Full text: St. Ingberter Anzeiger

Ausdehnung gehabt zu haben. Im Laufe des 
gestrigen Tages wurden zwei weiteere Verhaftungen 
—VE 
Berdacht stehen, an diesem Diebstabl betheiligt zu 
sein, in Untersuchungshaft. Die Verhafteten sind 
hrem Beruf nach alle Eckensteher. Auch die Ab— 
nehmer des gestohlenen Getreides sollen dem Ver— 
nehmen der „Pf. Pr.“ nach durch die Polizei er⸗ 
mittelt worden stsin. In wieweit dieselben der 
dehlerei beschuldigt werden können, entzieht sich vor⸗ 
Aufiz noch der O ffentlichkeit. 
— Ludwigshafen, 22. Dez. Die Direk 
tion der Pfälz. Eisenbahnen gibt bekannt, daß nun⸗ 
mehr auch auf der Lokalbahnstrecke Lud— 
wigshafen-Frankenthal vom 1. Januar 1891 an 
die bisherige Fahrscheinausgabe in den Zügen auf—⸗ 
gehoben wird, nachdem es gelungen ist, an allen 
Haltep inkien Fahrkarten ˖ Ausgabestellen zu errichten. 
Vom bezeichneten Tage an treten demnach auch für 
die Lokalbahnstrecke Ludwigshafen-Frankenthal die 
Ugemeinen Bestimmungen des Betriebsreglements 
n Kraft, wornach ein Jeder sich vor dem Betreten 
eines Eisenbahnwagens mit giltiger Fahrkarte zu 
oersehen hat, widrigenfalls er in die reglementarische 
Strafe von 1 Mtk. bezw. 6 Mk. perfällt 
Vermischtes. 
Mäünschen. An der hiesigen Universität 
sind für das Wintersemester 2110 Bayern, 1272 
Nichtbayern und 32 Hörer, im Ganzen 3414 
Studierende immatreculitt. Der itheologischen 
Fakultät gehören an 132 Bayern und 26 Nicht⸗ 
dayern, der juristischen 1053 Bayern und 220 
Nichtbayern, der staatswissenschaftlichen 449 Bayern 
und 39 Nichtbhay⸗rn, der medicinischen 489 Bayern 
und 568 Nochtbavern, der philosophischen 274 
Bayern und 242 Nichtbay⸗rn, Pharmaceuten sind 
114 Bayern und 177 Nichtbahern. 
F Nürnberg. (König Ludwigs Preis— 
niftung für das dahyherische Gewerbemuseum) 
Als Preis⸗Aufgabe für das Jahr 189091 ist die 
Herstellung einer gestickten Altardecke (antependiums) 
jestimmt. Die Wahl des Styls und der technischen 
Behandlung ist freigestellt. Ausgesetzt sind zwei 
Preise, nämlich: 300 Mk. für die von den Preis⸗ 
ichtern als in Zeichnung und Ausführung preis⸗ 
werth bezeichnete Altardecke und 200 Mtk. für den 
esten farbigen Entwurf zu einer anderen für kirch⸗ 
iche Zwecke dienenden Stickerei. Die Arbeiten sind 
»is zum 15. Juli 1891 an das Bahyerische Ge⸗ 
werbemuseum in Nürnberg abzuliefern und werden 
bpom 1. August bis 1. September 1891 im Aus—⸗ 
stellungsgebäude für Handel und Industrie ausge⸗ 
dellt. Außer den für die besten Lösungen dieser 
Preisaufgade ausgesetzten Geldpreisen kommen der 
allerhöchsten Stiftungsurkunde gemäß am 25. August 
eines jeden Jahres Medaillen von Gold, Silber 
und Bronce für die besten Arbeiten zur Verihrilung, 
welche im Laufe eines Jahres in der permanenten 
Ausstellung des Bayerischen Gewerbemuseums nach 
reier Wahl des Verfertigers ausgestellt und aus⸗ 
drücklich zur Betheiligung an der Köaig Ludwigs 
Preisstiftung für das Bayerische Gewerbemuseum zu 
NRürnberg angemeldet werden. 
F Eine Lehre gewissermaßen dürfte der fol⸗ 
gende Vorfall für die Geschäftswelt bieten. 
kin junger Angeftellter eines großen Geschäfts in 
Nürnberg war dieser Tage in dem Augenblick auf 
dem Bahnhof verhaftet worden, als er mit 5000 
Mk. veruntreuten Geschäftsgeldern nach Wien ab— 
dampfen wollte. Die Veruntreuung nunn hatte der 
sunge Mann in folgender geriebener Weise be⸗ 
gangen. Ec hatte den Auftrag gehabt, ein 5000 
Mk. enthaltendes Werthpatet zur Post zu bringen. 
Dies that er auch, jedoch mit der Bitte an den 
dienstthuenden Beamten, die Absendung vorläufig 
—XDV 
Depsche von dem Adressaten erwartet werde. Der 
Beamte versprach, diesen Wunsch zu erfüllen und 
hierauf lieferte der junge Mann den empfangenen 
Postschein in seinem Geschäft richtig ab, doch wußte 
er fich nachher heimlich in den Besitz desselben zu 
setzen, worauf er ihn zur Post trug und dort, gegen 
Ruckgabe des Scheines, um Auslieferung des Werth⸗ 
paketes bat, da jene Depesche inzwischen wirklich 
eingetroffen sei. Der nichts ahnende Beamte gab 
das Paket anstandslos wieder heraus und nun ver⸗ 
duftete das Bürschen mit dem Geld — oder wollte 
zielmehr verduften, denn, wie gesagt, im letzten 
Augenblick noch wurde er festgenommen. 
fElektrische Kraftübertragung. 
Aus Lauffen (Würitemberg) wird berichtet: Bei 
den Verhandlungen zwischen dem württem. Por!⸗ 
jandzementwerk und dem Gemeinderath Heilbronn 
vegen Uebertragung von elektrischer Kraft von 
Lauffen nach Heilbronn wurde die Möglichkeit einer 
solchen Ucbertragung von Lauffen nach Frankfurt 
1. M. berührt. Man kann nun berichten, daß 
die „Maschinenfabrik Oerlikon“ (Schweiz) und die 
„Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft“ (Berlin) in 
Bemeinschaft anläßlich der im nächsten Jahr in 
Frankfurt a. M. statifindenden „internationalen elek⸗ 
rischen Ausstellung“ 300 Pferdekräfte auf nur 4 
Peitlimeter dick n Kupferdrähten von Lauffen nach 
Frankfurt übertragen werden. Die Entfernung be— 
rägt 175 Kilometer. Herr v. Miller aus München, 
der die Gesammtleitung der Frankfurter Ausstell⸗ 
ing übernommen hat, schreibt über diese erstmalige 
lebertragung elektrischer Kraft auf eine so große 
kntfernung: Solch eminente Versuche stellen sich als 
die Weiterung schon gewonnenener Resultate dar, 
wonach z. B. die Wasserkräfte des Rheins bei Rhein⸗ 
ielden dazu ausgenützt werden, um 20 Kilometer 
m Umkreis die Octe mit Licht und Kraft zu ver⸗ 
jorgen. Angesichts solcher Thatsachen ist es außer 
Frage, daß man in den Bergwerken, die den Trans⸗ 
port nicht verlohnende Kohle an Ocrt und Stelle 
wird verbrennen koͤnnen, um die mit der Feuer⸗ 
ung gewonnene Kraft bis auf 30 Kilometer Ent⸗ 
ernung zu beliebiger Verwenduug den Städten zu⸗ 
uführen. Für Baysren wäre durch dieses Beispiel die 
Moglichkeit bewiesen, daß mit den Wasserkräften von 
den Alpen bis zur Donau unsere ganze Industrie 
mit Kraft versorgt werden könnte. 
F Im Buürgermeistereiblatt für die Rheinprovinz, 
Nr. 50, Jahrgang 1890, ist folgende fette 
Stelle ausgeschrieben: „Zum sofortigen Eintritt 
vird ein 2. Sekretair auf einem Bürgermeisteramt 
m Regierungsbezirk Aachen gesucht. Gehalt 600 
Mark. Gute Handschrift und Kenntnis mit den 
aufenden Geschäften wird verlangt. Dienst Mor ens 
3 bis 12 Uhr; Nachmittags 2 bis 8 Uhr, mit /, 
tündiger Pause. Offerten find unter „B 10“ an 
die Expedition d. Bl. einzusenden.“ Zehn Stunden 
Arbeit täglich, gegen 1,60 Mark Lohn!! 
fEine eigenthümliche Methode, 
ich Geld zu verschaffen, hatte die Hüttenarbeitersfrau 
Bienik aus Hohenlohehütte. So oft es ihr am 
Nöthigsten fehlte, ging sie auf das Siandesamt und 
neldete dort den Tod eines Kindes au. Die dort 
rhaltene Bescheinigung benutzte sie dazu, sich von 
der Hüttenkasse jedes Mal 20 Mark auszählen zu 
assen. Auf diese Weise spiegelte die Bienik dem 
Standesbeamten den Tod von nicht weniger als 
ieben ihrer neun Kinder vor. Das Schwurgericht 
u Beuthen verurtheilte sie hbierfür zu einer Ge— 
ammistrafe von zwei Jahren Gefängniß. 
7Humor auf dem Todtenbette. In 
einer Stadt Schlesiens hatte den Postmeister eine 
ichwere Krankheit aufs Lager geworfen und endlich 
nahte die Sterbestunde. Mit aufrichtiger Trauer 
dernahm man allenthalben das Schicksal des wegen 
seines jobialen Wesens und Humors beliebten Mit. 
hürgers. Betrübt umstanden die nächsten Ange 
zötigen das Lager des Todeskandidaten, welcher 
ibrigens mit offenen Augen und klarem Bewußt- 
sein der letzten Stunde ins Antlitz blickte. Da hörte 
nan ein Pachen an der Thür und eine Besucherin 
rat mit der von den Umständen gebotenen Leichen⸗ 
ittermiene an das Bett des Postmeisters. „Ach, 
dert Postmeister“, begann fie, ist's denn wahr, doß 
Ihr die Welt verlassen wollt? J hätt noch eine 
llee Bitt' an Sie. Wollt Ihr nit so gut sein, und 
mei' Mann oben grüße?“ Da blitzte noch einmal 
der alte Humor in dem Todeskandidaten auf und 
der sterbende Schalk sagte: „Das will ich gerne 
nusrichten, liebe Frau. Haben Sie vielleicht auch 
noch ein kleines Packet an ihren Mann mitzu⸗ 
Jeben ?“ 
Paris, 22. Dez. In Toulon ist bei 
dem gestrigen Sturm der Schoner ‚La Fran⸗ 
zaise“ mit zehn Mann Besatzung untergegangen. 
fFAus der Spielhöllevon Monaco. 
Aus Paris wird berichtet: Vor einigen Tagen 
zat sich Herr de Gourlet, der frühere Unterpräfekt 
ind spätere Polizeikommissär von Monaco, das 
deben genommen. Derselbe hatte, solange er das 
Amt bekleidete, die Aufgabe, den Seibstmördern 
ꝛinige Banknoten auf geschickte Weise in die Tasche 
zu stecken, damit man nicht vehaupten könne, die⸗ 
ielben hatten sich nach dem Verlust ihres Vermoͤgens 
ius Berzweiflung um's Leben gebracht. Von seinem 
Imt am Cafino entlassen, strengte er gegen die 
Spielverwaltung einen Prozeß quf Enischaͤdigung 
in; allein Thezillat, der Generaldirektor der Ges 
sellichaft, brachte, um die Zahlung der Entschädig- 
aAng zu vermeiden, in der Gerichtsfitzung eine vom 
Fürsten Maurocordalo unterzeichnete Erklärung bei, 
worin der Fürst den Spezialkommissär beschuldigte, 
»ines Tages in der Vorhalle des Casinos 8000 
Franken von ihm entlehnt zu haben. Sofort zog 
edoch Gourlet einen anderen Brief aus der Tasche. 
vorin derselbe gestand, Thezillat habe ihm eines 
Tages, als er ohne Geld war, 3000 Fr. gegeben, 
damit er ihm diese Bescheinigung ausstelle, jedoch 
usdrücklich versprochen, von derselben keinen Ge—⸗ 
»)rauch zu machen. Man kann sich denken, welches 
Aufsehen dieser Zwischenfall erregte. Das Gericht 
»on Monaco verurtheilte denn auch die Spielper- 
valtung zur verlangten Eatschädigung und den 
dosten. — Herr de Gourlet führte eine genaue 
Statistik der unter seiner Amtsführung in Monaco 
tatigehabten Selbstmorde; die Opfer derselben 
varen nach Alter, Geschlecht und Nationalität ge⸗ 
oxdnet. Er ahnte wahrscheinlich nicht, daß auch er 
auf die gleiche Weise enden werde. 
Deutlhich. Schwarz auf weiß ist, nach 
den „M. N.“, folgende Bekanntmachung eines 
fädtischen Rechners im Preußischen zu lesen: „Am 
1. Dezember war Termin zur Einzahlung der 
dritten Rate flädtischer Steuer. Die Mitglieder 
der Drückeberger und des postnumerando Vereins 
werden ersucht, zu ihtem Vocrteil ihre Statuten 
in ändern.« Staptkone: * 
Hien“ »nachrichten. 
Erledigt für Militäranwärter. 
Fine DOmisgerichtsdienergehilfenstelle beim kgl. 
Amisgericht Kansde!; keine Kaution; Einkommen 
250 Mk J 
Familiennachrichten. 
Gestor ben: In Hochspeyer Marie Haeberle, 
19 J. a.; in Diedesfeld Bernbard Brittinger 46 
J. a.; in Königsbach Adam Eckl, 34 J. a.; in 
Broßkarlbach Christian Puder, 72 J. a. 
RNeueste Nachrichten. 
London, 22. Dez. Hier herrscht heuie 
dichter Nebel. Die Arbeit in den Docks stockt. 
— Der Ausstand der Becmten der schot⸗ 
tischen Bahnen gewinnt an Ausdehnung. Die 
Erzförderung wurde unterbrochen. Die Beförderung 
ver Reifenden erleidet eine Verzögerung. 
Protestantischer Gottesdienst. 
I. Weihnachtstag, 25. Dezember 1890. 
Vormittags Dy Uhr Vorbereitung zum h. 
gormittege ied 278. Um 10 Uhr Haupt⸗ 
ottesdienst. Lied 115. Text: Joh. 1,14. Chor- 
WFungt 1) Ehre sei Gott in der Höhe, v. 
Bortnianskhy, 2) Heil'ge Nacht, ich grüße Dich, 
v. o, Hierauf: Feier des h. Abendmahles. 
achmittags 3 Uhr:; Ritgrpische Weihnachts⸗ 
andacht. Lieder 83, 97, 400. 
II. Weihnachtstag, 26. Dezember 1890, 
Vormittags 10 Uhr peateodiennt Lied 
116. Text: Matth. 16, 18 18. 
Fine di⸗e Redaftion verantwortliæ— *Demeß. 
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— WTMTDVDIIOIIROIDTITTTTTTTTZ —2 
'er mit eru fagenetften Uberhuft ieh 
surz und chueli von dem Gaute der Woöolt- 
Uegeheuheiten unterriehten will — O 
Uer vweder Zeit norhn Xnse bint täglich 
eine grosse politische Zeitaus zu lesen — 
er ahneite nauf dem Lande wohnt und 
neben einem kleinen Lokalblatte einer erganzenden 
Leitungslektüre bedarf — 
ver sfern der HEeiinat und in überseeischen Làn- 
dern Fühluug mit dem alten Vaterlande sneht — 
Der halte unsre seit acht Jahren erschelnende 
Wochenschritt „Das Eeho““. 
Ohue Ruegelksleht auf irgendwelchen Partelstand- 
punkt bringt „Das Fecho“ allwöchentlieh aus 
Bũttern aller Parteier und der çanzen Welt das 
Wissenswerteste an Nachriehten und das Bemerkens- 
werteste an Urteilen. *h 
Den PDrauen bietet, Das Beho“ diejenige Lektüre, 
velche sie über die grossen Angelegenheiten der 
Politik und des össeutlichen Lebens fasslich unter- 
dehtæt. und dabei gleichzeitig dureh gewahlto kleine 
rzaöhlungen und Lesefrüchte dem Utterarischen 
Beditrfnisso sorgsaltix Rechnung trägt. 
Unterhaltanm plaudert Das Reno“ auch die 
kleinenvorkommnisse aus, die sieh anf atlen Gebieten 
runerhalb nud ausserhalb der Gescilschaft abspielen. 
Celne einzige Zeltung ist so vilig. die all- 
wvöchentlich so reichen, hochinteressanten Lesestotft 
bdringt, wie, IAnu Echoa“. — Abonnements 8 Mark 
rierteljahrlich bei Bestellung durch Post oder Bueh- 
9 daudel. Probenummer umsonst und frei durch den 
Uprlag des bohd (d. H. Schorer) Berlin 8. W.