Full text: St. Ingberter Anzeiger

7 
* * 
* 
— —* 
8 52 —* 
M— 
——“ 5 
. 
— — —* F 53 2 ath 
— 34 —59 — 24 — —58 5 * — — ——— 
—17 — — —59 — —5— 39 — 3 3 —59 —28 6 2 , 
— —J060 LM 4 —0 * —52— — 4* J1868 
— —— * 81 9 —— ——2 3* JIJ 
* — 5——— 9— —9 —— —J— 5 ARAI 
5—— ——646 —9* 8 * * 3 8 * —28 F 
— — — —V 85 J AAAM 
———— — 73 2A S 8 * 8 
pe 7 8 —9* 
Amtliches Organ des königl. Amisgerichts St. Ingbert. 
der ‚St⸗Jugberter re erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs-Vlatt und Mittwochs und Samstags mi 
nfirirten Teilagen. as Blatt koftet vierteljährlich 1.M 60 4 einschließlich Tragerlohn; durch die Poft bezogen 1.4 75 4, einschließlich 10 Zuftellungsgebuhr Die 
fiurückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgi bei Inseralen aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen auf welche die Trpediut 
Auskunft ertheilt, 13 4, Meklamen 80 —A. Bei 4maliger Einrücung wird nur dreimalige berechnet. 
— 
Reichsstagskandidat 
der nationalliberalen Partei 
für den Wahlkreis 
Zweibrücken-YPirmasens 
ist Herr 
Kommerzienrat Adt, 
Bürgermeister in Ensheim. 
die Geschichte und das Programm 
der Sozialdemokratie. 
z583 ist bereits in dem Berichte der ‚Zw. 8.“ über 
ie sozialdemokratische Versammlung in Zweibrücken vom 
J. Februar 1890 darauf hingewiesen worden, wie un⸗ 
aussprechlich der Herr Führer der genannten Partei 
dei seinen Ausführungen über die Entbehrlichkeit einer 
farlen deutschen Heeresmacht sich in geschichtlicher Bezieh⸗ 
ung blosgeftellt hat. 
Trotzdem er seit Wochen in der Pfalz herumkusschiert, 
am seine neue Heilslehre in Stadt und Land zu predigen, 
hat er Ruinen, welche auf vorausgegangene Kriege hin— 
weisen, nicht wahrnehmen können, und wo irgendwie die 
vorhandenen Trümmer seinen Augen sich gar zu bemerk- 
har aufdrängten, da ist ihm mitgeteilt worden, daß die⸗ 
jelben keineswegs von det Kulturnation der Franzosen, 
denen die Deutschen 1870 mit Unrecht so wehe thaten, 
herrührten, sondern aus dem Bauernkriege, in dem die 
sreiheits-durstigen Bauern im gerechten Grimm die Buegen 
ihrer Zwingherren gebrochen hätten. 
Es ist dem Herrn Reichstagskandidaten für Speyer⸗ 
Ludwigshafen in der erwähnten Versammlung in ent⸗ 
sprechender Weise bemerkt worden, daß er sich, ehe er mit 
Pfaͤlzern über Krieg, dessen Folgen und Äbwehr dis- 
yutieren wolle, doch vorher ein Elementar⸗Lehrbuch über 
beschichte anschaffen und solches lesen möge, ehe er es 
wage, uns Bewohnern des linksrheinischen Landes 
die Abschaffung des stehenden Heeres, weil unnöthig, m 
mpfehlen. 
Gewirkt hat die Abfertigung aber nichts, denn frei⸗ 
ih, wenn die schönen Redensarten über den erdrückenden 
silitarismus, die Blutsteuer u. s. w. wegfielen, wo bliebe 
da die Wirkung der gehaltenen Reden. Nun geht uns 
don befreundeter Seite eine Nachschrift der von dem ge⸗ 
gannten Herrn in Pirmasens am 10. Februar abhin ge⸗ 
haltenen Rede zu. Die Donnerworte gegen den bösen 
Militarißmus sind auch da wiederholt, aber freilich, 
uf das ihm fremde geschichtliche Giatteis ist der 
Uhoftel des sozialdemokratischen Zukunfisfiaates nicht mehr 
legangen. 
Er begründet die Entbehrlichkeit unseres Heeres mit 
- dem Christentum. „Die Kulturstaaten werden doch 
o keine Scheusale sein, daß sie sich nicht untereinander 
ber den Frieden einigen könnlen. Der ganze Chri⸗ 
usktulus erhielte damit einen Faustschlag.“ Dies 
ind die Worte des Redners. Wie da die echten nelfen— 
uen Sozialdemokraten, denen das ganze Christenthum 
ait sammi seiner Sittenlehre keinen rothen Pfennig werth 
d im Slillen geschmunzelt haben mögen, als der Fuhrer 
wader mit dem Friedensgedanken des Christentums für 
ie Ziele des Klassenhasses und des Unfriedens agierte und 
bropaganda machte. 
Also der „Christuskultuss wird uns vor den Fran⸗ 
oen, Rufsen unvde sonst noch wem schußen, Se1 
me Je bleibt da wieder das geschichtliche Elementar⸗ 
rbuch! — 
Hat der „Christuslultus“ im Jahre 1618-1648 
kpanier und Schweden, Franzosen und Italiener gehindert 
—R zu einer Wuste zn machen, sodaß beispiels⸗ 
wise bei uns in der Pfalz, dem vorher blühendsten Lande 
— Mitteleuropa im Jahre 1636 kaum mehr 200 
auern übrig geblieben sein soilen. 
Hat der „Christuskultus“ den allerchristlichsten König 
un Frankreich Ludwig XIV. und die franmzösische Natioh 
ibgehalten Heidelberg, Worms, Speyer, die linksrheinische 
end Nekarpfalz in einen Trummerhaufen zu verwandeln, 
dut deren Bewohner bettelnd und heimatlos durch ganz 
tutschland umherirrien u. s.w. 
Freitich die Brandstister von 179208 fie brauchten 
d daruber keine Gedanken zu machen, wie ihre Hand⸗ 
gen zu dem Christusglauben paßten, denn diese Herren 
Ausleerungs Rommssion? sie kamen mit einem Pro⸗ 
——— 
Dienstag, 18. Februar 1890. 
25. Jahrg. 
zramm, das eine verfluchte Aehnlichkeit hatte mit dem 
erkündeten Ideal der Sozialdemokratie. Aus der da—⸗ 
naligen linksrheinischen Kurpfalz erhoben allein, unter der 
Devise Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit die Herren 
Agenten der unteilbaren demokratischen Republik, nach 
zen einregistrierten Quittungen die Summe von 
3345 783 Livtes, 7 Sous, 11 Decimes, von denen 
allerdings nur 130 000 Livres an den Nationalschatz ab⸗ 
zeliefert wurden. Das Uebrige ist eben unterwegs ver⸗ 
loren gegangen. 
In Pirmasens durchlief der republikanische Agent, der 
die Räumung der Stadt präsidierte, alle Häuser mit 
seinen Kommissarien und nahm Alles weg. Er beschimpfte 
die Unglücklichen, die ihn um Nachsicht anflehten, zog den 
Säbel und drohte denen, die es wagten, ihm Vorstell⸗ 
mngen zu machen, er wolle sie von einander spalten, 
hnen den Bauch aufschlitzen. Wirklich hat er auch einen 
Zürger namens Georg Weiß so gehauen, daß er zwei 
kage darauf gestorbeu ist. Das war der Frie de, der 
m Krieg gegen die Paläste von der franzöfischen, republi⸗ 
anischen Kulturnation den Hütten garantiert worden war. 
Dies nur einzelne Beispiele. Dieselben ließen sich ins 
Anglaubliche vermehren und sie sfind nicht etwa den Be⸗ 
eichten deutscher, den Franzosen feindlicher Geschichtsschrei- 
ber entnommen, sondern dem Offizialbericht des Volks⸗ 
tepräsentanten Becker an den Konvent vom 28. Prarial 
des Jahres III (18. Juni 1795). 
Nein, Herr Ehrhardt und Genossen! Auch wir er— 
kennen die Schwere der Last, welche die stete Kriegsbereit⸗ 
schaft der Nation auferlegt. Aber die Leute, welche etwas 
aus der Vecgangenheit gelernt haben, find denn doch 
nicht so dünn gesäet, als Sie naiverweise zu glauben 
scheinen. Wir aber wollen unsere Hütten und Paläste, 
anser Leben, Hab und Gut nach wie vor lieber dem 
Schutze unseres tapferen Heeres, als Euerem angeb⸗ 
ichen Christentum, Eurer demolratischen Bruderliebe 
und der von Ihnen bewunderten franzöfischen Kultur⸗ 
nation überlassen. 
Wenn Sie aber wiederum einmal in der Pfalz gegen 
die Last des Militarismus donnern wollen, so studieren 
Sie vorher etwas mehr unsere Geschichte oder — schütten 
Sie etwas Wasser in Ihren Wein. 
DSDeutsches Reich 
Metz, 16. Febr. Auch die gestrige Meldung 
des Wolffschen Telegraphenbureaus betreffend den 
Fastenhirtenbrief des hiesigen Bischofs 
ist nicht vollständig genau, indem die Veraus— 
gjabung desselben durchaus nicht inhibirt worden 
ist. Thatsächlich ist nur der Drucker und gleich—⸗ 
zeitig die bischöfliche Behörde darauf aufmerksam 
zemacht worden, daß der Verausgabung des 
hirtenbriefes die Erteilung der Genehmigung dazu 
zurch das Ministerium vorausgehen müsse. Nach⸗ 
dem diese Genehmigung erteilt war, stand der Ver— 
breitung des Briefes nichts entgegen. Die hiesige 
Verwaltungsbehörde hat in der ganzen Angelegen- 
heit nur auf die gesetzlichen Bestimmungen hinge—⸗ 
wiesen und durch freiwilliges Entgegenkommen das 
Fintreffen der erforderlichen Genehmigung ganz 
vesentlich beschleunigt. Erklärlicherweise wurde von 
yerschiedenen Seiten nach Gründen für die jüngst 
zemeldete Thatsache gesucht und unter anderein die 
Vermutung ausgesprochen, daß vielleicht ein in⸗ 
orrekter Ausdruck Aulaß zu dem Verbot gegeben 
jabe, eine Annahme, die vollständig aus der Luft 
jegriffen ist. Eigerthümlich aber ist es, daß die 
Blätter klerikaler Richtung, welche doch über die 
Sachlage genau unterrichtet sein könnten, in ihren 
zestrigen Abendausgaben noch keinerler Auskunft 
üben den wirklichen Thatdestand geben. 
Muünchen, 16. Febr. Zwischen der Re— 
zierung und den Bischöfen sind noch keine 
Verhandlungen im Gang, ob die Altkatholiken auch 
bgesehen von der Unfehlbarkeit von der katholischen 
Hlaubenslehre abweichen. Ohne die Zustimmung 
jes Vatikans werden die Bischöfe die Initiative 
nicht ergreifen. Die Zustimmung des Vautans ist 
nicht zu erwarten. 
Berlin, 17. Febr. Gestern hatte Dr. 
Mi quel eine fast anderthalbstündige Audienz 
dveim Kaiser. Wie die „Strb. P.“ hört, hat 
er in derselben die Gründe, welche ihn veranlaßt 
haben, den Kaiser zu bitten, von seiner Berufung 
als Oberpräsident der Rheinprovinz Artstand zu 
nehmen, ausführlich vorgeiragen. Miquel würde 
im gegenwärtigen Augenblicke Frankfurt ungern 
berlassen, weil gerade in nächster Zeit dort eine 
Reihe größerer kommunaler Unternehmungen, 
welche er selbst eingeleitet hat, zur Ausführung 
zu bringen sind. Der Kaiser hat fich mit dieser 
Begründung einverstanden erklärt; er hat dann 
noch eingehend die Arbeiterfrage mit Herrn 
Miquel besprochen. Miquel ist gestern Abend nach 
Frankfurt abgereist. 
Berlin, 17. Fehr. Es geht das Gerücht, 
Minister May bach hätte seine Demisfion einge— 
reicht, der Kaiser hätte dieselbe aber nicht ange⸗ 
nommen. — 
Auslanud. 
London, 17. Febr. Eine Meldung des 
steuterschen Bureau besagt: Graf Hatzfeldt 
teilte Lord Salisbury die Einladung zur Arbei⸗ 
rerkonferenz mit. Letzterer versprach eine 
rorgfältige Prüfung. Die Antwort Englands ist bis 
dahin verschoben. 
Paris, 16. Febr. Der Großfürst Georg 
Michaelowitsch ist hier eingetroffen. — Das 
„Echo de Paris“ kündigt die Ergänzung einiger 
Barnisonen an der Ostgrenze an in 
Folge der Bildung der neuen deutschen Armeekorps. 
— Die „Republique francaise“ sagt, die Initiative 
des deutschen Kaisers in der Arbeiterfrage sei ein 
wvichtiger Akt, der Frankreich die Pflicht auferlege, 
den Problemen eine beständige Aufmerksamkeit zu 
widmen. Das „Memorial Diplomatique“ äußert 
zezüglich die Einladung zur Konferenz, die Regie—⸗ 
rung wolle, bevor sie eine Entscheidung treffe, noch 
abwarten, ob die Schweiz ihre Einladungen für 
die Berner Konferenz aufrecht erhalte. Ferner 
zlaube die Regierung mit den zur Berliner Kon⸗ 
'erenz geladenen Kabinetten einen Meinungsaustausch 
iber die zu formulirenden Reserven und etwa er⸗ 
vünschte Abaͤnderungen des Konferenze Programms 
dornehmen zu sollen: es wäre also voreilig, zu be⸗ 
haupten, Frankreich werde die Einladung Deutsch⸗ 
lands zur Konferenz ablehnen. 
Paris, 17. Febr. In Paris und dem 
Weichbilde sind, wie gemeldet wird, gestern fünf 
Boulangisten gewählt worden. Nur im 5. Pariser 
Arrondissement gelang es, den radikalen republi—⸗ 
kanischen Kandidaten Bournebvelle mit dem bou⸗ 
angistischen Naquet in Stichwahl zu bringen. Die 
durch die Wahlen festgestellte Thatsache, daß der 
Boulangismus in Paris nicht die allermindefte 
kFinbuße erlitten, übertrifft die schlimmsten Be— 
flrchtungen der Republikaner, die wenigstens einige 
Sitze zurüchzuerobern gedachten. Die Republikaner 
gestehen ihre Niederlage ein und scheinen nahe 
daran, zu verzweifeln, Paris für die Republik 
wiedergewinnen zu können, deren Stützbunkt nun— 
mehr in der Provinz zu suchen sei. Einige Blätter 
veisen darauf hin, daß die Kammer auch jetzt noch 
in den alten Irrtümern fortfahre und nichts 
gethan habe, um die Unzufriedenheit zu beschwig⸗ 
tigen; nach ihrer Ueberzeugung wird auch die 
dehre des gestrigeu Tages, die das unverminderte 
Vorhandensein der Unzufriedenheit beweist, die 
dammer laum auf bessere Bahnen leiten. 
Prag, 16. Febr. Eine vom Klub der 
Jungczechen in Pardabitz auf den 2. März