus an der alten Mühlturmstraße um 6500 Ml.
— Edenkoben, 17. Dez. Heute Nachmit⸗
ag wurde der Bahnwart Friebis von Roschbach
zurch die hiesige Gendarmerie verhaftet und in
zas Gefängnis eingeliefert; derselbe steht im Ver⸗
zacht, kürzuͤch die zwei Ktampen auf das Bahnge⸗
eise zwischen hier und Edesheim gelegt zu haben,
vrdaurch der Nachtschnellzuz vom 30. November auf
1. Dezember jüngst sehr gefährdet wmar. (Pf. Pr.)
— Edenkoben, 17. Dez. Im hiesigen
dospitale wurden heute 9 Personen nach Koch ⸗
chem Verfahren geimpft;: der Zudrang ist ein
ehr starker.
— In Deidesheim hat fich ein Rad-
ahrer⸗Verein gebildet.
— Wachenheim. Nach dem nunmehr
mmilich festgestellten Ergebnis der letzten Volks—
zählung zählt unser Städichen 390 Haupt⸗
uind 743 Nebegebäude, welche nach der Brand⸗
Assekuranzeinschätzung einen Gesamtwert von
2176560 Mt. darstellen. Davon gehören Herrn
De. Bürklin allein 13 Hauptgebäude. Der Personen-
tdand ist im Ganzen 2389.
— Frankenthal, 18. Dez. Wie wir ver⸗
iehmen, hat Frau Wittwe Gettert hier aus der
reiwisligen Sierbekasse des Ordens Old Fellow
die respektable Summe von 2500 Mke. erhalten.
Kur.)
— Frankenthal, 18. Dez. Das Tgbl.
neldet, daß Koch'sche Lymp he fürs hiesige
St. Elisabeth-Hospital eingetroffen ist und daß
Impfungen seitens des dirigirenden Arztes jetzt in
zusgedehnter Weise vorgenommen werden kboͤnnen.
— Eines vielseitigen Obstbauver—
ins erfreut sich das große vorderpfälzische Dorf
W. a. S. Derselbe bereitete am Sonntag Adend
einen Mitgliedern einen vergnügten Abend durch —
Aufführung der beiden Theaterstücke „Der
chwarze Peter“ und „Jula“.
— Freinsheim, 18. Dez. Auf der gestrigen
Dürkheimer Treibjagd entlud sich unvorhergesehen
das Gewehr eines an der Jagd betheiligten
Zerren von hier, wodurch derselbe die Ladung
Schrot ins Gesicht bekam und nach Haus gefahren
verden mußte. Wie weit die Folgen des bedauer⸗
ichen Unglücks reichen, ist noch abzuwarten.
— Obrigheitm, 17. Dez. Heute Nach—
nittag 124 Uhr er schoß sich ein 53 Jahre alter
Tagner. Der Unglückliche hinterläßt eine Ftau und
zumteil unmundige Kinder. Der Grund zu
hieser verzweifelten That soll eine unheilbare Krank⸗
heit sein.
Vermischtes.
Dudweiler, 18. Dez. Herr Jnspektor
Meißner, beschaftigt auf Grube Dudweiler, ist
in das Oberbergamt in Dortmund versetzt worden.
Brebach. Volkszäͤhlnng. St. Arnual
2466 (4- 199). Güdingen 1071 4.199).
Bübingen 570 (J. 131), Bischmisheim 1757 (4
366), Fechingen 818 (9189) Bliesransbach 820
2), Scheidt⸗Rentrifch 2028 (4 286).
grebach 1677 (4. 379).
Infoige des Unglücksfalles auf der
Zaar in Saargemünd verbot die Militärbe—
sörde den Soldaten, auf der Saar Schlittschuh zu
aufen.
Merzig. Die vor etwa vier Wochen ver
jafteten und nach Trier eingelieferten Zigeuner, auf
velchen der Verdacht ruhte, zwei Kinder geraubt zu
saben, find nun, da man ihnen nichts nachzu⸗
peisen vermochte, aus dem Gefängniß wieder ent⸗
assen worden.
Vom Hunsrück. Auf dem ganzen
h»unsrück wohnt kein einziger Recht s an⸗
dalt! Und doch bedarf gerade die Hunsrücker
gevölkerung ganz besonders der Vertretung bri
hericht. Adaesehen davon, daß es hier eine Un—
nenge von Leuten gibl, denen die Fähigkeit zum
Borirage gänzlich mangelt, bönnen viele nur mit
janz bedeutendem Schaden für ihr Geschäft ihre
Sache vor Gericht vertreten. Sie sind unabkomm⸗
lich. Die Amisgerichte zu Rhaunen, Kirchberg,
Zimmern, Castellaun, Stromberg hahen durch⸗
schnittlich jede Woche Sitzung. Die Rechtskonsulenten
sind fast ausgestorben, ein Rechtsanwalt ist nicht
horhanden; zwei oder drei würden aber lohmende
Braxis finden.
Babenhausen, Gessen.) Ein höchst
dedauernswerther Vorfall ereignete sich
zei Gelegenheit einer Felddienstübung der hier gat⸗
aisonierenden Dragoner. Ein Gefreiter, Namens
Trommel aus Rumpenheim, war auf Vor⸗
hosten. Als das Signal zum Sammeln gegeben
purde, und er zurückreiten wollte, scheute das
Pferd und ging durch. Es war dem Reiter nicht
noglich, desselben Herr zu werden; in rasendem
Tempo sausie das Thier der Stadt zu. Umittel⸗
har dor der Alldörfechof⸗Kaserne gluͤt dasselbe auf
dem Pflaster aus, überschlug sich und stürzte mit
—X— das
Pferd zu liegen kam. Der Unglückliche wurde wohl
pfort durch mehrere Leute aus seiner schlimmen
2age befreit und in die Kaserne verbracht, allein
chon nach einer halben Stunde war er verschieden,
ohne vorher nochmals zum Bewußtsein gelangt zu
ein. Der Arzt konstatirte eine schwere Gehirnver⸗
etzung als Todesursache. Der Aermste diente im
illen Jahre; er war der Sohn einer armen Witwe—