Full text: St. Ingberter Anzeiger

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mtliches Organ des königl. Amisgerichts St. Ingbert. 
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ler ,St. Iugt7 reiget erscheint taglich mit innahme der Sonn⸗und Fetertage: 2 mal wochenilich mit Unterhaltungs - Vlatr und Mittwogs amd Samfagt ꝛu 
Hiiririen Beilagen. as Blal kostei dierteljahrlich J A 60 einschließlich Tragerlohn; durch die 9— berogen 1A 78 4, einschließlich 40 ⸗ Zustellungsgebuͤhr. Die 
eructungsgebühr sar die Agespaltene Garmondzeile vber deren Raum beträgt bei Inseraien aus der vien 10 2, bei auhßerpfalrischen und solchen auf welche —*s 
uinetansi crideun 16 , Sieklamen 3d . Bei Amoliger Ginracung wird nur dreimalige berechhneie. U 
Samstag, 8. Februar 1890. —8 9 w J 25. Jahrg. 
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Politische Uebersicht. 
»Der vereinigte erste und dritte Ansschuß der 
ayerischen Reichsrathskammer, welchem 
uch Prinz Ludwig angehött, hat vorgestern den 
tsten Theil des Zentrumsantrages, das 
ziazet betr. einstimmig formell für unstatthaft 
rkläͤrt. Die Abstimmung über den zweiten Theil, 
yetr. die Altkatholiken, wurde auf gestern vertagt. 
der Zentrumsantrag, betreffend Rückberufung der 
tedemptoristen wurde im bezüglichen Aus⸗ 
chuß des Reichsrathes gegen 2 Stimmen ang e⸗ 
rommen, wobei der Regierung die Wahl des 
zeitpunktes überlassen werden soll, in welchem fie 
ahimzielende Schritte bei'm Bundesrath für opportun 
ruchtet. 
wischen Frankreich einerseits, England, Belgien 
dosland, der Schweiz,“ Oesterreich Ungarn und 
ußland anderseits bestanden)d. h., Deutschland 
rhielt das Recht der ineistbegünstigien“ Nation. 
dafür hat nun allerdings!'auch Frankreich An- 
druch auf alle seitens Deutschlands den genannten 
„taaten zugestandenen Begunstigungen, aber dieses 
decht bringt Frankreich keinerlei Nußen, weil 
ben Deutschland jenen Ländern keinen besonderen 
Jortheil eingeräumt hat. Seit längerer Zeit 
hon drangen deshalb einflußreiche Kreise der 
ranzoͤsischen Industriellen ihre Regierung, die be⸗ 
tehenden, theils 1891, iheils 1892 ablaufenden 
handelsverträge nicht mehr zu erneuern, damit 
rrankreich seine volle handelspolitische Aktions- 
teiheit dem deutschen Reiche gegenüber zurück⸗ 
ewinne, dessen Meistbegünftigungsrecht natürlich 
nit dem Aufhoören der französischerseits mit Eng⸗ 
and, Belgien u. s. w. abgeschlossenen Verein⸗ 
arungen von selpfte erlöschen würde. Nunmehr 
J man in Frankreich dieser wichtigen Frage durch 
ie Einsetzung der parlamentarischen Zollkommission 
enstlich näher getreten und da in letzterer die 
hutzzöllnerische Richtung offenbar das Uebergewicht 
esitzt, so muß schon jetzt mit der Moͤglichkeit ge⸗ 
echnet werden, daß Frankreich‘ seine Handelsver⸗ 
age ablaufen läßt, ohne sie zu erneuern. 
* Der bis jetzt noch auf dem Papier stehende 
ationale Ausgleich' zwischen den Deutschböh⸗ 
nen und den Czechen in Böhmen soll 
unmehr in die Proxis übertragen werden. Den 
Anfang hierzu hat jetzt der österreichische Justiz 
ninister Graf Schönborn mit einer Anzahl Ver⸗ 
rdnungen auf Grund des Wiener Ausgleiches ge⸗ 
nacht. Dieselben beziehen sich vorwiegend auf die 
Ibän derung der Gerichtsorganisation in Böhmen 
ind derfügen die nationale Abgrenzung einer An⸗ 
ahl Bezirks⸗ und Kreisgerichtssprengel umter 
Nitwirkung einer richterlichen Kommission des 
Zrager Oderlandesgerichts ,n eines Regierungs⸗ 
ertreters, sowie je eines Vertrauensmannes beider 
stationalitäten. Weitere Verordnungen betteffen 
ie Besetzung von Dienststellen beirden böhmischen 
vgerichten und Staatsanwaltschaften und die Be— 
andlung der Personals⸗ und Disziplinarangelegen⸗ 
jeiten beim Prager Oberlandesgerichte. 
* Eine besondere europäische Konferenz 
ur Entscheidung über den englisch-portugiesischen 
Streithandel kommt immer deutlicher in Sicht. 
die portugiesische Regierungwird nach einer 
yfffiziösen Mittheilung in kürzester Zeit den Mäch⸗ 
en den Konferenzvorschlag in aller Form unter⸗ 
»reiten und vertrauliche Anfragen der Vertreter 
Zortugals im Auslande bei den Kabineitten sollen 
ereits ergebens haben, daß die Mehrzahl der 
Mächte mit dem Vorschlage einverstanden iste.. 
*Eine neue Verschwörung in Bul⸗ 
zarien ist entdedt, und die Anführer derhaftet 
vorden. Die Verschworenen wollten in der Nacht 
um Sonntag bei Gelegenheit eines Hofballes das 
Zzalais umzwingeln, den Prinzen Ferdinand und 
ie versammelten Minister: gefangen nehmen und 
Nuttkurow sowie Stambulow erschießen. Der 
Agenze Balcanique“ zufolge hätte Major 
zZanitza, das Haupt der Verschwörung, durch 
eleidigende Aeußerungen gegen den Prinzen und 
ꝛije Regierung unter anderen Personen drei 
zubalternoffiziere korumpiert, in Versammlungen 
nit- denselden die Beseitigung des Prinzen und 
er gegenwärtigen“ Regierung' diskutiert. Hierin 
ien alle einig, betreffßs des Ersatzeß des Fürsten 
Ferdinand wäre jedoch Zwiespalt vorhanden ge⸗ 
vesen, Pauitza hätte die Rückberufung des Fürften 
Alexander gewünscht,“ andere eine Petition an den 
Zaren um Bezeichnung des' Nachfolgers vorge⸗ 
chlagen. Diese Versammlung veranlaßte das Ein⸗ 
chreiten der Behoͤrden. J J 
— — 
42 erches Reich. J 
Berlin, 7. Febr. Der Bundes xat ge⸗ 
jehmigte gestern den vom Reichslage angenommenen 
Besetzenwurf über die Wehrpflicht der Geist- 
ichen zund den Entwurf über die Rechtsber⸗ 
zälinisse der Professoren an der Universität 
Straßburg. J 
uslaund. 3535 
Eondon, 6. Febr. Der „Daily Telegraph? 
nüpft an den Erlha ß des de utsschen Kaisers 
n der Arbeiterfrage eine sehr sympathische Be— 
prechung 
Luremburg, 6. Febr. Die Kammer 
zeschloß mit Zustimmung der Regierung die Ein⸗ 
Uhrung einer 3prozentigen Couponsteuer 
iuf saämmtliche Obligationen außer den Staats⸗ 
enten. 
Brüussel, 7. Febr.“ Die hiefigen Blatter find 
ioh sehr zurückhaltend mit ihrem Urteil über die 
zeiden Erlasse des deutschen Kaisers. Die Beur⸗ 
eilung ist ungemein sehr günstig. Die Sozialisten 
prechen nur sehr lobend davoon.— 
Bruͤfsel, 7. Febr Belgien erklaͤrte seinen 
Beitritt zu der vom deutschen Kaiser angeregten 
Arbeiterschutz Konferenz, ohne Deutsch⸗ 
andsiiEinladung abzuwarten· — 
Paris, 7. Febr. Die Nachrichrdes „Temps“ 
jber den Grenzsstreiteim.Guyano ist so zu 
deuten, daß Holland seine Vorbehalte wegen Ueber⸗ 
ragung des Schiedsamts an den Zaren aufgegeben 
Jat. Der Zar ist unter diesen Bedingungen noch 
zereit,/ das Schiedsamt anzunehmen. Trotz der 
gegenteiligen Behauptungen war nach der ersten 
Veigerung des Zaren davon die Rede, das Schieds⸗ 
imnt dem Konig der Belgier anzutragen. Carnot 
elbst hatte sich in dem Sinne dem Minister 
Spuller gegenüber geäußert. — Die neue An— 
leihe, welche Minister Rouvier in Ausficht 
dellte, soll sich auf zwölfbundert Millionen 
elaufen 
Paris,/ 7.gFebr. Bei Beurteilung der 
quisferlichen Verfügungen zeigt fich heute 
jei den Blättern aller Richtungen ein entschie⸗ 
»enes Uebelwoblen gegen die gemachten 
Vorschläge; namentlich soweit sie die Beteiligung 
xrankreichs betreffen. Der eigentliche Grund, daß 
nan einer von Deuischland gegebenen Anregung 
hres Ursprunges wegen nicht folgen will, wird 
eils offen zugegeben, teils durch allerlei Vorwände 
emäntelt. Nach einigen hätten dier Verfügungen 
nureden einen Zweck eines Wahlmanövers, das 
jach den Wahlen in Vergessenheit gerckten werde. 
rrankreich aber habe leinen Anlaß, sich in deutsche 
Vahlen einzumischen. Andere betrachten die ans 
gestrebte internationale Regelung nur als Versuch, 
die deutsche Industrie gegenüber der ausländischen 
zu unterstützen und den deutschen Wettbewerb noch 
Jefährlicher zu machen. * 
Paris, 7. Febr. Die Konsolidirung der 
echsjahrigen Schatzscheine durch eine 3. oder 
bisa prozentige ewige Rente gilt als sicher; indefsen 
—VDV 
der Ertrag der indirelten Steuern im Januar 
hersteiat den Voranschlag um 250700 Fr. bleibt 
*Die abgelaufene Woche hat zwei hochbe⸗ 
zsentsame Kundgebungen Kaiser Wil⸗ 
jelms in Sachen der Arbeiterfrage ge⸗ 
eitigt, welche aufs Neue von dem tiefen Verständ⸗ 
uisse und ernstem Interesse zeugen, welches der 
ctlauchte Monarch dieser großen und so wichtigen 
jrage entgegenträgt.— Beide- kaiserlichen Kund⸗ 
ebungen, deren, Inhalt wir mittheilten, find 
fffenbar das Resultat ernster und eingehender Er⸗ 
pägungen und daß fie so unmittelbar an den 
Vechsel im preußischen Handelsmini⸗ 
terium anknüpfen, erklärt die Ursachen dieses 
treignisses nunmehr zur Genüge. Herr v. Ber⸗ 
epsch, der neue Leiter des gedachten und durch 
ie Hinzufügung der Bergwerksabtheilung so be— 
eutsam erweiterten Ressorts, ist als noch jugend⸗ 
che, energische und dabei auf sozialpolitischem 
debiete bewährte Kraft dazu ausersehen, die vom 
kaiser gewünschten Reformen durchzuführen, eine 
lufgabe, deren fich Fuürst Bismardk, der bisherige 
lhet des Handels⸗ und Gewerberessorta , im Hin⸗ 
lick auf seine anderweitig voll in Anspruch ge⸗ 
ↄmmene Thaͤtigkeit begreiflicherweise nicht mehr 
enterziehen mochte. Aber Herr v. Berlepsch wird 
n Losung der ihm gewordenen schwierigen Auf⸗ 
jabe die Unterstützung des Reichskanzlers finden, 
oweit dieselbe innerhalb der Grenzen liegt, wae 
vm Kaiser durch den Erlaß an den leitenden 
Ztaatsmann gezeichnet worden sind und auf— 
ichtig kann man nur wünschen, daß die neue ge- 
haltige sozialpolitische Arbeit, die hiermit bevor⸗ 
leht, die Fruchte tragen wird, die von ihr 
un Interesse des sozialen Friedens zu erbof⸗ 
en sind. 
*Im franzosischen Parlamente wird gegen ⸗ 
vartig eine hochwichtige zoll⸗ und handelspoliusche 
Ungelegenheit erortert, die zwar in erster Line 
ur Frankreich von Bedeutung ist, an der schließ 
ich aber auch die anderen Induftriestaaten Euro— 
ꝛas interesfirt sind, näamlich die Frage der Er⸗ 
euernng der Handelsverträge zwischen 
zrankreich und dem Auslande. E⸗ 
seinens der Deputirteukammer eine ganz be⸗ 
ondere, aus 55 Mitgliedern bestehende Kommission 
ingesetzt worden, welcher die Prufung dieser fur 
Frankreich? wie für das Ausland wichtigen Frage 
»dliegt. Die Handelsverträge, welcheFrankreich mit 
m Auslande abgeschlossen hat, laufen, was die 
neisten und wichtigsten dieser Abkommen anbe⸗ 
oangt, im Jahre 1892 ab und maßgebend ist 
ierdei Art. 11 des Frankfurter Friedensvertrages. 
Resagter Artikel verpflchtet Frankteich, dem diu— 
chen Reiche im Handelsverkehre dieselben Ver-⸗ 
nümstiqgungen einzuraumen, wie fie dis dobin