Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Berhaältnisses zwischen Arbeitgeber und »..mer 
—n Ausdruc zu geben, lasse ich heute 
cuf den Buchern meiner Firma ein Konto fur 
inen Konsumverein der Arbeiter einrichten und 
aberweise ich demselben den Betrag von zehn⸗ 
ausend Mark als Grundlage zur Bildung eines 
deschaftslapitals für diesen Verein. In der dem⸗ 
achstigen Generalversammlung werde ich die 
Schentung eines weit groͤßeren Betrages aus den 
Miteln der Gesellschaft beaniragen. 
fEin kleinez Mißgeschic ist der 
Guͤlerberwaltung zu Erfurt passirt. Von einer 
oortigen Maschinenfabrik wurde derselben ein ge⸗ 
haltiger Kessel zur Befoͤrderung übergeben. Die 
duterberwaltung nahm den Auftrag an und fertigte 
den Frachtschein aus. Der Kessel wurde auch 
inem Bestimmungsorte entgegen gefahren. Bei 
der ersten Unterfühtung ftellte sich jedoch heraus, 
daß der Kessel zu hoch war und nicht durch die 
nerfuhrung gebracht werden konnte, infolge dessen 
pieder zuruckaefahren werden mußte. Der Absender 
vpurde um Zurücknahme des Kessels ersucht, ver⸗ 
weigerte dies jedoch und gab der Bahn anheim, 
an'Kessel zu defördern, wie sie wolle, und wenn 
fie ihn mit einem Geschirre nach seinem Bestimm- 
ngsorte fahren lasse. Die Bahn ist mit dem 
Iugenblicke, in dem sie den Frachischein abstempelt, 
eragsmäßig berpflichtet das ihr übergebene Gut 
u befoͤrdern. 
p 5000 Marlk Belohnung. Gegen den 
dofliejeranten Sr. kgl. Hoheit des Prinzen von 
inhalt Karl Haymann, ist ein Haftbefehl erlassen 
borden. Die zahlreichen Gläubiger haben sich ent⸗ 
lossen. auf dessen Ergreifnng eine Belohnung 
don 5000 Mark auszusetzen, und hoffen, daß die⸗ 
selbe in kürzester Zeit gelingen werde, da Haymann 
peder der franzosischen noch englischen Sprache 
nachtig. Derselbe hat seit Jahren seinen Ver⸗ 
lichungen nur dadurch nachkommen können, daß 
r immer noch größere Posten Waare kaufte, um, 
Hieselden rasch verschleudernd, Deckung für früher 
onirahirte Schulden zu finden. 
p' Zur Unfertigung der Listen der Wahlbe— 
zechtigten für die Reichstagswahl ließ der Gemeinde⸗ 
—V— 
h. durch den Gemeindediener wortlich folgenden 
lufruf verkündigen: „Alle wer 25 Jahre alt 
i, soll sich von nun bis heute Mittag beim 
dorsteher melden, sonst wird er im Reichdtag nicht 
igenommen! 
Berlin, 10. Febr. In der Drucerei der 
Berliner Zeitung“ ist ein Setzer streik aus— 
zebrochen. 
p'Nicht geringes Aufsehen dürfte in 
der Handelsweli das Bekanntwerden des folgen⸗ 
zen, noch nicht aufgeklärten Vorfalls hervorrufen. 
rin Herr T. in Berlin ließ vor wenigen Tagen 
inem dortigen Moͤbelhändler einen fälligen Wechsel 
m Betrage von 1000 Mk. vorzeigen. Als der 
mit dem Incasso betraute Herr den Wechsel dem 
zerade im Lagerraum anwesenden Acceptanten vor⸗ 
legte, nahm dieser das Papier in Empfang und 
zing mit demselben nach seinem Komptoir. Der 
Beauftragte des Herrn T. glaubte nichts anders, 
als daß der Möbelhändler den Wechsel einldsen 
wolle, und wartete im Lager bescheiden der Rück⸗ 
kehr des Moöbelhändlers. Aber Minute auf 
Minute verrann, ohne daß der Herr wieder zum 
horschein kam, so daß jener sich endlich nach dem 
domptoir bemühte. Wer beschreibt aber das Er⸗ 
taunen des Beauftragten, als auf seine zarte 
htahnung, ihn doch abzufertigen, der Acceptant 
ihm erwiderte. daß die Sache ja bereits erledigt 
sei. Er habe ihm ja die 1000 Mk. gezahlt und 
dafür, wie recht und billig, den Wechsel in Em— 
pfang genommen. Der Bote des Herrn T 
zlaubte, nicht recht zu hören. „Was?“ rief er, 
außer sich vor Schred und Staunen. „Sie baben 
nir 1000 Mk. gegeben?“ — ‚Gewiß!“ entgeg⸗ 
aete der Möbelhändler in großer Ruhe, und als 
der Herr begann, erst unter Bitten und Flehen, 
dann unter Drohungen die Herausgabe des 
Wechsels zu verlangen, machte der Acceptant kur⸗ 
zen Prozeß und wies ‚dem Menschen, der ihn 
zetrügen wollte', die Thür. Der Herr eilte auf 
das nächste Polizeirebier, wo man shm jedoch be⸗ 
deutete, in der Sache nichts ihun zu können, wo⸗ 
rauf er sich spornstreichs nach dem Alexander⸗ 
platß begab. In Begleitung eines Kriminalbeamten 
degab sich der Herr darauf noch einmal in das 
Beschafi des Modelhandlers. Di ser blieb jedoch 
auch dem scharf inqauirierenden Beamten gegenüber 
dabei, daß der andere seinem Auftraggeber nur 
das Geld unterschlagen wolle und deßhalb ihn 
zezichtige, den Wechsel widerrechtlich sich angeeignet 
zu haben. Der Beamte verlangte das eingeloͤste 
Hapier zu sehen, worauf der Acceptant entgegnete, 
daß er, seiner Gewohnheit gemaß, den eingelösten 
Wechsel sofort zerrissen hade. Nunmehr mußten 
beide Herren dem Beamten zum Polizeipalast fol⸗ 
gen, woselbst bei dem sofort angeftellten Verhoͤr 
eder auf seiner Aussage beharxrie. Der Möbel⸗ 
Jandler betheuerte, tausend Mark dem Bote age⸗ 
Jeben zu haben, während dieser beschwor, in der 
oden geschilderten Weise geprellt worden zu sein. 
Zeugen waren bei der ganzen Affaire natürlich 
ncht zugegen, und so steht Aussage gegen Aus⸗ 
age. Herr T. erklärte, daß der betreffende Herr. 
vilcher den Wechsel zur Zahlung vorgelegt, selbst 
ich in den besten Verhältniffen befinde und der⸗ 
zriige Gäünge aus Gefälligkeil für ihn zu über ⸗ 
jehmen pflege. Andererseits liegt auch gegen den 
Arrestanten nichts vor, was eines derartigen 
Streiches ihn faͤhig erscheinen ließe. „Wo ist die 
Wahrheit?“ kann dier der Richter mit Recht aus⸗ 
ufen. An das Tageslicht duürfte sie vielleicht erf 
»ann kommen, wenn nicht bezahlte spätere Wechsel 
den Anhalt geben, daß die Furcht vor einem 
Protest und damit zusammenhängender Konkurs 
rtläͤrung den Moͤbelhändler zu einem derartigen 
ʒerzweifelten Schritt getrieben habe. 
Kom, 11. Febr. In Castiglione della 
alle stürzte der Fußboden des Schulzimmers, in 
pelchem eine Theaterbvorstellung bei An— 
vesenheit von etwa 1580 Zuschauern fatifand. 
ein. Die Folgen des Unfalls waren schreclich: 14 
Tote, 530 Verwundete. darunter mehrere 
chwer. 
pPEine sonderbare Hochzeit. Aus 
Malland wird berichtet: In Villafranca hei⸗ 
rathete dieser Tage ein 17jahriger Maurerbursche 
Fortini die 60 Jabre alte Wittwe des Chirurgen 
Demetri. Die Eltern des minderjahrigen Burschen 
Jatten demselden die Einwilligung zur Heirath 
ertheilt, welche rechtmäßig vollzogen wurde. In 
der Nacht nach der Hochzeit wurde dem jungen 
Ehepaar von den Bewohnern des Städechens 
eine ohrenzerreißende Katzenmusit dargebracht, 
welcher der Polizei vergebens ein Ende zu machen 
suchte. 
FPreßburg, 9. Febr. (Einen Mord auf 
Abzahluaa) kann man eine Enthüllung nennen, 
welche karzlich von einem Limbacher Bauer: 
Michael Eberling, bei der Polizei in Preßburg 
gemacht wurde. Ebeiling trat mit der Selbstan⸗ 
lage vor, daß er in Gemeinschaft mit dem Bauer 
Oharek des Letzteren Frau vor zehn Tagen gegen 
das ratenweise abzuzahlende Honorar von 10 fl. 
in grausamer Weise ermordet habe! Eberling 
vurde sofort in Haft behalten und Ohareks Ver⸗ 
haftung verfügt. Das Motiv des Mordes soll 
habsucht sein. Die polizeiliche Untersuchung hat 
ergeben, daß das Geständniß Eberlings auf Wahr⸗ 
Jeit beruht. Der Gattenmoͤrder Johann Oharek 
vurde ebenfalls verhaftet; auch er legte das Ge⸗ 
fäadniß ab, daß er seine 285jährige Gattin nach 
urchtbarer Gegenwehr derselben erdrosselt hat. Die 
ẽxhumirung der Leiche der Ermordeten wurde an⸗ 
zeordnet. Gegen den Leichenbeschauer ist Untersuchung 
zingeleitet. 
Ein anständiges Honorar. Wie 
gypltische Blätter berichten, hat der „New⸗NYorl 
Zerald“ bei Stanley in Kairo telegraphisch ange- 
ragt, ob Stanley für das amerikanische Weltblatt 
inen Artikel über die Sklavenfrage schreiben wolle. 
Als Honorar off⸗rirt der „New⸗NYork Herald“ dem 
berühmten Afritareisenden ein Pfund Sterling pro 
Wort. Da derartige Artikel im New⸗York Herald“ 
durchschnittlich einen Umfang von 5000 Worten 
zu haben pflegen, so würde Stanley also für einen 
Artiktel ein Honorar von ungefähr 100000 Mark 
rhalten. In der That ein ganz anständiges 
honorar! Ob Stanley daß Anerbieten des „ew⸗ 
Hork Herald“ acceptirt hat, davon wissen die 
zayptischen Blättrr noch nichts zu melden. 
Newyork, 10. Febe. Der Prasident 
der Deutschen Gesellschaft in Newyork, Charles 
dauselt, ist am Samstag plötzlich gestorben. 
Landwirthschaftliches. 
Das Auftreten des Mutterkornes steht in 
nuffallender Beziehung zut Saatzeit und Saattiefe 
Versuche, die in dieser Richtung mit Roggen ange— 
dellt worden sind, haben das nach den hierüber 
zeroffentlichten Berichten des Prof. Wollny in 
Manchen und des Prof. Haberxlandt gleichmäßig be⸗ 
siätigt. Die, Versuche ergaben, daß der Roggen 
und zwar sowohl der Winter- wie Sommerroggen 
von Mutterkorn um so haufiger befallen wurde, je 
paͤter er gesaet war und demnach zur Bluͤthe ge⸗ 
angte. Ebenso richtete das Mutlerkorn um so 
Irößere Verheerungen an, je tiefer. das Saatgut 
intergebrachi wurde. Der Einfluß der groͤßzeren 
Tiefe war ungemein auffallend und stieg z. B. bei 
inem von Wollny mit Winterroggen angestellten 
Bzersucht pro 1007 geerntete Pflanzen von 200 
tranken Kornern in 2.5 Centimeter Tiefe auf 214 
in 5 Centimeter, 575 in 7,5 Centimeter und auf 
347 kranke Koͤrner in 10 Centimeter Tiefe. Auch 
die Verheerungen sonstiger landwirthschaftlicher 
Zulturen durch anderweitige Pilzkrankheiten dürften 
sich in ähnlicher Weise wie die vorstehend aufge⸗ 
ührten mittelst zweckentsprechender Maßregeln in 
Rackficht auf rechtzeitige Aussaat und geeignete 
Tiefe der Unterbringung der Saat wesentlich be— 
chranken lassen. So zeigte fich z.B., wie die Z. 
d. l. V. i. B. mittheilt, aus den Versuchen von 
Wollny und Haberlandt, daß die Getreidesaaten 
don Mehlthau und Rost um so stärker befallen 
werden, je später ste zum Anbau gelangen und je 
iefer das Saatqut untergebracht wurde. 
Dieustes nachrichten. 
Der im zeitlichen Ruhestand befindliche Rech⸗ 
wungskommissär der kgl. Regierungsfinanzlammer der 
Pfalz, Georg Scheider wurde dauernd den⸗ 
ioniert. 
Der k. Studienanstalt Kaiserslautern wurde ein 
U. Assistent in der Person des gepr. Lehramts- 
andidaien A. Heger aus Westheim bei— 
jegeben. 
F?semiliennachrichten. 
Geostoben: In Erlenbrunn Karl Wil⸗ 
Ilm, 67 J. a.; in Kaiserslautern Heinrich Zieg⸗ 
er, 20 J. a.; ebendaselbst Elisabetha Sprenger, 
Jeb. Goönnheimer; in Ludwigshafen Barbara 
Simon. adebd. Ditsch, 61s J. a. 
Neueste Nachrichten 
Muünchen, 11. Febr. Die Kammer der 
Rerchs räte ist über den Redemptoristen⸗ 
antrag des Zentrums mit Bezug auf die Er⸗ 
arungen der Siadatsregierung mit 29 gegen 20 
Stimmen zur monvierten Tagesordnung überge—⸗ 
zangen. Minister o. Crailsheim erklarte nach der 
F. Z.“, die Regierung habe von Anfang an die 
Zerwandischaft der Redemptoristen mit den Jesuiten 
eheblich dezweifelt. Die inzwischen gepflogenen 
PVerhandlungen hätten den Zweifel vermehrt. Die 
Regierung werde Schritte für die Redemptoristen 
hun, um ihr Entgegenkommen gegen die Kirche, 
das latholische Voik und die Bischöfe zu zeigen und 
um der Anregung auf Abhilfe des Priestecmangels 
Folge zu leisten. Ware von den Redemptoristen 
eine Sidrung des Friedens zu befürchten, so würde 
die Regierung nicht für fie eintreten, aber in den 
Atten des Kuͤltusministeriums sei nichis die Re— 
demptoristen Belastendes enthalten. 
London, 11. Febr. Die zur Eröffnung des 
Pariaments verlesene Thronrede bezeichnet die 
Jaswärtigen Beziehungen als fortgesetzt freund⸗ 
schaftliche und weist auf die Entsendung bewaffneter 
Macht unter einem pottugiesischen Offizier nach 
Gebieten, wo sich britische Niederlassungen befanden, 
und auf die mit Blutvergietzen verbunden gewesene 
ꝛollision sowie auf die Begehung von Handlungen 
hin, welche mit der, der britischen Flagge gebühren⸗ 
Zen Achtung unvereinbar seien; Portugal habe 
zunmehr auf das Gesuch der Koönigin versprochen, 
seine Militärmacht aus diesen Gedieten zurückzu⸗ 
ziehen. Die Rede kündigt ferner eine Vorlage 
detr. der Samoa⸗Uebereinkunft sowie des Aus⸗ 
lieferungsvertrages mit den Vereinigten Staaten an. 
Bukaresi, 11. Febt. In Rustschuk wurden 
drei vorgestern über Bukarest dort eingetroffene 
rusfsische Geheimagenten verhaftet. 
Sofia, 11. Febr. Die gefangenen O ffi⸗ 
zie re, Pannitza, Tschevdarow, Tantew, Risu und 
Interlieutenani des 1. Inf.⸗KRgt. Stefanow sind durch 
Berfügung des Prinzen aus dem aktiven Dienst 
nilassen und zu den Reserve⸗Offizieren verfetzt. 
Dadurch wird der Gang der Untersuchung nicht 
nufgehalten. Die Offizlere hleiben in Haft und 
verden durch die Gendarmerie bewacht. 
—e— ——— — 
Für die Redaltion verantwortlich X. F. Deme h.