Full text: St. Ingberter Anzeiger

zekannilich immer noch eine verhältnißmäßig großt 
and sind diese meist sehr schweren Unfälle fast regel⸗ 
nmäßig auf Leichtsfinn und große Unachtsamkeit der 
vei diesen Maschinen beschäftigten Personen zurück⸗ 
zufuühren. Da die durch diese Unfalle erwachsenden 
Zosten von den Landwirthen selbst nach dem Maß⸗ 
tabe der Grundsteuer bezahlt werden müssen und 
somit die Gesammtheit der Landwirthe für die 
Folgen solcher Unachtsamkeiten aufkommen muß, 
sollen nicht nur die Gemeindebehörden, sondern 
auch alle Landwirte dabei mitwirken, daß solche 
Anfaͤlle möglichst vermieden werden. 
Niederwürzbach, 24. Febr. Zu den 
MPitteilungen über den Brand auf dem Rotenbau 
pringt die „Zw. Z.“ noch Folgendes: Das Lob, 
zas Feuer auf seinen Herd beschränkt zu haben, 
gebührt vor allem dem Herrn Altpeter vom Anna⸗ 
jof umnd dem ZJorster Herrn Jotz. Deget von 
Philippsburg, welche zuerst auf der Brandstatte er⸗ 
schienen und mutig eingegriffen. Weiter verdienen 
zʒesondere rühmende Erwähnung Herr Schneider 
hom Rittershof und obenerwähnter Herr Foͤrster 
Degel, welche bis 12 Uhr auf der Brandstaͤtte 
waten und mit dem Personal des Brandbeschädig⸗ 
jen Herr Schwarz den Brand völlig loͤschten. 
S Lauterecken, 24. Febr. Auf dem 
heutige Viehmarkte wurden verkauft: 1 Fassel, 4 
Stiere, 9 Kühe, 4 Rinder und ein Kalb. Erlös 
32054 Ml. 50 Pfg. 
— Kaiserslautern, 28. Febr. Eine 
Anzahl hiefiger Hausbesitzer trat vor wenigen Tagen 
zur Berathung einer Petition behufs Abschaffung 
zer Hausmiethssteuer zusammen und es einigten 
ich dieselben zum Anschlusse an die von Würzburg 
und München im gleichen Betreffe beschlossene 
Petition an die hohe Kammer der Abgeordneten. 
Weiter ist in Aussicht genommen, die Stadte Neu⸗ 
stadt, Speyher, wie überhaupt die größeren pfäl⸗ 
zischen Städte für die Sacht zu intereffiren. Die 
wBruͤndung eines Hausbesitzer ⸗Vereins! zum Shutze 
gegen säumige oder streitsüchtige Miether durfte 
benfalis bevorstehen. 
— Pirmasens, 23. Febr. Am vergange⸗ 
nen Samstag waren im Bezirks amtsgebäude dahier 
unter dem Vorfitz des Herrn k. Bezirksammannes 
Alwens die Disttiktsausschüsse von Dahn, Wald—⸗ 
fischbach und Pirmasens versammelt, um bezüglich 
zer Stelle eines Rechners der Bezirksver⸗ 
zinfungskasse Entscheidung zu treffen, welche 
Stelle durch die Versetzung des Einnehmers Herrn 
Schäfer von Rodalben nach Edenkoben frei ge—⸗ 
worden war. Die Ausschüsse übertrugen Herrn 
Bezirksamts⸗Oberschreiber Bauer das erledigte 
Amt, wofür derselbe eine Kaution von 10,000 
Mtk. zu siellen hat. Es hatten sich noch zwei Ein⸗ 
nehmer, einer von hier und einer von auswaͤrts 
um die Stelle beworben. — Am letzten Donners⸗ 
ag Nachmittag um 2 Uhr kam ein reisender Hand⸗ 
werksbursche in die Wohnung des Kallbrenners 
Friedrich Süß auf Bärenhütte und bat, fich dort 
waärmen zu dürfen. Nachdem er eine Weile neben 
vem Ofen gesessen, forderte ihn die 18jaährige 
Tochter des Suß, welche allein anwesend war, auf, 
rortzugehen, da sie selbst auch das Haus verlassen 
müsse. Weil nun der Fremde keine Miene machte, 
der Aufforderung nachzukom nen, ging das Mädchen 
an die Thüre, um hinauszutreten. In diesem 
Augenblick stürzte ihr der Fremde nach und ver⸗ 
setzie ihr derselbe mehrere Stiche in den 
jiinken Arm, worauf er entfloh. Bisher gelang es 
aicht, ihn zu ermitteln; ein inzwischen verhafteter 
Reisender mußte als der imtechte alsbald wieder 
entlassen werden. (Anz.) 
— Pirmasens. Wie die Sozial demo⸗ 
raten das Verhältniß zwischen Hausbesitzer und 
Miether zu „regeln“ gedenken, darüber gibt fol- 
gender Brief Aufschluß, welcher Herrn Karl Schäfer 
juging, dem Befitzer des „polnischen Hofs,“ eines 
Zebäudes, in welchem ewa 24 Haushaltungen, 
durchweg Arbeiterfamilien, zur Miethe wohnen. 
Wir geben das Schreiben wortgetreu nach dem 
Driginal wieder: „Pirmasens Herrn Karl Schäfer. 
Wie fie einsehen werden find ihre sämmtliche Haus⸗ 
eite, zur Sozialdemokraten übergetreten. Da wir 
voraussehen daß fie in unsere gesellschaft, nicht 
zaßen, so ersuchen wir Sie innerhalb 8 Monaten 
ich um eine Andre Wohnung um zu sehen. Da 
jie bis jetzt uns noch keinen Miethzins bezahlt 
haben. Wir werden Ihren Bollackerhof gemein⸗ 
chaftlich theilen! Mehrere Miethe, Achtungsfol.“ 
Heute ist der Brief wohl noch als „soz. dem. Scherz 
u bekrachlen. Ginge es nach des Schreibers Wunsch 
vürde aus dem „Scherz“ bald trauriger Ernst 
verden! 
gandau, 24. Febr. Der erste Stord 
wurde gestern in der Nahe von Godramstein beob 
achtet. Das Erscheinen wäre also ziemlich genau 
nach der alten Kalenderregel erfolgt, wonach die 
Stoͤcche an Petri Stuhlfeier — 23. Febtuar — 
einzutreffen pflegen. 
— Arzhbeim, 20. Febr. Bei der Reichs⸗ 
agswahl bemerkte man den ältesten Mann 
hiefiger Gemeinde, der es sich nicht nehmen ließ, 
ʒon seinem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Es iff 
dies der über 94 Jahre alte Frz. M. Schreiner. 
Benannter ist noch rüstig und erfreut fich einer 
nusgezeichneten Gesundheit, verrichtet noch Feldar⸗ 
zeiten, besteigt Bäume und macht noch von dem 
Dreschflegel Gebrauch. Bis zu seinem 00. Jahre 
vetleidete er die Ehrenstelle eines Fabrikraths 
Praͤsidenten. Er verheirathete sich im Jahre 1818 
im Tage der Völkerschiacht bei Leipzig im Alter von 
18 Jahren. Zu seinen Jugend⸗ Erinnerungen ge⸗ 
hören: die Ernennung Napoleons IJ. zum Aaiser 
zer Franzosen 18. Moi 1804 und Krdnung 
desselben durch Papst Pius VII. 2. Dez. 1804; 
der Feldzug Napolcons nach Rußland und was 
die damals Lebenden Alles ausgestanden. (Pf. 3.) 
— Insheim, 24. Febr. Seit Samstag 
ist der Ehemann Georg Schulz und mit ihm 
die Diensimagd des Michael Becenhaupt, welche 
früher bei Ersterem in Diensten stand. von hier 
verschwunden. Schulz soll noch, um sich ziemlich 
Zeid zu verschaffea, seine im Arzheimer Banne 
zelegenen Wingert Ausgangs voriger Woche ver⸗ 
auft haben. Derselbe hinterläßt seine Frau und 
jechs Kinder, welche hier allgemein bedauert wer ⸗ 
den. (8. T.) 
— Neaftadt, 24. Febr. Am Donnerstag 
ändet im Gesellschaftshause Vorführung Edin— 
fson'scher Phonographen hsiaatt. Es ist bei 
denselben besonders hervorzuheben, daß die ge⸗ 
prochenen Worte, Lieder u. s. w. nicht mittelst Hoͤr⸗ 
hlauches nur von wenigen Personen auf einmal 
vahrgenommen werden koͤnnen, sondern daß die— 
seiben in den weiten Saal hineinschallen und so 
von allen Personen gleichzeitig gehört werden. 
SLambrecht, 23. Febr. Etwa 20 Ar⸗ 
zeiter des Herrn Tuchfabrikanten Botzung verlang 
en 45—v8 pCt. Lohnerhöhung, widrigenfalls sie 
»hne Kündigung die Arbeit einstellen würden. 
Darauf beschiossen die vereinigten hiesigen Fabri- 
anten, sofort ein Plakat zu veröffentlichen, nach 
dem innerhalb 14 Tagen sammtiliche Fabriken ge⸗ 
schlossen werden sollten, wenn die Arbeiter ihre 
Forderungen nicht wieder zurücknehmen. (Kur.) 
Durch Polizeiliche Bekanntmachung wird 
—E 
MNts. auf dem Viehmarkte in Bietigheim in Würt— 
emberg gekaufte und am folgenden Tage einge⸗ 
Jellte Ochsen die Maul⸗ und Qlauenseuche 
in die Stallung der Zuckerfabrik Friedensau 
zu Dannstadt eingeschleppt worden ist. 
— Ludwigshasen, 22. Febr. Wie in 
anderen Orten, hat auch hier die Wahlerliste 
zu Beschwerden Veranlassung gegehben. So war 
. B.im ersten Wahlbezirk mil verschiedenen An⸗ 
deren selbst der ftellvertretende Wahlvorsteher 
in der Liste gar nicht verzeichnet. Daraus mag 
·rsehen werden, daß es durchaus nöthig erscheint 
in der gesetzlichen Frist von der Liste Einsicht zu 
nehmen, um fich zu dergewissern, ob man in die 
lelbe aufgenommen ist oder nicht. 
— Ludwigshafen, 24. Febr. Der 
dandwehr⸗Offiziers⸗Klub des hiesigen 
dandwehrbezirks und die demselben unterstellten 
naktiven Offiziere haben, dem „Pf. K.“ zufolge, 
är das Kaiser⸗Friedrich Denkmal in Wörth dem 
Zomito in Hagenau den Betrag von 700 Mart 
bersandt. 
Der G meinderat von Freins heim hat 
'n seiner letzten Sitzung den sehr erfreulichen Be— 
chluß gefaßt, eine weitere (2.) Schulderweserstelle 
zahier zu errichten. Bisher waren 6 Schulen im 
DOtte, darunter 5 protestantische. Vom 1. Mai an 
verden nun 6 protestantische Schulstellen dort 
ein, 4 Lehrer⸗ und 2 Verweserstellen. Die Neu—⸗ 
errichtung einer weiteren Verweserstelle hat die an— 
jenehme und erfreuliche Folge, daß mit dem Be⸗ 
jinn des nächsten Sommersemesters die prote— 
tantischen Schulen alle einklassig werden wie die 
Polksschulen in der Stadt es auch sind. 6 Lehrer, 
3 Klassen! „Das geht gerade auf!“ Freinsheim 
za 2500 Einwobner. 
— Eine Versammlung von Weinproduzen« 
findet am Sonntag den 2. März Nachmittagßs 
ühr, in Grünstadt im Hotel zur Jablobalu. 
datt behufs Berathung einer Petition an den Land 
iag bezw. an den Reichstag bezweckend: Gestattun 
einer rationellen Verbesseeung des Weines durd 
Zusatz don gutem Zucker und Wasser auf warme 
Wege, ohne Dektlarztianszwang un 
steuerfrei. 
— Kirchheimbolanden, 24. Feb 
Bestern Nachmitiag 3 Uhr fand im Saale 
Herrn Bierbrauer Chormann die satzungsgema 
sährliche Generalversammlung des Vorschu— 
bereins Kirchheimbolanden (E. G. mit und 
schrankter Haftpflicht) statt. Der Rechenschaft⸗ 
bericht pro 1889 besagt, daß die Geschaftsergel 
nisse des verflossenen Jahres recht befriedigende ge 
wesen sind. Der Umschlag, welcher 188 
9,553 295. — Mark beirug, hat sich ar 
11,173,775. — Mi. gehoben, ergab mithin en 
Mehr von 1,620,480. — Mt. Der Reingewin 
beträgt zwar nur 15,3258. — Mtk. gege 
13,574. — Mt. des Jahres 1888, also 249.- 
Mi. weniger, doch ist dabei in Betracht zu zieher 
daß durch die Einführung des neuen Genossen 
chaftsgesetzes dem Verein ca. 500 Mk. Kon⸗ 
rwachsen sind und anßerdem vom 1. Janues 
1889 ab der Zinsfuß für die Mitglieder auf 
Ct. herabgesetzt wurde, was eine Minderein 
nahme von ca. 2400. — Mt. ausmacht. D. 
Vertheilung des Reingewinns erfolgt, 
der „Ndopf. Bz.“, in folgender vom à 
ãchtsrath beantragter Weise: 1. 6 PCt. Dir 
dende auf 176,424.78 Mk. dividendebered 
igtes Stammkapital 10,685.88 Mt. 2. 10 po 
Abschreibung auf Mobilienkonto 450.90 M 
15.99 Mk. 3. 15 pCt. Zutheilung zum Resers⸗ 
fonds 2,298.86 Mk. 4. 185 pCt. Zutheilun 
—D 15 p0 
Zutheilung zur Effektenreserve 1,000. - Mk. Ko 
dem zur weiteren Verfügung stehenden Betrag vn 
395 Mk. 90 Pf. wurden 200 Mk. für Gratiß 
kation des Bureaupersonals genehmigt, weune 
25 Mk. dem protest. Diakonissenverein, 25 M' 
dem Verein für Krankenpflege durch barmherziß 
Schwestern und 50 Mt. dem Verschönerunge 
derein überwiesen, auch 50 Mk. für die Zeicher 
schule des Gewerbevereins ausgeworfen. Die 
willigung von 200 Mk. fut Vorarbeiten zur B 
chaffung eines eigenen Hauses“ wurde zur Ap 
uimmung gebracht und mit ewwa 30 gegen 2 
ZStimmen abgelehnt. 
Vermischtes. 
Am Samstag Nachmittag ereignete sich nar 
dem Bahnhofe Dudweisler ein schredlicht 
Unglüd' sfaull. Der ca. 18jährige Rottenar 
beiter Jung von Herrensohr, Sohn eines Weichen 
fiellers, weicher auf der Strecke beschäftigt war 
Poslte dem herannahenden Zuge Nr. 827 au— 
weichen und trat auf das andere Geleis, auf welchen 
wie die „S.⸗Bl. Ztg.“ berichtet, in demselbr 
Augenblick von entgegengesetzter Richtung der g 
deiierzug Nr. 364 heranbraufte. Entweder woar 
ihn die Maschine um oder er stolperte, jedenfal⸗ 
zingen ihm die Rader über die Beine und zet— 
aluiten dieselben. Der Verunglückte wurde nat 
Sulzbach in das Knappschaftslazarett befördert. 
Saargemund, 20. Febr. In der ger 
rigen Sitzung des Gemeinderates sette oer Burge 
meister den Gemeinderat von dem gegenwärtige 
Stande der Realschulfrage in Kenntnis und frag 
an, ob nach den inzwischen entstandenen erheblicht 
Ausgaben für die Ünterbringung des Militärs d⸗ 
Gemeinderat an seinem früheren Votum festhalt 
da diese Feststellung fur die Verhaudlungen 
Landesausschusse von Bedeutung sei. Die hierub⸗ 
deranlaßte Abstimmung ergad, daß sich der 6 
meinderat einstimmig dafür ausspricht, die be 
derigen Bemühungen in der Realschulftage 
Rachdruck fortzusetzen und sich bereit erklätt, 
die Bestreiiung der Ausgaben der fächlichen Umne 
haltung, sowie der Ausgaben für einen Neubo 
sobald sich die Notwendigkeit desselben he rau⸗ 
ellen wird, zu sorgen. Der Gemeinderat sprit 
sich ferner dafür aus, daß die Schule nach 
folgter vollständiger Einrichtung eine selbstaͤndie 
und vom Gymnasium unabhängige Leitung 
halte. Der Gemeinderat nimmt endlich mit 
friedigung die Mitteilung entgegen, daß auf * 
anlassung eines privaten Komilss Subjkriptie 
für die Bestreitung der Kosten der Mobiliare 
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