Full text: St. Ingberter Anzeiger

Prinzen von Koburg zu thun, um den 
zegenwärtigen Zustande ein Ende zu setzen. Es 
Jabe fich evident herausgestellt, daß, so lange die 
gegenwärtigen Verhältnisse fortdauern, auch Thür 
und Thor geöffaet seien, um Verwirrungen im 
kande anzuzelteln. 
Sokale und pe en. 
St. Ingbert, 1. März. Ter St. Jo⸗ 
hannisvlektein St. Ingbert hielt 
estern eine Versammlung ab, in welcher die Rechnung 
ür das abgelaufene Jahr zur Abhoͤr und Ge⸗ 
rehmigung gelangte. Laut derselben hatte der 
Verein eine Einnahme von 892 Mk. 54 Pfg. und 
eine Ausgabe von 326 Mk. Zur Auszahlung an 
Arme in den nachgenannten Gemeinden wurden an 
hen Rechner Herrn Stadischreiber Bayer ange⸗ 
wiesen: für St. Ingbert 172 Mk., Rohrbach 16 
Mtk., Hassel 12 Mk., Ensheim 19 Mk., Ober⸗ 
viurzbach 12 Mlk., Hickendalhein 6 Mk. und 
Ommersheim Mk. Die Auszahlung erfolgt im Laufe 
des heutigen Tages. 
*St. In gbert, 1. März. Zu der vom 8. - II. 
März im alten Kasinogarten zu Saabrücken statt⸗ 
findenden Geflügel⸗Ausstellung wurde der bekannte 
anarienvogeizuchte Htr. Georg Endres 
dahier, Obmann bei der pfälz. Eifenbahn, als 
Preisrichter für die Abteilung Kanarienboögel 
ernannt. 
— Blieskastel. Die beiden Wohnhäuser 
des Kaufmannes Emil Oppenheimer, gelegen 
in der Hauptstraße, gingen vor kurzem durch Kauf 
an den Kaufmann Lorch von Mayen bei Koblenz 
um 15000 Mk. üter. 
— Wie pfälzische Blätter melden, wird im 
Lauf der nächsten Tage der bekannte Rezitator 
zramatischer Dichtungen, Herr Neander aus 
hannover, in Zweibrüden, Landau, Speher, 
steustadt und Ludwigshafen das durch edle Form 
und reiche Gedanken gleich ausgezeichnete Luther⸗ 
estspiel von Hans Herrig zum Vortrag 
bringen. 
— Schopp. Zur Zeit der Reichstags- 
wahl weilten zwei Sozialdemokraten aus Pirma- 
sens in unserem Nachbarsdorf H. In einer der 
vou ihnen besuchten Wirthschaften verstieg sich der 
eine zu der Behauptung, daß „im Kriege die 
Soldaten vorgeschickt würden, während sich die 
Offiziere drückten, soviel sie könnten.“ Das war 
denn doch den guten Leuten, die darum saßen 
ind sie bis dahin ruhig hatten gewähren lassen, 
zu viel. Sie fielen dem Sprecher in die Rede 
und als sich gar noch herausstellte, daß derselbe 
veder einen Krieg mitgemacht, noch überhaupt 
Soldat gewesen, pache ihn ein Veteran von 7071 
am Kragen, die Andern folgten seinem Bei⸗ 
spiele und im Nu saßen beide Sozialdemokraten 
vor der Thüre. 
— Ein gewichtiges Gänse-Ei. Der 
Ackersmann Dauiel Schmidt von Wiessbach er- 
hielt ein Gänse-Ei mit dem gewiß bedeutenden 
Bewichte von 282 Gramm. Es ist dies um so 
auffälliger, wenn man bedenkt, daß ein Gänse⸗Ei 
von gewöhnlicher Größe nur ungefähr 160 Gramm 
wiegt. 
— Der Ort Münchweiler wurde vorgestern 
Nacht um 11 Uhr nach «“jähriger Pause durch 
Feuerlärm aufgeschreckt. Es brannte nämlich 
das Wohnhaus und Stallung des Steinhauers 
Heinr. Ledig total nieder. Vieh und das noth- 
wendigste Mobiliar wurden gerettet. Ledig hat 
Alles versichert. Entstehung des Brandes un⸗ 
bekannt. 
— Rhodt, 27. Febr. Gestern Abend bekam 
der in weiteren Kreisen bekannte Sonnenwirt Herr 
Steigelmann einen Schlag und war sofort 
eine Leiche. 
— In Otiterst adt verunglückte das 8 Jahre 
alte Söhnchen des Tagners Johannes Fahrnbach 
II. dadurch, daß es von einem mit Backsteinen be— 
ladenen Fuhrwerke derart überfahren wurde, daß 
der Tod eintrat. 
— Neustadt, 28. Febr. (Reingefallen.) 
Auf gestern Abend hatte sich Herr J. Neysers aus 
Berlin zu einer Soirse mit seinem Phono- 
draphen angesagt. Nachdem das zahlreich ver⸗ 
sammelte Publikum eine halbe Stunde nach dem 
Zeitpunkt, da die Vorstellung beginnen sollte, 
seinem Unwillen über den verspäteten Anfang 
nehrmals geräuschvollen Ausdrenck verliehen, er⸗ 
chien endlich Herr Neysers und bedeutete, daß er 
aunmehr seinen Apparat erst leise und dann immer 
iquter sich pcoduzieren lassen werde. Nachdem er 
inige Worie der Begrüßung in den Apparat ge⸗ 
prochen und den Staniolzylinder zurückgestellt hatte 
ernahm das andächtig lauschende Publikum ein 
chnarrend s Geräusch. das alsbald von hellem 
Fubel begleitet war über die verschnupfte Stimme 
es Herrn Phonographen, wie Herr Wangemarn 
einen Apparvt vor dem Kailer nannte. Nachdem 
»er Versuch. die Anwesenden zu bewillkommnen, 
zrei⸗ bis viermal mißlungen, zog ein Theil der⸗ 
elben es vor, seinerseits einen guten Abend zu 
vünschen. Herr Neysers entschuldigte sich mit der 
m Saale herrschenden Temp'ratur und machte eine 
iertelsftündige Pause, um eine neue Staniolplatte 
rufzuziehen. Doch auch diese wollte die durch den 
5chalitrichter gesprochenen Worie nicht deutlicher als 
uvor reproduzieren. Der mißglückten Versuche müde 
ntfernten fich allmählich die Anwesenden, ihrem 
Unwillen durch hier nicht wiederzugebende Aus⸗ 
drücke Luft machend. Nst. Z.) 
— Pfälzer Bäckerverband. In der 
jestern in Neustadt abgehaltenen Ausschußsitzung 
es Pfiälzischen Bäckerverbandes wurde nach der 
Zw. Z.“ beschlofsen, den diesjährigen Unterver- 
andstag am 7. und 8. Juli in Laudwigshafen 
bzuhalten. 
— In eine verlegenheitsbvolle 
Situation waurde letzthin ein Mitglied des 
Vahlausschusses im braunen Viertel zu Speyer 
jebracht. Der Herr stand an der Urne und nahm 
die Zettel in Empfang. Ein Waähler tritt ein, 
heluchsaugt den Saol, die Kommission, die Urne, 
zie in Gestalt eines Blechkastens vor ihm steht, 
jesonders scharf aber die Hände des Kommissions 
nitgliedes, die nachläsfig auf dem Blechkasten ruhen. 
Dder Name wird genannt, die Liste wird kontrollirt, 
er Zettel wandert, scharf beobachtet von seinem 
Zringer, in den Kasten. Ebenso nachläsfig als fie 
zeruht, begibt fich eine der in ihrer Ruhe gestörten 
Zände in die warme Tasche ihres Gebieters — 
za springt plötzlich der Wähler mit vorgestrecktem 
Urm und Zeigefinger auf ihn los und ruft im 
inverfälschtestem „Speyermer“ Deutsch: „Alleweil 
jo er'n weg!“ Wohl oder übel, das Kommissions⸗ 
nitglied mußte die Tasche umwenden und dem 
nißtrauischen Wähler ad oculos demonstriren, daß 
die Kommissionsmitglieder keine Wahlzetiel stehlen! 
— Deidesheim. Das unlängst hier ver⸗ 
torbene Frl. Luise Gör g hat zur Erweiter⸗ 
ung des Schwesternhauses ein ihr gewe⸗ 
enes Wohnhaus unmiwbelbar beim Schwesternhause 
zelegen, testamentarisch zur Verfügung gestellt. Es 
st dadurch einem diesbezüglich recht fühlbat gewe⸗ 
enen Bedürfnisse abgeholfen und hat sich die 
jochedle Schenkgeberin besonders unter den hiesigen 
Drisarmen ein bleibendes Andenken geschaffen. 
— In Lud wigshafen ist die erste Loko⸗ 
motive für die Dampfstraßenbahn einge—⸗ 
sroffen. Sie führt den Namen „Dannstadt“, trägt 
die Rummer 11 und wurde von der Firma Krauß 
in Müunchen gebaut. 
— Leimersheim, 27. Febr. Der soeben 
sehr niedrige Wasserstand des Rheines er⸗ 
noͤglicht es manchen Bürgern dahier, sich einiges 
Brennholz zu verschaffen. So gelang es vergangene 
Woche dem Goldwäscher udwig Kuhn und dem 
Schiffer Michael Schwab einen im Rhein aufrecht- 
dehenden vier Meter langen und zirka 50 Zenti-— 
neter dicken gesunden Eichenstamm zu länden, wo⸗ 
ür denselben von einem hiesigen Daubholzmacher 
16 Mark bezahlt wurden. Soeben sind einige 
—A 
zinigen Jahren unterhalb des hiefigen Hafens 
jesunkenen Kohlenschiffes zu länden. Der Fluß⸗ 
daubehörde bezw. den Schiffbesitern ist es jedenfalls 
sehr angenehm, wenn der Rhein von solchen 
der Schifffahrt hinderlichen Gegenstaäͤnden gereinigt 
wird. 
— In Grünstadt begingen am Dienstag 
die Eheltute Karl Tisch ihre diamantene 
dochzeit (60. Jahrestag.) Herr Tisch ist 88, 
Frau Tisch 84 Jahre alt und beide sind gesund 
und rüstig. 
— Pfalzisches aus Amerika. Am 
Sonntag den 16. Februar feierte iu Brooklyn ein 
aus der Pfalz stammendes Ehepaar das Fest der 
silbernen Hochzeit, es sind dies der von Ludwigs⸗ 
hafen gebürtige 50jährige Karl Mohr und seine in 
Roxheim geborene Ehefrau Eva geb. Krieg. — 
Am Samstag den 8. Februar hat in Cincinnati, 
D., ein alter dortiger deutscher Pionier, dessen 
PWiege in der Pfalz gestanden, das Zeitliche ge- 
egnet, es war dies Phil. K. Theobald. Derselbe wurde 
am 18. April 1818 in Ilbesheim geboren, desu 
in Kaiserslautern die Schule, begab sich spi 
nach Rancy in Frankreich, wo er Jahre lang 
einem Spirituosen-Geschäft als Vuchhalter thah 
war, und wanderte im Jahre 1845 nach Amen 
aus. Nach kurzem Aufenthalt in Boston fiede 
er nach New-Orleans über und kam im Jad 
1849 nach Cincianati, wo er mit Theuerkauf 
erste deutsche Buchhandlung daselbst begründete, 
er im Jahre 1866 auf eigene Rechnung 
nahm. — In Milwankee feierte kürzlich 
dehrer Friedrich Doniat mit seiner Ehefrau 
Fest der goldenen Hochzeit. Der Vater des 
sannten war aus Landau in der Pfalz gebun 
erm ischtes. — 
f Saarbrücken. Mit dem 1. April, 
Tage des Inkrafttretens des neuen Staatsbeh 
Personentarifs, gelangt die 4. Wageaklasse 
ämmtliche 8 Personen⸗ und gemischten 3 
der Fischbachbahn zur Einführung (oich 
waren nur in 3 Personenzügen solche eingestelll). 
F Vermißt. Wilhelm Stengel, Gerich— 
diener zu Alzey, eatfernte sich am 17. v. Mu, 
wurde am selben Tage noch in Worms geseha 
und wird seitdem vermißt. Die Vermuthung lie 
nahe, daß er sich das Leben geuommen hat. De 
selbe ist 46 Jahre alt, ewa 1,75 Meter qu 
cchlank, hat dunkelbraunes spärliches Kopfhaar, u 
vorn Glatze, kurz gestutzten dunkelen Vollbart ur 
dark gebogene Nase. 
Stüttgart. Gerhaftung.) Bankag 
Rieder, Vertreter der württembergischen Spo 
tafse und der Stuttgarter Allgemeinen Rentenanfie 
in Aalen, ist verhaftet worden. Bis jetzt hated 
zegen ihn eingeleitete Untersuchung Unterschlagunge 
m Gesammibetrage von 40 - 50 000 Mark ergeber 
Biele kleine Leute, namentlich Dienstboten, habe 
hre ganzen Ersparnisse verloren, indem sie d 
elben den Ageuten gegen ganz ungenügende 
die genannten Banken nicht verbindliche Quittung 
uübergaben. 
4 Als die Permanente Ausstellung für 
dustrie und Handel des Bayerischen 6 
verbemuseums in Nürnberg am 
—AVV 
Bebäude am Mariengraben bezog, betrug die Zu 
der ausgestellten Gegenstände nur 20. Welch 
valtigen Aufschwunges sich seildem die Permanen 
Nussiellung zu erfreuen hatte, beweist am befien 
der Uwstand, daß dieselbe zu Ende des Jahre 
1889, in dem fie das vierte Geschäftejahr abh 
chlossen hat, 300 Aussteller zählt. Die Zahl d 
Besucher, welche jäͤhrlich im Durthschnitt 20,00 
msmacht, läßt zugleich erkennen, ein wie große 
Interesse man in den verschiedenen Kreisen? 
Zevölkerung an dieser Veranstaltung nimmt. 
zer richtigen Erkenntnis, daß aus derartigen Un 
tellungen sowohl die Gewerbetreibenden und J 
zustriellen, als auch das kaufende Publikum de 
groͤßten Gewinn zu ziehen vermoͤgen, haben 
ẽrrrichtung derselben der Handelsstand, der Magh 
at und der Gewerbeverein von Nürnberg de 
Bayerisch:n Gewerbemuseum Zuschüsse don 80 
ind 2000 Mark zur Dedung dir Kosten 
Bermanenten Ausstellnng für Industrie und Hande 
Jespendet. Diejenigen Firmen, deren Erzeugni 
ich nicht zur Ausstellung eignen, können dutt 
Blakate, für welche eine besondere Abtheilung em 
Jerichtei ist, vertreten werden. So erfreulich aut 
zie Betheiligung von der Seite der —X 
reibenden und Industriellen, ist, so dürfte fie dot 
noch eine regere und vielseitigere sein. Es sein 
der hierdurch nochmals die Aufmerksamkeit d 
Interessenten auf diese Einrichtung gelen 
ind zugleich hingewiesen darauf, daß voer 
Museum auch Auskunfte aller Art ertheilt werdt⸗ 
Da die Einrichtung der einzelnen Ausstellungt 
om Museum besorgt und soweit es gewünscht win 
ind der Vortath reicht, den Ausftellern Gla 
chränke, Vitrinen ⁊c. unentgeltlich zur Verfügun— 
Jestellt werden, so bestehen die Unkosten nur 
der Entrichtung eines mäßigen Jahresbeitrages.“ 
ist daher in der Permanenten Aussiellung Jeder 
mann die Möoglichkeit gegeben, seine Erzeugnisse 
der günstigsten Weise zur Ausstellung zu bringe 
F Berlin, 27. Febr. Die Stadtverordner 
wählten mit großer Majorität den bisberigen Obe 
bürgermeister v. Forcken bed für fernete zwe 
Jahre zum Oberbürgermeister. 
7 Berlin. Der hiesige Kommetzienroth 
bert Arons hat der Stadtgemeinde Berlin 
schenkweise 20 000 Mark überwiessm mit der